Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Группа авторов

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des Lernspiels liefern die Grundlagen für die Erörterung des bewussten und integrativen Einsatzes des Lernspiels im Englischunterricht. Eine Klassifizierung von Lernspielen, verbunden mit einem Instrument zu ihrer didaktischen Aufarbeitung, sind u.a. Ergebnisse dieser Studie. (2) Das Offenheits-Paradigma bestimmt die Studie von Engelbert Thaler (2008), dessen vielfältige Wurzeln zunächst aufgedeckt werden (u.a. philosophisch-erkenntnistheoretische, anthropologisch-pädagogische, fremdsprachendidaktisch-methodische). Das Paradigma dient dazu, unterschiedliche Lernarrangements zu erfassen und zu analysieren sowie im Kontext der fachdidaktischen und bezugswissenschaftlichen Diskussion zu verorten. Thalers Studie bietet damit einen theoriegeleiteten, deskriptiven Methodenvergleich.

      6 Bildungswissenschaftliche und bildungspolitische Positionierungbildungswissenschaftliche Positionierungenbildungspolitische Positionierung

      Auch hier sollen zwei Studien diesen Typus verdeutlichen. (1) Lutz Küster (2003) liefert eine bezugs- und bildungswissenschaftliche sowie eine bildungspolitische Positionierung fremdsprachendidaktischer Kernkonzepte, die mit Bezug auf empirische Aspekte des Anfangsunterrichts im Fach Französisch sowie auf den fortgeschrittenen Unterricht mit literarischen Texten verdeutlicht werden. Der Autor versteht diese Bezüge als „Verknüpfungen und Vertiefungen“ zu den von ihm behandelten Grundsatzfragen der Didaktik des Fremdverstehens, der Literaturdidaktik, der Theorien interkultureller, ästhetischer und medialer Bildung. (2) Das zweite Beispiel fokussiert den bilingualen Sachfachunterricht. Nach einer problem- und ideengeschichtlichen Rekonstruktion des Theoriediskurses unternimmt Stephan Breidbach (2007) eine bildungstheoretisch und bildungswissenschaftlich fundierte Theoriebildung zum bilingualen Sachfachunterricht, die als Basis für die Weiterentwicklung seiner Didaktik dienen soll. Auch die schon erwähnte und unten im Detail vorgestellte Arbeit von Baumgratz-Gangl (1990, s.u.) ließe sich hier verorten.

      7 Vergleichende ÜberblicksforschungÜberblicksforschungvergleichendeen

      Vergleichende Überblicksforschungen bezeichnen Arbeiten, deren Forschungsgegenstand vorhandene Studien, wissenschaftliche Publikationen und Theorieansätze sowie Lehr- und Lernmaterialien sind, die unter einer spezifischen Fragestellung systematisch analysiert werden; existente Forschung wird unter einer neuen Perspektive kritisch gesichtet. Vergleichende Überblicksforschungen sind von Metaanalysen zu unterscheiden, da erstere weder neue Analysen mit bestehenden Daten noch neue Datenerhebungen durchführen.1 Beispiele für diesen Typus theoretischer Forschung liefern die Studien von Barbara Schmenk Lernerautonomie. Karriere und Sloganisierung des Autonomiebegriffs (2008) und die Referenzarbeit Geschlechtsspezifisches Fremdsprachenlernen? Zur Konstruktion geschlechtsspezifischer Lerner- und Lernbilder in der Fremdsprachenforschung (2002, 2009). Die interdisziplinäre Anlage, Fragen der Textauswahl und ihrer Systematisierung sowie die qualitativ-interpretative Herangehensweise als auch forschungsmethodologische Implikationen vergleichender Überblicksforschungen werden dort transparent dargestellt (vgl. Schmenk 2002, 2009).

      3.2.2 Meilensteine theoretischer Forschung

      Vier Meilensteine theoretischer Forschung in der Fremdsprachendidaktik werden nun vorgestellt, die zum einen aus unterschiedlichen Fachkulturen und Teilbereichen der Disziplin stammen, zum anderen einige Funktionen und Arbeitsweisen solcher Forschung verdeutlichen und die sich schließlich durch ihre Bezugnahme auf affine Wissenschaftsdisziplinen zumindest teilweise unterscheiden.

