Die Macht der Geimbünde. Walter Brendel
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Extreme Formen dogmatischer Lehren sprechen jeder Kritik die Legitimität ab und rechtfertigen dadurch unter Umständen sogar die Tötung der Kritiker wegen Ketzerei oder Gotteslästerung. Im späten Mittelalter und noch mehr in der Frühen Neuzeit dienten Dogmen der römisch-katholischen Kirche als Legitimation für ihre Inquisitionsgerichte, die von ihren Opfern mittels Folter Geständnisse erpressten und sie oft auf grausame Weise töteten.
In kommunistischen Regimen wurden analoge Dogmen als sogenannte Doktrin ebenso gewaltvoll durchgesetzt. Widerspruchgegen eine staatliche Doktrin oder eine Parteilinie führte zu massiven Repressionen, bis zu Gefängnis und Hinrichtung. Auch die Verfolgung „unamerkanischer Umtriebe“ in der McCarthy-Ära wurde gelegentlich mit Hexenprozessen verglichen.
Bis in die Gegenwart ist in streng islamischen Ländern ein Verstoß gegen einige Dogmen der religiösen Dogmenlehre des Islam, die Schari'a, noch heute mit der Todesstrafe (Köpfungen, Steinigungen und andere Formen der Tötung) bedroht. Diese wird oft von informellen Gruppen in Form einer De-facto-Gerichtsbarkeit oder Lynchjustiz ausgeführt.
Dogmen in den christlichen Kirchen
Unter Dogmen versteht man im Laufe der Kirchengeschichtedurch die lehramtliche Autorität formulierte Sätze (sowie seitdem II. Vatikanischen Konzil auch Aussagen darstellender Texte), die wichtig sind für die inhaltliche Profilierung ihres Glaubens. Sie „sind Lichter auf dem Glaubensweg. Sie erleuchten und sichern ihn.“ (Katechismus der Katholischen Kirche KKK89).Der Entstehungskontext von Dogmen ist in der Regel eine strittige Situation in Glaubensfragen. Konzilien und Synoden werden einberufen, um die Sachfragen zu klären und ggf. entsprechende Dogmatisierungen vorzunehmen.
Der Begriff Dogma wird je nach konfessioneller Tradition und theologischer Lehrmeinung unterschiedlich verstanden und verwendet:
In den orthodoxen Kirchen sind damit vor allem die Lehraussagen der ersten sieben Ökumenischen Konzilien sowie einigerspäterer panorthodoxer Synoden gemeint.
Die katholische Kirche hat im I. Vatikanischen Konzil definiert, dass ein Dogma ein Satz göttlichen und katholischen Glaubens ist, der durch das allgemeine und ordentliche Lehramt (affirmativ) oder durch konziliare oder päpstliche Definition definitiv als von Gott offenbarte und zu glaubende Wahrheit verkündet wird. Für Martin Luther und andere Reformatoren haben nur Dogmen Gültigkeit, die durch die Heilige Schrift belegt sind und damit unter den Begriff der Doktrin fallen. Dogmen im engeren Sinne formulieren sie nicht.
Die evangelische Tradition sieht spätestens seit der Aufarbeitung von Anfragen und Kritik seitens der Aufklärung von Formulierungen von Dogmen ab, da in der evangelischen Kirche kein Lehramt existiert, welches für die Gemeinde verbindliche Glaubenssätze formulieren könnte.
Zwar sei die klare Bezeugung durch die Kirche die notwendige Bedingung für den Glauben – dementsprechend habe die Kirche die Aufgabe, die Möglichkeit der Begegnung mit dem biblischen Zeugnis zu eröffnen. Eine innere Gewissheit im Einzelnen sei jedoch durch die Kirche und ihr Wirken nicht herstellbar, da Gewissheit etwas Unverfügbares sei. Die Einsicht, dass das kirchliche Zeugnis die Wahrheit über Gott, Welt und Mensch mitteile, kommt nach evangelischer Überzeugung durch die Inanspruchnahme dieser öffentlichen Bezeugung durch den Heiligen Geist zustande.
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