Wer bestimmt die Realität. Renate Amelung

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Wer bestimmt die Realität - Renate Amelung

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die Eichmann GmbH mit einer Werkstatt vertraglich verbunden und mir obliegt es nicht eigene Wege zu gehen. Und ich erinnere mich, dass Sie diese Ressource unter anderem leiten. Ich habe Winterreifen bestellt, wenn Sie dazwischenfunken!”

      “Unsinn!”

      “Ach!”

      “Unsinn!”, maulte er, und gab dem Rad-Kreuz einen entscheidenden Hieb. Warum die Muttern so verflixt festgerostet waren auch ein Rätsel. Mit Triumph über Material und Physik in den Augen schaute er sie an, wollte aber nicht tiefer in die vom Mondlicht funkelnden Katzenaugen tauchen und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche, die nächste Radmutter.

      Ira suchte Unterstand bei einer der hohen Tannen am Straßenrand. Klar sie hätte sich in den Wagen setzen können, aber sie interessierte der Mann. Die Bewaldung war hier ungewöhnlich dicht und die Wipfel waren von einem Teppich aus wuchernden Schmarotzer-Pflanzen überdeckt.

      Die animalischen Sinne Lukas waren plötzlich geschärft. Es knackte im Unterholz. Ein Seitenblick zeigte ihm, Ira war es nicht. Sie stand wie angewurzelt auf einem scheinbar trockenen Fleck, außerdem hatte sie einen leichtfüßigen Gang. Da waren noch andere Geräusche und ein strenger Geruch. Lukas erinnerte sich an eine Zeltstadt in Kanada, an Wölfe und einen erbitterten Kampf mit seinem Taschenmesser, das ihm von scharfen Hauern aus der Hand gerissen wurde, danach begann ein absurder Tanz um den Kanonenofen in der Mitte, bis er es schaffte den Wolf zu erschlagen. Aber Verdammt, sie waren in der Eifel! Der Boden war modrig und dunstete nach nahendem Tod, es war etwas, dass man empfindet aus der Tiefe des Universums und nicht zu beschreiben war. Lukas rechte Hand legte sich mit festem Griff um die Kurbel des Wagenhebers. Mit gespannten Nerven horchte er in die Nacht. Eine Eule lockte. Ein Schrei, eine vage Bewegung im Gebüsch unruhiges lechzen. Was es auch war es war groß, und sendete eine Schwingung aus die Lukas nicht schätzte. In Transsilvanien hätte er ernsthaft über Graf Dracula nachgedacht. Er schaute wieder zu Ira. Sie fröstelte, trat von einem Bein auf das andere, wenigstens schützte sie der Baum vor Nässe.

      “Frau Eichmann, bitte sofort in den Wagen!”, rief er.

      “Sie sind aber noch nicht fertig.”

      “Das lassen Sie meine Sorge sein!” Er war froh, dass sie doch gehorchte und nicht die Emanzipation probte Er zog behände die letzten Schrauben fest und bewegte sich mit einer Gelassenheit die selbst Stefan Rab ruhigstellen könnte. Nachdem Lukas die Arbeit beendet hatte verstaute er Werkzeug und Rad im Kofferraum. Nass bis auf die Haut, und zufrieden, den satten Klang seiner schließenden Tür zu vernehmen rutschte Lukas auf den Sitz und startete den Motor, wendete sofort rasant.

      “Und jetzt?”, fragte Ira.

      “Tankstelle, ich hatte nicht vor auf drei Beinen die Eifel zu durchqueren.”

      “Mitten in der Nacht?”, wunderte sie sich.

      “Ja!”

      “Ist alles in Ordnung mit dem Wagen?”

      “Ja, wenigstens war er bis gestern noch eine ganz normale, relativ neue, Scheckheft geprüfte, Karosse aus Schweden-Stahl.”

      “Mit einem Chauffeur der so zuverlässig ist wie ein alter Volvo.” Ira lachte.

      “Sind Sie ein Held?”, fragte Ira.

      “Kaum, eher ein Dummkopf, denn ich halte mich für einigermaßen intelligent und Helden denken nicht, sonst wären sie ja keine Helden.”

      “Glauben Sie an Wölfe?”, fragte Ira.

      “Glauben nö, ich habe schon mit ihnen getanzt.”

      “Herr Lund, als ich am Waldrand stand, irgendetwas habe ich gesehen. Es war ganz merkwürdig und groß.”

      “Sicher ein harmloser entlaufener Schäferhund.”

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