Anja und das Reitinternat - Auf gut Glück. Feli Fritsch
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Читать онлайн книгу Anja und das Reitinternat - Auf gut Glück - Feli Fritsch страница 7
„Das ist beruhigend …“, sagte ich nur.
Phil seufzte. „Ich hätte nicht damit anfangen sollen …“
„Mach dir keine Vorwürfe!“ Jetzt war ich diejenige, die sich hektisch umdrehte. „Es ist okay.“ Ich drückte seine Hand, die vorsichtig meine genommen hatte. „Lass uns nur bitte einfach damit warten, bis der Zeitpunkt passt, ja?“
„Kein Problem!“ Phil zog mich in seine Arme und küsste mich. Wir waren uns auf einmal ganz nah und ich staunte über mich selbst, dass ich die Gedanken an das Gespräch gerade recht schnell wieder vergaß. Phil zog mich auf seinen Schoß und schlang seine Arme ganz fest um meine Hüfte. Der Kragen seiner Jacke kitzelte, als ich den Kopf neigte, um ihn gewähren zu lassen. Was war das bloß für ein seltsamer Tag voller Missverständnisse gewesen?
Wunder Punkt
Das unangenehme Gespräch, das Phil und ich in jener Nacht geführt hatten, war am Montag bereits wieder vergessen. Ich war überzeugt davon, dass mich meine Müdigkeit die Angelegenheit ganz anders hatte wahrnehmen lassen, sodass ich auf Phils Andeutungen etwas blöd reagiert hatte. Ich wollte keinen Gedanken mehr daran verschwenden, sondern mich lieber unserer neuen Mission widmen: Projekt Phil!
Als ich nach Erdkunde in der achten Stunde nach Hause kam, fand ich Mama in der Küche Waffeln backend. Sie goss gerade eine gute Ladung Teig ins Waffeleisen und schloss das zischende Ding, als sie mich bemerkte.
„Hallo, meine Große. Wie war die Schule?“, fragte sie wie fast jeden Nachmittag, wenn ich nach Hause kam.
„Gut. Nur Herr Paulus hat sich mal wieder mega aufgeregt, weil Erwin und Pia zu spät kamen. Pias Pferd hat nämlich irgendeine Verletzung am Bein. Wusstest du das schon?“ Ich wollte mir eine Waffel vom Gitter klauen, auf dem sie abkühlten, doch Mama hielt meine Hand zurück.
„Erst Hände waschen“, sie deutete aufs Waschbecken. „Ja, Pia war schon bei mir. Deshalb kamen sie zu spät.“
„Paulus geht mir voll auf die Nerven …“, begann ich.
Aber Mama unterbrach mich: „Herr Paulus, Anja!“
„Ja, dann eben Herr Paulus. Der meckert jede Stunde rum. Dem wäre es wohl am liebsten, wenn wir Wirtschaft immer in der ersten hätte, aber dann müsste er feststellen, dass einige verschlafen. Dem kann man es nie recht machen!“
„Ich werde noch mal mit ihm reden, okay? Er muss sich langsam mal damit abfinden, so wie alle anderen Lehrer auch“, fand Mama und ließ mich nach dem Händewaschen endlich eine Waffel klauen. In dem Moment kam Papa in die Küche und auch er wurde von Mama zunächst ans Waschbecken geschickt.
„Anja, am Mittwoch fängt offiziell das L-Training für dich und Sky an. Kannst du abends in die Reithalle kommen?“, wollte Papa von mir wissen und setzte sich an den Esstisch in der Küche.
„Ja, abends geht das.“ Dann fiel mir wieder etwas ein. „Ich wollte eigentlich mit euch über was ganz anderes reden“, ich setzte mich Papa gegenüber an den Tisch und wartete darauf, dass sie mir beide ihre Aufmerksam schenkten.
„Was ist los, Anja? Ist irgendwas passiert?“ Mama stellte vier Teller auf den Tisch und einen Becher Sahne, den sie bereits geschlagen hatte.
„Phil hat keine Lust mehr auf dieses ganze Wochenendding. Und auch mir reicht diese Wochenendbeziehung langsam“, fing ich an.
