Skandale beim Fußball in Deutschland. Walter Brendel
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Der SSV Ulm steht unter Verdacht
Zudem ist der Regionalliga-Club SSV Ulm 1846 den Angaben zufolge offenbar stärker als bislang bekannt in den Wettskandal verwickelt. Es besteht bei vier Regional-ligaspielen des Vereins aus der Endphase der vergangenen Saison Manipulationsverdacht. Ex-SSV-Vizepräsident Mario Meuler sagte dagegen: "Wir gehen davon aus, dass niemand mit dieser Sache etwas zu tun hat." Ex-Trainer Ralf Becker erklärte: "Wir stehen hundertprozentig zu unseren Jungs." Wenn sich eine Verwicklung von Spielern bestätigen sollte, "werden wir konsequent handeln", fügte er allerdings hinzu.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass es in Deutschland um Begegnungen gehe, in die Spieler des SSV Ulm, des VfL Osnabrück, der zweiten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach und der Würzburger Kickers verwickelt seien. Ein Spieler des Landesligisten Würzburger Kickers wurde nach Angaben seines Vereins bereits verhaftet.
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Laut übereinstimmenden Medienberichten richtet sich der Verdacht auch gegen drei Spieler, die in der Saison 2008/2009 für den aus der Zweiten Liga abgestiegenen VfL Osnabrück aktiv waren. Alle drei bestreiten, in den Skandal verwickelt zu sein. "Ich hatte nie Kontakt mit der Wettmafia und habe mit dem Wettskandal nichts zu tun. Ich habe nie ein Spiel manipuliert oder Geld dafür genommen, schlecht zu spielen oder zu verlieren", sagte der angeblich in den Skandal verwickelte Osnabrücker Ex-Profi Thomas Reichenberger. Von seinem Verein erhielt er Rückendeckung.
Harte Konsequenzen hat bereits der SV Sandhausen gezogen: Der Drittligist entließ den Abwehrspieler Marcel Schuon fristlos. Der 24jährige steht unter Verdacht, in der vergangenen Saison als Profi des späteren Zweitligaabsteigers VfL Osnabrück an der Manipulation von Spielen beteiligt gewesen zu sein.
Sandhausen hatte sich von allen Spielern Eidesstattliche Versicherungen geben lassen, dass sie niemals eine Partie geschoben haben. Schuons Anwalt Siegfried Kauder hatte gesagt: "Er hat die Spielmanipulation mit einem Auftraggeber verabredet. Zur Manipulation ist es aber nicht gekommen."
Schuon habe während der Partie gegen den FC Augsburg (0:3) in der vergangenen Saison gemerkt, "dass er als Mittelfeldspieler alleine nichts ausrichten könne". Da allerdings dennoch das gewünschte Ergebnis eingetreten sei, seien Schuon von seinem Auftraggeber die Wettschulden erlassen worden. Damit habe sich Schuon der "Verbrechensabrede" schuldig gemacht, sagte Kauder.
Wegen seiner Aussage werde es allerdings nicht zu einer Hauptverhandlung kommen. Der Drittligist SV Sandhausen, damaliger derzeitiger Arbeitgeber von Schuon, hatte geäußert, dass man eine Trennung von dem 24jährigen erwäge.
Schuon habe bei der Staatsanwaltschaft seinen Auftraggeber angegeben, sagte Kauder. Von diesem habe Schuon vor dem Spiel gegen Augsburg ein subtiles Signal bekommen: "Das Spiel verliert ihr ja eh 3:0." Nach der Partie habe Schuon versucht, seinem Auftraggeber klarzumachen, dass er beim Manipulationsversuch gemerkt hätte, dass er das "nicht könne und nicht wolle". Daraufhin habe dieser den Druck auf Schuon, so Kauder, mit den Worten "Glaub' bloß nicht, dass wir das Geld nicht kriegen" erhöht.
Vor einem weiteren Spiel der Saison gegen den 1. FC Nürnberg (0:2) habe Schuons Auftraggeber das erneute Signal zur Manipulation gesandt, dabei sei allerdings das gewünschte Ergebnis nicht erreicht worden. Zu möglicherweise anderen in eine Manipulation involvierten Osnabrücker Spieler habe Schuon keine Angaben gemacht.
Auch Schuons frühere Osnabrücker Mitspieler Thomas Reichenberger und Thomas Cichon waren unter Verdacht geraten, an dem Wettskandal beteiligt gewesen zu sein. Reichenberger, noch immer beim Drittligisten unter Vertrag, hatte vor dem Punktspiel gegen Borussia Dortmund II am über das Stadionmikrofon erklärt, keine Partien geschoben zu haben.
