Der Letzte vom "Admiral". Franz Treller
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Читать онлайн книгу Der Letzte vom "Admiral" - Franz Treller страница 16
Erst dann hatte er genauere Angaben über die Örtlichkeit, wo der Schatz vergraben lag, gemacht und hierauf bezügliche Aufzeichnungen übergeben.
Herr Oswald bezweifelte die Angaben des Matrosen nicht, dieselben weiter zu verfolgen, würde er indessen abgelehnt haben, wenn ihn nicht besondere Umstände dazu bestimmt hätten. Die Mitteilungen des Evers riefen ihm die Erinnerung an den zu jener Zeit auf dem Meer zugrunde gegangenen hanseatischen Konsul Eduard Isenhoit wach, vor allem die von jenem erwähnte Juwelensammlung. Herr Oswald wußte, daß der ihm befreundete Konsul bei seiner Übersiedlung nach Deutschland den wesentlichen Teil seines Vermögens in Edelsteinen angelegt hatte, wie sie die Berge Ceylons bargen, um sie in Deutschland mit erheblichem Vorteil umzusetzen, denn er war ein genauer Kenner edlen Gesteins. Freilich stimmten die Aussagen des Evers, nach denen Isenhoit mit einem spanischen Schiff im Indischen Ozean zugrunde gegangen sein mußte, nicht mit den über dessen Rückreise bekannten Umständen. Isenhoit hatte Point de Galle zwar um die von dem Matrosen angegebene Zeit verlassen, aber auf der Hamburger Bark »Elisabeth«. Diese war zwar mit Mann und Maus zugrunde gegangen, aber erst im Atlantischen Ozean, nachdem sie, wie unzweifelhaft feststand, Kapstadt angelaufen hatte.
Die Schilderung, welche Evers von der Persönlichkeit des Deutschen zu geben wußte, konnte auf Isenhoit zutreffen.
Trotz dieses Widerspruches zwischen den bisherigen Annahmen über das Ende des Konsuls und den unter Eid gemachten Aussagen Evers', beschlossen die Herren Oswald, den Kapitän des »Roland«, der doch Point de Galle anlaufen mußte, mit Nachforschungen über den Schatz zu betrauen. Gleichzeitig veranlaßten sie den derzeitigen hanseatischen Konsul der indischen Hafenstadt, amtliche Erhebungen über die Abreise Isenhoits anzustellen, ihm alles hierauf Bezügliche, besonders auch die Aussagen des Evers mitteilend, wobei natürlich die Lage des Eilands, welches Evers zum Aufenthalt gedient hatte, ihr Geheimnis blieb. Jedenfalls war der »Roland« befehligt, dieses Eiland anzulaufen und Nachforschungen anzustellen. Dem jungen Befehlshaber des »Roland« erschien diese Sache höchst abenteuerlich, und er fragte sich, ob bei den Aussagen des sterbenden Mannes nicht krankhafte Phantasie tätig gewesen sei, ob nicht die Absicht, seinen Hinterbliebenen Teilnahme und Unterstützung zuzuwenden, ihn zu diesen Angaben vermocht habe. Dennoch blieb nichts übrig, als dem strikten Befehl der Reeder nachzukommen.
Nach einiger Überlegung beschloß er, da bereits mehr Kopra an Bord war, als die Handelsherren in Aussicht genommen hatten, er auch nicht zum zweitenmal das Schiff der Gefahr eines Überfalles aussetzen wollte, diese Inselwelt, sobald er seinen Anker wieder hatte, zu verlassen und den Kurs nach Ceylon zu nehmen.
Vorher mußte er freilich erst genau wissen, wo er stand.
Der »Roland« war unterdessen weit genug aufgekreuzt, um in die Bucht treten zu können, von welcher aus er triftig geworden war.
Mit geringer Anstrengung ward der Anker gehoben; die gegen einen Angriff der Wilden getroffenen Vorsichtsmaßregeln erwiesen sich als unnötig. Das Schiff blieb unter leichtem Tuch in der Nähe der Insel.
