Die blaue Reiterin im Murnauer Moos. C.-A. Rebaf

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Die blaue Reiterin im Murnauer Moos - C.-A. Rebaf Malerei, Erotik, Spannung

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kommt!“, stammelte sie außer Atem. „Er ist im Anmarsch! Mayr hauen sie ab!“ Dann brach sie ohnmächtig zusammen. Ihr Kreislauf versagte. Mayr hatte sich einen geheimen Verschlag in seinem Keller gemacht und zog die leblose Frau hinter sich hinunter. Dem Pferd gab er einen Klapp auf die Schenkel und es trabte alleine dort hin, wo es her kam.

      Vor dem Eingang räumte er etwas Gerümpel aus dem Weg und öffnete eine Brettertür. Dahinter war eine dicke Betonwand. 'Schweizer Sicherheit für den Bunkerbau; Oerlikon' war auf der Tür in großen Buchstaben zu lesen. Mayr hatte für einen erneuten Atomschlag vorgesorgt. Kein Wunder bei seinen Gewinnen! Sein Bunker war von der feinsten Firma auf diesem Gebiet.

      Er hörte im Hintergrund schon ein dröhnendes Motorengeräusch und beeilte sich, die verschwitzte Frau auf die bereitstehende Liege hinter der Betontür zu legen. Dann verschloss er den Eingang mit den schweren Eisenriegeln und zog an einer kleinen Schnur. Das war ein weiterer Trick, denn damit fiel draußen vor der Tür der Bretterverschlag wieder zu und man konnte die Bunkertür nicht sofort sehen.

      Im Innern schimmerte jetzt ein gelblich-grünes Notlicht und tauchte den Raum in einen Dämmerzustand.

      Anitra schlug die Augen auf und erwachte. Nur durch eine Erschütterung des Bodens spürte man dass er da war. Das tonnenschwere Gefährt im Anwesen von Mayr. Gedämpft hörte man auch den Motor säuseln. Sie wollte gerade den Mund auftun, da hob Mayr seinen Zeigefinger vor seinen Mund: „Psssst!“ zischelte er. Ihr blieb der Ton im Halse stecken. Mayr deutete mit dem Zeigefinger mehrmals nach oben. Ganz leise flüsterte er ihr ins Ohr: „Alarm! Lakencourt ist da! Ich hoffe, er entdeckt uns nicht. Wir sollten uns ganz ruhig verhalten. Vielleicht findet er uns dann nicht.“ Er setzte sich mit angezogenen Beinen auf den Fußboden neben sie. Gespenstische Stille! Seine Wampe war ihm im Weg. Auch er japste nach Luft und versuchte seinen Atem zu kontrollieren.

      Plötzlich hörte das Dröhnen auf. Das leise Motorengeräusch, das noch herein drang war weg. Er musste angekommen sein. Jetzt würden sie aus schwärmen und ihn suchen. Angstschweiß bildete große Tropfen auf seiner Stirn. Anitra schaut ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Beide waren wie versteinert.

      So blieben sie und starrten gebannt auf den Öffnungsmechanismus der Tür. Noch waren sie wohl unbemerkt und das Gestänge stand still. Mayr bewegte sich ganz vorsichtig in Richtung der Betonwand und versuchte sein Ohr dagegen zu pressen, um auch nur die leisesten Geräusche draußen erfassen zu können! 'Ein Stethoskop, ja irgendwo muss in meinem Magazin eines liegen, irgendwo', dachte er, 'das könnte ich jetzt gebrauchen, um durch die Wand zu hören.' Sein Ohr wurde kalt. Er konnte keinen Laut vernehmen. Die Zeit zerrann wie in einer Sanduhr. Wie lange mögen sie jetzt da unten schon ausharren?

      Plötzlich ein ohrenbetäubender Knall. Das musste eine Explosion gewesen sein! Mayrs Kopf flog von der Wand. Anitra schrie kurz auf! Hatten sie sich jetzt verraten? Wieder warteten sie angespannt und starrten auf den Öffnungs-riegel. Da... hatte er sich nicht gerade bewegt? Wieder vergingen die Sekunden. Die bleierne Zeit.

      Mayr schaute auf seine Taschenuhr, die er aus seiner Lederhose zog. Sie waren schon Stunden da unten.

      Dann ein leises Dröhnen und Erschütterungen auf dem Boden. Es wurde leiser und schien sich zu entfernen.

      Sie warteten noch eine Stunde, in der es absolut ruhig blieb. Eine Grabesstille.

      Dann sagte Mayr und seine Stimme versagte zunächst, so dass er stotterte: „I—i-ch“, er räusperte sich: „I-ch glaube sie sind weg und wir können öffnen!“ Anitra spürten den kalten Schweiß auf ihrer Haut und zog sich eine Schweizer Armee Decke um, die auf der Liege lag.

