Einer von Hoods Texanern. William Andrew Fletcher

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Einer von Hoods Texanern - William Andrew Fletcher Zeitzeugen des Sezessionskrieges

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reichte er mir einen Priem. Als ich ihn fragte, warum er so lange untätig dort vorne herumgestanden hatte, antwortete er: "Ich musste zuerst beobachten, ob er von genügend Jungs mit Zehndollarnoten bezahlt wurde, um bei meiner Behauptung nicht sofort stutzig zu werden." Ich wunderte mich, warum es denn unbedingt eine Zahndollarnote sein musste, worauf er knapp erwiderte: "Ganz einfach. Ich bin abgebrannt und brauche das Wechselgeld."

      Das zweite Ereignis war unser Marsch über eines der Schlachtfelder der vergangenen Tage und der Anblick der unsäglichen Zerstörung von Mensch, Tier und Eigentum. Hie und da sahen wir frische Einzelgräber, doch weitaus öfter bot sich uns der Anblick langer Gruben, die von frisch aufgeworfener Erde bedeckt waren: Massengräber, in die man die Unmengen an anonymen Toten geworfen hatte. Gelegentlich zeigte ein Grabkreuz an, wie viele Leiber an einer Stelle unter der Erde ruhten. Überall lagen tote Zugtiere und zerschmetterte Wagen umher. Alles, was eine Armee an Ausrüstung mit sich führte, lag auf dem Boden verstreut. Der fürchterliche Gestank, der einem in die Nase drang und die Massen an Fliegen, die über die Kadaver herfielen, haben sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt.

      Wir schlugen unser Lager wenige Kilometer außerhalb von Richmond auf. Das nächste Schlachtfeld lag immerhin so weit entfernt, dass uns der Gestank nicht erreichte, aber eine beträchtliche Anzahl der Fliegen fand ihren Weg zu uns. Sie waren etwas kleiner als gewöhnliche Stubenfliegen, aber ihr Biss stach ganz ungeheuer und wenn man sich am Tage zu einem Schläfchen hinlegen wollte, so musste man sorgfältig die bloße Haut abdecken, besonders den Kopf und die Ohren. Während unserer Zeit in diesem Lager ruhten wir uns aus und füllten unsere Reihen mit frischen Rekruten aus Liberty und Jefferson County, Texas auf. Wir genossen die müßigen Tage in vollen Zügen und durchstreiften die umliegende Gegend nach Herzenslust, sofern wir nicht zum Lagerdienst eingeteilt waren. Es war uns allerdings verboten, Richmond ohne einen gültigen Passierschein zu betreten und die mutwillige Missachtung dieser Vorschrift brachte mir einige Tage in einer Arrestzelle ein. Ich möchte aber betonen, dass dies das erste und letzte Mal war, dass ich wegen Ungehorsams diszipliniert werden musste. Kompanie F wurde zu jener Zeit von unserem 1st Lieutenant kommandiert und aus irgendeinem Grunde machte er einigen Soldaten im Lager das Leben schwer. Er tat dies wahrscheinlich, weil er überzeugt war, die Kompanie hätte es ihm gegenüber in der Vergangenheit am gebotenen Respekt mangeln lassen. Obwohl ich persönlich mich ihm gegenüber niemals despektierlich verhalten hatte, schien er zu glauben, ich hielte ihn für einen schlechten Offizier. Zweimal ersuchte ich ihn um einen Passierschein nach Richmond und beide Male verweigerte er ihn mir, obgleich ich einen triftigen Grund hatte, den ich ausführlich darlegte. Ein junger Bursche aus meiner früheren Nachbarschaft, der einst ein Schulkamerad gewesen und zudem der Bruder meines Schwagers war, diente in einem Louisiana-Regiment und lag ernstlich verwundet in einem Lazarett in der Stadt. Er hatte mir eine Nachricht zukommen lassen, dass er Heimaturlaub beantragen wolle, sobald er nicht mehr bettlägerig sei. Da er durch die Brust und einen Lungenflügel geschossen worden war, vermutete er, dass er als Soldat wohl nicht mehr verwendungsfähig war und dass man ihn womöglich endgültig nach Hause schicken würde. Hiervor wollte er mich unbedingt noch einmal treffen, da wir einander seit Jahren nicht mehr gesehen hatten und auch ich wollte dringend mit ihm sprechen, um ihm einige Worte für meine Schwester mitzugeben. In meiner Not beschloss ich also, mich über das bestehende Verbot hinwegzusetzen und erklärte am nächsten Morgen einem Kameraden mit gültigem Passierschein meine missliche Lage. Ich bat ihn, mir lediglich beim Passieren unserer Postenkette zu helfen, die Patrouillen in der Stadt sollten mein eigenes Problem sein. Wir liefen also zu einer Stelle unweit eines Postens und dort suchte ich mir ein geeignetes Versteck, wo ich wartete, während mein Kamerad den Posten passierte. Auf der anderen Seite der Postenkette band er seinen Passierschein an einem Stein fest und schleuderte diesen in hohem Bogen in meine Richtung. Ich hörte ihn in meiner Nähe landen, hob ihn auf, nahm den Schein an mich und hielt ihn dem Posten unter die Nase. Auf diese Weise mogelte ich mich an mehreren Wachen vorbei. Wir liefen gemeinsam in Richtung Richmond und trennten uns am Stadtrand. Ich war halbwegs mit den Straßen und Gassen sowie der Lage des Lazaretts vertraut und bewegte mich nach Möglichkeit durch die Vororte der Stadt, um den zahlreichen Patrouillen im Zentrum aus dem Wege zu gehen. Das Lazarett befand sich am gegenüberliegenden Rande Richmonds und ich war hoffnungsvoll, es unbehelligt erreichen zu können. Tatsächlich gelang es mir, das Lazarett unentdeckt zu betreten und ich verbrachte den Rest des Tages an der Bettstatt meines alten Freundes. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kehrte ich in unser Lager zurück, was keine Schwierigkeit darstellte, da zurückkehrende Soldaten nicht näher kontrolliert wurden. Am folgenden Morgen wurde ich dann allerdings in eine Arrestzelle gesperrt, da beim Abendappell meine Abwesenheit bemerkt worden war. Wenige Tage später kehrte Captain Bryan ins Lager zurück und erhielt auf irgendeine Weise Kenntnis von meiner misslichen Lage. Wie ich später erfuhr, zitierte er den Lieutenant zu sich und machte ihm mit deutlichen Worten klar, dass er meine Bestrafung missbilligte. Der Captain vertrat die Ansicht, dass Männer, die in Zeiten der Gefahr stets bereitwillig ihre Pflicht taten (und zu diesen zählte er mich offenbar), in Phasen der Ruhe ein Anrecht darauf hatten, dass über ihre Ersuche um Passier- oder Urlaubsscheine mit einem gewissen Wohlwollen entschieden wurde.

