Anea. Wolfgang Greuloch

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Anea - Wolfgang Greuloch Level ˟

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das Ende des Waldes ankündigt. Larus verharrt plötzlich und dreht sich zu Anea um:

      „Da vorne endet der Wald. Meine Mission ist hier erfüllt, vorerst. Du gehst weiter wie beschrieben. Merke dir die Stelle genau, an der du aus dem Wald trittst, denn zurück zu mir findest du nur an diesem Ort, aber das wird dir nicht schwer fallen. Wenn du zurück bist, brauchst du nicht lange zu warten. Ich werde da sein.“

      Anea schaut nach vorne, in Richtung Waldgrenze. Sie hört einen seltsamen sanften Akkord aus drei Tönen in ihrem Inneren, dreht sich um, aber Larus ist verschwunden.

      Anea geht weiter, wenige Schritte, und sie schaut auf eine weitläufige, hügelige Wiesenlandschaft, manchmal unterbrochen durch lockeren Baumbestand, durch Hecken umrahmte Felder, das Gelände stetig ansteigend, in schroffe Hügelformationen übergehend, manche Hügel geformt wie Kegel, manchmal aufgeworfen zu einer steilen, von Granitfelsen durchzogenen Wand, deren Ende die Landschaft auf ein höheres Plateau zu heben scheint. Hinter diesen Hügel lugen graue und glitzernd weiße Bergspitzen hervor.

      Achtung!

      Sie muss sich die Stelle merken. Sie schaut nach rechts den Waldsaum entlang, registriert die Formation des Geländes, sie schaut nach links, sieht die in der Ferne aufragende Bergspitze, blickt nach vorne, verankert die geometrische Struktur der Felder in ihrem Inneren.

      Sie weiß, sie wird die Stelle wieder finden.

      Anea wandert in Richtung Sonne, die nicht mehr bedrohlich über ihr steht, wie im Wüstenstreifen aus dem sie kam, sondern ihr Licht schräg über die Berge auf die Landschaft wirft.

      Anea wandert ruhig und ausdauernd. Bald findet sie einen Weg, der aus zwei parallel laufenden Spuren besteht, die weniger mit Gras bewachsen sind als das übrige Land. Der Weg führt in Kurven über das Hügelland, an Baumgruppen und akkuraten Feldern vorbei, die manchmal mit langen Halmen, die in dicken haarigen Ähren enden, oder mit kurzem grünblättrigen Kraut, bepflanzt sind.

      Ein Geräusch, über ihr, in dieser blauen Glocke, die über dieser Welt liegt. Ein Zirpen, ein Trällern, seltsame Töne. Sie sieht das Wesen, das durch die Luft flattert und sich auf der braunen Erde eines Ackerbodens niederlässt, auf dem schon andere Artgenossen mit auf und ab nickenden Köpfen in der Erde picken.

      Eins, zwei schwarze Schatten, ebenfalls durch die Luft schwebende Wesen, kommen herbei und lassen sich auf dem Ackerboden nieder. Sie sind größer als die ersteren und schreiten majestätisch ruckartig vorwärts, zeigen mit ihren kräftigen Schnäbeln mal hier und mal dort hin. Die Kolonie der kleineren Wesen flattert laut schimpfend auf, steigen in sichere Höhe, drehen eine Kurve wie von einem Anführer gelenkt und lassen sich in der gegenüberliegenden Ecke der freien Ackerfläche nieder.

      Was sind das für Wesen, die durch die Luft laufen können?

      ‚Vögel!’, antwort die Stimme aus ihrem Inneren. ‚Sie fliegen’.

      Und was raschelt da drüben in den Hecken?

      ‚Ein Tier!’

      Sie glaubt, ein glitzerndes Augenpaar in der Dunkelheit des Unterholzes zu sehen, das sie neugierig beobachtet. Sie lauscht nach innen. Ist da etwas, das ihr sagt, von diesem Tier geht Gefahr aus? Nein, sie spürt nicht das warnende Signal der Gefahr, so wie sie es wahrnahm, als sie aus dem Sandloch kroch. Dann dreht das Tier um und verschwindet gelangweilt im Blattwerk. Anea sieht flüchtig die Umrisse des Wesens, klein, weitaus kleiner als sie.

      Sie wandert weiter Richtung Sonne, die unbeweglich über den Bergen steht und ein mildes, angenehmes Licht auf die Landschaft wirft. Das Gelände steigt an, aber die Hügel rücken kaum näher. Nach einer Kuppe schaut sie in eine flache Senke, die eine größere Ausdehnung besitzt und bis zu den ersten schroffen Hügeln reicht. In der Ferne ragen seltsame, ja was, Bauwerke, aus dem Gelände, aus Holz der Bäume gefertigt, manchmal auch teilweise aus Stein; abgeschlossen von nach beiden Seiten schräg nach unten laufenden vergilbt schimmernden dickem Blattwerk.

