Scepter und Hammer. Karl May

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Scepter und Hammer - Karl May

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weiß ich nicht; wenn er es thut, so muß er sich seine Briefe selbst besorgen, aber er erhält deren täglich mehrere.«

      Poststempel.«

      »Aus Paris, Petersburg, London, meist aber aus dem Inlande.«

      »Mit wem verkehrt er?«

      »Kann ich nicht sagen. Er empfängt allerdings öfter Besuch von Herren, die ich aber leider nicht kenne.«

      »Welcher Klasse gehören sie an?«

      »Allem Vermuthen nach nicht der unteren. Einige hatten, obgleich sie in Civil gingen, etwas entschieden Militärisches. Andere sahen mir aus wie Geistliche, so fromm und salbungsvoll traten sie auf. Zwei oder drei Male war auch ein Diener des Herzogs von Raumburg hier. Er trug zwar auch Civil, aber ich kannte ihn doch.«

      »Geht er viel aus?«

      »Nur des Abends.«

      »Wann kehrt er da zurück?«

      »Sehr spät! ich bemerke dies, trotzdem ich ihm einen Hausschlüssel zur Verfügung stellen mußte. Auch heut scheint er gehen zu wollen; er hat ein Abendbrod bestellt und um Beschleunigung gebeten.«

      »Ist ihm bereits servirt worden?«

      »Ja; kalte Küche. Er ißt sehr schnell und wird wohl nun fertig sein.«

      Sie hatte recht, denn eben öffnete sich die Thür und die lange Gestalt Baldrians schob sich in möglichster Eile herein.

      »Ist er fort?« frug Max.

      »Ja, das ist am den.«

      »Wohin? Rechts in die Straße?«

      »Nein, das ist nicht am den, sondern links.«

      »So trinke Du meinen Wein, Baldrian. Gute Nacht!«

      Er legte ein Geldstück auf den Tisch und ging.

      »Ein guter Herr, nicht wahr, Baldrian?« frug die Wirthin.

      Der vormalige Grenadier konnte blos nicken. Er hatte das Weinglas bereits an den Mund gesetzt und that einen Zug, der es bis auf die Nagelprobe leerte.

      »Hast wohl draußen aufpassen müssen?«

      Er nickte und schenkte sich ein zweites Glas ein.

      »Auf den kleinen Rentier?«

      Das Glas wieder am Munde, ließ er sich zu einem abermaligen Nicken herbei; dann goß er sich den bei ihm so seltenen Trank in den Mund.

      »Was muß er denn mit ihm haben?«

      Wieder einschenkend zuckte er die Achsel. Die kleine, propre Wittfrau hatte ihm sein Herz geraubt, aber daß sie ihn jetzt in seinem Genusse störte, wollte ihm nicht im Geringsten gefallen.

      »Du weißt es nicht, Baldrian?«

      Er schüttelte den Kopf und führte das Glas zum dritten Male zum Munde.

      »Schmeckt der Wein?«

      Er trank, machte die Augen zu und nickte dabei mit einem so verklärten Gesichte, als trinke er den Nektar der griechischen Götter.

      »Das glaube ich; es ist meine beste Sorte. Aber da hat er mir zuviel hergelegt. Was thue ich? Gebe ich Dir heraus oder – ja, ich werde mir den Überschuß merken, bis er wiederkommt.«

      Baldrian hatte sich den Rest eingeschenkt und stand schon im Begriffe, das Glas zu erheben; jetzt aber ließ er es wieder sinken.

      »Donnerwetter, das ist ja gar nicht am den!«

      »Du meinst, das Geld sei Dein?«

      Er nickte trinkend, setzte das Glas auf den Tisch, strich das zurückgegebene Geld ein und stülpte sich die Mütze auf den Kopf.

      »Gute Nacht, Bärbel!«

      »Gute Nacht, Baldrian!«

      Mit stolzen Schritten ging er nach Hause. Nicht jeder, der heut dasselbe that, hatte eine Flasche vom Besten aus Frau Barbara Seidenmüllers Weinkeller getrunken. —

      Als der Doktor aus der Thür des Gasthauses trat, konnte er die Gestalt des sich entfernenden Rentiers gerade noch im Scheine einer Laterne erkennen. In kurzer Zeit hatte er ihn soweit erreicht, daß er ihn fest im Auge behalten konnte.

      Der Kleine ging schnellen Schrittes mitten auf der Straße; er aber hielt sich hart an der einen Häuserreihe, in deren Schatten er nicht so leicht bemerkt werden konnte. Sie befanden sich in einem der äußeren Viertel der Residenz und näherten sich immer mehr den äußersten Häusern desselben. Als diese erreicht waren und nun auch der Lampenschimmer aufhörte, zog sich die Landstraße eine Strecke weit längs des Flußes hin, um dann an den sich allmählich erhebenden Bergen langsam emporzusteigen.

      Dort oben, in etwa drei Viertelstunden Entfernung von der durchstöbert. zuvorzukommen!« hatte. mündete.

      Die angewandte Vorsicht, mit welcher er seine Schritte möglichst vernehmen.

      »Woher?« frug der Posten mit halblauter Stimme.

      Antwort.

      »Wohin?«

      »Zum Siege.«

      »Wodurch?«

      »Durch die Lehre Loyola‘s.«

      »Der Bruder kann passiren!«

      Der kleine Rentier schritt an dem Posten vorüber. Max folgte ihm. konnte.

      Er ließ das Seil wieder hinuntergleiten und bog sich vor, um einen Blick in die Tiefe zu werfen. Er mußte dies so vorsichtig wie möglich thun, da man sonst seinen Kopf trotz der nächtlichen Dunkelheit von unten hätte bemerken können. Der Brunnen war vor langer Zeit in Folge eines Unglücksfalles bis zur Hälfte seiner Höhe ausgeschüttet worden, besaß aber dessenungeachtet eine Tiefe von immer noch beinahe sechzig Fuß. Ein schneller, blitzartiger Lichtschein flammte unten auf; dann blieb die Tiefe in stetes Dunkel gehüllt, bis er seine Beobachtung aufgeben mußte, da ihm ein Geräusch das Nahen eines Kommenden verrieth.

      Er zog sich hinter einen nahen Mauervorsprung zurück und beobachtete nach und nach vierzehn Gestalten, welche in den Brunnen stiegen.

      Es drängte ihn, zu wissen, was diese geheimnißvollen Männer mit ihrer Zusammenkunft bezweckten; aber es war unmöglich, ihnen zu folgen. Er konnte sie nur von außen beobachten und mußte die Untersuchung des Brunnens bis auf eine Tagesstunde verschieben.

      Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Es dauerte fast zwei Stunden, ehe er den ersten wieder Emporsteigenden bemerkte. Es war der Rentier, welchem hart auf dem Fuße zwei Andere folgten.

      »Ihr wißt, weshalb ich mit Euch vorangestiegen bin?« frug der Erstere.

      »Ja,« antwortete der Eine. ausgeschieden.«

      »Auf welchem Wege?«

      »Auf dem gewöhnlichen. Geht an Euren Platz! Man kommt.«

      Die beiden Männer verschwanden hinter dem Gemäuer. Dem Brunnen

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