„Habt ihr euch etwa getrennt?“, fragte Papa erstaunt. „Ich dachte, bei euch läuft es derzeit spitze.“
„Läuft es ja auch. Und nein, wir haben uns nicht getrennt. Und weil es so gut läuft, wollen wir seine Eltern überzeugen, ihn beim Reitinternat anzumelden. Dann kann er mit Baltic hier trainieren und wir müssten uns nicht mehr irgendwelche Wochenenden rausgucken, an denen wir uns treffen und einer sein Pferd stehenlassen muss.“ Ich wartete kurz ab.
„Ja, klingt sinnvoll“, sagte Papa kauend und erntete dabei von Mama einen tadelnden Blick.
„Meine Frage wäre jetzt, ob er da überhaupt eine Chance hat. Also nicht wegen des Überzeugens, sondern wegen der freien Plätze. Kann Phil überhaupt aufs Internat gehen?“ Ich warf erst Mama, dann Papa einen erwartungsvollen Blick zu.
„Der Junge ist ein Ausnahmetalent. Ihn auf dem Internat zu haben, wäre der Jackpot“, sagte Papa sofort, als er Mamas nachdenklichen Blick bemerkte.
„Ich denke nur gerade darüber nach, ob wir deiner Jahrgangsstufe noch Platz haben. Denn er kann ja schlecht ein Jahr höher oder tiefer gehen“, versuchte sich Mama zu verteidigen.
„Wovon redet ihr?“ Cedric tauchte in der Küche auf, wusch sich als einziger freiwillig die Hände und setzte sich auf seinen Platz neben Papa.
„Anja und Philipp überlegen, wie sie seine Eltern vom Reitinternat überzeugen können“, erklärte Papa, während Mama im Kopf nachrechnete.
„Oh, ja, bitte. Dann könnten wir nächstes Jahr zusammen auf die Jugendmeisterschaften fahren“, freute sich Cedric und ich sah ihn erstaunt an.
„Er muss sich erst mal qualifizieren, Cedric“, erinnerte ich ihn.
„Das wäre der Hammer. Unser Internat wäre plötzlich richtig berühmt“, träume Cedric weiter und ich verdrehte die Augen. Dann wandte ich mich an Mama. „Kann er nicht in meine Klasse?“
Während Papa und Cedric sich eindeutige Blicke zuwarfen, seufzte Mama. „Wir sind eine gerade Zahl an Reitern und im zweiten Halbjahr stehen immer noch dieselben Partnergruppen wie im ersten Halbjahr auch“, erwiderte sie dann.
„Na toll.“ Ich war resigniert. „Aber wäre es denn schlimm, wenn er sich irgendwie anders einbringt. Er muss doch bloß eine gleich zu wertende Leistung erbringen, oder?“
„Ach, Anja“, Mama musste lachen. „Es ist total süß, wie du dich für ihn einsetzt. Bis ihr seine Eltern überzeugt habt, habe ich auch sicherlich eine Lösung gefunden.“ Sie lächelte mir mütterlich zu und ich gab mich zufrieden. Wenigstens waren sie alle begeistert von der Idee. Ganz vorne weg natürlich Cedric, der allerdings mit ganz eigenen Neuigkeiten in die Küche gekommen war.
„Ich hätte da auch noch was“, meinte er, als das Thema Phil bereits ein paar Minuten in den Hintergrund gerutscht war.
„Was ist heute bloß für ein Tag?“, sagte Mama. „Cedric, was ist passiert?“
„Ich … ist morgen irgendwas Wichtiges geplant?“ Auf einmal wurde er nervös.
Mama war verwundert. „Nein, nichts.“
„Können wir morgen zusammen zu Mittag essen? Ich … möchte euch gerne jemanden vorstellen“, rückte er dann mit der Wahrheit heraus.
„Was heißt denn das?“, wollte Papa wissen, der sich aus solcher Art Gesprächen eigentlich raushielt.
„Ich möchte euch gerne meine Freundin vorstellen. Marie und ich sind seit drei Wochen zusammen“, Cedric warf Papa einen genervten Blick zu.
„Uhhh, was geht denn jetzt ab? Erst bekommt Amelie von Sebi eine zweite