Anja und das Reitinternat - Auf gut Glück. Feli Fritsch
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Читать онлайн книгу Anja und das Reitinternat - Auf gut Glück - Feli Fritsch страница 6
„Deshalb wundert es mich“, erwiderte ich leise.
„Ich meinte mit meinem etwas unsensiblen Satz, dass ich keine Lust mehr auf die Entfernung zwischen uns habe. Wir haben eine super Grundlage, das Internat, auf dem wir beide wohnen könnten. Ich würde es tun. Wieso machen wir es denn dann nicht?“ Philipp lächelte mir zu.
„Weil deine Eltern es nicht wollen“, meinte ich seufzend.
„Und weil ich das nicht nachvollziehen kann, werden wir jetzt zusehen, dass ich zu dir ziehe“, Phil küsste mich demonstrativ und ich fühlte mich auf einmal wie in einem Déjà-Vu. Zunächst dachte ich, dass sei, weil er das schon mal zu mir gesagt hat, dann dachte ich an einen Traum. Erst dann fiel mir blitzartig wieder ein, woher ich diesen Satz kannte: ich hatte ihn selbst zu Amelie gesagt!
„Anja, alles okay? Du wirkst so abwesend“, riss mich Phil plötzlich aus meinen Gedanken.
„Äh ja, alles gut. Ich finde es gut, dass du das sagst. Ich hatte keine Lust mehr, dir damit hinterherzurennen“, gab ich zu.
„Na, was ein Glück, dass ich gemerkt habe, dass es nun an mir liegt“, er zwinkerte mir zu, dann küsste er mich und wir drehten uns kurz um seine Achse.
„Ich liebe dich, Phil. Bitte mach nicht wegen dieser Fernbeziehungssache Schluss.“ Ich wurde wieder ernst.
„Keine Sorge. Dafür liebe ich dich zu sehr.“ Ein letzter Kuss, dann griff er sich wieder eine Bürste und wir machten Boreo fürs Springtraining fertig.
Es war zwar eiskalt draußen, aber das hielt Phil und mich nicht auf, uns kurz vor Mitternacht auf meinen kleinen Balkon zu stellen und den Sternen zuzusehen.
„Zum Glück ist heute eine klare Nacht“, flüsterte mein Freund mir zu und drehte sich kurz um zur Tür, die zurück ins Zimmer führte und die wir angelehnt hatten.
„Da hast du recht. Sonst hätten wir uns hier den Hintern abgefroren“, erwiderte ich und folgte seinem Blick. „Was ist?“
„Wollen wir die Stühle zur Seite räumen und uns eine Decke auf die Erde legen? Dann können wir uns dort hinlegen. Das Stehen wird mir nämlich ein bisschen zu anstrengend“, gab er zu.
„Und du willst Sportler sein?“, lachte ich und zog die Tür auf, um eine alte Picknickdecke zu holen. Phil schnappte sich unsere Bettdecken und zwei Kissen, dann machten wir es uns auf den kalten Dielen des Holzbalkons gemütlich.
„Kannst du es mir verübeln?“, wollte Phil dann wissen und legte einen Arm um meine Schulter. Ich kuschelte mich zu ihm.
„Ein klitzekleines bisschen. Aber ich hatte auch keine Lust mehr, die halbe Nacht hier rumzustehen, deshalb fand ich deine Idee gut“, erwiderte ich an seiner Schulter und legte meinen Arm um seine Brust. Phil lachte und ich nahm jeden seiner Atemzüge wahr.
„Wie fändest du es, wenn wir das jeden Tag machen könnten?“, fragte Phil nach einer Pause.
„Was?“
„Das hier. Nachts rausgehen und sich die Sterne anschauen“, antwortete er.
„Das wäre cool. Meinst du damit, weil du dann hier wohnen würdest?“, hakte ich nach.
Philipp nickte. „Richtig. Ich fände das super“, er drehte seinen Kopf und wartete, bis ich ihn ansah, dann küsste er mich auf den Mund. Lange und vorsichtig.
