Waldröschen X. Erkämpftes Glück. Teil 3. Karl May

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Waldröschen X. Erkämpftes Glück. Teil 3 - Karl May

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zu verstehen geben, daß Sie eingetreten und bereit sind.« – »Ich würde ganz einfach so tun, als ob ich dir etwas zu sagen hätte, und laut deinen Namen rufen.« – »Das heißt nicht meinen richtigen.« – »Nein, sondern den Namen Manfredo, da sie dich für den Neffen des Paters halten.« – »Was aber geschieht, wenn es glückt, mit ihren Pferden? Denn Reiter kommen auf alle Fälle.« – »Sie werden die Tiere unter Aufsicht einiger Kameraden zurücklassen, und für diese letzteren sind wir jedenfalls Männer genug.« – »Richtig! Das wäre also abgemacht! Nun zunächst das Pulver sehen.«

      Manfredo führte die Herren in ein kleines, niedriges Kellerchen, wo ein Fäßchen stand, das ungefähr fünfzehn Liter Inhalt zu fassen vermochte. Es war noch halb voll Pulver. Das letztere war sehr feinkörnig, vollständig geruchlos und hatte eine dunkelbraune Farbe.

      »Wollen es probieren«, meinte Sternau, nahm eine kleine Quantität und kehrte eine Strecke zurück, wo er das Pulver auf eine sehr feuchte Stelle des Bodens fallen ließ. Dann putzte er das Licht und ließ eine kleine Schnuppe auf die Stelle niederfallen. Im Nu zuckte eine gelbblaue Flamme empor, und in demselben Augenblick verbreitete sich ein Geruch, der sie zur schleunigsten Flucht zwang.

      »Es wird gelingen«, meinte Sternau. »Wir sind hier unten fertig. Kehren wir zu den Freunden zurück!«

      Manfredo wurde in seine Zelle zurückgebracht und dort eingeschlossen; die vier Männer aber gingen hinauf, natürlich alle Türen sorgfältig hinter sich verschließend. Oben wandte Sternau sich an Geierschnabel:

      »Sie kommen, wie ich hörte, aus der Hauptstadt?« – »Ja.« – »Wo hat Juarez sein Hauptquartier?« – »In Zacatecas.« – »Aber die Ortschaften nördlich dieser Stadt sind auch von seinen Truppen besetzt?« – »Natürlich!« – »Welches ist der nächste Ort von hier, wo Soldaten des Präsidenten zu finden sind?« – »Nombre de Dios.« – »Wie weit ist dies von hier?« – »Ein guter Reiter erreicht es in vier Stunden.« – »Würden Sie in der Nacht den Weg hin finden?« – »Donnerwetter! Geierschnabel und den Weg nicht finden! Das wäre ja ebenso schlimm, als wenn das Primchen den Mund nicht finden würde.« – »Wollen Sie den Ritter unternehmen?« – »Ja. Ah, wohl wegen der zweihundert Kerle, die da unten angeräuchert werden sollen?« – »Ja«, antwortete Sternau. »Sie sagen dem Platzkommandanten, was Sie wissen, und bitten ihn um eine hinreichende Anzahl Soldaten, denen wir unsere Gefangenen übergeben können.« – »Schön! Werde am Vormittag zurück sein.« – »Aber, ob man Ihnen glauben wird?« – »Sicher! Ich bin ja mit Señor Kurt durch den Ort gekommen, und wir haben den Kommandanten besucht. Er kennt mich persönlich.« – »Ah! Wirklich?« – »Ja. Er war mit dabei, nämlich bei Juarez, als dieser am Rio Grande auf Lord Lindsay stieß. Damals war er nur Leutnant, jetzt ist er bereits Major. In diesem gesegneten Land avanciert man sehr schnell.« – »Es scheint allerdings so. Soll ich Ihnen einen Mann mitgeben?« – »Wozu?« – »Man weiß nicht, was passieren kann, und ich möchte die Botschaft ganz sicher wissen.« – »Pah! Bei Geierschnabel ist sie sicher. Ich gehe nach der Venta zu meinem Pferd. In zehn Minuten bin ich unterwegs.« Er ging.

      Sternau hatte nun den anderen zu berichten, was er unter dem Kloster gesehen und gefunden. Man kann sich denken, mit welcher Spannung alle seinem Bericht folgten. Als er erwähnte, daß er im Begriff stehe, eine ganze Schar Soldaten zu fangen, wollte fast jeder dabeisein, aber er schlug alle Anerbietungen mit der Bemerkung ab, daß es auffallen müsse, wenn sich viele Personen zeigen würden.

      Der Hauptheld des Abends aber war und blieb doch Kurt. Sein Vater und Oheim konnten sich nicht satt an ihm sehen; er hatte nur zu erzählen, und wenn eine Frage beantwortet war, so gab es deren für diese eine gleich zehn andere, die ebenso beantwortet werden mußten.