      Icks und Ips

      Und nun hört Anea auch Stimmen von Wesen, die in der Umgebung der Hütten auf Feldern und Wiesen beschäftigt sind. Sie ähneln den Geschöpfen, die mit ihr in der Wüste vor dem Moloch zu flüchten versucht haben. Dann sehen sie mir ähnlich, stellt Anea fest. Aber diese Wesen besitzen unterschiedliche Größen, teilweise sind sie hoch gewachsen, dann folgen alle Größenabstufungen, bis zu zwergenhaftem Wuchs. Besonders diese Sorte hüpft und wuselt um die Größeren herum oder sie jagen in kleinen Gruppen um einander.

      Anea steht unter dem Blätterdach eines mächtigen Baumes, dessen Äste fast bis zum Boden reichen, und überblickt das Treiben in der Senke. Sie beobachtet die Gruppe der kleineren Wesen, die rufend, manchmal schreiend, vor einem einzelnen Wesen weglaufen, zwischen den Hütten auseinanderstieben und verschwinden. Das einzelne kleine Geschöpf geht nach einigen Augenblicken den anderen hinterher. Aber das Geschöpf kommt nur langsam voran, es kann nicht schneller. Eines seiner Beine funktioniert nicht, es zieht es ruckartig hinterher. Seine Spielgefährten springen lachend aus ihren Verstecken, schneiden Grimassen und fordern das hinkende Kind provozierend zu einer schnelleren Gangart auf.

      Kind?

      Das sind die Icks und ihre Kinder von denen Larus erzählte. Hier beginnt meine Aufgabe.

      Aufgabe? Ja, meine Aufgabe. Sie ist sicher. Wie in der Wüste, als etwas sie vor der drohenden Gefahr warnte.

      Anea will gerade aus ihrem Versteck heraustreten, als Unruhe bei den erwachsenen Icks, die auf den Feldern arbeiten, entsteht. Sie rufen einander zu, zeigen in Richtung Berge. Und jetzt bemerkt es auch Anea. Undeutliche Figuren laufen den Hang hinunter, aus der Deckung eines kleinen Wäldchens und stürmen auf die Icks zu. Dunkle Gestalten, die anders gekleidet sind als die bäuerlichen Icks, mit ihren hellen Stoffen. Die Gestalten fuchteln drohend mit langen Stangen in der Luft, laufen schreiend auf die Icks zu, die ihre Werkzeuge fallen lassen und in die Hütten zu flüchten versuchen. Die Kinder sind schon verschwunden. Aber nicht alle. Das hinkende Icks-Kind steht wie versteinert in der Mitte des kleinen Platzes zwischen den Hütten und schaut den heranstürmenden Gestalten mit großen Augen entgegen. Aber es ist nicht das einzige, das noch keinen Schutz findet, zwei Andere verbergen sich hinter Büschen, die in der Nähe der Hütten stehen.

      Die Angreifer, die mit dunklen, robusten Jobben bekleidet sind und helmartigen Kopfbedeckungen tragen, unter denen dunkles, verfilztes Haar hervorsteht, erreichen die Hütten.

      Die Yps.

      Sie sind gekommen, um die Kinder der Icks zu verschleppen.

      Das Kind steht immer noch wie versteinert auf dem Platz. Keiner der dunklen Gestalten kümmert sich um das kleine Wesen. Die Yps treten die Pforten der Hütten ein, stürmen hinein, aus dem Inneren ertönt wildes hysterisches Geschrei, ein Mann stürzt aus einer Hütte und läuft auf das Kind zu. Ein Yps-Wesen tritt ihm entgegen, stößt ihm seine Stange vor die Brust, wirft ihn zu Boden und tritt den Icks-Erwachsenen mit seinem schweren Stiefel, stößt ihm mit der Stange in die Rippen. Der Icks bleibt bewegungslos am Boden liegen.

      Der Yps-Mann fesselt die Hände des Kindes, bleibt bei ihr stehen, will seine Beute nicht gehen lassen. Die anderen Yps durchsuchen die Hütten. Eine Familie der Icks tritt aus der Hütte, zwei Erwachsene, unterschiedlicher Größe und Körperstatur, die Kleinere der beiden trägt langes Haar, bei ihnen sind mehrere Kinder. Sie alle stehen dicht gedrängt beisammen. Mehrere Yps kommen herbei, schlagen einen der Erwachsenen, einer schreit krächzend einen Befehl, zwei laufen in die Hütte, einen Moment später ertönt ein spitzer Schrei. Ein Yps kommt aus

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