Die Antariksa-Saga II - Sturm über Manchin. Alexander Merow
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»Rede endlich, Roak! Wer ist das und was will er?«
»Das…das will er Euch selbst sagen, mächtiger Brüller! Wir haben ihn in die Stadt gelassen und er wartet draußen vor Eurem Palast. Wir können ihn natürlich auch erschlagen, aber vielleicht ist es ja was Wichtiges.«
»Ist er allein?« Baudrogg war verwirrt.
»Ja!«
»Dann hole ihn rein! Vorwärts!«
»Zu Befehl, großer König!«
Der Häuptling, dessen Gesicht schon einige Altersrunzeln aufwies, kratzte sich nachdenklich an seinem hervorquellenden Bauch und sah dem Orkkrieger hinterher. Kurz darauf betrat ein freundlich lächelnder Mensch in einem langen Seidengewand den Thronsaal. Zwei bullige Orkwachen mit langen Speeren standen hinter dem seltsamen Gast und starrten grimmig auf ihn herab.
»Ich grüße Euch, mächtiger und gefürchteter Orkherrscher von Morkfort!«, sagte der schlitzäugige Mann und verneigte sich. »Mein Name ist Weng und ich komme im Auftrag des mächtigen Imperiums von Manchin. Dürfte ich Euch kurz sprechen, großer Baudrogg?«
Der Mensch beherrschte die Orksprache der Dunklen Lande beinahe akzentfrei, was Baudrogg und seine Orkwachen mehr als verdutzte. Mit weit aufgerissenen Augen sahen die verdutzten Grünhäute Weng an, während dieser demütig lächelte.
»Du kommst hier einfach in meine Stadt und hast keine Angst, dass wir dich gleich einen Kopf kürzer machen?« Der Orkkönig war überrascht.
Wortlos faltete der Manchine die Hände. Man konnte ihm keine Furcht ansehen.
Im Gegenteil – er schien genau zu wissen, was er wollte, und gab Baudrogg einen entschlossenen Blick zurück.
»Nein, erhabener Herrscher! Ich habe ein großartiges Angebot für Euch und ich bin sicher, dass es für den allmächtigen Baudrogg äußerst interessant sein wird.
Außerdem verkehre ich als manchinischer Diplomat mit allen Völkern Antariksas und habe keine Vorurteile gegenüber dem Orkvolk!«
»Aha!«, brummte der Häuptling mürrisch. Er wusste nicht, ob er das wirklich gut finden sollte. Immerhin gehörte es sich, dass man als Menschling zumindest ein bisschen Angst vor den Orks hatte.
»Der Kaiser von Manchin schickt mich in seinem Auftrag, um mit dem mächtigen Baudrogg zu verhandeln«, erläuterte Weng mit ernster Miene.
»Der Menschlingskaiser?«, quatschte eine der Orkwachen dazwischen.
»Schnauze, Arggrog! Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen!«, herrschte Baudrogg die hünenhafte Grünhaut an und diese schnaufte unterwürfig.
»Dann mach mir mal dein Angebot, Menschling! Ich bin gespannt! Wenn dich der Kaiser von Manchin schickt, dann wird es sicherlich interessant sein«, knurrte er dann.
Der Gast lächelte vielsagend und antwortete: »Das ist es ohne jeden Zweifel, großer König. Aber zunächst möchte ich Euch einen großen Sack voller Gold überreichen, den mir der göttliche Yuan-Han III. als Geschenk für Eure Hoheit mitgegeben hat …«
Die Abendsonne schickte ihre Strahlen durch die vielen kleinen Fenster unter der Decke und tauchte den Thronsaal, in welchem noch vor wenigen Sonnenzyklen der Großkönig der Khuzbaath residiert hatte, in ein orangerotes Licht. Grimzhag saß an einem breiten Tisch aus poliertem Schwarzholz, dessen Beine kunstvoll verziert waren, und betrachtete eine Karte seines Reiches. Soork, der Schamane der Mazauk, hatte sie ihm gezeichnet. Nun stand er schweigend neben dem König.
»Die Menschlinge nennen jene, die an Stelle des Königs über die Provinzen herrschen, Statthalter, nicht wahr?«, murmelte der junge Brüller und kratzte sich am Kinn.
