Henochische Magie - Band 1. Frater LYSIR
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Es wäre auch alles nicht so faszinierend, wenn Dee nicht mit „007“ unterschrieben hätte. 007 wird seit den 1950ger Jahren mit James Bond assoziiert – egal ob der Autor Ian Lancaster Fleming den Magier John Dee kannte oder nicht. Es ist ein wenig an den Haaren herbei gezogen, wenn Fleming wirklich deswegen seinem Protagonisten die „007“ verpasste, oder? Es wird darüber spekuliert, dass die 007 letztlich von dem Autor Rudyard Kipling (30.12.1865 – 18.01.1936) stammt und in einer Geschichte auftauchte (hier jedoch als 0,007), in der es um die Eisenbahnen Amerikas ging. Dann wird gemunkelt, dass Fleming (der sogar im 2. Weltkrieg ein Agent der britischen Marine war) die 007 „erfand“ um damit auf die Decodierung des deutschen Diplomatencodes anzuspielen. Tja, und die letzte Geschichte stammt von Fleming selbst, der in einem Interview behauptete, dass er einfach die Postleitzahl von Georgetown (ein Stadtteil von Washington, D. C.) verwendete, die 20007 lautet.
Dies alles ergibt ein nettes „Verschwörungsgericht“, denn viele sind der Meinung, dass die herausragenden Leistungen von Dee erst dann „wahrlich betrachtet“ werden können, wenn der Hofastrologe Elisabeths I. als der echte „James Bond, 007“ erkannt wird, der so war, wie jeder Mann (Ach? Wirklich?) sein will. Da James Bond nicht nur ein überragender Kämpfer war, sondern auch intellektuell ein hohes Ansehen genoss, muss hier offensichtlich eine Hommage an John Dee, dem Astrologen/Astronomen, Alchemisten, Politiker, Agenten, Mathematiker und natürlich Magier, vollzogen werden. Als weitere Beweisführung wird dann das Zusammentreffen mit Francis Bacon genommen und der Umstand, dass Dee u. a. als Tutor der Kinder des Earls of Leicester eingesetzt wurde, welcher ihn später in den königlichen Hof einführte. Nun, und hier konnte er „Im Auftrag ihrer Majestät“ arbeiten, oder? NEIN!
Nein? Gut, dann muss es was anderes sein. Vielleicht ein anderer Magier oder sogar ein Geheimbund? Die Freimaurer? Klar, wer sonst, oder? Ähm – wieder NEIN, auch wenn es Ideen gibt, dass die 007 von John Dee etwas mit einem Freimaurersymbol zu tun haben könnte. Da jedoch die ersten Logen viele Jahre nach John Dee gebildet wurden, muss diese Theorie nicht wirklich verfolgt werden – gerade dann nicht, wenn die 007 als Symbol eines Golfklubs gesehen wird, wo ein Schläger (der wie eine Sieben aussieht) zwischen zwei Bällen (die wie zwei Nullen aussehen) positioniert ist.
Nun, wenn ich die 007 als 070 schreibe, kann ich auch ein Fruchtbarkeitssymbol mit Gewalt erkennen, wobei die Nullen natürlich die Hoden sind und die 7 der Phallus selbst. Dann war Dee also der „Lustknabenagent“ der Königin und musste „Im Auftrag ihrer Majestät“ arbeiten, oder? NEIN!
Nein? Gut, dann springen wir zu einem anderen Magier, wenn es mit den Freimauern nicht klappt. Hier wird gerne der Runenmystiker Johannes Thomae Agrivillensis Bureus als „Möglichkeit“ genommen. Dies liegt daran, dass Bureus von seinem Schwager Werke von Agrippa von Nettesheim bekam und sich von da an (ca. 1593) für Okkultes und Magisches interessierte. Er spezialisierte sich auf die Runenmagie, da in seiner Wohngegend Uppsala (heute die 4. Größte Stadt Schwedens) Runensteine keine große Besonderheit waren. Da Bureus von der Art und Weise der Runensteine begeistert war, fand er so „seine“ Berufung. Ein paar Jahre später – im Jahr 1599 – bekam er sogar den Auftrag seines Königs (Karl IX.), dass er die Runensteine des Landes untersuchen und katalogisieren sollte. Dies führte dazu, dass Bureus ein Runenbuch veröffentlichte (1602) und auch – ähnlich wie Dee – Berater des schwedischen Königshauses wurde. Die Runen, die Bureus katalogisierte und auch mit numerologischen Eigenschaften versah, sind folgende:
Man sieht zum „älteren Futhark“ (rechte Abbildung) deutliche Parallelen zu den Bureus-Runen (linke Abbildung). Da nun die Rune LAGHER den Wert 700 von Bureus bekam und Bureus zur gleichen Zeit wie John Dee lebte, gibt es nun Ideen, dass Dee mit Bureus engen Kontakt hatte und die „7“ in 007 sich auf den gespiegelten Wert der Rune Lagher (die im älteren Futhark „Laguz“ heißt) bezieht. Dass die Rune Tydhr (welche im Futhark Tyr ist) eine viel größere Ähnlichkeit mit der 7 hat, ist offensichtlich uninteressant. Dies könnte daran liegen, dass hier nur der Wert „300“ genommen wurde und es schließlich um 007 und nicht um 003 geht. Doch wahrscheinlich war Elisabeth I. absolut fasziniert von den Runen, sodass John Dee mittels Runen „Im Auftrag ihrer Majestät“ arbeiten konnte, oder? NEIN!