      Mayr ging vorsichtig zur Tür und öffnete. Draußen war es dunkel. Lediglich die Reflexionen eines flackernden Lichtscheins waren an den Wänden dort zu sehen.

      Lakencourt hatte Mayrs Gaslager gesprengt und es brannte überall lichterloh! Der Händler ließ es gewähren und war froh zunächst einmal mit dem Leben davon gekommen zu sein.

      Anitra hatte sich auf der Liege ausgestreckt und war unter der Decke eingeschlafen.

      Liebevoll schaute der dicke Alte sie an. Als sie wieder erwachte und zu sich kam, fragte er leise: „Gnäd'ge warum machen sie des?“ Anitra verstand ihn nicht. „Was, meinen sie mit 'des'?“ „Ja mir zu hoifn und mich zu warnen“ Da verfinsterte sich ihre Miene und erfror zu einer bitteren Maske. „Ich habe schlechte Erfahrung gemacht mit dem!“ und zeigte in die Richtung Wolfratshausen. Mayr schaute sie voll Mitleid an. „Eana G'sicht soagt oals! Eana ean Gschbusi?“ Mayr wollte es genau wissen. „Nein mein lieber Mann!“ Dann brach sie in hemmungsloses Schluchzen aus. „Ean Moa? Sie san g'heirat?“ fragte Mayr, aber sie konnte nicht weiter reden und er spürte auch, dass seine Befragung jetzt nicht weiter kam.

      „Eana Ross is scho z'haus! Ihr fahr sie z'ruck.“ Er nahm sie unterstützend am Arm und führte sie ins Führerhaus seines Paco-Paco.

      Das Neue Gewandhaus

      In Leipzig entstand nach der Katastrophe am schnellsten wieder eine neue solidarische Stadt-Kommunität, die einer früheren Gesellschaft mit einer entsprechenden Ordnung entsprach. Sogar eine Polizei ähnliche Organisation wurde wieder installiert, vertrieb alle War Lords und wehrte jegliche Versuche ab, dieses lukrative Terrain wieder zu versklaven.

      Sogar ein auf 'legalen' Abgaben basierendes Stadt-Steuersystem wurde nach einer demokratischen Abstimmung Zähne knirschend wieder eingerichtet.

      Die unterirdischen biochemisch-anthropologischen Labore der Stadt boomten und immer neue bahnbrechende Technologien für die künstliche Reproduktion der Menschen wurden erforscht und beschrieben. Man erkannte, dass die alten Replikanten nur kurz lebten und verstärkte die Forschung, um die Lebenszeit zu verlängern. Telomere und Telomerasen, Onkogene, Proteooncogene, Wachstumsfaktoren ein Leipziger Allerlei aller bekannten Einflussfaktoren auf die Lebenszeit der Zellen und Organismen wurde angerührt. Irgendwann kam ein findiger Prof. Bafier auf eine Idee, die im das Tor zum grenzenlosen Reichtum eröffnete: Die Anwendung aller dieser Techniken im Umfeld 'Schönheit und Kosmetik'!

      Die Prosperität der Stadt erwirtschaftete sogar Überschüsse und diese wurden genutzt, um den zerstörten Konzertsaal des Gewandhauses in der den Leipzigern eigenen Stil einer gelungenen Mischung aus Alt und Neu wieder erstehen zu lassen. Die Bürger dieser Stadt waren zu Recht stolz auf diese Leistung, die weder Berlin, noch Wien, noch München und schon gar nicht Dresden aufweisen konnte.

      Jetzt zur Eröffnung plante man einen musikalischen Festakt, der ein dickes Ausrufezeichen setzen sollte!

      Alexis, der Komponist der Neuzeit schlechthin, konnte gewonnen werden, für diesen Anlass die Uraufführung eines seiner nagelneuen Werke zur erlauben.

      Allerdings weigerte er sich strikt, als Dirigent und Person dabei in Erscheinung zu treten. Niemand wusste natürlich, in welchen vertraglichen Abhängigkeiten und Abgründen er sich mit einem Dirigenten namens Grinder verstrickt hatte und das schon zu Zeiten als er noch ein Nobody war. Aber sein phlegmatisches Wesen akzeptierte diese Verträge als unumstößlich.

      So kam Grinder zur Ehre das Dirigat zur Eröffnung des Neuen Gewandhauses zu übernehmen. Christiane sein Frau und Groupie war sehr stolz darauf. Diese, eine rüstige Mitvierzigerin, gerade dabei, ihr Outfit für diesen Event zu planen, hielt sich für durchaus attraktiv und versuchte dem unaufhörlichen Zwang des Alterns mit allen gegebenen Mitteln zu entrinnen.

      Hatte sie doch auch von den Wundern der neuen biotechnologischen Fortschritte gerade in Leipzig gehört, denen Wirkungen eines Jungbrunnens nachgesagt wurden. Sie

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