Saris, Götter, Sandokan - Ein Reisetagebuch. Karin Itzigehl
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Karin Itzigehl, Jahrgang 1960, ist Diplom-Handelslehrerin, Redakteurin und staatl. gepr. Sekretärin. Sie arbeitet seit 20 Jahren als Journalistin in Halberstadt (Sachsen-Anhalt). Im Oktober und November 2011 reiste sie 31 Tage durch Indien. Das vorliegende Buch ist ihr aufgearbeitetes Reisetagebuch.
Impressum
Saris, Götter, Sandokan
Karin Itzigehl
Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright © 2013 Karin Itzigehl
Bildnachweis:
Nr. 115, 123, 127, 145, 151, 152, 153, 155, 158, 159, 160 bis 164 von Husni Suwandhi, alle anderen Fotos von Karin Itzigehl
Indien-Karte mit Genehmigung von Daniel Dalet, d-maps.com
ISBN 978-3-8442-4826-5
Vorwort
Ich war da – in meinem Traumland Indien. Bis vor zwei Jahren hätte ich das nicht für möglich gehalten. In der DDR aufgewachsen, verhinderte eine Mauer, dass ich dieses Land sehe. Später war es mein Einkommen, das immer von anderen Notwendigkeiten aufgefressen wurde. Im Herbst 2009 starb mein Vater. Er war kein reicher Mann, aber er hinterließ mir und meiner Schwester ein Sümmchen, von dem ich mir eine Indien-Rundreise erlauben konnte. Als Freie Journalistin mit einem nicht kalkulierbaren und manchmal auch nicht ausreichenden Einkommen hätte ich, wenn ich vernünftig gehandelt hätte, meinen Teil eigentlich auf die hohe Kante packen müssen, wie man so schön sagt. Aber ich hatte neun Jahre lang keine Urlaubsreise mehr gemacht, und ich fühlte mich schon lange ausgebrannt und immer mehr auch gesundheitlich angeschlagen. Ich musste nicht zum Arzt gehen, um mir sagen zu lassen, was das ist. Statt einer Kur therapierte ich mich selbst, indem ich mir meinen Lebenstraum erfüllte – eine lange Reise durch Indien. Wer weiß, was morgen ist?
Mein Indien-Traum begann, als mein Vater einmal einen Bildband über dieses Land mit nach Hause brachte. Ich war zwar noch Kind, aber verständig genug zu erkennen, dass neben den bunten Saris und den traumhaften Palästen auch eine große Armut herrschte. Das alles hautnah und selbst zu sehen, auch diese völlig andere Welt, in der Kühe heilig sind und Kinder zu Bettlern erzogen werden, das war immer ein Reiz für mich. Dann lief 1979 im DDR-Fernsehen die Serie „Sandokan, der Tiger von Malaysia“. Sie handelte von einem Piraten und Freiheitskämpfer gegen die englische Kolonialherrschaft, gespielt von Kabir Bedi aus Indien. Wie gebannt saß ich damals vor der Flimmerkiste und schaute in die ausdrucksvollen, hellbraunen Augen. … Sandokan einmal in meine Arme schließen … wenn ich das könnte …
Dieses Buch schreibe ich, weil Freunde und Bekannte nach meinen Indien-Vorträgen mich dazu immer wieder ermuntert haben. Ich hatte vielen auch von meiner vierwöchigen Reise alle paar Tage einen kleinen Bericht mit Fotos per Mail geschickt. Diese Berichte und mein Reisetagebuch sind der Grundstock für dieses Buch, das keinesfalls den Anspruch eines Reiseführers erfüllen soll. Hier werden nicht Tempel, Moscheen und historische Persönlichkeiten eingehend beschrieben, und schon erst recht nicht kann Anspruch auf Vollständigkeit bezüglich der vielfältigen Kultur Indiens erhoben werden. Es waren nur 31 Tage, aber genügend für einen Erlebnisbericht, aus dem jeder, der auch nach Indien reisen will, Tipps mitnehmen und etwas lernen kann. Und wer nicht nach Indien fahren kann, mag über dieses Buch einfach eintauchen in diese einzigartige Welt mit traumhaften Palästen und Bettlern, aufdringlichen Händlern und heiligen Kühen, vielen Erfahrungen und Begegnungen und auch, wie ich zu meinem indonesischen Reisepartner gekommen bin und wie sich die Begegnung mit dem weltberühmten Schauspieler Kabir Bedi – „Sandokan, der Tiger von Malaysia“ – dann doch tatsächlich klappte und er mich in seiner Wohnung empfing.
Die Reiseroute beginnt in Delhi und führt durch Rajasthan, Uttar Pradesh und Madhya Pradesh in den Süden und zum Schluss nach Mumbai und von dort aus über Delhi zurück.