Die Sonne stand am andern Tag an wolkenlosem Himmel, und Findling machte um Mittag seine Berechnung. Diese ergab, daß er unter dem 154. Grad östlicher Länge stand, in einer südlichen Breite von 2 Grad 3 Minuten. Daß sie die Salomonsinseln angelaufen hatten, ward dadurch zur Gewißheit; der »Roland« stand westlich der umfangreichen und lang hingestreckten Insel Bougainville, wie die Karte ergab. Hiernach beschloß er, seinen Weg durch die Torresstraße zu nehmen und ließ alsbald den Bug des Schiffes nach Südwesten richten. Da er die Pflicht hatte, den als Dolmetsch angeworbenen Insulaner Atura in seine Heimat oder zu einer Stelle zu befördern, von wo aus er diese leicht erreichen konnte, fragte er ihn, ob es ihm recht sei, wenn er ihn auf Murua aussetze, eine Insel, welche der Mann kannte. Dieser war um so mehr damit einverstanden, als Findling sein Honorar wegen des weiten Heimwegs um zwei Pfund erhöhte. Sie machten bei frischem Wind gute Fahrt und hatten gegen Abend des folgenden Tages Murua, auch Woodlarkinsel genannt, vor sich. Dort verabschiedete sich der Mann von Neuhannover, der aus dem für die Wilden bestimmten Warenvorrat noch reich beschenkt worden war, mit aufrichtigem Dank. Hierauf hielt Findling nach Südost, um südlich der Lusiaden in das Korallenmeer zu treten, da es ihm zu gefährlich deuchte, bei Nacht zwischen diesen und Neuguinea durchzugehen.
Da der Kapitän bisher die Morgenwache getan hatte und ein Ersatz nötig war, übertrug er diese Marholm und übergab das Kommando der Mittel- oder Hundewache dem Matrosen Martin, der ein sehr erfahrener und kaltblütiger Seemann war, dem man das Schiff ruhig anvertrauen konnte. Da der Wind fortwährend günstig blieb, traten sie am sechsten Tag aus der Torresstraße in die Harafurasee. Findling wollte seinen Weg südwärts der Sundainseln nehmen, da in der Straße von Malakka zu dieser Jahreszeit vorwiegend bei der Fahrt nach Westen ungünstige Luftströmungen herrschten.
Fritz Fischer, der sich in hohem Grade der Gunst der Mannschaft erfreute, saß mittschiffs im Schatten des großen Segels und ließ fleißig die Nadel fliegen. Sobald die gewöhnliche Ordnung auf dem Schiff wieder hergestellt war, hatte sich der junge Schneidergeselle, dem es gegen die »Reputation« ging, wie er sagte, sein Brot umsonst zu essen, Arbeit erbeten, die ihm auch aus der Kajüte wie aus dem Mannschaftslogis reichlich zuteil wurde.
Henrik kam von vorn, betrachtete mit Behagen das zufriedene Gesicht des Jungen aus der Reezengasse und fragte: »Nun, Fritze, wie befindest du dich?«
»Janz jut, Hamburger, und wenn einem die liebe Sonne nich jerade senkrecht uff'n Kobb scheinen wollte, wäre et noch molliger.«
»Ja, Junge, wir sind jetzt gerade in der Nähe vom Äquator.«
»Wat is denn det eigentlich. Ick habe woll in de Bezirksschule 114 mal von jehört, aber ick hab' et wieder verjessen.«
»Das ist ein eiserner Reifen, der rings gerade um die Mitte der Erde gespannt ist, damit sie nicht auseinanderfällt bei dem ewigen Umsichselberdrehen.«
Fritze sah von seiner Arbeit auf und blickte in das ganz ernste Gesicht hinüber.
»Du, Hamburger, wenn du mir zum Fatzke machen willst, so kann ich dir nich mehr ästimieren.«
»Ich beabsichtige keineswegs, dich zum besten zu halten; du wirst dich doch der dicken schwarzen Querlinie in der Mitte der Planigloben noch erinnern?«
»Det stimmt, und det war ooch der Äquator, jetzt weeß ick et.«
»Nun, diese Linie deutet eben den Streifen an.«
»Wer hat den um die Erde gemacht?«
»Nun, der ist gleich bei der Schöpfung aus zusammengeschweißten