Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik - Группа авторов страница 31

Жанр:
Серия:
Издательство:
Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik - Группа авторов

Скачать книгу

Inez (Koord.) (1998). Fremdsprachen Lehren und Lernen 27. Themenschwerpunkt: Subjektive Theorien von Fremdsprachenlehrern.

      Dieses Themenheft enthält zahlreiche Beiträge zur Erforschung subjektiver Theorien in der Fremdsprachendidaktik. Die Spannweite reicht von grundlegenden forschungsmethodologischen und -methodischen Aufsätzen über Beiträge zur Erforschung von subjektiven Theorien von (angehenden) Lehrkräften bis hin zu Berichten über die Arbeit mit subjektiven Theorien in der Lehrerausbildung.

      4.3 SamplingSampling

      Urška Grum/Michael K. Legutke

      4.3.1 Begriffsklärung und Einführung

      Empirisch arbeitende Fremdsprachendidaktiker müssen im Forschungsprozess Auswahlentscheidungen treffen, die wesentlichen Einfluss auf die Datenerhebung, die Datenauswertung sowie die Präsentation der Ergebnisse haben und damit nicht zuletzt den Erfolg und die Aussagekraft der Studie bestimmen. Den Prozess der Auswahlentscheidungen, der im folgenden Kapitel skizziert werden soll, nennt man Sampling. So geht es u.a. um die Frage, von welchen Personen, Gruppen, Objekten oder Merkmalen (StichprobeStichprobe) in welcher Anzahl Daten erhoben werden sollen (StichprobenziehungStichprobenziehung). Entschieden werden muss ferner, welche der erhobenen Daten im Detail zu analysieren sind (DatensamplingDatensampling) und welche Ergebnisse der Analyse prominent diskutiert und dargestellt werden müssen (PräsentationssamplingPräsentationssampling).

      Unter Sample versteht man eine Stichprobe, also eine Gruppe von Menschen oder Objekten, die einer GrundgesamtheitGrundgesamtheit (Population) entnommen wurde, um diese auf bestimmte Merkmale hin zu untersuchen, sprich um von dieser Daten zu erheben. In der qualitativen Studie von Steininger (2014), die die Modellierung literarischer Kompetenz für den Englischunterricht am Ende der Sekundarstufe I versucht, setzt sich die Stichprobe aus jeweils zwei 10. Gymnasialklassen, zwei 10. Realschul-, zwei 10. Gesamtschul- und schließlich zwei 9. Hauptschulklassen zusammen (Steininger 2014: 99). Sie besteht demnach aus acht Fällen bzw. Teilstichproben. Die Grundgesamtheit bildet hier die Gruppe aller Schülerinnen und Schüler mit Englischunterricht am Ende der Sekundarstufe in Hessen.

      Da Forschungsvorhaben, die einem quantitativen Paradigma verpflichtet sind, sich in den grundlegenden Zielsetzungen von denen unterscheiden, die qualitativen Designs folgen, differieren auch die Auswahlentscheidungen und -prozesse. Aus diesem Grund wird nachfolgend Sampling in der quantitativen (Abschnitt 2) und der qualitativen Forschung (Abschnitt 3) getrennt erörtert. Trotz der Unterschiede zwischen quantitativen und qualitativen Forschungsarbeiten sind empirisch arbeitende Forschende in der Regel mit den Herausforderungen des Zugangs zum Forschungsfeld konfrontiert, den Schlüsselpersonen und Institutionen (gatekeepersgatekeepers) regulieren. Für Arbeiten im schulischen Bereich sind dies u.a. die Kultusministerien der Länder, die Schulleitungen, die Schulkonferenzen und die Lehrkräfte. Gatekeepers spielen häufig eine zentrale Rolle bei der Konkretisierung der Auswahlentscheidungen (Merkens 2012: 288). Forschende können oftmals gar nicht anders, als ein aus forschungsstrategischen Überlegungen als ideal eingestuftes Sampling zu modifizieren, weil die Anforderungen der gatekeepers Einschränkungen mit sich bringen (s. auch Kapitel 4.6). Auswahlentscheidungen sind deshalb häufig Ergebnisse von Kompromissen, ohne die das jeweilige Forschungsprojekt gefährdet wäre, wie unten an Beispielen noch verdeutlicht wird.

