Erzählungen aus 1001 Nacht - 5. Band. Anonym

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Erzählungen aus 1001 Nacht - 5. Band - Anonym

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hilft, so wirst du meine Forderung nicht mehr für übertrieben halten; ja, du wirst mit Freuden ein Schatzhaus Goldes dafür geben, wenn du es besitzest.‹ Und er fuhr fort: ›Jetzt höre mich an, o mein Herr, und ich will dir sagen, welche Kraft in diesem künstlichen Apfel ruht. Wenn einer krank ist, und sei seine Krankheit die allerärgste, ja, sei er dem Tode schon ganz nahe, und wenn er dann an diesem Apfel riecht, so wird er sich alsbald erholen und gesund werden und frei von jeglicher Krankheit, ob die Pest ihn plagte oder die Entzündung des Brustfells, das Fieber oder ein anderes bösartiges Leiden, und er wird sein, als sei er nie krank gewesen; und seine Kraft wird ihm alsbald zurückkehren, und nachdem er an dieser Frucht gerochen hat, wird er frei sein von jedem Leiden und jeder Krankheit, solange ihm das Leben bleibt.‹ Sprach Prinz Ahmad: ›Wie soll ich mich überzeugen, daß da Wahrheit ist, was du mir sagest? Wenn es ist, wie du behauptest, so will ich dir mit Freuden die verlangte Summe geben.‹ Sprach der Händler: ›O mein Herr, alles Volk, das in den Gegenden rings um Samarkand herum wohnt, weiß noch recht gut, daß einst in dieser Stadt ein Weiser lebte von wunderbarer Geschicklichkeit, und der hat nach vielen Jahren der Mühsal und Beschwerde diesen Apfel hergestellt, indem er zahllose Säfte von Kräutern mit Mineralien mischte. Seinen ganzen Besitz, und der war beträchtlich, gab er dafür aus, und als er ihn fertig hatte, da heilte er Tausende von Kranken, die er nur an dem Apfel riechen ließ. Aber ach, er fand ein plötzliches Ende, und der Tod überraschte ihn jählings, ehe er sich durch den wunderbaren Geruch erretten konnte; und da er keinen Reichtum gewonnen hatte und nur eine beraubte Witwe hinterließ, eine große Schar junger Kinder und viele Diener, so bleibt seiner Witwe nichts anderes übrig, als sich von diesem Wunder zu trennen, damit sie das tägliche Brot für sie gewinne.‹ Und während der Makler dem Prinzen seine Geschichte erzählte, sammelte sich rings um ihn eine Schar von Bewohnern der Stadt, und einer aus dem Volke, der dem Makler wohl bekannt war, trat hervor und sprach: ›Ein Freund von mir liegt zu Hause krank auf den Tod; die Ärzte und Chirurgen alle verzweifeln an seinem Leben; ich aber flehe dich an, laß ihn an diesem Apfel riechen, damit er lebe.‹ Als Prinz Ahmad diese Worte vernahm, wandte er sich zu dem Verkäufer und sprach: ›O mein Freund, wenn dieser Kranke, von dem du hörst, zu Kräften kommt, indem er an dem Apfel riecht, so will ich ihn gleich um den Preis von vierzigtausend Aschrafîs erstehen.‹ Der Makler hatte nun Vollmacht, die Frucht für fünfunddreißigtausend Goldstücke zu verkaufen; und mit einem Maklerlohn von fünftausend war er zufrieden. Sprach er: ›Gut, o mein Herr, jetzt kannst du die Kräfte des Apfels erproben und deine Seele überzeugen; Hunderte von Leidenden habe ich mit ihm geheilt.