Unsere Gleichgültigkeit ist das Todesurteil anderer. Anton Jaru

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Unsere Gleichgültigkeit ist das Todesurteil anderer - Anton Jaru

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style="font-size:15px;">      Der ursprüngliche Grund, warum ich so ein Buch schreiben wollte, war einfach der, dass scheinbar kein vergleichbares Buch existiert. Zumindest keins, das meinen Vorstellungen ungefähr entspricht. Es gibt viele Bücher über konkrete Sachverhalte, aber kaum welche, die umfassend dem Grundverständnis von Politik, Medien und Gesellschaft dienen. Und so wird ständig an der Oberfläche gekratzt, anstatt in die Tiefe zu gehen. Das führt dazu, dass man vielen Menschen immer wieder neu aufkommende Sachverhalte erklären muss, weil sie nicht in der Lage sind, sie selbstständig zu verstehen. Diese Situation erinnert an einen Abhängigen, der ständig neuen Stoff braucht, um irgendwie zurechtzukommen. Ich wollte diesen aussichtslosen Kreislauf beenden und letztlich ist ein unkonventioneller Leitfaden für politische Bildung entstanden, der mit wichtigen persönlichen Voraussetzungen beginnt und mit konkreten Handlungsmöglichkeiten endet. Man könnte dieses Buch auch als Anleitung für angehende politische Aktivisten betrachten.

      Worauf ich mit allem hinaus will: Entweder wir akzeptieren die Situation, so wie sie ist, oder wir ergreifen die Initiative für Veränderungen. Einer alleine wird nicht viel ausrichten können, zusammen können wir aber die ganze Welt auf den Kopf stellen. Politik geht uns alle etwas an und es liegt in unserer Verantwortung, sie zu ändern.

      2. Empört Euch!

       „Das Gleiche lässt uns in Ruhe; aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht.“

      Johann Wolfgang von Goethe

      Die gleichgültige Haltung, die uns so lähmt, ist wie schon beschrieben das Grundübel der Welt. Das Gegenmittel dafür heißt Aufklärung, weil die Aufklärung Empörung provoziert. Die Empörung drückt den tiefen Wunsch nach Veränderungen aus; sie ist wie eine lodernde Flamme in uns, die zum Handeln antreibt und die nötige Energie für den Kampf um Veränderungen liefert. Sich zu empören bedeutet also, nicht gleichgültig zu sein; sich zu empören bedeutet, Probleme nicht zu ignorieren. Empörung kommt von ganz alleine auf, wenn man sich nur mit ernsten Themen auch ernst befasst.

      Erst aus Empörung kann Widerstand und eine starke Zivilgesellschaft erwachsen, denn sie ist der Treibstoff für politisch aktive Menschen. Gründe dafür findet man mehr als genug: Ob Globalisierung, Nahostpolitik, Rüstungsexporte, Umweltpolitik oder das immer größer werdende Gefälle zwischen Arm und Reich - jeder kann ein Thema finden, das ihm wirklich am Herzen liegt und eine regelrecht leidenschaftliche Empörung erzeugt. Die freiwerdende Energie kann und muss für den zivilen Widerstand verwendet werden. Kanalisieren Sie alles, was sich in Ihnen angestaut hat, in Ihre Arbeit für eine bessere Welt.

      Wer dagegen geistig nicht erregt ist, kommt gar nicht auf die Idee, zu handeln. Die Empörung gibt uns den nötigen Stoß, um politisch zu handeln, was letztendlich zu realen Veränderungen führen kann. Wer seine Empörung systematisch und zielgerichtet einsetzt, sozusagen instrumentalisiert, versetzt Berge. So ist die Empörung über bestehende Verhältnisse der Keim einer jeden Protest- bzw. Widerstandsbewegung weltweit. Egal ob die Geschwister Scholl, Martin Luther King oder Mahatma Gandhi - bei allen hat es ganz klein mit diesem Gefühl tiefer Unzufriedenheit begonnen. Sie alle entwickelten aus diesem Gefühl heraus eine Strategie, die sie konsequent bis zum Schluss verfolgten. Das ist das Entscheidende - das Emotionale muss mit rationalem Planen und Handeln verbunden werden, um zu reüssieren. Emotionen schwanken, sind unlogisch und kaum kontrollierbar, an verstandesmäßigen Überlegungen und Entscheidungen kann man dagegen festhalten. Da jeder Widerstandskampf seine Zeit braucht, ist konsequentes und langfristiges Arbeiten unerlässlich und die Empörung ist eine Stütze dabei, während der Verstand lenkt.

      Ist die innere Flamme entfacht, können die Probleme angegangen und Lösungen erarbeitet werden. Was genau zu tun ist, klären wir am Ende des Buches.