Nein?! Gut, dann hat es doch etwas mit der ersten henochischen Schaffensperiode zu tun, der mystischen Heptarchie, in der es um die 49 guten Engel geht. Diese 49 Engel stellen kosmische Mächte da, die Dee in einer klassischen „Grimorien-Art“ schriftlich fixierte. Er verfasste das Schriftstück „De Heptarchia Mystica“, was so viel wie „Die siebenfältige, mystische Herrschaft“ bedeutet und sich auf die sieben „klassischen Himmelskörper“ (Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn) bezog. Der „nächste Planet“ – Uranus – wurde erst im Jahr 1781 von Wilhelm Herschel entdeckt, d. h., dass es in der Zeit von John Dee „nur“ diese 7 Planeten in der Astrologie / Astronomie gab.
Bevor ich später im Buch auf die „mystische Heptarchie“ eingehe, will ich das Kapitel über 007 beenden. Es sind haltlose Spekulationen, die vollkommen uninteressant sind. Selbst wenn John Dee ein Geheimagent von Elisabeth I. war, kommt es doch auf die henochische Magie an. Dee und Kelley waren hier die Medien. Nur darauf kommt es an, da man die henochische Magie perfekt zur Selbstevolution und zum Arbeiten im Großen Werk verwenden kann.
Ist es nicht egal, wer oder was ein magisches System initiiert? Muss es stets ein Mensch sein, der nach den Regeln der aktuellen Ethik und Moral funktioniert? Ist es wichtig, was der Mensch beruflich schaffte? Ist es wichtig, ob er eine große Erbschaft machte und sich so allein der Magie widmen konnte? Muss dieser Mensch immer brav in einem staatlichen System leben oder darf es sich auch um einen Menschen handeln, der vielleicht „irgendetwas“ macht, das in den Augen der aktuellen Kultur „unzumutbar“ ist?
Was wäre wenn Menschen wie Günter Guillaume (war dafür „verantwortlich“, dass 1974 der Bundeskanzler Willi Brandt zurücktrat) oder Klaus Fuchs (der die Sowjetunion mit den Atomplänen der Amerikaner versorgte), die nachweislich Spione waren, magisch sinnige Systeme erschaffen hätten. Ist es wirklich von belang? Nein! Ist es nicht! Wer sich über Menschen und deren Ego aufregen will, soll sich dem aktuellen TV-Programm oder der normalen Politik zuwenden. Herrliche, blutdrucksteigernde Bilder und Monologe, die man dort aufschnappen kann. Wer sich jedoch selbst evolutionieren und im Großen Werk arbeiten will, wird dies als „nette Information, aber nicht folgenreich für die magische Arbeit“ ablegen.
Wenn man sich die einzelnen magischen bzw. (tele)medialen Charaktere wie Abraham von Worms (1362–1458) Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486–1535), Petrovna Blavatsky (1831-1891) Rudolf Steiner (1861-1925), Samuel Liddell MacGregor Mathers (1854–1918), William Robert Woodman (1828 – 1891) und William Wynn Westcott (1848 – 1925), Aleister Crowley (1875–1947), Gerald Brousseau Gardner (1884–1964), Doreen Valiente (1922-1999) und Alex Sanders (1926–1988) oder Anton Szandor LaVey (1930–1997) ansieht, wird man überall etwas finden können, was nicht perfekt war. Und jetzt? Sind jetzt die Ideen überflüssig oder sogar unethisch? Sicher, nicht alle Ideen haben einen „hochmagischen Sinn“, denn auch LaVey benutze die henochischen Schlüssel in seinen „satanischen Ritualen“, doch war er ein Charakter, der andere zum Denken herausforderte – bewusst oder unbewusst – sodass man sich im besten Falle sein eigenes, individuelles System erschaffen konnte, dass vielleicht als Fundament Ideenfragmente der oben genannten Magier besaß, letztlich aber absolut einzigartig und speziell auf den Charakter des Erfinders zugeschnitten war/ist.
So muss man letztlich auch die henochische Magie sehen. Es ist KEIN „geschlossenes System“, welches man nur von A-Z abgehen muss, um vollkommen erleuchtet zu werden. Nein! Es ist nur eine Schablone, die man selbst mit Leben füllen muss. Nicht mehr und nicht weniger. So soll es sein!