‹ Da begleitete der Prinz die Leute zum Hause des Kranken, und er fand ihn auf seinem Bette liegend, den letzten Hauch auf den Lippen; aber sowie der Sterbende die Frucht roch, kehrte ihm sofort die Kraft zurück, und vollkommen gesundet, munter und wohlauf erhob er sich vom Lager. Als er das sah, kaufte Ahmad den Apfel und zahlte dem Makler die vierzigtausend Dinare. Und als er das Ziel seiner Reise in Händen hielt, beschloß er, sich einer Karawane anzuschließen, die nach Indien zog, und in seines Vaters Haus zurückzukehren; bis dahin aber wollte er sich an den Sehenswürdigkeiten und Wundern Samarkands vergnügen. Besondere Freude machte es ihm, auf die glorreiche Ebene hinauszuschauen, die da Soghd heißt und eines der Wunder der Welt ist. Das Land auf allen Seiten war ein Labsal für das Gesicht: smaragdgrün und licht, und wie des Paradieses Gelände durchströmt von kristallenen Bächen; die Gärten trugen allerlei Blumen und Früchte, und die Städte und Paläste erfreuten das Auge des Fremden. Nach einigen Tagen aber schloß Prinz Ahmad sich einer Karawane von Kaufleuten an, die nach Indien zogen; und als seine lange und langwierige Reise zu Ende war, erreichte er schließlich die Karawanserei, wo seine beiden Brüder, Husain und Ali, ungeduldig seiner Rückkehr harrten. Sie freuten sich alle drei in höchster Freude, als sie sich wiedersahen, und fielen sich um den Hals; und sie dankten Allah, der ihnen wohlbehaltene Heimkehr beschieden hatte nach so langer und langwieriger Trennung. Dann wandte Prinz Husain, als der älteste, sich zu den beiden anderen und sprach: ›Jetzt geziemt es uns, ein jeder zu erzählen, was ihm widerfahren ist, und zu vermelden, welche Seltenheit er mitbringt, und welches ihre Kräfte sind. Und da ich der Erstgeborene bin, so will ich auch als erster meine Abenteuer berichten. Ich bringe mit mir aus Bischangarh einen Teppich, wertlos dem Anschein nach, doch sind seine Kräfte solcher Art, daß, wer sich darauf setzt und im Geiste den Wunsch ausspricht, ein Land oder eine Stadt zu besuchen, sofort in Sicherheit und Behaglichkeit dorthin entrückt wird, wäre die Reise auch Monde, ja, Jahre lang. Ich habe vierzigtausend Goldstücke als seinen Preis bezahlt; und nachdem ich alle Wunder des Landes Bischangarh gesehen hatte, setzte ich mich auf meinen Kauf und verlangte, an diese Stelle getragen zu werden. Flugs war ich hier, wie ich es wünschte, und jetzt harre ich seit drei Monaten in diesem Khan eurer Ankunft. Den fliegenden Teppich habe ich bei mir; also möge jeder, der Lust hat, ihn erproben.‹ Als nun der älteste Prinz seine Erzählung beendet hatte, hub Prinz Ali an und sprach: ›O mein Bruder, dieser Teppich, den du mitgebracht hast, ist wunderselten, und er hat erstaunliche Gaben; und nach dem, was du berichtest, hat in der Welt noch niemand etwas gesehen, was sich mit ihm vergleichen ließe. Und er zog das Fernrohr hervor und fuhr fort: ›Seht her! Auch ich habe für vierzigtausend Aschrafîs etwas erstanden, dessen Eigenschaften ich euch jetzt erklären will. Seht ihr dies Rohr aus Elfenbein? Mit seiner Hilfe kann der Mensch Dinge erblicken, die seinen Augen verborgen waren, und die viele Meilen entfernt sind. Es ist wahrlich höchst wunderbar und wert, daß ihr es prüft; und ihr beide könnt es erproben, wenn ihr wollt. Legt nur das eine Auge dicht an das kleinere Glas und sprecht im Geist einen Wunsch aus, zu sehen, was immer eure Seele zu sehen begehrt; und ob es nun nah ist oder viele Hunderte von Meilen fern, dies Elfenbein wird es euch deutlich nahe rücken.