Fürstin des Nordens - Trilogy. Juryk Barelhaven

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Fürstin des Nordens - Trilogy - Juryk Barelhaven

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macht Ihr es mir so schwer?“

      „Männerhosen tragen sich gut. Wen, bitte schön, soll ich hier beeindrucken!?“

      Francesco stutzte kurz und reichte ihr den Becher. „Guter Punkt“, gab er zu und stöhnte behaglich, als er auf den Schindeln sich zurücklehnte. „Wie denkt Ihr darüber?“

      „Dieser Ort ist grauenhaft. Über allem liegt Angst wie ein nasses Segeltuch. Sie fürchten sich. Der Ort macht mich krank.“

      Francesco nickte ernst. Er kam aus der Gosse, zugegeben. Beim Militär hatte man ihm Selbstdisziplin, das Marschieren und den Umgang mit Waffen beigebracht. Seit seinem erzwungenen Dienst als Privatlehrer hatte er sich daran gewöhnt jeden Tag zu Baden. Daheim am Hofe des Werwolfskönigs hatte selbst er Diener gehabt, die ihm jeden Tag die Kleider zurechtgelegt hatten. Man kochte für ihn, man putzte ihm die Stiefel und Geld spielte keine Rolle. Aus offensichtlichen Gründen. Zu seinem Glück interessierten sich die Werwölfe seit langem für höfische Etikette. Das hatte ihm einen gehobenen Lebensstil eingebracht. Jetzt stand er wie Claudile sprichwörtlich im Matsch und musste für sich selbst sorgen. Denn Diener gab es hier nicht. Noch nicht, berichtigte er sich.

      „Die Koffer sind ausgepackt und der Kutscher hat die Rückreise angetreten.“ Er beugte sich etwas vor. „Der Baron hat die Leute terrorisiert. Über Jahre fürchteten sie seine Willkür. Er nahm sich alles, was er brauchte…“

      „Genug.“

      Francesco gehorchte.

      Nach einer Weile sah sie ihn traurig an. Ihre gelben Augen stachen beeindruckend durch die aufkommende Düsternis des Abends. „Ich will das nicht. Ich will heim, Francesco.“

      „Wenn Ihr geht, bekommen wir beide Ärger, vergesst das nicht. Die Königin hat uns aufgetragen, dieses Land zu halten. Es ist, wie es ist.“

      „Mir gefällt das nicht“, entgegnete sie knapp und beobachtete die Rehe, wie sie vor dem Wolf Reißaus nahmen. Sie hatten seine Witterung aufgenommen. Anfänger, dachte sie säuerlich. „Heute auf dem Platz roch ich ihre Angst. Sie werden in ihren Häusern bleiben und sich verschanzen. Wie sollen sie mich lieben?“

      Und da haben wir das Problem, dachte Francesco säuerlich.

      Kein Mensch kam auf die Idee, sich offen gegen die dominante Spezies zu stellen. Tat man es doch, waren die letzten Sekunden gezählt. Sie mussten keine Rücksicht nehmen. Selbst, wenn alle Burgen verfallen und alle Dörfer menschenleer waren, so konnten die Werwölfe weiter durch die Wälder streifen. Es änderte sich kaum etwas für sie. Und dann war da Claudile…

      Claudile nahm die Leiden und Sorgen der Menschen persönlich. Sie wollte alles besser machen, für jeden. Aber wenn man ein Werwolf war, durfte man sich nicht mit dem Menschen auf eine Stufe stellen.

      Jeder hing seinen Gedanken nach.

      „Haben wir Gold?“ fragte sie nach einer Weile.

      „Die Kammern sind voll, möchte ich meinen. Wir haben genau vierzehntausend und sechshundertdreiundreissig Norfesta-Münzen. Sowie eine ansehnliche Sammlung an Perlenketten, erlesenen Büchern und Ölgemälden. Entweder ist der Baron ein Meister in Kalkulation gewesen, oder er hat sich nicht um die Rechnungen gekümmert. Sicherlich müssten einige Schulden beglichen werden. Sein Arbeitszimmer ist ohne System, aber da arbeite ich mich schon rein.“

      „Wir werden die Leute bitten, wieder zurückzukommen.“

      „Das wird nicht einfach.“

      „Wir sollten ein Fest geben.“ Ihr Gesicht hellte sich etwas auf. „Ich will Musik und Tanz.“

