Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Группа авторов

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Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik - Группа авторов

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wie man aus der Chronologie bei Sauer (2006) ersehen kann. Vier Dissertationen aus den 1960er Jahren zeigen zum einen die nun gefestigte Vorrangstellung des Englischen, denn sowohl Sauer (1968, zum Englischunterricht in der Volksschule) als auch Schröder (1969, zum Englischunterricht an den Universitäten bis 1850) befassen sich ausschließlich mit der Vermittlung des Englischen, während Flechsig (1962) und Rülcker (1969) Entwicklungen der neusprachlichen Bildung und des neusprachlichen Unterrichts über längere Zeiträume untersuchen.

      Aus Konrad Schröders Beschäftigung mit der Geschichte des Sprachenlernens an Universitäten im deutschsprachigen Raum erwuchs eine überaus fruchtbare und ertragreiche Tätigkeit als Bibliograph und Chronist, deren Ergebnis zahlreiche nützliche Nachschlagewerke zu Lehrbüchern, Lernorten und Sprachenlehrenden vergangener Jahrhunderte sind (etwa Schröder 1975, Schröder 1980–1985, Schröder 1987–1999, Glück/Schröder 2007). Es ist in der Tat ein Kennzeichen der historischen Forschung des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts, dass die Erschließung und Aufarbeitung der Vergangenheit in zahlreichen BibliographienBibliographie und QuellensammlungenQuellensammlungen ihren Niederschlag findet, die bestimmte Felder kartieren und in Folge anderen Forschern als Arbeitsmittel zur Verfügung stehen (z.B. Flechsig 1965 und Hüllen 1979 mit Primärquellen, von Walter 1977 zu Schulprogrammschriften, Christ/Rang 1985 zu Lehrplänen, Macht 1986–1990 zu Lehrbüchern; neuerdings die Arbeiten von Helmut Glück und anderen in der Reihe „Fremdsprachen in Geschichte und Gegenwart“). Somit sind die Voraussetzungen für historische Forschung am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts sehr viel besser als jemals zuvor.

      Der leichtere Zugriff auf die Quellen mag dazu beigetragen haben, dass ab den 1980er Jahren die Forschungsfragen spezifischer und/oder die untersuchten Zeiträume kürzer werden. Dabei geraten zunehmend auch zeitgeschichtliche Entwicklungen in den Blick, wie etwa die Zeit der Kulturkunde (Mihm 1972), die des Nationalsozialismus (Lehberger 1986 zum Englischunterricht, Hausmann 2000 zur Romanistik bzw. Hausmann 2003 zu Anglistik und Amerikanistik an den Universitäten), die Nachkriegszeit (Ruisz 2014), die Zeit zwischen 1945 und 1989 (Doff 2008) oder die Epoche des kommunikativen Fremdsprachenunterrichts (Kolb 2013). Zugleich verengt sich der Fokus der einzelnen Arbeiten auf spezifische Fragestellungen: so analysiert Franz (2005) die speziell für deutsche Auswanderer nach Nordamerika veröffentlichten Sprachführer im 19. Jahrhundert; Ostermeier (2012) untersucht die Debatte um die Sprachenfolge an höheren Schulen im 19. Jahrhundert und Schleich (2015) stellt auf breiter Quellenbasis die Anfänge des internationalen Schülerbriefwechsels vor dem ersten Weltkrieg dar.

      Das 19. Jahrhundert spielt zu Recht eine wichtige Rolle in der fremdsprachendidaktischen historischen Forschung, denn in dieser Zeit wurden wesentliche Grundlagen für den modernen Sprachunterricht in institutioneller (Lehrpläne, Stundentafeln), materieller (Schulbücher, Materialien, Medien), personeller (Lehrer) und wissenschaftlicher (Lehrerbildung, Forschung) Hinsicht gelegt. Nicht alle dieser Aspekte wurden bisher gleichermaßen untersucht. So wissen wir Näheres nur über wenige wichtige Aktanden dieser Zeit – etwa über V.A. Huber und S. Imanuel (Haas 1990) oder Julius Ostendorf (Ostermeier 2012) –; viele wichtige Persönlichkeiten, wie etwa Ludwig Herrig oder Carl Mager, jedoch harren noch darauf, in ihrem Wirken und ihren Werken näher erforscht zu werden. Die Entstehung neuphilologischer Lehrstühle an den Universitäten ist gut dokumentiert und analysiert (z.B. Haenicke 1979, Finkenstaedt 1983, Christmann 1985), doch wurde bislang die Lehrerbildung nur punktuell einbezogen (Haenicke 1982). Die mit dem Fremdsprachenunterricht verknüpften Bildungsvorstellungen und außersprachlichen, kulturellen Inhalte untersuchen Flechsig (1962) und Raddatz (1977). Einzelne Forschungsarbeiten zu dieser Epoche widmen sich der Entwicklung von Medien (z.B. Schilder 1977, Reinfried 1992) sowie Lehr- und Lesebüchern (Diehl 1975, Bode 1980, Niederländer 1981, Klippel 1994); dabei wird die Methode der historischen LehrbuchanalysehistorischeLehrbuchanalysehistorische Lehrbuchanalyse zunehmend verfeinert.

