Henochische Magie - Band 1. Frater LYSIR

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Henochische Magie - Band 1 - Frater LYSIR Henochische Magie

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      Da jedoch das englische Königshaus eher an der Astrologie und nicht an der Alchemie bzw. der Hermetik interessiert war, ging Dee – zusammen mit Kelley – auf das Angebot des polnischen Edelmannes Albert Lasky ein. Albert Lasky hatte sehr viel für die Alchemie übrig – was u. a. auch damit zu erklären ist, dass den Alchemisten stets die materielle Idee der Goldherstellung anhaftete, obwohl dies ausschließlich einen geistigen Prozess (Blei / unedel / profaner Mensch transformiert zu Gold / edel / Selbst-Bewusst-Seins-Mensch) beschreibt. So konnten Dee und Kelley in Polen alchemistische Experimente und regelrechte Studien vollführen, die alle durch den Edelmann Albert Lasky finanziert wurden. Doch Dee und Kelley blieben nicht lange in Polen, da – so heißt es zumindest in dieser Vision der 1001 Geschichten über Dee und Kelley – der Kaiser Rudolf II. ins Blickfeld der beiden Magier rückte, da auch dieser eine offene Tür für Alchemisten hatte und letztlich auch ein größerer Finanzier gewesen wäre. Doch Kaiser Rudolf II. war nicht ganz so leicht zu überzeugen. Zwar blieben Dee und Kelley einige Zeit an seinem Hof, doch wurden sehr schnell Vorwürfe der Hochstapelei laut, sodass Dee und Kelley wieder verschwinden mussten. Ähnlich erging es den beiden angeblich auch mit dem König von Polen Stephan Báthory, sodass sie 1585 eilig das Land verlassen mussten.

      Dafür sollen die beiden Magier aber in den Jahren 1586 bis 1588 bei dem böhmischen Grafen Rosenberg residiert haben, wo es letztlich auch zur Trennung (1587) von Dee und Kelly kam. So soll Dee zwischen 1588 und 1589 als Magier quer durch Europa gereist sein, immer auf der Suche nach einem Gönner, der ihn unterstützen würde. Doch er fand nirgendwo einen Gönner, der ihn so behandelte wie der englische Königshof. So reiste er schließlich nach England zurück und fokussierte sich wieder verstärkt auf Elisabeth I., wodurch er eine leitende Position im Manchester College einnehmen konnte. Doch es lief nicht so gut für Dee, da immer wieder Stimmen laut wurden, dass er ein „dunkler Zauberer“ sei.

      Als im Jahr 1603 Königin Elisabeth I. kinderlos starb, folgte ihr ein Ururenkel des englischen Königs Heinrich VII. auf den Thron. Es war König Jakob I., der eigentlich schon seit 1567 – jedoch als Baby, da er 1566 geboren wurde – als Jakob VI. König von Schottland war. Dee versuchte sich zu rehabilitieren, und wieder einen angesehen Posten am königlichen Hof zu bekommen, doch scheitere er, mit diesem Wunsch. Dies alles setzte Dee gesundheitlich stark zu, sodass er sich immer weiter zurückziehen musste und sich gezwungen sah, einen Großteil seines Besitzes zu veräußern. Letztlich starb Dee, wobei es ja auch hier verschiedene Daten gibt.

Grafik 35

      John Dee, der Mathematiker, Astrologe, Alchemist und Magier, war zwar stets bemüht auch seine energetischen Fähigkeiten zu schulen, doch auch wenn er selbst hier und da Visionen hatte, wäre er ohne Edward Kelley nicht weit gekommen. Vielleicht war Edward Kelley wirklich ein besonders Medium, wobei ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass mittlerweile viele Menschen einen sehr engen und vor allem authentischen Kontakt zu den Engeln und der geistigen Welt haben. Es besteht zwar das Gerücht, dass Kelley bereits 4 Jahre vor dem eigentlichen Ereignis die Hinrichtung der Königin von Schottland (Maria Stuart) und den Krieg bzw. das Auslaufen der spanischen Flotte gegen England voraussagte, doch gibt es hier keine Zeitzeugen, die die Vision unabhängig voneinander bestätigen konnten. Im Nachhinein sind Visionen immer leicht zu deuten und ein Zeitraum von 4 Jahren ist sehr groß. Wenn man heute in einem Channeling sagen würde, dass man sich IN DER ZUKUNFT in einer Finanzkrise oder sogar in einem Krieg befinden würde, wäre es kein Channeling, keine Prophezeiung, sondern normaler Menschenverstand.

      In Bezug auf seine praktischen, medialen Arbeiten „verwendete“ John Dee lieber Menschen, die, nach seiner Einschätzung, ein „natürliches Medium“ waren, was im Kontext zu John Dee Charakter bzw. Syntax bedeutet, dass „die Gabe zum Kontakt zur geistigen Welt von Gott gewollt wurde“. Zwar fungierte Dee auch hin und wieder als Medium, doch trat er bei solchen Arbeiten lieber in den Hintergrund.