      „Eure Ladyschaft“, begann Francesco langsam aber hielt in einem neuen Gedanken inne. „Ich meine, Ihr seid jetzt Fürstin von diesem Ort. Wir werden gemeinsam dieses Problem lösen, aber bedenkt, dass Ihr eine höhergestellte Person seid! Von nun an delegiert Ihr. Ihr seid nicht wie die. Wie ich“, fügte er leise hinzu. „Menschen haben zu gehorchen!“

      „Ich fange morgen an, eine Fürstin zu sein.“ Sie stand auf – nicht wie ein Mensch, sondern fliesend wie ein Werwolf mit der Grazie einer Antilope. Einer Antilope mit Zähnen. „Jetzt will ich jagen.“

      Francesco stöhnte leise. „Seid aber pünktlich wieder zuhause. Und lasst Euch nicht von anderen Tieren provozieren.“

      Claudile zog den Soldatenrock und die Stiefel aus und stand nun barfuß und nur mit Unterhemd und Hose bekleidet dar. Von weitem konnte man sie fast für einen jungen Mann halten, der seine Haare wild und lang wachsen ließ. Von sehr weit weg.

      Sie wandte sich kurz um und nickte ihrem Freund zu. Dann ließ sie sich nach hinten fallen.

      Der Mann lächelte knapp, griff zum Becher und blieb noch ein bisschen auf den Schindeln liegen. „Bleibt mehr für mich.“

      Wie ein Geschoß flog sie in die Tiefe, passierte das Ende der Mauer und drehte sich im richtigen Moment, um sich kurz vor dem Aufprall abzurollen und sofort wieder wie ohne Blessuren stramm stehen zu können. Wie die meisten Werwölfe hatte sie das Maximum ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit längst erreicht und als Sprinterin und Jägerin sich den Respekt ihres Rudels verdient. Das kurze Donnern ihres Sturzes verklang schnell. Sofort nahm sie den Wald war, seine Geheimnisse, seine zahllosen Fährten. Und ihre Beute.

      Vor ihr duckte sich der Wolf hin und knurrte leise, als sie sich ihm näherte. Er schnupperte aufgeregt und versuchte den neuen Geruch einzuordnen.

      Wir sind viele, vernahm sie mit ihren Sinnen. Du bist anders – nicht wie er!

      Der Jungwolf heulte leise.

      Geh weg, signalisierte sie. Das ist mein Revier.

      Zwei weitere Augenpaare erschienen im Dunklen. Lefzen wurden gezogen, und sie begannen ihr Spiel, indem sie sie umkreisten. Knurrend bewegten sie sich vorwärts.

      Claudile kannte das Genüge. Wölfe waren nicht dumm. Sie spürten Gefahr, aber sie forderten auch gerne heraus. Zähne wurden gebleckt. Wenn sie weglief oder aufgab, war ihre Dominanz dahin. Der Wald hatte ein Gedächtnis.

      Wir beißen. Wir reisen. Du wirst dein Rudel nie wieder sehen.

      Triumphierend bellten die männliche Wölfe und machten sich zum Sprung bereit.

      Claudile lächelte und griff an.

      Die Bewohner von Blaqrhiken duckten sich auf ihren Schlaflagern, als sie das Gebell hörten. Wenige schliefen weiter. Die meisten konnten nicht schlafen, horchten in der Dunkelheit und fürchteten die Geräusche, die nichts Gutes brachten. Der Wald bot keinen Schutz für Menschen, sondern war eine grüne Mauer um sie herum – mit einem Monster in ihren Reihen. Kinder wichen näher an ihre Eltern heran, wimmerten leise. Begütigende Laute der Eltern brachten nicht den ersehnten Frieden, da ihre eigenen Stimmen zitterten. Der Wald hatte ein Gedächtnis.

      Und er wusste, wo es gefahrlos Fressen gab.

      Das Mädchen des Försters lag in ihrem Bett und kauerte hilflos in einem Wulst aus Decke und Kissen. Das Trippeln von Pfoten auf dem Dach hatte sie aufgeschreckt. Es kam vor, dass Wölfe des Nachts kamen und nach Beute Ausschau hielten. Nie die erste Wahl für einen Wolf – wie

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