Дунайская русалочка: мифы и легенды старой Вены / Das Donauweibchen: Mythen und Sagen des alten Wiens. Уровень 1. Эпосы, легенды и сказания
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«Nur ruhig, Geselle! Lass dein Schwert in der Scheide. Du musst keine Angst haben. Im Gegenteil. Ich will dir helfen. Dann kannst du gefahrlos in deine Heimat zurückkehren. Ich kann dich dort so reich mit Geld und Gut bedenken, dass du in Zukunft ein sorgloses, bequemes Leben führen kannst. Dafür will ich nur einen kleinen Gegendienst: nach deinem Tod soll deine Seele mir gehören.«
Neue Hoffnung war im Herzen vom Landsknecht. Er hat die ersten Worte vom Bösen zugehört. Aber die letzte Bedingung von seinem unheimlichen Helfer erfüllte ihn mit tiefem Schrecken. Er sagt:
«Nein, nein, meine Seele verkaufe ich dir nicht. Lieber will ich alle Not ertragen. Ja hier elend zugrunde gehen als einen Handel abschließen[2].«
Vergebens suchte ihm der Teufel die Heimkehr ins Vaterland. Er malte ihm das schöne Leben in den lebhaftesten Farben aus. Der Landsknecht blieb hartnäckig bei seiner Weigerung. Da beschloss der Teufel: er wollte zarte Saiten aufziehen. Du wirst mir aber trotzdem nicht entgehen, dachte er. Und er sagte zu Thalhammer:
«Du sollst sehen. Man nennt mich zu Unrecht den Bösen. Ich will dir einen anderen Vorschlag machen. Er gefällt dir besser.«
«Und das war?« fragte der Landsknecht.
«Du darfst dich zum Dank für meine Hilfe drei Jahre nicht waschen, kämmen, vom Schmutz reinigen. Du darfst auch Haare und Nägel nicht beschneiden. Du darfst auch nie die Kleidung wechseln. Sonst ist deine Seele mein. Im übrigen aber kannst du essen und trinken. Du kannst alles machen. Die Mittel dazu stelle ich dir reichlich zur Verfügung.«
Dieser Vorschlag war für Georg weit annehmbarer. Er dachte:»Ich habe im Laufe vom Krieg oft ungepflegt in Schmutz und Nässe viele Wochen und Monate verbracht. So kann ich dieses Leben auch noch weitere drei Jahre führen.«
Mit Handschlag haben sie den Handel abgeschlossen. Und im Augenblick war Thalhammer in Wien. Der Teufel hat rasch einen Bären gefangen. Er hat den Landsknecht in die abgezogene Haut vom Tier gesteckt. Dann gab er ihm einen Beutel voll Gold. Der Teufel meinte, Thalhammer konnte so viel verbrauchen, als er wollte. Der Beutel wird niemals leer. Am Ende warnte er den Landsknecht noch: er sollte den Vertrag in allen Punkten getreulich erfüllen. Dann verschwand er.
Thalhammer hielt das Abkommen mit dem Bösen genau ein. Er wusch und kämmte sich nicht. Er ließ Haar und Bart wachsen. Er ging in seiner Bärenhaut gehüllt. Es war auch kein Wunder: er sah zu schmutzig und verwildert nach wenigen Wochen aus. Fast nichts Menschliches mehr an dieser langhaarigen, schmutzstarrenden Gestalt zu erkennen war[3]. Die Erwachsenen machten einen weiten Bogen um dieses bärenhäutige Wesen. Er hat jeden mit Furcht und Grauen erfüllt. Und die Kinder riefen immer: der Bärenhäute kommt! Sie waren in Angst und Schrecken versetzt.
Thalhammer hat sich von seinen Feldzügen an vieles gewöhnt. Aber sein Zustand schien ihm anfangs unerträglich. Doch mit der Zeit gewöhnte er sich an die Unreinlichkeit und an das Aufsehen. Er hatte ganz genug Geldmittel. Er hat nichts gegessen und getrunken. Er hat in einer alten Hütte in der Vorstadt Quartier gewohnt. Er gab eine Summe seinem Quartiergeber.
Seine seltsame Lebensweise brachte ihn bald in den Geruch vom Zauberer und Wahrsager. Von allen Seiten strömten Menschen zu ihm. Sie wollten von ihm über alle Dinge einen Rat holen.
Er hat sich bei seinen Ratschlägen auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen. Er hat einige Fortschritte gemacht. Das hat seinen Ruf noch weiter gestärkt. So lebte Georg Thalhammer getreu seinem Handel mit dem Satan. Und der Teufel musste erkennen: er hat ein schlechtes Geschäft mit dem Landsknecht abgeschlossen. Aber er hoffte, er wollte durch ihn auf andere Weise einen Profit machen. Das dritte Jahr ist zur Hälfte vergangen. Eines Tages erschien er plötzlich bei dem Bärenhäuter. Er erklärte: er wollte ihm den Rest der Frist erlassen[4]. Er sagte:
«In kurzer Zeit kommt ein reicher Wiener Bürger zu dir. Er braucht deinen Rat in einer Hausstreitigkeit. Du darfst ihm aber deine Hilfe nur unter der Bedingung leisten. Er gibt dir eine von drei Töchtern zur Frau.«
Der Böse unterrichtete ihn dann über das. Dann gab er ihm wieder viel Geld. So konnte er die Habgier vom Bürger reizen. Er sollte vielleicht erstaunt vom armen Aussehen von dem Bewerber sein.