Cichon, mittlerweile bei den Moroka Swallows in Südafrika unter Vertrag, sagte:
"Meine Anwälte kümmern sich um diese Sache. Alles, was ich sage ist, dass ich nichts damit zu tun habe." Trainer Rainer Zobel verteidigte seinen Spieler. "Thomas war völlig entsetzt, als er hörte, was über ihn geschrieben wurde. Ich habe mir richtig Sorgen gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas mit den Manipulationen zu tun hat."
Kauder erklärte, dass Schuon bei der Staatsanwaltschaft seinen Auftraggeber angegeben habe. Nach dem Spiel gegen Augsburg (0:3) habe Schuon versucht, seinem Auftraggeber klarzumachen, dass er beim Manipulationsversuch gemerkt hätte, dass er das "nicht könne und nicht wolle". Daraufhin habe dieser den Druck auf Schuon, so Kauder, mit den Worten "Glaub' bloß nicht, dass wir das Geld nicht kriegen" erhöht.
"Schon der Versuch ist strafbar. Wir distanzieren uns von dieser Sache, wollen mit dem Wettskandal nichts zu tun haben, deshalb war die Kündigung der einzige logische Schritt", sagte Sandhausens Präsident Jürgen Machmeier der "Rhein-Neckar-Zeitung". Schuon war erst im Sommer von Osnabrück nach Sandhausen gewechselt.
Zuvor hatte bereits Viertligist SSV Ulm drei Spielern gekündigt, die im Zuge des Wettskandals unter Verdacht stehen. Beim SC Verl wurden zwei Spieler suspendiert.
Patrick Neumann, suspendierter Kapitän des Regionalligisten SC Verl, erwägt weitere Aussagen zum Thema Wettskandal. "Das ist möglich. Ich habe Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft in Bochum beantragt. Zunächst müssen wir wissen, was in den Akten steht. Danach überlegen wir, ob wir weitere Angaben machen. Die bisherigen Aussagen von Herrn Neumann waren eine Vorleistung", sagte Neumanns Anwalt Lutz Klose.
In einer viereinhalbstündigen Vernehmung hatte Neumann zugegeben, 500 Euro für manipulierte Spiele angenommen zu haben. "Er wurde massiv unter Druck gesetzt", sagte Klose und bestätigte damit einen Bericht im "Westfalen-Blatt". Demnach war Neumann vor dem Regionalliga-Spiel des SC Verl bei Borussia Mönchengladbach II von einem Mann angesprochen worden. Dieser habe von ihm verlangt, das Spiel zu verlieren. Für dieses Vorhaben sollte Neumann weitere Mitspieler gewinnen, denen eine Zahlung von 5000 bis 10.000 Euro in Aussicht gestellt worden sei.
Nach dem überraschenden 4:3-Sieg gegen Gladbach II sei es vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln II zu einem weiteren Treffen gekommen. Dabei seien Neumann unter Drohungen 500 Euro übergeben worden, ohne weitere Optionen zu besprechen. "Sie haben ihn für das verloren gegangene Geld verantwortlich gemacht. Er hatte Angst vor Repressalien", sagte Klose. Das 0:1 gegen Köln sei dann eher ein Zufallsprodukt gewesen.
Währenddessen fürchtet Neumann Racheakte der Wettmafia. Er halte sich derzeit an einem unbekannten Ort versteckt, bestätigte Klose dem "Kölner Stadtanzeiger". "Patrick geriet in Furcht und Panik. Er kann die Kontaktmänner identifizieren", sagte Klose, "diesmal wurde nicht nur mit List und Schmiergeld, sondern auch mit Einschüchterung und Gewalt agiert."
Beim Drittligisten SV Wacker Burghausen bestreitet man jegliche Verbindung zum Wettskandal. "Wir sind völlig überrascht, weil sich diese Thematik überhaupt nicht abgezeichnet hat", sagte Geschäftsführer Florian Hahn. Der Club war von einem Zeugen des Wettskandals im ARD-Magazin "Fakt" in Zusammenhang mit den Manipulationen gebracht worden. Demnach seien im Zweitliga-Abstiegskampf der Saison 2006/2007 mehrere Partien verschoben gewesen. Burghausen stieg damals ab. Die Staatsanwaltschaft Bochum bestätigte allerdings, dass die geäußerten Vorwürfe "nicht Gegenstand des aktuellen Verfahrens" seien.
Patrick Neumann ist von seinem ehemaligen Mitspieler Christian Knappmann in der "Sport Bild" im Zuge des Wettskandals schwer belastet worden. "Im Training kam Pepe zu mir. Er meinte: Knappi, kriegst du auch so miese Prämien. Lass uns doch mal gegen uns wetten", soll Patrick Neumann, der von seinen Mitspielern "Pepe" gerufen wurde, laut Knappmann gesagt haben: "Ich hielt das für einen dummen Spruch, er wollte wahrscheinlich erst mal bei mir vorfühlen. Ich habe aber sofort gesagt: So ein Quatsch!"
Verl-Angreifer