      1 „Das Verstehen literarischer Texte“: Literaturwissenschaft und Rezeptionsästhetik

      Ein prägnantes Beispiel theoretischer Forschung liefern die Arbeiten Lothar Bredellas, die zur Konstitution der Literaturdidaktik als noch junger, eigenständiger Teildisziplin der Fremdsprachendidaktik beitrugen (Bredella 1976, 1980, 2002, 2004). Bredella erörtert die Bedeutung literarischer Texte für das Lernen von Fremdsprachen aus der Perspektive des Verstehensprozesses, den er vor allem in kritischer Auseinandersetzung mit den literaturtheoretischen Positionen des New Criticism entfaltet. Nicht die textimmanente Interpretation des für sich selbst sprechenden Kunstwerks, sondern die Sinnbildung durch Lesen und Deuten rücken in den Vordergrund. Bezugspunkte sind die philosophische Hermeneutik (Gadamer) und die literaturwissenschaftliche RezeptionsästhetikRezeptionsästhetik der Konstanzer Schule (Iser, Jauß). Mit der expliziten Fokussierung auf den Vorgang der Rezeption zeigt Bredella, dass literarische Texte eine authentische Kommunikationssituation im Klassenzimmer schaffen helfen, weil sie Lernende zu Deutungen und Stellungnahmen herausfordern. Indem Bredella dem Vorverständnis, den subjektiven Wahrnehmungen und Reaktionen der Lernenden im Rezeptionsvorgang ein eigenes Gewicht gegenüber dem Text zuweist, eröffnet er ein Feld für pädagogisch bedeutungsvolles Handeln, für Lernerorientierung. Gleichzeitig betont er jedoch die besondere Gestalt des literarischen Textes. Aus diesem Grund weist er subjektivistische Rezeptionsmodelle, die die Zeichenhaftigkeit und formale Gestalt des Textes ausblenden und seine besondere Qualität damit entwerten (Fish, Bleich), entschieden zurück (Bredella 2002). Bredella versteht deshalb auch den Verstehensprozess als dialogisch, als Interaktion zwischen Leser und Text, die unter den institutionellen Bedingungen von Lehren und Lernen immer sozialer Natur ist und die Lehrkraft als Dialogpartner einschließt.

      Aus der Fokussierung auf den Verstehensprozess leitet Bredella zwei zentrale Aufgaben für die Literaturdidaktik ab. Zum einen geht es um die Auswahl herausfordernder und bedeutungsvoller literarischer Texte für den unterrichtlichen Diskurs, zum anderen um die Entwicklung und Erprobung angemessener Verfahren, die die Leser-Text-Interaktion im Klassenzimmer ermöglichen. Beiden Aufgaben stellt sich Bredella in seinen Arbeiten, indem er zahlreiche literarische Texte im Hinblick auf ihr Interaktionspotenzial exemplarisch deutet und unterrichtsnahe Handlungsoptionen skizziert.

      2 „Das Spiel der Texte und Kulturen“: Kultur- und Textwissenschaft

      Text- und diskurstheoretische Überlegungen, insbesondere eine Auseinandersetzung mit dem Konstrukt der Intertextualität, führen Hallet zur Modellierung des fremdsprachlichen Klassenzimmers als „hybriden“ Raum (Hallet 2002: 48), in dem „Texte und Diskurse aus verschiedenen kulturellen Sphären in ein wechselseitiges Zusammenspiel treten“ (ebd. 54). Fremdsprachenunterricht wird als eine eigenkulturelle Diskurssphäre markiert, als kultureller Handlungsraum, in dem vielfältige kulturelle Stimmen wahrnehmbar werden können, die den Lernenden Gelegenheit bieten, eigene Überzeugungen und Wahrnehmungsmuster zu erkennen, zu hinterfragen und möglicherweise zu modifizieren. Dialogische Aushandlungsprozesse unter Nutzung der Fremdsprache sind wesentliches Merkmal der unterrichtlichen Diskurssphäre, Lernende werden als (inter)kulturelle Aktanten (ebd. 34) und diskursive Mitspieler begriffen. Hallet erörtert das didaktische Potenzial von Intertextualität in doppelter Weise. Zum einen thematisiert er die Zusammenstellung von Materialien als Textensembles, zum anderen das intertextuelle Arbeiten und die Rolle lerneraktivierender Verfahren. Beide Perspektiven führen ihn zu einer Neubewertung von MaterialentwicklungMaterialentwicklung im weiteren Sinne und somit zu einer Neubestimmung der Aufgaben der Textdidaktik.

      Hallet konkretisiert sein Modell und dessen Implikationen für die Materialentwicklung auf der einen und die Strukturierung des Lern- und Begegnungsraums auf der anderen Seite durch verschiedene Unterrichtsmodelle und Unterrichtsreihen, die das Zusammenspiel von literarischen Schlüsseltexten als Teil komplexerer Textensembles und den diskursiven Zugriffen im Klassenzimmer weiter differenzieren. Die Möglichkeiten der Kontextualisierung literarischer Texte durch andere Textsorten sowie das Potential gattungstypologischen Arbeitens mit einer klaren Orientierung auf thematisch relevante Diskurse werden unterrichtsnah mit Beispielen erörtert.

      3 „Persönlichkeitsentwicklung und Fremdsprachenerwerb“: Landeskundedidaktik

      Gisela Baumgratz-Gangls Forschungsarbeit (1990) ist in den engagierten bildungspolitischen Diskussionen der 70er und 80er Jahren situiert, die auf die Expansion des europäischen

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