«Du kannst ihm hunderttausend Dukaten geben«, sagte der Höllenfürst,»sie stehen dir zur Verfügung.«
Nun am nächsten Tag kam wirklich der Wiener Bürger zu Besuch. Er wollte den Rat vom Bärenhäuter bekommen. Thalhammer folgte ganz den Weisungen von seinem teuflischen Ratgeber. Er erklärte:
«Ich kann dich wohl beraten. Doch tue ich das nicht für Geld. Denn davon habe ich selbst genug. Wenn du willst, kann ich dir mit tausend Dukaten noch aushelfen. Das spielt für mich keine Rolle. Meinen Rat aber kann ich dir nur unter der Bedingung geben. Du gibst mir eine von deinen Töchtern zur Frau. Dich aber sollte mein hässliches Aussehen stören. So sage ich dir: das ist nur ein kleiner Nachteil. Ich kann deine Tochter zur reichsten Frau im Land machen.«
Der Bürger war durch diesen Antrag sehr überrascht. Auch stieß ihn die Hässlichkeit des Bewerbers ab. Aber sein Geiz gewann schließlich über alle Bedenken. Er sagte dem Bärenhäuter die Hand einer Tochter zu.
So haben sie den Handel abgeschlossen. Der Bürger erhielt den gewünschten Rat und ging. Thalhammer aber kam schon am nächsten Tag in der ganzen Scheußlichkeit vom Aussehen ins Haus vom Bürger. Er wollte ein Mädchen nehmen. Seine schmutzstarrende Hässlichkeit erstaunte alle drei Töchter. Die beiden älteren weigerten sich entschieden. Sie wollten keine Verbindung mit diesem unflätigen Wesen haben. Nur die jüngste Tochter gab endlich nach vielen Überzeugungen von ihrem Vater ihre Zustimmung zur Ehe mit dem Bärenhäuter. Die Hochzeit sollte innerhalb von einem Monat sein.
Im Haus hat man alle Vorbereitungen zur Feier gemacht. Die Braut war nicht glücklich. Nichts änderte an Thalhammers Aussehen. Er hatte immer noch verfilzte Haare, verfilzteres Bart und schmutziges Bärenfell. Das war kein Bild von einem festlichen Bräutigam.
Da kam in der Morgenfrühe Meister Urian zu ihm. Er sagte:
«Nun ist es aber höchste Zeit. Du präsentierst dich deiner Braut in einem anderen Bild als bisher.«
Er führte ihn zu einem Bach. Dann wusch er ihn gründlich ab. Er rieb ihn mit wohlriechenden Mitteln. Dann befahl er ihm: er sollte in die Stadt eilen. Da sollte er einen neuen Anzug sowie Wagen und Pferde kaufen. So sollte er die Pflichten von einem Diener aufnehmen. In ausgezeichnetem Zustand sollte er zu Haus von der Braut fahren. Dann holte er sie zur Hochzeit ab. Thalhammer führte alles aus. Ein gutes Aufsehen entstand. Plötzlich fuhr zum Haus von der Braut eine prächtige Kutsche. Ein feingekleideter Herr stieg aus. Kein Mensch erkannte den Bärenhäuter.
Die Braut freute sich über diese Verwandlung von ihrem Bräutigam. Aber der Ärger von den beiden anderen Schwestern war größer. Sie legten einen Fluch und verfielen in Trübsinn. Das endete mit dem Selbstmord von den beiden Schwestern unter den bösen Einflüsterungen vom Teufel. So hatte der Satan zuletzt doch noch ein gutes Ding gemacht.
Georg Thalhammer aber lebte mit seiner schönen Frau noch lange Jahre in Glück und Zufriedenheit in dem Haus am Lugeck. Das Haus hat man seit dieser Zeit «Zum schwarzen Bären» genannt.
Die Judith von Wien
An einem sonnigen Herbstmorgen 1370 eröffnete Elsbeth die Gastwirtschaft von Sebastian Gundtl in der Kärntner Straße. Er war der Freund von ihrem Vater. Sie war eine achtzehnjährige, liebreizende Tochter vom armen Wiener Küfermeisters. In dem Vorort Wieden hatte er sein einträgliches
2
Ja hier elend zugrunde gehen als einen Handel abschließen. – Да лучше погибнуть здесь в страданиях, чем заключить сделку.
3
Fast nichts Menschliches mehr an dieser langhaarigen, schmutzstarrenden Gestalt zu erkennen war. – В этой длинноволосой, грязной фигуре почти не осталось ничего человеческого.
4
er wollte ihm den Rest der Frist erlassen – он хотел освободить его от оставшегося срока