Эликсиры Сатаны. Уровень 2 / Die Elixiere des Teufels. Эрнст Гофман

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eröffnete das Portefeuille, welches ich behalten; Briefe, beträchtliche Wechsel fielen mir in die Hand. – Das war der Ort des Abenteuers und ich ging ihm mutig entgegen. In einer dunklen Seitenallee des Gartens sah ich zwei Männer, von denen der eine wie ein Weltgeistlicher gekleidet war. Sie kamen mir näher. Der Weltgeistliche war ein Jüngling, der andere schlicht gekleidet, schien ein schon bejahrter Mann. Sie setzten sich auf eine steinerne Bank, ich konnte jedes Wort verstehen, was sie sprachen.

      »Hermogen!« sagte der Alte, »Sie bringen durch Ihr starrsinniges Schweigen Ihre Familie zur Verzweiflung, Ihre düstre Schwermut steigt mit jedem Tag, Ihr Entschluss, den geistlichen Stand zu wählen, zerstört alle Hoffnungen, alle Wünsche Ihres Vaters! – Sie waren sonst ein froher, unbefangener, lebenslustiger Jüngling! – Was konnte Sie denn dem Menschlichen so entfremden, dass Sie daran verzweifeln, in eines Menschen Brust kannTrost für Ihre kranke Seele finden? Sie schweigen? Sie starren vor sich hin? – Sie seufzen?«

      Der Alte stand auf und wollte fortgehen, der Jüngling fiel ihm in die Arme.

      »Ach, Sie quälen mich, guter Reinhold!« rief er mit matter Stimme, »Sie quälen mich unaussprechlich! – Ach, je mehr Sie sich bemühen, die Saiten in meinem Innern anzuschlagen, desto mehr fühle ich, wie das Schicksal mich ergrifft. Sie sind in einer Stimmung, die nur dem gänzlich zerrütteten Gemüte eigen. Sie sollen nicht fort, Sie dürfen durchaus nicht fort. In diesen Tagen kommt die Baronesse mit Aurelien, die müssen Sie sehen.«

      Da lachte der Jüngling wie in furchtbarem Hohn und rief mit einer Stimme, die durch mein Innres dröhnte:

      »Muss ich? – muss ich bleiben? – Ja, wahrhaftig, Alter, du hast recht, ich muss bleiben, und meine Buße wird hier schrecklicher sein als in den dumpfen Mauern.«

      Damit sprang er fort durch das Gebüsch und ließ den Alten stehen.

      Er fuhr auf, er sah mich ganz verwundert an, doch sprach er:

      »Ach gewiss sind Sie es, ehrwürdiger Herr! dessen Ankunft uns die Frau Baronesse zum Trost der in Trauer versunkenen Familie schon vor einiger Zeit ankündigte?«

      Ich bejahte das, Reinhold ging bald ganz in die Heiterkeit über, wir durchwanderten den schönen Park und kamen endlich in ein Boskett.

      »Mein Gott, ehrwürdiger Herr! Alles müsste mich trügen, wenn Sie nicht der Pater Medardus aus dem Kapuzinerkloster in …r – wären, aber wie sollte das möglich sein? – und doch! Sie sind es – Sie sind es gewiss – sprechen Sie doch nur!«

      Als hätte ein Blitz aus heitrer Luft mich getroffen, bebte es bei Reinholds Worten mir durch alle Glieder. Ich sah mich entlarvt. Die Verzweiflung Medardus aus dem Kapuzinerkloster in …r – und mit Auftrag und Vollmacht des Klosters auf einer Reise nach Rom begriffen.

      »So ist es denn vielleicht nur Zufall«, sagte Reinhold, »dass Sie auf der Reise, vielleicht von der Heerstraße verirrt. Wie kam es, dass die Frau Baronesse mit Ihnen bekannt wurde und Sie herschickte?«

      Ich sagte:

      »Auf der Reise machte ich die Bekanntschaft des Beichtvaters der Baronesse, und dieser empfahl mich, den Auftrag hier im Haus zu vollbringen.«

      »Es ist wahr«, fiel Reinhold ein, »so schrieb es ja die Frau Baronesse. Ich war zufällig vor einigen Jahren in …r. Es ist mir lieb, dass ich Sie traf. Ich will dies dazu benutzen, Sie mit den Verhältnissen der Familie bekannt zu machen.«

      Hermogen und Aurelie waren die Frucht der glücklichen Ehe. Mehrenteils brachten wir den Winter in der benachbarten Hauptstadt zu, als aber bald nach Aureliens Geburt die Baronesse zu kränkeln anfing, blieben wir auch den Sommer über in der Stadt.

      Sie starb, als eben im Frühling ihre scheinbare Besserung den Baron mit den frohsten Hoffnungen erfüllte. Hermogen wuchs zum herrlichen Jüngling heran, Aurelie wurde immer mehr das Ebenbild ihrer Mutter. Die sorgfältige Erziehung der Kinder war unser Tagewerk und unsere Freude. Hermogen zeigte entschiedenen Hang zum Militär. Dies zwang den Baron, ihn nach der Hauptstadt zu schicken, um dort unter den Augen seines alten Freundes, des Gouverneurs, die Laufbahn zu beginnen.