»Dafür haben sie viele Namen. Manche nennen sie Statthalter oder Fürsten oder auch Mandarine. Jedenfalls hat jede Provinz ihren Verwalter, der zugleich den König vertritt und repräsentiert«, erläuterte Soork.
»Ich werde einige meiner Hordenführer zu Statthaltern machen. Hier! Ich habe mein Reich schon in Provinzen unterteilt!« Grimzhag deutete auf die Karte.
»Das sieht gut aus. Eine kluge Idee, Häuptling. Daran führt kein Weg vorbei, wenn man über ein größeres Gebiet herrschen will. Die alten Grauaugenkönige nannten ihre Stellvertreter in den Provinzen meines Wissens nach »Monroggs« – was so viel wie »Zweitkönige« bedeutete«, sagte der Geistesbegabte.
»Monroggs?« Der junge Herrscher sah zu seinem alten Freund auf. »Das hört sich gut an. So werde ich auch meine Fürsten nennen, in Anlehnung an die alten Zeiten.«
»Weißt du denn schon, wer die Provinzen deines Reiches verwalten soll?«, wollte Soork wissen.
Grimzhag bejahte die Frage mit einem leisen Brummen. Dann stand er auf und ging um den Tisch herum.
»Es sollen ausschließlich Grauäugige sein. Ich habe bereits einige meiner Hordenführer, die zu dieser Blutlinie gehören, ausgewählt, Schamane. Es ist mein Plan, eine neue Adelskaste aufzubauen, die mit mir über mein Reich herrschen soll.
Gewöhnliche Orks sind nicht dazu geeignet, ein Monrogg zu werden, und ich möchte es auch aus Prinzip nicht. Nur die Besten der Grünhäute sollen mich vertreten. Allerdings soll jeder meiner Fürsten eine Gruppe von Geistesbegabten wie dich als Berater haben. Somit können die beiden fähigsten Blutlinien unserer Art zusammen wirken und das Reich erblühen lassen«, sinnierte der Mazaukhäuptling.
»Ich kann dich nur noch bewundern, Grimzhag«, bemerkte Soork ehrfürchtig.
»Du bist ganz wie ein König der alten Zeiten. Was du hier erschaffen willst, hat es seit langer Zeit nicht mehr gegeben. Trotzdem mache ich mir oft große Sorgen um deine Sicherheit.«
»Warum? Hast du Angst, dass unser aller Traum vom Wiederaufstieg unserer Art mit meinem Tod enden wird?«, fragte Grimzhag und klopfte dem Schamanen mit der Klaue auf dessen dürren Oberarm.
»Du hast es erfasst! Genau das meine ich, kleiner Brüller. Du kannst Großes für uns Orks erreichen, wenn du lange genug lebst. Aber wie viele große Könige sind schon dem Neid ihrer eigenen Artgenossen zum Opfer gefallen. Wie viele mächtige Reiche sind zerfallen, weil ihre Gründer zu früh gestorben sind.«
»Ich werde mich bemühen, lange genug zu leben, um meine Mission zu erfüllen, Soork. Mehr kann ich nicht tun«, erwiderte Grimzhag.
Der in die Jahre gekommene Geistesbegabte entblößte seine Fangzähne zu einem freundlichen Lächeln. Dann kam er einen Schritt auf den Häuptling zu.
»Hüte dich vor unseren eigenen Leuten, junger Brüller. Behalte sie im Auge und sei immer wachsam. Das gilt für die Orks und die Menschlinge und auch alle anderen: Wer Erfolg hat, den verfolgt auch der Neid. Sei also niemals leichtgläubig und umgebe dich stets mit deinen Leibwächtern, Grimzhag. Vergiss das nicht!«, sagte Soork.
»Ich habe bereits einige der Grauaugen, die ich aus den Sklavenkellern der Khuzbaath befreit habe, dazu angehalten, die Augen und Ohren nach Verrat in den eigenen Reihen offen zu halten. Wer mir den Dolch in den Rücken treiben will, den werde ich ohne Gnade vernichten. Verrat an mir zu üben, bedeutet das gesamte Volk der Grünhäute zu verraten. Und niemand ist schlimmer und verachtenswürdiger als jener, der sein eigenes Volk verrät,