      Eine Besonderheit, die noch zu erwähnen ist, ist das Gerücht über die zum Teil wissenschaftlichen Methoden. Dee soll diese mit der rituellen Magie verbunden haben, sodass man teilweise von einer gewollten „magischen Beweisführung“ sprechen könnte. Er soll seine magischen Arbeiten stets wie ein naturwissenschaftliches Experiment gegliedert haben, d. h., er führte jeweils eine sehr strukturierte Planung aus, zeichnete alle Ergebnisse genau auf, und analysierte so seine Fortschritte bzw. seine Fehlschläge.

      Die Grundarbeit der beiden Magier, die Engelsvisionen, geschahen durch einen sogenannten „Schaustein“, ein polierter Edelstein bzw. ein Kristall, der von Kelley als Fokussierung (ähnlich der Spiegelmagie, „Scrying Mirror“) benutzt wurde. Der Kristall gehörte jedoch Kelley, der ihn als „Gabe der Engel“ deklarierte, da die Engel ihm diesen Kristall wortwörtlich durch sein westliches Fenster brachten. Dies soll erst einmal unkommentiert bleiben, obwohl eine solche Erzählung als eine beliebte Egogeschichte von Männern gedeutet werden kann. Mittelalterliche Magier berichten sehr gerne, dass die Engel oder Götter physisch erschienen und irgendwelche tollen Dinge bzw. Werkzeuge den Menschen gaben. Dies ist meist nicht mehr als die Aufpolierung eines menschlichen Egos und recht erbärmlich. Zwar könnte es auch eine „Begegnung der dritten Art“ gewesen sein, doch ist dies eher unwahrscheinlich. Da jedoch die Engel oder die „guten Geister“ den Stein physisch Dee und Kelley brachten, ist es nicht verwunderlich, dass diese Geister auch bei den magischen Sitzungen der beiden Magier aus dem Schaustein heraus kamen und im Zimmer umher flogen. Wie viel Wahrheit steckt in diesen Aussagen und Behauptungen? Wird hier nur dem Ego eines magischen Menschen gehuldigt, sodass man den Bericht als überflüssige Geschichten deklarieren kann. Vielleicht, denn selbst wenn es eine energetische Manifestation gegeben hätte, sollte der Schutzkreis oder das Beschwörungsdreieck die energetischen Wesen begrenzen. Doch was ist Realität? Was ist Wahrheit? Kommt es nicht immer auf einen individuellen Betrachtungswinkel an?

      In den verschiedenen Arbeiten von Dee und Kelley entstanden auch die 48 bzw. 19 henochischen Schlüssel (der 19. Call gilt für die 30 Aethyre, wo 30-mal ein individueller Name eingesetzt wird – manche Quellen rechnen daher den 19. Call so um, dass es insgesamt 30 Calls sind, da immer ein anderer Name eingesetzt wird). Die Schlüssel bzw. die Calls wurden von Erzengel Gabriel bzw. Nalvage diktiert, jedoch rückwärts, da die „Engelssprache“ (die später von Dee und Kelley als „henochisch“ bezeichnet wurde) so machtvoll war/ist, dass eine unbeabsichtigte Aussprache verheerende Wirkungen nach sich ziehen würde. Nun, auch das ist Blödsinn, denn man kann die Calls sooft zitieren, wie man will, wenn keine innere Energetik vorhanden ist, man selbst seine Chakren und Energiekörper nicht öffnet, spricht man irgendwelche sinnfreien Zungenbrecher aus.

      Man muss die henochische Sprache IN SICH SELBST zum Schwingen bringen – alles andere sind Egowarnungen, da man ja mit „ach-so-gefährlichen“ Dingen arbeitet.

      Das Arbeiten von Dee und Kelley erinnerte ein wenig an eine telegrafische Übermittlung oder an ein kosmisches Bingospiel. In seiner Vision sah Kelley die Engel, die die entsprechenden henochischen Buchstaben zeigten bzw. diese präsentierten. Kelley gab diese Informationen an Dee weiter, der an einem „magischen Tisch“ saß, wo alle henochischen Buchstaben auf Buchstabentafeln aufgeschrieben waren. Dadurch, dass Kelley vom Engel die Reihe und Spalte bekam, (es wird berichtet, dass der Engel auf diese Bereiche der Tafel stets nur deutete) konnte Dee in einem sehr langsamen Diktat die henochische Sprache niederschreiben. Die Ansammlungen dieser magischen Tafeln heißen „Liber Loagaeth“ (wortwörtlich für „Rede von Gott.“). Die Originalaufzeichnungen, sowie sie heute im Britischen Museum zu sehen sind, sind jedoch größtenteils sehr, sehr rudimentär. Erst die Magier des Golden Dawn im 20. Jh. strukturierten das System so, wie es heute oft verwendet wird. Dies gilt speziell für die „henochischen Pyramiden“, die „henochische Aussprache“ und die allgemeine Arbeitsweise mit dem Henochischen. Die henochische Magie wäre in der Versenkung verloren, wenn John Dee nicht ausführliche Tagebücher verfasst hätte, die bis heute noch erhalten sind. Dee versuchte, so genau wie möglich, die Arbeiten und die medialen Eindrücke von Edward Kelley festzuhalten.

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