Plötzlich ist alles anders - 25 Traueransprachen. Hilmar Dutine

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Plötzlich ist alles anders - 25 Traueransprachen - Hilmar Dutine

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ich?

       Hat das Leben einen Sinn?

       Wie kann Gott Leid zulassen?

       Wo war Gott, als wir ihn gebraucht haben?

      Zuversicht und Hoffnung, aber auch Anklagen und Zweifel werden in diesen Gesprächen thematisiert. Ich spüre, dass ich als Seelsorger und Theologe angefragt bin –nicht als Organisator, Eventmanager oder Pausenclown..

      Wenn ich nach dem Besuch das Trauerhaus verlasse, reflektiere ich unser Gespräch:

       Was für ein Bild entsteht vor meinem geistigen Auge von dem oder der Verstorbenen?

       Was war dem oder der Verstorbenen wichtig im Leben?

       Was hat ihn oder sie geprägt?

       Woran hat sein oder ihr Herz gehangen?

       Wie kann ich sein oder ihr Leben aus dem christlichen Glauben heraus deuten?

       Gab es ein gelebtes Glaubenszeugnis?

      Die Erkenntnisse fließen dann mit ein in meine Traueransprache. Ich baue sie klassischerweise in zwei Teilen auf:

      Ein Teil umfasst die Benennung der Geburts- und Sterbedaten sowie wichtigen Ereignisse im Leben des Verstorbenen. Aus vielen Besuchen im Anschluss an eine Beisetzung weiß ich, dass dieser personenbezogene Teil der Ansprache für die Angehörigen sehr wichtig ist. Sie fühlen sich an- und ernst genommen Sie spüren, dass der oder die Verstorbene durch mich eine Wertschätzung von außen erhält.

      Der andere Teil meiner Ansprache ist der Deutung des Lebens aus dem christlichen Glauben gewidmet. Was kann uns der oder die Verstorbene mit seinem oder ihrem Leben im Lichte des Glaubens sagen? Sind Spuren der christlichen Lehre in seinem Wirken auf Erden spürbar geworden. Dies ist der weitaus schwierigere Part der Vorbereitung. Die Angehörigen können detailliert das Leben des Verstorbenen darstellen; die Frage nach dem christlichen Glauben überfordert sie. Es war, wie ich oft im Gespräch erfahren musste, nie Thema des Verstorbenen und seiner Familie.

      Ich versuche, jede Ansprache neu und individuell zu formulieren. Durch Rückmeldungen wird mir bestätigt, dass ich die richtigen Worte gefunden habe. Wobei ich ehrlich gestehen muss, dass die Aussage „das war eine schöne Ansprache, die Sie gehalten haben“ mich auch immer ein wenig verunsichert. Es löst bei mir die Fragestellung aus, ob ich einfach nur die Biografie in der richtigen Reihenfolge wider gegeben habe oder ob auch die christliche Glaubensaussage echten Trost spendete..

      Das vorliegende Buch ist als Unterstützung bei der Formulierung eigener Traueransprachen gedacht. Es enthält 25 Ansprachen, die ich so auf Friedhöfen gehalten habe. Es ist zwar theoretisch möglich, einzelne Reden ohne weitere Bearbeitung zu verwenden. Aber, wie ich eingangs schon schrieb, ist jede Lebensgeschichte einmalig und daher sollte jede Ansprache ebenfalls einzigartig und individuell formuliert werden..

      Ich gehe in meinem Buch bewusst nur dann auf Lebensdaten und –ereignisse ein, wenn sie zum Verständnis der Predigt dienen. Viele Zahlen, Orte und Anekdoten habe ich bewusst gekürzt...

      Ebenso verwende ich an Stellen, an denen ich den Namen des oder der Verstorbenen genannt habe, das Synonym „der oder die Verstorbene“. Ebenso ist das konkrete Sterbedatum immer mit „seinem oder ihren Todestag“ anonymisiert worden.

      Die Predigten sind selbstverständlich entweder für einen Mann oder eine Frau formuliert worden. Aus diesem Grund habe ich in den hier vorliegenden Ansprachen nur eine Geschlechtsform genannt und bewusst auf die männliche und weibliche Form verzichtet. Eine Umformulierung ist natürlich möglich.

      Aus urheberrechtlichen Gründen sind die Bibeltexte und weitere verwendete Gedichte nicht wörtlich abgedruckt. Sie sind aber im Internet leicht zu finden.

      Die vorgeschlagenen Bibelstellen werden, wenn nicht anders angegeben, direkt vor der Traueransprache vorgetragen.

      Ich wünsche Ihnen viel Freude und gute Gedanken beim Formulieren Ihrer Traueransprachen.

      Gott segne Ihre Arbeit!

      Zum Autor:

       Hilmar Dutine, Jahrgang 1969, verheiratet und Vater eines Sohnes.

      Er ist Diplom-Religionspädagoge (FH) und arbeitet seit 1996 als Gemeindereferent im kirchlichen Dienst.

      Ansprache 1

      Thema:

      Wenn die Kraft zu Ende geht

      Mt 25, 34b - 40

      Kommt her, ihr Gesegneten

      Ps 103, 8 . 13 . 17

      Barmherzig und gnädig ist der Herr

      Hinweis:

      Die Bibelstellen sind in dieser Predigt integriert.

      Liebe Trauergemeinde!

      Wenn die Kraft zu Ende geht, ist die Erlösung eine Gnade. Diese Worte haben Sie für Ihre Trauer-Anzeige in unserer Tageszeitung ausgewählt.

      Kraft – Erlösung – Gnade.

      Betrachten wir diese drei Worte einmal genauer. Was bedeuten sie? Und an was denken wir jetzt hier an diesem besonderen Ort auf dem Friedhof?

      Kraft

      Mir fällt immer mehr auf, dass in der heutigen sogenannten modernen Gesellschaft nur der vitale, gesunde und kraftvolle Mensch zählt. Nur derjenige, der etwas zu leisten imstande ist und somit das Bruttosozialprodukt steigert, wird umworben und bekommt Anerkennung. Ein kranker, alter und nicht mehr produktiver Mensch wird schnell zur Seite geschoben.

      Dies ist ein Phänomen der modernen Gesellschaft, die ihre Alten und Kranken immer schneller in Seniorenheime abschiebt. Dorthin, wo wenige Pflegekräfte einer immer größer werdenden Zahl an Pflegebedürftigen gegen über stehen und immer weniger Zeit für den Einzelnen da ist. Anfangs noch hochmotiviert, sich für den alten Menschen einzusetzen, schwindet das Engagement angesichts der erbarmungslosen Zeit- und Personalpläne.

      Und in früheren Jahren?

      In früheren Generationen wurden Kranke und Aussätzige vor die Stadtmauer gejagt und ihnen bei Strafe untersagt, wieder in das Dorf hinein zu kommen.

      Der Mensch zählt nur, wenn er produktiv und kraftvoll ist.

      Doch ist dies nicht zu einseitig gesehen? Hat wirklich nur der gesunde und vitale Mensch eine Da-Seins-Berechtigung?

      Ich glaube nein. Jeder Mensch hat seine eigene unantastbare Würde, so heißt es schon im Grundgesetz. Kein Mensch darf diskriminiert und ausgegrenzt werden wegen seiner Hautfarbe, seinem Geschlecht oder seiner Religion.

      Und auch für uns, die wir uns auf Jesus Christus berufen, ist die Würde jedes Einzelnen wichtig. In jedem sehen wir Jesus Christus:

      Im Evangelium nach Matthäus hören wir:

      Vortragen der Bibelstelle Mt 25, 34b – 40

      Liebe

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