      Aufgrund unserer Nähe zur Stadt wurde unser Lager täglich von etlichen Krämern und Hausierern aufgesucht. Es gab damals keinerlei Vorschriften oder Standards bezüglich der Nahrungsmittel, die ein Soldat essen durfte und so kauften wir schlicht alles, was uns angeboten wurde und uns appetitlich erschien. Würste aßen wir am liebsten und da die Wurstverkäufer bereits am frühen Morgen ins Lager kamen, verschlangen wir Würste in rauen Mengen sooft es uns beliebte. Eines Morgens saß unsere Messe also beim Frühstück zusammen, als ich unter der Pelle meiner Wurst einen harten Klumpen fand, der bei näherer Betrachtung wie ein Teil einer Katzenpfote aussah. Mit einem Schlag war uns allen der Appetit vergangen und wir begannen, unsere Würste nach Fremdkörpern abzusuchen. Es dauerte nicht lange, ehe einer der Jungs einen kleinen Katzenzahn in die Höhe hielt. Die Neuigkeit über diese Funde machte rasch die Runde im Lager und bald erreichten uns Berichte von weiteren unappetitlichen Entdeckungen. Der Preis von Würsten wurde nach Gewicht berechnet und Knochen in der Wurstmasse machten das Endprodukt natürlich schwerer. Die skrupellosesten Händler schienen dies durchaus als eine gerechtfertigte Kriegsmaßnahme zu betrachten. Einige von uns versuchten, sich zu übergeben, aber bei den meisten wollte es nicht so recht klappen. Für die nächste Zeit fanden die Wurstverkäufer in unserem Lager kaum noch Abnehmer. Die Jungs konnten ihren Ekel einfach nicht überwinden und da keine Würste mehr gekauft wurden, wurden auch bald keine mehr angeboten.

      Da es uns in unseren Mußestunden freistand, die umliegende Landschaft zu durchstreifen und wir lediglich zum Morgen- und Abendappell im Lager zugegen sein mussten, bot sich reichlich Gelegenheit zur sogenannten "Nahrungsbeschaffung". In der umliegenden Gegend wuchsen üppige Heidelbeersträucher und da ich diese kleinen Beeren sehr gerne mochte, streifte ich häufig auf der Suche nach ihnen umher. Meist begleitete mich einer der Jungs und wir nahmen unsere Feldflaschen, einen großen Literbecher und eine kleine Portion Zucker mit. Wir hielten auf unseren Streifzügen die Augen nach Milchkühen offen, welche an entlegenen Stellen grasten, und wenn wir dabei auf eine stießen, die sich in Sichtweite eines Farmhauses befand, so schreckten wir sie möglichst unauffällig auf, damit sie außer Sicht trottete. Dort hielt einer von uns sie an den Hörnern fest, während der andere sie molk und die Milch in die Feldflaschen füllte. Anschließend suchten wir uns einen nahegelegenen Flecken, an dem man reichlich Beeren pflücken konnte und dort füllten wir unseren Becher etwa zur Hälfte mit den köstlichen Früchten, bevor wir den Zucker und etwas Milch hinzugaben. Dies wiederholten wir so oft, bis wir uns ordentlich satt gegessen hatten und in unser Lager zurückkehrten, zufrieden in dem Wissen, dass sich an unserer Mahlzeit kein betrügerischer Händler zu schaffen gemacht hatte. Die Kühe in dieser Gegend gaben reichlich Milch und waren nahezu ausnahmslos ausgesprochen gutmütig. Dies blieb unseren Jungs natürlich nicht lange verborgen und die Mägde der umliegenden Farmen wunderten sich wohl, warum die Euter ihrer Kühe plötzlich wie ausgetrocknet waren. Aber alles Gute hat sein Ende und die Farmer gingen schon bald dazu über, ihr Vieh nur noch in der Nähe ihrer Farmhäuser grasen zu lassen oder einige ihrer Knechte damit zu beauftragen, auf den entlegeneren Weiden ein Auge auf die Tiere zu haben. Doch auch ohne Milch mundeten uns die Heidelbeeren mit Zucker ganz ausgezeichnet. Knapp außerhalb des Lagers verlief

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