Unsere Gleichgültigkeit ist das Todesurteil anderer. Anton Jaru
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Bildung brauchen wir, um uns und die Welt besser zu verstehen, Zusammenhänge und Ursachen zu erkennen und um uns in einer immer komplexer werdenden Welt besser zu orientieren. Kurz: Wer viel weiß, sieht mehr. Abgesehen davon ist Bildung, speziell die politische Bildung, auch eine Art Schutz. Denn wer nichts weiß, muss glauben. Ein Volk, das nichts weiß, lässt sich entsprechend leicht regieren und belügen. Gebildete Menschen dagegen lassen sich nicht so leicht kontrollieren - Wissen verringert nämlich den Einfluss, den die Umwelt auf uns hat. Naheliegend, dass das Establishment auch daran nicht interessiert ist. Das Volk soll gefälligst arbeiten und keine Fragen stellen - Unbildung ist systemrelevant. Deshalb wird genug Wissen vermittelt, um die Wirtschaft am Laufen zu halten, aber zu wenig für ein tiefgehendes Verständnis von Politik und der Welt im Allgemeinen.
Da alles auf der Welt zusammenhängt, ist es gerade für politische Aktivisten essentiell wichtig, umfassend gebildet zu sein. Um das große Ganze zu sehen, brauchen wir Kenntnisse auf möglichst vielen Gebieten und fächerübergreifendes Denken. Ohne Geschichte lässt sich die politische Gegenwart nicht verstehen, ohne Länderkunde lassen sich politische Konflikte nicht erklären und ohne Psychologie bleiben die Gründe für menschliches Verhalten verborgen. Die Mächtigen haben die Bedeutung umfassenden Wissens erkannt. Warum hält sich eine Machtelite denn an der Macht? Weil sie bzw. ihre Handlanger viel mehr wissen als das Volk. Vorsprung durch Wissen. Wie soll man beispielsweise das Volk effektiv manipulieren, wenn fundierte Psychologie-Kenntnisse fehlen?
Bildung in Kombination mit Mündigkeit ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben und Denken. Erst dann können wir das große Ganze sehen und Sachverhalte korrekt beurteilen.
4.1. Umgang mit Medien
Während Mündigkeit das Fundament für einen politisch engagierten Bürger darstellt, ist Wissen das Grundgerüst. Und das wird hauptsächlich aus gewöhnlichen Massenmedien bezogen wie Fernsehen, Internet, Zeitungen und Bücher. Aber was wissen wir über die Medien und den richtigen Umgang mit ihnen? Leider lässt die Medienkompetenz des Durchschnittsbürgers sehr zu wünschen übrig, weswegen darüber gesprochen werden sollte. Ich möchte an dieser Stelle vor allem das Thema Nachrichten behandeln, da Nachrichten in der politischen Bildung der Gesellschaft die größte Rolle spielen.
Erst einmal sollte man sich von dem Gedanken verabschieden, es gäbe sowas wie Objektivität. Es kann niemals - nie - wirklich objektive Nachrichtenmedien geben, alleine schon deshalb, weil alle Redaktionen ihre Nachrichten auswählen müssen (Gatekeeping). Darüber hinaus gibt es das Agenda Setting - Themenschwerpunkte werden gesetzt. Die Medien übernehmen ja in der Regel ihre Nachrichtenmeldungen von Nachrichtenagenturen, was nicht schlimm wäre, wenn z. B. die deutschen Medien nicht fast ausschließlich vier westliche Nachrichtenagenturen nutzen würden - von Objektivität kann also gar keine Rede sein. Im Grunde ist es nämlich so: Erst konstruieren die Nachrichtenagenturen ihre Realität und basierend darauf, konstruieren die Medien ihre Realität. Man könnte auch schon die (ehrliche) Selektion und Schwerpunktsetzung als Propaganda betrachten, aber subjektive Einflüsse kann kein Mensch abschalten. Jeder sieht die Welt durch einen Filter (selektive Wahrnehmung) und dieser formt unsere Gedanken, unsere Sicht auf die Welt. Dieser Filter möchte z. B. kognitive Dissonanzen vermeiden, weswegen viele Menschen alles, was ihrem Weltbild widerspricht, nicht wahrhaben wollen. Halb so schlimm, wenn jeder nach bestem Wissen und Gewissen berichten würde, aber ob das wohl zutrifft?
Neben den klassischen Meldungen gibt es Kommentare, Analysen, Interviews, Reportagen und andere journalistische Darstellungsformen, die von persönlichen Einflüssen geradezu leben. Da ist es nicht weit her mit Objektivität. Und wie der irisch-US-amerikanische Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Ernst von Glasersfeld richtig bemerkte, ist Objektivität ohnehin nur „die Illusion, dass Beobachtungen möglich seien ohne jemanden, der beobachtet“. Kommt noch Manipulation hinzu, ist das der Super-GAU für die Objektivität.