      Auf den Baron hat diese Circe einen wunderbaren Eindruck gemacht.

      Gewöhnlich machte ich in jeder Gesellschaft mehr den stillen aufmerksamen Beobachter. So hatte ich auch Euphemien nach ihrer Gewohnheit ein paar freundliche Worte mit mir gewechselt. Ich musste gestehen, dass sie das schönste, herrlichste Weib von allen war. In ihren Augen brannte oft eine ganz eigne Glut. Nächstdem schwebte oft um ihren sonst weich geformten Mund eine gehässige Ironie. Dass sie oft den Hermogen, der sich wenig oder gar nicht um sie bemühte, in dieser Art anblickte, machte es mir gewiss, dass manches hinter der schönen Maske verborgen, was wohl niemand ahne. Ich konnte dem Lob des Barons freilich nichts entgegensetzen als meine physiognomischen Bemerkungen, die er nicht im mindesten gelten ließ. Er vertraute mir, dass Euphemie wahrscheinlich in die Familie treten werde.

      Hermogen hörte alles ruhig an, was der Baron darüber und zum Lobe Euphemiens mit dem größten Enthusiasmus sprach. Als die Lobrede endete, antwortete er, wie er sie niemals lieben kann und daher recht herzlich bitte, den Plan jeder näheren Verbindung mit ihr aufzugeben. Euphemie meinte, dass es auch wohl noch darauf angekommen ist, und dass ihr zwar jedes nähere Verhältnis mit dem Baron wünschenswert seid, aber nicht durch Hermogen, der ihr viel zu ernst und launisch war. Kräftiger, lebensvoller Natur, wie er war, fühlte er sich bald von der glühenden Leidenschaft des Jünglings ergriffen.

      Vor der Verbindung mit dem Baron war der Graf Viktorin, ein junger, schöner Mann, Major bei der Ehrengarde und nur abwechselnd in der Hauptstadt, einer der eifrigsten Verehrer Euphemiens. Man sprach einmal sogar davon, dass wohl ein näheres Verhältnis zwischen ihm und Euphemien stattfinden kann. Graf Viktorin war eben den Winter wieder in der Hauptstadt und natürlicherweise in Euphemiens Zirkeln. Da streifte Euphemie in voller Schönheit an ihm vorüber; er fasste, so dass es niemand als gerade ich bemerken konnte, mit leidenschaftlicher Heftigkeit ihren Arm. – Sie erbebte sichtlich; ihr ganz unbeschreiblicher Blick. Es war die glutvollste Liebe, die nach Genuss dürstende Wollust selbst fiel auf ihn. Sie lispelten einige Worte, die ich nicht verstand. Euphemie konnte mich erblicken; sie wandte sich schnell um, aber ich vernahm deutlich die Worte:

      »Wir werden bemerkt!«

      Der Schnee lag noch auf den Bergen, als wir im vergangenen Frühling hier einzogen. Im nächsten Dorf begegne ich einem Bauer, der in Gang und Stellung etwas Fremdartiges hat. Als er den Kopf umwendet, erkenne ich den Grafen Viktorin, aber in demselben Augenblick verschwindet er hinter den Häusern und ist nicht mehr zu finden. – Vor drei Monaten begab es sich, dass der Gouverneur heftig erkrankte und Euphemien zu sehen wünschte. Sie reiste mit Aurelien dahin, und nur eine Unpässlichkeit hielt den Baron ab, sie zu begleiten. Nun brach aber das Unglück und die Trauer ein in unser Haus, denn bald schrieb Euphemie dem Baron, wie Hermogen plötzlich von einer oft in wahnsinnige Wut ausbrechenden Melancholie befallen.

      Vor einiger Zeit schrieb die Baronesse, wie sie auf Anraten ihres Beichtvaters einen Ordensgeistlichen senden werde.

      »Es freut mich recht innig, dass die Wahl Sie, ehrwürdiger Herr! den ein glücklicher Zufall in die Hauptstadt führte, traf. Sie können einer gebeugten Familie die verlorene Ruhe wiedergeben. Erforschen Sie Hermogens entsetzliches Geheimnis, seine Brust wird erleichtert sein. – Aber treten Sie auch der Baronesse näher. – Sie wissen alles. Ganz meiner Meinung werden Sie sein, wenn Sie Euphemien sehen und kennenlernen. Euphemie ist religiös schon aus Temperament, vielleicht gelingt es Ihrer besonderen Rednergabe, tief in ihr Herz zu dringen, sie zu erschüttern und zu bessern. Auch meinen Herzensfreund, den Baron, empfehle ich, ehrwürdiger Herr! Ihrer geistlichen Sorge.«

      Reinhold kennt den Pater

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