Das Blei der Bosse: Zwei Kriminalromane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Das Blei der Bosse: Zwei Kriminalromane - Alfred Bekker страница 6
Mit mir rechnete er anscheinend gar nicht.
Ich kam ihm zuvor. Meine Kugel traf seinen Arm. Der Mordschütze schrie auf und ließ die Waffe fallen. Und dann war Milo bei ihm. Er drehte ihm den unverletzten Arm auf den Rücken und bugsierte ihn zum Durchgang an der Theke.
Ich klappte die Abdeckung hoch.
Milo brauchte nicht meine Hilfe, um den Überwältigten abzuführen. Er brachte ihn auf das Deck. Der verletzte Arm des Gangsters blutete stark. Das sah man trotz des dürftigen Lichtes.
Ich suchte den Lichtschalter.
Hinter der Theke gab es einen Lichtkasten. Die Tür war nur angelehnt. Ich öffnete sie und sah undeutlich mehrere Reihen von Schaltern vor mir. Die Beschriftungsschilder darüber konnte ich unmöglich entziffern. Ich betätigte einfach alle Schalter.
Sogleich flammte die Deckenbeleuchtung auf. Das Restaurant wurde taghell beleuchtet. Auch draußen auf der Sonnenterrasse ging das Licht an.
Ich näherte mich der offenen Küchentür. Drinnen brannte jetzt ebenfalls das Licht.
In einer Hechtrolle sprang ich durch die offene Tür in die Küche hinein.
Eine Kugel ging knapp über mich hinweg.
Ich fand Deckung vor dem Küchenblock, der mitten in der Küche aufgebaut war. Über ihm war eine ganze Batterie von Dunstabzugshauben angebracht.
Da der Gegner mit Schalldämpfer arbeitete, konnte ich nicht sagen, wo genau er in Deckung lag: Irgendwo auf der anderen Seite des Küchenblocks.
4
Milo benutzte den festgenommenen Gangster als lebenden Schild. Er spähte nach unten.
Das eine Fahrzeug war bereits total ausgebrannt. Die Gangster, die sich bei ihren Fahrzeugen verschanzt hatten, verließen ihre Deckung und rannten geduckt und im Zickzack in Richtung Lieferwagen. Ein verzweifelter Versuch, doch noch zu fliehen? Die FBI-Scharfschützen gaben ein paar Warnschüsse vor die Füße der Fliehenden ab. Funken stoben. Aber die Gangster stoppten nicht. Sie schossen ungezielt aus vollem Lauf heraus zurück.
Wollten sie denn unbedingt auf der Flucht erschossen werden? Ja, so sah es fast aus.
Seltsam war das schon. Auf Milo wirkte es, als hätten sie vor ihrem Boss mehr Angst als vor dem Tod. Sonst hätten sie vernünftigerweise längst aufgegeben.
Noch zögerten die FBI-Schützen, ein aus ihrer Sicht eigentlich sinnloses Blutbad anzurichten.
Auch Milo wartete, bis die Gangster fast den Lieferwagen erreicht hatten. Die Blondine feuerte sie unten sogar noch begeistert an. Eine absolut groteske Situation, wie Milo fand.
Er setzte drei Kugeln den Gangstern direkt vor die Füße. Da verlangsamten sie endlich, anscheinend überrascht, auch von anderer Seite unter Beschuss genommen zu werden. Sie schauten herauf und sahen ihn mit seinem Gefangenen. Und sie sahen, dass er ansonsten allein war.
Einer hob den Arm und wollte auf Milo schießen.
Er hätte sowieso nur seinen Kumpan getroffen, den Milo immer noch vor sich hielt, auch wenn der sich jetzt in Todesangst in seinem Griff wand.
Die Kugel aus einem FBI-Gewehr kam dem Mordschützen zuvor. Sie traf seinen Arm und vereitelte den Schuss.
Die Gangster wollten weiter in Deckung des Lieferwagens fliehen. Eine sehr dürftige Deckung, zumal sie sich nach wie vor direkt in der Schussline von Milo befinden würden.
Und jetzt hielten sich die FBI-Schützen nicht mehr länger zurück. Sie schossen auf die Beine von den beiden vordersten der Fliehenden.
Die Getroffenen stürzten zu Boden, und bei den anderen siegte endlich die Vernunft, bevor auch sie getroffen wurden. Sie blieben stehen und hoben die Arme über Schulterhöhe.
Blondy quittierte dies mit einer wahren Schimpfkanonade.
Während die FBI-Kollegen herbeisprinteten, von den Scharfschützen gedeckt, stieß Milo seinen Gefangenen zur Passagierrampe hinüber.
Die Kollegen würden sich seiner annehmen. Er war entwaffnet, und mit dem verletzten Arm würde er ansonsten sowieso keine Gefahr mehr darstellen. Außerdem wusste er, dass ihn die Scharfschützen im Visier hatten. Weit konnte er jedenfalls nicht kommen, falls er trotz allem zu fliehen versuchte.
Milo lief zum Restaurant zurück. Alles war jetzt hier taghell beleuchtet.
Milo orientierte sich kurz. Er durchquerte das Restaurant und trat die breite Tür zum Kabinendurchgang auf. Gleichzeitig warf er sich in Deckung. Aber es wurde nicht auf ihn geschossen.
Milo sprang hindurch und duckte sich nieder.
Nein, hier befand sich niemand.
Milo lief um die halbrunde Trennwand zur Küche herum und fand den hinteren Eingang.
Vorsichtig fasste er nach dem Drehgriff, drehte ihn, bis das Schloss schnappte, und zog die Tür auf.
5
Ich sah, dass sich der Griff drehte, und wischte mit einer einzigen Bewegung die Töpfe vom Küchenblock, die sich vor mir auftürmten.
Das machte einen Höllenlärm, der alles andere übertönte. Auch das Öffnen der Tür.
Der eindringen wollte, blieb nicht in Deckung. Der Gangster musste direkt vor ihm liegen.
Milo kam herein.
Ich war erleichtert, denn ich hatte nicht sicher sein können, dass er es war.
Der Killer hörte etwas und warf sich herum. Zu spät für ihn: Er schaute genau in die Mündung von Milos Waffe.
Ich rannte um den Küchenblock und erreichte Milo.
Der Killer lag vor uns am Boden. Er ließ die Waffe fallen und hob die Hände zum Zeichen des Aufgebens.
Sein Gesicht war hasserfüllt, aber er hatte eingesehen, dass er keine Chance mehr hatte.
"Wie viele sind noch an Bord?", fragte ich ihn.
"Finde es heraus, G-man!", antwortete er und spuckte zu Boden. "Vielleicht ist es aber auch tödlich für dich?"
"Ihr gebt wohl nicht so schnell auf, was?"
"Der Boss mag das eben nicht. Ihm ist ein toter Kämpfer immer noch lieber als ein festgenommener."
"Dann wird er diesmal genug Gelegenheit haben, sich fürchterlich aufzuregen", bemerkte Milo sarkastisch. "Nach Lage der Dinge gab es nur wenige Tote und dafür viele Festgenommene - bis jetzt."
"Nur vorübergehend", versprach der Gangster. "Wir wissen, dass der Boss letzten Endes gewinnen wird. New York ist so gut wie sein. Dann sind wir wieder frei."
Ich