Des Weiteren sollte sich jeder von der Idee der „freien und unabhängigen“ Medien verabschieden. Gerade im Westen werden private Medien gerne als „frei und unabhängig“ bezeichnet, die für hochwertige Berichterstattung stehen, während staatliche Medien a priori als reine Propaganda-Maschinen abgestempelt werden. Dabei sagen die Besitzverhältnisse erst einmal nichts über die Qualität der Berichterstattung aus. Das ist die schon erwähnte Eigenschaft unmündiger Menschen - anstatt auf den Inhalt wird nur auf den Informationsüberbringer eingegangen. Abgesehen vom Schwarz-Weiß-Denken. Ob nun staatlich oder nicht, jedes Medium hat einen Besitzer, Redakteure oder eventuell andere Leute, die die Redaktionspolitik bestimmen. Vielleicht sogar große Geldgeber. Wer die Redaktionspolitik letztlich bestimmt, ist unterschiedlich, doch gibt es immer mindestens eine Person, die ihre Ansichten und Interessen durchsetzt. Unparteiisch ist schließlich niemand, der eine Meinung besitzt. Welchen Unterschied macht es nun, ob der Besitzer der Staat ist oder ein Privatmann? In beiden Fällen kann man weder von Unabhängigkeit noch von Freiheit sprechen. Unabhängig vom Staat kann man sein, ja, mehr aber auch nicht, denn jede hierarchisch organisierte Struktur zieht Abhängigkeit und bestimmte Spielregeln nach sich. Was bringt uns diese „Unabhängigkeit“ schon, wenn bloß Propaganda produziert wird? Gleichzeitig bedeutet der staatliche Besitz nicht automatisch plumpe pro-staatliche Propaganda, es gibt auch vergleichsweise objektive staatliche Medien und sogar welche, die gegen den eigenen Staat hetzen, wie z. B. der große russische Radiosender Echo Moskau. Das eine schließt das andere nicht aus. Dennoch hört man oft einfache Bürger von der „freien Presse“ im Westen schwadronieren - trotz Propaganda und fehlender Pressevielfalt. Der Inhalt scheint überhaupt keine Rolle zu spielen, die Fassade entscheidet: Hauptsache „frei und unabhängig“. Aber Propaganda ist Propaganda, egal ob staatlich oder nicht. Man sollte schon über die Medienbesitzer Bescheid wissen und Quellenkritik ist wichtig, aber eben nicht alles. Das Entscheidende ist Vielfalt (!) innerhalb der Medienlandschaft, die man für sich nutzen kann. Fehlt die Vielfalt, handelt es sich um einen beliebig von oben gelenkten Staat bzw. eine Meinungsdiktatur, wenn man so will.
Ich möchte an dieser Stelle den großen deutschen Journalisten Paul Sethe zitieren, der folgende Worte schrieb: „Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ Wer würde dem widersprechen? Dass Wirtschaft, Medien und Politik ein unzertrennlicher Verbund sind, kann getrost als offenes Geheimnis bezeichnet werden - und ist außerdem durch unzählige Studien längst belegt. Man darf sich einfach nicht von schönen demokratischen Begriffen einlullen lassen, die Ehrlichkeit, Objektivität und Wahrheit heucheln.
Medien sind für die herrschende Klasse schlicht viel zu wichtig, um sie sich selbst zu überlassen. Wie unschwer zu erkennen ist, entspricht die öffentliche Meinung im Großen und Ganzen der Berichterstattung der Leitmedien - in jedem Land. Die Medien formen nicht nur das Weltbild der breiten Masse, sie bestimmen sogar, worüber die Massen überhaupt erst nachdenken. Was man nicht erfährt, darüber denkt man meistens nicht nach und hinterfragen lassen sich unbekannte Informationen auch nicht. Über die neuste Schlagzeile der BILD-Zeitung spricht aber gleich das ganze Land. Die Medien haben die Massen also mehr oder weniger unter Kontrolle.
Ein weiteres Indiz für die Unfreiheit der Medien ist, dass sie in jedem Land weitestgehend die Meinung der Regierung vertreten - bei den wichtigen Fragen. Man denke nur an Themen wie die EU, der Ukraine-Konflikt, die russische Politik, die westlichen Interventionen in Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen und anderen Ländern, der Syrienkrieg usw. usf. Kurz gesagt, die für den Westen fundamentalen Themen. Wenn die Positionen vereinzelt auseinander gehen (solche seltenen Medien-Beiträge gibt es tatsächlich), dann gibt es dafür wohl gute Gründe. So kann scheinbar ernste Kritik ein Ventil für kritische Bürger sein und ein Feigenblatt für den pseudo-demokratischen Staat. Die einen machen ihrem Ärger Luft und die anderen erfreuen sich an der „Pressefreiheit“. Dabei werden die Erkenntnisse der vereinzelten ehrlich-kritischen Beiträge