Виктор Цой. Последний герой. История. Джоанна Стингрей

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Виктор Цой. Последний герой. История - Джоанна Стингрей Звезды века

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jedoch auf der Suche nach Möglichkeiten, sie zu verwirklichen. Ist das so? Stimmt das?«

      Sie nickte bejahend und fuhr fort: »Es fällt mir sehr schwer, ihn in seiner Art glücklich sein zu lassen, ihn loszulassen, ihm zu vertrauen, dass er sein Leben zu meistern vermag …«

      Ich bemerkte, wie treffend meine Intervention war und wie sie sie schweigsam eine Zeit lang auf sich wirken ließ. Ich begleitete sie dabei, mal mit einem einfühlenden Wort, mit Schweigen, mit Nicken …

      Dann sagte sie: »Du wirst es nicht glauben: Nachdem ich dir alles so erzählt habe, haben wir, mein Mann und ich, unseren Sohn und seine Frau vorige Woche besucht und mit ihnen zu Mittag gegessen. Bei der Heimkehr sprachen mein Mann und ich darüber, wie schön es bei ihnen war, wie harmonisch und liebevoll sie miteinander umgehen, mit welcher Gelassenheit und friedlicher Annahme sie sich behandeln, wie ruhig sie beide mit den Schwierigkeiten des Lebens und der eigenen Situation umgehen.« Johanna und (angeblich) auch ihr Ehemann staunten und bewunderten die Art, wie der Sohn und seine Frau das gemeinsame Leben gestalteten. Sie fragten sich, ob sie selbst etwas davon lernen könnten, ob sie vielleicht nicht ständig auf (unbedingte) Sicherheit bedacht sein müssten, und dachten darüber nach, wie sie selbst denken und in bestimmten Lebensvorstellungen haften geblieben waren etc. Dann intervenierte ich erneut und sagte mit lauterer Stimme etwas herausfordernd und mit einer leichten Ironie: »Und das habt ihr ihnen (ihrem Sohn und seiner Frau) auch sofort mitgeteilt, oder?« »Nein«, sagte sie, »das haben wir nur untereinander besprochen.« Dabei lächelte sie, als hätte sie sich selbst erwischt.

      Nach einigen Sekunden des Sinken-Lassens schlug ich vor: »Wie wäre es für dich, wenn du deinem Mann und deinem Sohn von diesem Gespräch erzählst und betonst, wie stolz du auf die Art und Weise bist, wie er sein Leben führt?«

      Zustimmend sagte sie: »Das mache ich!« Ich schloss die Beratungsstunde mit dem Satz ab: »Tu bitte genau das, er wartet schon lange darauf.«

      Einige Tage später schrieb sie mir per WhatsApp Folgendes: »Hallo, Jesus! Wie geht’s dir? Uns geht’s bestens. Ich schicke dir gute Nachrichten: Einen Tag nach unserem Gespräch habe ich mit meinem Sohn Luis geredet. Ich habe ihm gesagt, dass sein Vater und ich sehr gern bei dem Mittagessen bei ihnen gewesen seien. Wie spürbar ihre innerliche Verbundenheit gewesen sei, wie viel Ruhe sie beide ausgestrahlt hätten, wie leicht ihre innere Komplexität wahrzunehmen gewesen sei. Auch sagte ich ihm, wie wir uns von ihnen beiden aufgenommen gefühlt hätten. Ich habe ihn darauf hingewiesen, wie froh mich diese Feststellung machte, sie beide miteinander so glücklich zu sehen, und dass ich sehr stolz darauf sei, wie er sein Leben gestalte …

      Er antwortete mir, dass die beiden am selben Tag nach unserem Besuch auch über uns gesprochen und dabei festgestellt hätten, dass wir, mein Mann und ich, entspannt ausgesehen hätten. Sie hatten sogar beobachtet, dass wir unsere Schultern physisch locker fallen gelassen hätten, als ob wir uns gemütlich in einen Sessel hätten fallen lassen.« Johanna schloss ihre Nachricht mit dem Satz: »Wir haben uns mehrmals umarmt.«

      Mein Kommentar dazu lautet: Die Mutter ist in der Beziehung von einer Position des Rechthaben-Wollens, des Sicherstellen-Wollens, des Kontrolle-behalten-Wollens, des Leben-festhalten-Wollens, d. h. von einer Position des Wollens, des Habens, der Macht, in eine Position des Seins, der Annahme, der Wertschätzung, des Loslassens und schließlich der Liebe gerückt. Dies ist noch nicht alles, doch der Weg hin zu sich selbst ist bei ihr gebahnt, da sie ihn freigelegt hat.