„Könntest du dir vorstellen, eines Tages Internatschef zu werden? Und die Zucht und Ausbildung zu übernehmen?“ Ich öffnete die Augen, als Phil von mir abließ und mich in der Dunkelheit ansah, die lediglich vom Licht aus meinem Zimmer leicht erhellt wurde.
„Du meinst, wenn du das Internat von deinen Eltern übernimmst und ich dich bis dahin geheiratet habe?“ Er schmunzelte.
„Ja genau.“ Mein Blick lenkte sich auf Philipps Brust. Ich hatte den Reißverschluss seiner Jacke leicht geöffnet und darunter kam sein muskulöser Oberkörper zum Vorschein, der nur in einem dünnen weißen T-Shirt steckte. Mein Zeigefinger glitt vorsichtig die Rundungen seiner Muskeln entlang. Woher hatte er die bloß? Ging er neuerdings in die Muckibude?
„Könnte ich mir schon vorstellen“, sagte er nach einer Weile. „Und unsere Kinder reiten dann erfolgreich Dressur- und Springturniere mit ihren eigenen Pferden und vertreten das Internat auch in der Ausbildung unserer Nachwuchspferde. Du wirst Direktorin und ich Chef des Stalls“, Philipp grinste, als er sich ausmalte, wie unsere Zukunft – unsere gemeinsame Zukunft – aussehen könnte.
Ich musste lachen. „Unsere Kinder“, sagte ich dann leise.
„Was ist?“ Phil sah mich genau an.
„Naja. Für Kinder muss man ja erst mal …“ Ich brach ab.
„Du meinst … Sex haben?“
Ich starrte meinen Freund erstaunt an. „Ja, genau, das meinte ich … Wieso …?“
„Ach, Anja“, Phil lachte leise. „Das ist doch voll normal. Du bist ein Mädchen, ich bin ein Junge, wir sind seit über einem Jahr zusammen und wir werden älter. Hast du noch nie darüber nachgedacht?“
„Naja, schon, aber das ist nicht der Rede wert“, lenkte ich schnell ab. Amelies Pillenaktion hatte mich dermaßen verunsichert und ich fand nicht, dass es schon an der Zeit war, um über Dinge wie Sex und das erste Mal zu reden. Waren wir nicht beide noch viel zu jung dafür?
„Dir ist das unangenehm“, bemerkte Philipp amüsiert. „Aber das ist okay.“
„Wie meinst du das überhaupt? Hast du schon mal darüber nachgedacht oder wieso fragtest du?“ Ich war ein bisschen überfordert.
„Klar“, erwiderte Phil. „Recht viel sogar.“
Ich musste schlucken. Wollte Phil etwa …? Nein, das konnte ich mir doch nicht vorstellen. Aber andererseits: ich hatte auch nicht gewusst, dass diese Gedanken überhaupt in seinem Kopf rumspukten. Was war los? Wieso?
„Anja? Ist alles okay? Ich wollte dich damit nicht verunsichern“, Philipp richtete sich auf und lehnte seinen Rücken an die Hauswand. Er beobachtete mich dabei, wie auch ich mich hinsetzte.
„Amelie hat den Anfang getan. Sie hat sich die Pille verschreiben lassen und mich mit ihrer lockeren offenen Art schon ein wenig verunsichert. Und jetzt sagst du, dass du … mit mir … Das ist einfach so unvorstellbar für mich“, ich wandte den Blick ab und starrte über das Geländer hinaus auf die Koppeln. Es war stockfinster, man sah nur ein großes schwarzes Nichts.
„Aber ich will doch gar nicht jetzt … Anja!“ Phil schnappte sich meine Hand. „Ich finde nicht, dass jetzt der passende Zeitpunkt dafür ist“, sagte er dann ruhig.
„Aber …“ Ich wusste gar nicht mehr, was ich sagen sollte.
„Ich hab mit dem Thema doch nur angefangen, weil man doch vielleicht einfach mal darüber reden kann. Bis wir beide sechzehn sind, ist doch noch massig Zeit und selbst wenn du dann immer noch sagst, dass du nicht willst … glaubst du, ich trenne mich deshalb von dir?“ Phil sah mich abwartend