      Es war eigentümlich, daß, außer Don Ferdinando, der im Bett lag, die anderen sich verhältnismäßig wohl fühlten. Die Freude über ihre Rettung schien alle Folgen ihrer Gefangenschaft beseitigt zu haben. Man war fröhlich, munter, teilweise sogar ausgelassen und dankte das in nicht geringem Grade auch der Aufmerksamkeit, die ihnen von dem Personal des Hauses erwiesen wurde.

      Es war diesen Leuten fast unmöglich, an das Geschehene zu glauben. Sie wußten natürlich, daß eine gerichtliche, strenge Untersuchung die Folge sein werde, und taten alles Mögliche, um zu zeigen, wie fern sie den Taten des verbrecherischen Paters gestanden hatten.

      So verging die Nacht, und es nahte die vierte Stunde. Da machte sich Sternau auf, um sich ganz allein nach den unterirdischen Gängen zu begeben. Es blieb ihm Zeit genug, das Pulver zu streuen. Eine volle halbe Stunde später brach Kurt auf.

      7. Kapitel

      Kurt schlich sich durch das geöffnete Klostertor und schritt den Weg hinab. Unten angekommen, war es ihm, als ob er ein leises Waffengeklirr vernehme. Er blieb also stehen und horchte aufmerksam in das Dunkel hinein. Da rief es so nahe neben ihm, daß er fast erschrocken zusammenfuhr:

      »Halt! Werda?« – »Gut Freund«, antwortete er. – »Die Losung?« – »Miramara!« – »Gut! Du bist der richtige. Komm!«

      Kurt wurde beim Arm gepackt und eine ziemliche Strecke vom Weg seitwärts abgeführt. Dort sah er trotz der Dunkelheit zahlreiche Männer und Pferde stehen. Eine Gestalt trat ihnen entgegen und fragte:

      »Ist er da?« – Ja, hier«, antwortete der Mann, der Kurt geführt hatte. – »Wer bist du?« fragte die Gestalt. – »Ich hoffe, daß Ihr es bereits wißt«, antwortete der Gefragte. – »Allerdings. Ich frage nur der Sicherheit wegen.« – »Mein Name ist Manfredo.« – »Verwandt mit …« – »Neffe des Paters Hilario.« – »Das stimmt. Ist oben das Tor offen?« – »Nein.« – »Donnerwetter! Warum nicht?« – Ich würde schön ankommen, wenn ich es öffnen wollte!« – »Bei wem denn?« – »Beim Kommandanten.« – »Ist denn ein Kommandant da oben?« – »Natürlich.« – »Aber davon wurde mir ja gar nichts gesagt!« – »Das läßt sich denken. Die Kerle sind ja erst seit Mitternacht dort oben.« – »Welche Kerle?« – »Nun, die Republikaner.« – »Alle Wetter! Leute des Juarez?« – Ja.« – »Wie viele?« – »Fünfzig Mann.« – »Was wollen sie denn im Kloster?« – »Hm. Ob sie Wind bekommen haben? Der Anführer fragte nämlich in einem höhnischen Ton, ob wir vielleicht heute nacht Besucht erwarteten.« – »Ah! Sie haben eine Ahnung. Aber sein Hohn soll ihm schlecht bekommen. Wir werden hinaufreiten und die Kerle zusammenhauen.« – »Wenn das nur ginge, Señor.« – »Warum soll das nicht gehen?« – »Könnt Ihr durch die Mauern oder durch verschlossene Tore reiten?« – »Das nicht; aber wir können verschlossene Tore aufsprengen.« – »Und sich vorher von denen, die dahinter stehen, erschießen lassen.« – »Pah! Es sind nur fünfzig Mann!« – »Aber diese fünfzig Mann hinter Mauern sind mehr zu fürchten als die zehnfache Zahl im offenen Feld.« – »Das ist wahr. Verdammt! Ich habe Befehl, mich des Klosters auf alle Fälle zu bemächtigen.« – »Und ich habe den Befehl, Euch auf alle Fälle hinzubringen.« – »Das ist nun doch nicht möglich.« – »Warum nicht?« – »So gibt es wohl eine Pforte, die nicht besetzt oder bewacht ist?« – »Das nicht. Aber diese klugen Republikaner haben vergessen, daß alte Klöster geheime, unterirdische Gänge zu haben pflegen.« – »Alle Teufel! Gibt es hier einen?« – »Ja.« – »Ist er gefährlich?« – »Ganz und gar nicht. Ihr kommt durch denselben in das Innere des Klosters, ohne von einem einzigen Menschen bemerkt zu werden. Die Republikaner kampieren im Hof und Garten.«

      Der Anführer stieß ein kurzes, befriedigtes Lachen aus.

      »Welch eine Überraschung«, meinte er, »wenn es Tag wird, und sie sehen uns als Herren des Platzes, den sie verteidigen sollen! Wo ist der geheime Eingang?« – »Gar nicht weit von hier, da links hinüber.« – »Aber wir brauchen Laternen.« – »Nur zwei, und die sind vorhanden.« – »So führe uns! Aber was wird mit den Pferden?« – »Laßt einige Leute hier bei ihnen. Wenn ich Euch an Ort und Stelle gebracht habe, kehre ich

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