       Von der Liebe zu anderen hin zu der Liebe zu sich selbst

      Zwölf Tage später hatten wir ein weiteres virtuelles Treffen. Sie erzählte mir per Skype, dass es ihr viel besser gehe, dass diese Erfahrung mit dem Sohn eine gute gewesen und sie nun viel ruhiger sei. Sie sehe sich jedoch noch nicht in der Lage, wieder zu arbeiten und ihrem Beruf nachzugehen. Auch ihre Psychiaterin meinte, sie (Johanna) wäre noch nicht so weit. Andererseits dürfe sie zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht zur Arbeit gehen, denn alle Beschäftigten im Sozialdienst sollten wegen des Corona-Virus zu Hause in Quarantäne bleiben. Was die Ärztin gesagt habe, beruhige sie zwar, doch das Problem bestehe auch weiterhin unabhängig von dem Corona-Virus. Einige ihrer Kollegen verrichteten ihre Arbeit von zu Hause aus. Sie meinte (vorwurfsvoll), sie sei eine Privilegierte, die einen Lohn und ein gutes Zuhause habe und es sich erlauben könne, krank zu sein. Es gäbe viele Menschen, die es nicht so gut hätten, die nicht zur Arbeit gehen könnten, weil sie keine Arbeit hätten. Sie habe dann ein furchtbar schlechtes Gewissen bekommen, als sie daran gedacht habe, wie schlimm die Situation bei anderen Menschen geworden sei. Gerade wenn man bedachte, dass sie einen sozialen Beruf habe, den sie nicht ausübe … Vielleicht wäre sie zu egoistisch, denn diese Menschen bräuchten sie, und doch bliebe sie krankgeschrieben zu Hause … Andererseits sagte sie, dass sie bemerke, wie gut es ihr tue, sich eine Zeit lang auszuruhen und es sich zu erlauben, nach so vielen Jahren ununterbrochener Arbeit zu sich selbst zu kommen. Doch sie empfinde bisher noch immer keinen Impuls, zurück zur Arbeit zu gehen. Dabei fühle sie jedoch nur ein schlechtes Gewissen, was sie belaste.

      Ich fasste zusammen: Sie hatte zwei Stimmen in sich und wusste nicht, welcher Stimme sie Folge leisten sollte, was sie schließlich noch mehr belastete. Dies bestätigte sie. »Ich will zu Hause bleiben«, sagte sie, »aber es gibt eine innere Stimme (die zweite Stimme ›el Pepito Grillo‹ = das Teufelchen), die sich immer wieder dagegen sträubt und mich nicht in Ruhe lässt.« Ich schlug ihr vor, einen Dialog mit den zwei Stimmen zu führen.

      Sie tat dies. Dabei wiederholte jede Stimme ihre Argumente zum Thema Zu-Hause-Bleiben, bis das Teufelchen plötzlich in einem lauteren Ton zu der »guten« Stimme (pro = »zu Hause bleiben«) sagte: »Du brauchst Ruhe, du hast es dir verdient … Hör doch auf, dich für so wichtig zu halten. Lass doch die Menschen selbst ihre Schwierigkeiten bewältigen, kümmere dich um dich … Du bist nicht allmächtig, auch du hast Grenzen.« Sie (die Teufelchen-Stimme) hörte sich so an, als ob sie der anderen Stimme den Vorwurf machen würde, dass sie sich für allmächtig hielt. Sie tat dies so laut, dass Johanna fast erschrocken den Atem anhielt und ganz spontan sagte: »Ja, das stimmt …« Ich ließ das Geschehene erst einmal eine Weile auf sie wirken. Danach sagte ich: »Das Teufelchen scheint es gut mit dir zu meinen. Es ist vielleicht besser zu dir, als das Engelchen davor.« Sie nickte und blieb still. Nach einer Weile sagte ich abschließend zu ihr: »Möchtest du diese Stimme (des Teufelchens, das inzwischen zum Engelchen geworden war) auch bewusst annehmen und dieser Stimme Beachtung schenken?« Sie bejahte auch dies. Zum Schluss sagte ich: »Wenn du den Eindruck hast, zur Arbeit gehen zu wollen, fragst du diese zweite Stimme, was sie davon hält, und hörst ihr gut zu.«

       Mein Kommentar

      Johanna führte einen Dialog mit sich selbst, bis die zwei divergierenden Stimmen zur Einigung kamen. Was ich sonst als Ein-Klang bezeichne,7 nenne ich innere Einheit, Frieden mit sich und auch Liebe zu sich selbst. Jede Einigung ist eine Stufe zur Vollkommenheit, die nur durch die Liebe zu sich selbst und zu den anderen zu erreichen ist. Wahre Liebe gehört zur Entwicklung auf dem Weg zur vollkommenen Liebe, wie Paulus (1. Korinther 13,8–13) sagt:

      Die Liebe hört niemals auf.

      Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.«

      Die aufgeführte Literatur im Anhang8 ist eine Selektion aus vielen anderen Autoren und Werken als Beispiele

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