      Das Empören birgt allerdings einige Gefahren, auf die ich noch kurz eingehen möchte. Es kann großer Schaden angerichtet werden, wenn man die nachfolgend erläuterten Gefahren ignoriert.

      Emotionalisierung

      Die übermäßige Emotionalisierung ist wohl der verbreitetste Fehler. Sich zu empören bedeutet niemals, seinem Hass oder seiner Wut freien Lauf zu lassen. Emotionen, vor allem negative, führen nicht zu klugen Schlüssen oder Handlungen, sondern zu voreiligen. Je mehr Emotionen, desto weniger Vernunft. Nicht selten fallen Menschen trotzdem auf ihre eigene Psyche herein, besonders wenn sie schlimme Dinge wie Armut und Krieg sehen, oder wenn sie etwas persönlich betrifft, z. B. Lohnkürzungen. Das bedeutet häufig den Tod für rationales Denken und differenzierte Betrachtung. Es können aber auch emotionale Erfahrungen in der Vergangenheit sein. Jemand, der z. B. schlechte Erfahrungen mit einem Angehörigen einer Minderheit gemacht hat, wird wahrscheinlich eine eher negative Sicht auf die gesamte Minderheit haben. Doch unser Ziel ist es, vernünftig zu sein und der Wahrheit möglichst nahezukommen. Dafür muss man sich der eigenen Emotionen bewusst werden und sie für einen Moment ausschalten. Dann kann man nachdenken, die Fakten prüfen, andere Meinungen anhören, vergleichen etc. Ob die Emotionen berechtigt waren bzw. ob man vielleicht auf einer falschen Fährte war, wird sich so herausstellen (man muss aber kritisch mit sich selbst sein).

      Emotionen haben auch viel mit den nächsten zwei Fehlern zu tun. Wir sollten hier deshalb besonders achtsam sein und besser zweimal nachdenken, uns aber niemals blind empören. „Kultiviertes Empören“.

      Ursache und Wirkung

      Ein fataler Fehler wäre es, seine Empörung auf ein falsches Ziel zu richten. Klingt banal, jedoch ist genau das ein enormes Problem von Protestbewegungen weltweit.

      Oft beobachte ich, wie Menschen die Folgen bzw. Symptome eines Problems bekämpfen, weil sie die Ursachen nicht erkennen. Im Endeffekt führt dies zu nichts - das eigentliche Problem bleibt bestehen. Und das ist besonders schade, denn unter den ohnehin wenigen aktiven Bürgern, verschwenden viele ihre Zeit mit falschen Zielen. Nicht nur das, teilweise fügen sie Unschuldigen Schaden zu, bloß weil sie nicht mit kühlem Verstand etwas über die Sachlage nachgedacht haben. So ist die Verwechselung von Ursache und Wirkung u. a. auch eine Voraussetzung für „Teile und herrsche“: Hass richtet sich gegen einfache Menschen, die niemals das ursächliche Problem sind, während die tatsächlichen Machenschaften einiger weniger unbeachtet bleiben.

      Empörung ist nur dann sinnvoll, wenn man die Ursachen bzw. die Hauptursache erkennt. Wegen oberflächlichen Denkens und fehlenden Hinterfragens ist es leider keine Seltenheit, diesen Fehler zu begehen. Deswegen sollte man immer mit einem kühlen Kopf die Lage analysieren, bevor man etwas Falsches tut, und sich einige Fragen stellen. Ein Beispiel: Kriegsflüchtlinge kommen nach Deutschland. Wer ist schuld - die Kriegstreiber oder die Flüchtlinge? Oder werden diese gar von dritten Mächten mit falschen Versprechungen angelockt? Solche Fragen muss man sich stellen, bevor man sich über den/die Falschen echauffiert. Es bringt nichts, an den Symptomen herumzudoktern - in dem Fall den Flüchtlingen - wenn die Ursachen bestehen bleiben und weiterhin Flüchtlinge wie am Fließband produziert werden.

      Massenpsychologie

       „Die Massen urteilen gar nicht oder falsch. Die Urteile, die die Massen annehmen, sind nur aufgedrängte, niemals geprüfte Urteile.“

      Gustave Le Bon

      Die sogenannte Massenpsychologie handelt von einem äußerst mächtigen sozialen Phänomen, das schon Hitler für sich ausnutzte, und kann sowohl für gut gemeinte als auch für bösartige Ziele genutzt werden. Es war der französische Soziologe Gustave Le Bon, der entdeckte, dass Menschenansammlungen eine eigene, von ihren Mitgliedern unabhängige Psychologie entwickeln können. Le Bon begründete 1895 mit seinem Buch Psychologie der Massen die

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