      Schwierig ist es, aus historischer Sicht etwas zu den konkreten Lernbedingungen in den Schulen der Vergangenheit und den Lernenden selbst herauszufinden. Selbstverständlich gehen alle Untersuchungen vom „Normalfall“ aus; für das 19. Jahrhundert sind das die höheren Schulen, die Knaben vorbehalten waren. Die wegweisende Studie von Sabine Doff (2002) zum Fremdsprachenlernen von und Fremdsprachenunterricht für Mädchen im 19. Jahrhundert liefert Einsichten in ein anderes, aus heutiger Sicht moderneres Konzept von Sprachenlernen. In Kubanek-German (2001) wird die Ideengeschichte des Fremdsprachenunterrichts für jüngere Kinder aufgearbeitet.

      Die Lernenden im privaten oder schulischen Umfeld sind immer Ziel des methodischen Bemühens des Sprachmeisters oder Sprachlehrers. Die Frage nach der richtigen, der besten, der effektivsten, der natürlichsten Methode der Sprachvermittlung hat nicht nur die Sprachlehrer aller Zeiten beschäftigt, sie ist auch in der historischen Forschung sehr präsent. Neben Dokumentationen (Macht 1986–1990) und Überblicksdarstellungen zur Methodenentwicklung (Apelt 1991, Klippel 1994) finden sich auch Untersuchungen zur Rolle der Muttersprache (Butzkamm 1973). Alle diese Untersuchungen stammen aus dem 20. Jahrhundert, und es ist bemerkenswert, dass gerade in jüngerer Zeit keine historischen Arbeiten zu fremdsprachenunterrichtsmethodischen Fragen mehr entstanden sind.

      Zu den historischen fremdsprachendidaktischen Forschungsfeldern zählt auch die Geschichte des Deutschunterrichts in anderen Ländern (z.B. Wegner 1999, Eder 2006) und die Geschichte des Unterrichts in anderen als den gängigen Schulfremdsprachen.

      Auch wenn es angesichts der zahlreichen historischen Untersuchungen aus gut einhundert Jahren und der großartigen SyntheseSynthesen von Hüllen (2005) und Kuhfuß (2013) so scheinen mag, als lägen Erkenntnisse für alle Epochen und Aspekte der Geschichte des Sprachenlernens und -lehrens der unterschiedlichen Sprachen vor, gibt es doch weiterhin viele weiße Flecken auf der Landkarte der Vergangenheit.

      3.1.3 Forschungsdesiderata und forschungsmethodische Entwicklungen

      Nimmt man das Didaktische Dreieck mit seinen drei „Ecken“ Lehrer-Lerner-Stoff als Ausgangspunkt, dann fehlen historische Untersuchungen zu Lehrerbildung und Lehrerverhalten, wenngleich letzteres natürlich nur sehr schwer zu rekonstruieren ist. Dass die Frage nach der Entwicklung von Unterrichtsmethoden, die ja gerade im 20. Jahrhundert viele Wandlungen erfahren haben, bislang keine Aufmerksamkeit erfahren hat, wurde bereits erwähnt. Aber auch die konkreten Verkörperungen von Methoden, nämlich Lehrmaterialien und Handbücher für den Unterricht, wurden bisher nur punktuell aus historischer Perspektive untersucht. Die Geschichte der Medien ist noch nicht bis in die Gegenwart fortgeschrieben worden. Im Hinblick auf die Lernenden existiert keine Sozialgeschichte der Fremdsprachenlerner, deren altersmäßige und soziale Zusammensetzung sich insbesondere im 20. Jahrhundert stark verändert hat. Auch ein Überblick über die Entwicklung der Sprachlerntheorien und deren Rezeption in der Unterrichtspraxis wäre wünschenwert. Zu den Unterrichtsinhalten und Curricula liegen erste Arbeiten vor (z.B. Kolb 2013). Zusätzlich zu diesen breit gefassten, bisher kaum oder gar nicht bearbeiteten Feldern gibt es eine Vielzahl von regionalen, lokalen oder gar individuellen Forschungsfragen, deren Aufarbeitung sich lohnen würde.

      In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die historische fremdsprachendidaktische Forschung in Anlehnung an die aktuellen Ansätze in der allgemein-historischen und der bildungshistorischen Forschung methodisch weiterentwickelt. Verfahren der QuellenkritikQuellenkritik und der DiskursanalyseDiskursanalyse (s. Kap. 5.3.1 Analyse historischer Quellen) und deren Reflexion sind ebenso selbstverständlich geworden wie der Gang in die Archive (z.B. Ruisz 2014) und der Blick über die nationalen Grenzen (z.B. Kolb 2103). Es ist heute unabdingbar, den historischen Entstehungskontext in die Analyse einzubeziehen und neben der Entwicklung im Bildungssystem auch politische, wirtschaftliche, soziale und technische Fortschritte der Zeit zu betrachten, die das Interesse an und die Vermittlung von bestimmten Sprachen stark beeinflussten (so beispielhaft in Schleich 2015). Des Weiteren hat sich in den jüngeren Arbeiten zur Geschichte des Fremdsprachenlernens und -lehrens eine größere Sensibilität gegenüber dem historischen Sprachgebrauch entwickelt (s. Kap. 5.2.1 und 5.3.1), so dass in der Vergangenheit verwendete Begrifflichkeiten nicht ohne weiteres als identisch mit heutigen gleichlautenden Konzepten

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