1. Tag – 16. Oktober 2010 - Delhi
Wir rollen unsere großen Koffer über die gemusterte, braune Auslegware in den riesigen Hallen des Internationalen Indira Gandhi Flughafens in Delhi. Alles ist sehr weitläufig, modern und angenehm. Palmen in großen Kübeln sorgen für südliches Flair, und an gewellten Bronzewänden zeigen überdimensionierte Hände die Zeichen des klassischen dramatischen Kathakali-Tanzes. Wir sind angekommen in einer anderen Welt und streben – gleich nach dem ersten Geldtausch 1: 63 - zum Ausgang des Gebäudes. Dort stehen viele Menschen Spalier, in ihren Händen Pappschilder mit den Namen derer, die sie erwarten. Uns scheint keiner zu erwarten. Immer wieder gehen Husni und ich mit unserem Gepäckkarren an ihnen vorbei. Große braune Augen starren uns fragend an, Taxifahrer versuchen uns lautstark herumzukriegen, in ihre Dienste zu treten. Keine Chance, wir werden abgeholt. Einer hat nur einen Schnellhefter in der Hand. Vielleicht erwartet er uns ja. Ich gehe ganz nah heran, um die kleine Schrift zu entziffern. Da steht tatsächlich mein Name! „Das bin ich“, sage ich und schaue in zwei blaue (!) Augen. Das sollte für lange Zeit mein letzter deutscher Satz sein. Am fragenden Gesichtsausdruck des Mannes erkenne ich, dass ich ab jetzt mein aufgefrischtes Englisch benutzen muss. Ich hatte mindestens 20 Jahre lang keine zwei zusammen hängenden englischen Sätze mehr sprechen müssen. Bei der Arbeit brauche ich es nicht, und Lust darauf, es nur so für mich zu lernen, hatte ich eigentlich auch nicht. Aber jetzt vor der Indien-Reise war natürlich ein Anlass vorhanden. Der Mann mit den blauen Augen entpuppt sich als unser Fahrer. Unser Gepäck wird in einen weißen Tata verstaut, und der Mitarbeiter unseres indischen Reisebüros hängt uns zur Begrüßung Kränze aus gelben Studentenblumen um den Hals. Noch auf der Fahrt ins Hotel erhalte ich meine bereits zu Hause bestellte Airtel Prepaid Karte für mein Netbook. In gemeinschaftlicher Anstrengung installieren wir sie, und ich setze die erste Mail „Gut angekommen“ noch im Auto an meine Schwester ab. Ich bin erleichtert, dass es funktioniert. Ich wollte auf dieser Reise nicht auf Internetcafés angewiesen sein, um meine Berichte und Fotos von unterwegs nach Hause zu schicken. 32 Neugierige hatte ich in meinen Verteiler aufgenommen. Aber mindestens genauso wichtig wie die Berichte nach Hause war für mich, dass ich gegen Ende der Reise mit Kabir Bedi noch einmal über Twitter Kontakt aufnehmen kann, ohne dauernd Internet-Cafés suchen zu müssen.
Kabir Bedi war nicht nur Hauptdarsteller in den beiden Sandokan-Serien „Sandokan, der Tiger von Malaysia“ 1979 und „Die Rückkehr des Sandokan“ 1999. Er spielte und spielt auch heute noch in ca. 100 weiteren Filmen mit, zum Beispiel in „James Bond – Octopussi“, in „Palast der 1000 Träume“, „Das Geheimnis des schwarzen Dschungels“, „Der schwarze Korsar“ oder „Das Gesetz der Wüste“. Das sind meine Lieblingsfilme. Wie schafft man es, seinen Lieblingsschauspieler in Mumbai zu treffen? Als Mitglied seines deutschen Fanclubs bat ich die Vorsitzende schon lange vor meiner Reise, bei ihm anzufragen, ob er mich empfangen würde. Aber er antwortete nicht. Zu dem Zeitpunkt war er in Italien und in Kanada, vielleicht wusste er auch noch nicht, was er antworten sollte. Zwei Wochen vor dem Start wollte ich es aber dann doch nicht dem Zufall überlassen, ob ich ihn sehe oder nicht. Bei ihm klingeln wäre ein Überfall gewesen, den ich selber auch nicht gut gefunden hätte. Aber ich hätte es mir später nie verziehen, wenn ich nicht alles versucht hätte. Denn ich wusste, ich würde nur dieses eine Mal in meinem Leben in Indien weilen. Ein zweites Mal würde ich mir eine Indienreise nicht leisten können. Ich fand heraus, dass Kabir Bedi viel twittert. Diese Möglichkeit im Internet nutzte ich dann auch. Mit 140 Zeichen musste ich erklären, dass ich von seinem deutschen Fanclub bin, vom 13. bis 15. November in Mumbai weile und gern ihn und seine Lebensgefährtin Parveen zum Dinner einladen würde. Ich dachte, dass so eine Einladung auf jeden Fall mehr zu einem Ja animiert als einfach nur der Wunsch nach einem Treffen. Dann musste ich warten. Kabir Bedi schrieb an dem Tag noch vier Nachrichten ins Twitter-Universum und schien meine