      4.3.2 Sampling in der quantitativen Forschung

      Quantitative Forschung strebt vom Grundsatz her RepräsentativitätRepräsentativität der Ergebnisse an. Diese wäre vollständig gegeben, würden alle für die Beantwortung der Forschungsfrage zu untersuchenden Personen, Merkmale oder Objekte untersucht. Da dies jedoch aus Praktikabilitätsgründen meistens nicht möglich ist, muss aus der Grundgesamtheit eine Stichprobe gezogen werden, die das zu untersuchende Phänomen möglichst genau abbildet, sprich repräsentiert. Mit anderen Worten: quantitative Forschung ist daran interessiert, Ergebnisse zu gewinnen, die nicht nur für die Stichprobe selbst, sondern für die gesamte Population gültig sind. Die zugrunde gelegte Population, die anhand einer Stichprobe genauer untersucht werden soll, kann dabei sehr groß (z.B. alle 15-jährigen Schülerinnen und Schüler weltweit) oder auch sehr klein sein (z.B. alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse). Welche StichprobengrößeStichprobengröße in Relation zur Grundgesamtheit angemessen ist, wird in Abschnitt 2.3 erläutert. Zunächst soll jedoch diskutiert werden, welche Sampling-Strategien (Stichprobenziehungsverfahren) dafür zum Einsatz kommen können (Abschnitt 2.2) und welche a priori Entscheidungen getroffen werden müssen, um eine größtmögliche Repräsentativität der Stichprobe zu gewährleisten (Abschnitt 2.1). Zur Verdeutlichung möglicher Sampling-Strategien werden ausgewählte Forschungsarbeiten aus den Fremdsprachendidaktiken herangezogen.

      1 Vorabentscheidungen

      Um die mit Hilfe statistischer Verfahren gewonnenen Analyseergebnisse einer Stichprobe später auf die gesamte PopulationPopulation verallgemeinern zu können, müssen vorab genaue Überlegungen angestellt werden, wie die Repräsentativität der Stichprobe sichergestellt werden kann. Vollständige Repräsentativität ist gegeben, wenn alle Mitglieder der Grundgesamtheit untersucht werden, so dass Population und Stichprobe deckungsgleich sind. Diese Total-Totalerhebung oder VollerhebungVollerhebung stellt die einfachste Sampling-Strategie dar. In diesem Fall ist die gesamte Population erhebungsrelevant und kann mit den gegebenen Ressourcen in ihrem Umfang auch erfasst werden. Beispielsweise ließen sich über eine Vollerhebung alle Schülerinnen und Schüler einer Schule zu ihrer Zufriedenheit mit dem kulinarischen Angebot der Schulmensa befragen, wohingegen es ein hoffnungsloses Unterfangen wäre, mit dieser Sampling-Strategie die Lesekompetenz aller 15-jährigen Schülerinnen und Schüler weltweit messen zu wollen. Hier empfiehlt es sich, von einer Vollerhebung abzusehen und die erhebungsrelevante Grundgesamtheit in ihrer Anzahl (Umfang der Grundgesamtheit: N) im Rahmen einer Teilerhebung auf eine Stichprobe geringerer Zahl (Stichprobenumfang: n) zu reduzieren. Um jedoch die aus der Analyse der über die Stichprobe gewonnenen Befunde auf die Grundgesamtheit (alle 15-Jährigen weltweit) beziehen zu können, bedarf es einer Stichprobe, die die Grundgesamtheit repräsentiert. Eine repräsentative Stichprobe stellt ein unverzerrtes Miniaturabbild der Grundgesamtheit in Bezug auf die zu untersuchenden Personen, Objekte oder Merkmale dar. Ist die Miniatur nicht deckungsgleich mit dem Original, entsteht ein Zerrbild, was die Grundgesamtheit nicht zuverlässig darstellt. Repräsentativität ist

      in der Forschungspraxis eher eine theoretische Zielvorgabe als ein Attribut konkreter Untersuchungen […] Die meisten Laien […] glauben, dass große Stichproben (z.B. 1000 Befragte) bereits die Kriterien für Repräsentativität erfüllen. […] Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass mit wachsender Stichprobengröße die Repräsentativität der Stichprobe generell steigt. Dies trifft nur bei unverzerrter Auswahl zu. Bei einer verzerrten Auswahl hilft auch ein großer Stichprobenumfang nicht, den Fehler zu beheben, er wiederholt sich nur in großem Stil. (Bortz/Döring 2006: 398)

      Repräsentativität ist eine Grundvoraussetzung für schließende bzw. inferenzstatistische Verfahren, die auf die Daten der Stichprobe angewendet werden. Ist die Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit, lassen sich formal-statistisch die Studienergebnisse nicht auf die Grundgesamtheit verallgemeinern und die Aussagekraft der Studie reduziert sich auf die Stichprobe selbst. Es lassen sich zur Beschreibung der Stichprobe lediglich Verfahren der deskriptiven Statistik verwenden. RepräsentativeStichproberepräsentative und nicht-repräsentative Stichprobenicht-repräsentativeStichproberepräsentative Stichproben unterscheiden sich also in ihrer Aussagekraft und in der Art statistischer Verfahren, die auf sie angewendet werden können. Damit empfiehlt es sich, vorab festzulegen, welche Aussagekraft die Ergebnisse einer Studie haben sollen und Stichprobe und Sampling-Verfahren entsprechend zu wählen.

      Es gibt verschiedene Sampling-Strategien, die eine größtmögliche Repräsentativität der Stichprobe anstreben.

Скачать книгу