‹ Bei diesen Worten nahm Prinz Husain dem Prinzen Ali das Rohr aus der Hand, und als er das eine Ende, wie ihm gesagt worden war, dicht an das Auge hielt, sprach er im Herzen den Wunsch aus, die Prinzessin Nur al-Nihar zu erblicken; und die beiden Brüder beobachteten ihn, um zu sehen, was er sagen werde. Plötzlich aber sahen sie, wie er die Farbe wechselte und der verwelkten Blume gleich zusammenschrumpfte, während ihm in seiner Erregung und seinem Kummer eine Flut von Tränen aus den Augen strömte; und ehe noch seine Brüder sich von ihrem Staunen erholten und fragen konnten, welches der Grund dieses seltsamen Verhaltens sei, rief er laut aus: ›Ach und Wehe! Wir haben Mühsal und Beschwerde erduldet, und wir sind so weit gewandert in der Hoffnung, die Prinzessin Nur al-Nihar zu gewinnen. Doch es ist alles vergebens; ich sah sie todkrank auf ihrem Bette liegen, als müsse sie den Geist aufgeben, und rings um sie standen ihre Frauen und alle weinten und klagten in schwerstem Schmerz. O meine Brüder, wenn ihr sie noch zum letztenmal erblicken wollt, so werft durch das Rohr einen einzigen Blick, bevor sie nicht mehr ist.‹ Da griff Prinz Ali nach dem Fernrohr und spähte hindurch, und er sah die Prinzessin, wie sein Bruder sie geschildert hatte; und er reichte das Rohr dem Prinzen Ahmad, der auch hindurchsah und sich überzeugte, daß die Prinzessin Nur al-Nihar im Begriff wäre, den Geist aufzugeben. Und also sprach er zu seinen älteren Brüdern: ›Wir sind alle drei gleich verstört aus Liebe zu der Prinzessin, und es ist eines jeden sehnlichster Wunsch, sie sich zu gewinnen. Ihr Leben flieht, und doch kann ich sie retten und gesund machen, wenn wir unverzüglich zu ihr eilen.‹ Mit diesen Worten zog er den magischen Apfel aus der Tasche und zeigte ihn ihnen, indem er rief: ›Dies hier ist nicht geringer an Wert als der fliegende Teppich oder das Fernrohr. Ich habe es in Samarkand für vierzigtausend Goldstücke erstanden, und dies ist die beste Gelegenheit, seine Kräfte zu erproben. Man sagte mir, wenn ein Kranker den Apfel an die Nase hält, und liege er auch in den letzten Zügen, so würde er alsbald gesund und wohl; ich habe ihn selbst schon erprobt, und jetzt sollt ihr die Wunderkur erleben, wenn ich die Frucht wider Nur al-Nihars Leiden benutze. Nur laßt uns zu ihr eilen, bevor sie stirbt.‹ Sprach Prinz Husain: ›Das ist ein leichtes; mein Teppich wird uns im Nu an die Seite des Bettes unsrer Geliebten bringen. Setzt ihr euch unverweilt mit mir darauf, denn es ist Raum genug für uns drei; wir werden im Augenblick dorthin getragen werden, und unsre Diener können uns folgen.‹ Da setzten die drei Prinzen sich auf den fliegenden Teppich, und ein jeder wünschte im Geiste, neben dem Bette Nur al-Nihars zu stehen. Im Nu waren sie in ihrem Gemach, und die Sklavinnen und Eunuchen, die sie bedienten, entsetzten sich ob des Anblicks und staunten, wie diese Fremden hätten ins Zimmer treten können; und als die Entmannten eben, das Schwert in der Hand, auf sie eindringen wollten, erkannten sie die Prinzen und wichen zurück, noch immer staunend ob ihres Erscheinens. Die Brüder aber erhoben sich rasch von dem fliegenden Teppich, und Prinz Ahmad trat vor und hielt der Prinzessin den Zauberapfel an die Nase, denn bewußtlos

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