Waldröschen X. Erkämpftes Glück. Teil 3. Karl May

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Waldröschen X. Erkämpftes Glück. Teil 3 - Karl May

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haben recht, Monsieur. Ich sehe es Ihnen an, daß Sie ebenso bedächtig und vorsichtig wie mutig sind. Und auf alle Fälle sind ja wir anderen da. Geschehen kann Ihnen nichts. Grandeprise, wie gelangt man in das Zimmer des Paters?« – »Durch das Tor über den Hof hinüber und zur Treppe hinauf liegt die Tür gleich gegenüber. Sämtliche Zimmer des Klosters sind numeriert Es hat die Nummer 25.« – »Wohin gehen die Fenster?« – »Zwei nach einem Seitenhof, eins aber am Giebel heraus, wo wir stehen können.« – »So sind wir sicher, daß Señor Helmers nichts passieren kann. Es gilt, den Pater zu überraschen. Man darf im Hof nicht nach ihm fragen. Man tritt unangemeldet bei ihm ein. Das übrige ergibt sich dann aus den Umständen. Unter dem Fenster stehen wir. Sollte Monsieur Helmers in Gefahr oder Verlegenheit kommen, so braucht er uns nur zu rufen.« – »Das ist auch meine Ansicht«, sagte Kurt. »Wollen wir aufbrechen?« – »Ja, vorwärts«, meinte der Schwarze Gerard. »Zwar habe noch zwei Vaqueros mit, die uns helfen könnten, aber ich bin der Ansicht, daß solche Leute uns eher hinderlich als förderlich sind. Wir vier sind genug. Gehen wir.«

      Sie verließen wohlbewaffnet die Venta und stiegen den Klosterberg empor. Als sie oben angekommen waren, hörten sie das Rollen eines Wagens, der um eine Mauerecke bog. Sie traten zur Seite, um nicht bemerkt zu werden, und ahnten nicht, daß in diesem Wagen derjenige saß, den sie suchten, Pater Hilario nämlich.

      Dann zeigte Grandeprise ihnen das Fenster, das zum Zimmer des Paters gehörte. Das Tor war offen, und Kurt trat ein. Das betreffende Fenster war erleuchtet, und die drei Jäger blickten unverwandt empor, um beim kleinsten Zeichen bereit zu sein. Da hörten sie nahende Schritte. Sie traten zurück und duckten sich nieder, um nicht gesehen zu werden. Eine Gestalt schritt an ihnen vorüber und huschte in das Tor.

      Es war der kleine, dicke Verschwörer, der im Vorderhof Manfredo traf und mit demselben nach dem Zimmer des Paters ging, wie wir bereits wissen.

      Vorher aber war Kurt über den Hof geschritten und die Treppe emporgestiegen, ohne von jemandem bemerkt zu werden. Er sah die ihm gegenüberliegende Tür, auf der die Nummer 25 stand und trat ein, ohne anzuklopfen. Es brannte eine Lampe da, aber kein Mensch war zu sehen.

      Eine zweite Tür führte nach dem Schlafzimmer des Paters. Kurt vermutete ihn in diesem Raum und öffnete die Tür. Auch hier befand sich niemand. Eben wollte er in das vordere Zimmer zurücktreten, als er draußen die Schritte zweier Personen hörte. Mehr aus plötzlicher Eingebung als aus Berechnung wich er in das Schlafzimmer zurück und zog die Tür desselben zwar an, aber nicht ganz zu. Er war der Meinung, daß der Pater mit irgend jemandem komme. Vielleicht gestattete ihm das Glück, etwas zu belauschen, was ihm von Nutzen sein konnte.

      Durch die Spalte, die er gelassen hatte, sah er ein dickes Männchen eintreten und dahinter einen jüngeren Mann, der das Aussehen eines Bediensteten hatte. Nach der Beschreibung, die er sich von der Person des Paters hatte geben lassen, konnte dieser nicht dabeisein.

      4. Kapitel

      Der Dicke setzte sich behäbig auf einen Stuhl und fragte: »Also dein Oheim ist erst kürzlich fort?« – »Ja«, antwortete Manfredo. – »Weißt du nicht, was ihn so lange aufgehalten hat?« – »Nein.«

      Der Kleine warf einen blitzschnellen, stechenden Blick auf den Neffen und fuhr fort:

      »Du bist doch der einzige Verwandte des Paters, nicht wahr?« – »Ja, der einzige.« – »Hm! Da sollte man doch meinen, daß er Vertrauen zu dir habe.« – »Das hat er auch.« – »Warum sagt er dir da nicht, was ihn abgehalten hat, meinem Befehl schneller nachzukommen?« – »Weil ich ihn nicht gefragt habe.« – »So! Hm! Weißt du noch, wann ich zum letzten Mal hier war?« – »Ja.« – »Da waren auch zwei Männer aus der Hauptstadt hier?« – Ja«, antwortete der Neffe, der ja eingeweiht war. – »Was wollten sie?« – »Sie suchten Euch, sie wollten Euch arretieren.« – »Also doch! Welch ein Glück, daß ich ihnen entgangen bin! Es waren zwei ganz dumme Kerle. Sind sie wieder hier gewesen?« – »Nein.« – »Das ist ihr Glück. Ich werde dafür sorgen, daß sie gut empfangen werden, falls sie wiederkommen. Und das ist es eben, weshalb ich mit dir reden will. Sind wir allein?« – »Ihr seht es ja.« – »Und niemand kann uns belauschen?« – »Kein Mensch.« – »Nun gut, so sage mir, ob du weißt, weshalb dein Oheim nach der Hauptstadt gereist ist!« – »Er hat es mir gesagt« – »Alle Wetter! So scheint er also doch Vertrauen zu dir zu haben. Und da sehe ich, daß auch ich aufrichtig mit dir reden kann. Sage mir also, welchen Zweck der Pater in Mexiko verfolgt.« – »Er soll dahin wirken, daß der Kaiser nicht mit den Franzosen abzieht.« – »Und warum?« – »Damit Max von Juarez gerichtet und verurteilt werde.« – »Gut. Juarez steht dann als Mörder da und wird allen Kredit verlieren. Auf diese Weise werden wir den Kaiser und auch den Präsidenten los und bekommen die Macht in unsere Hände. Dein Oheim hat die Verhaltungsvorschriften. Er wird diesen Max nicht in Mexiko, sondern in Queretaro treffen. So weit scheint alles gelungen. Aber der Teufel könnte doch sein Spiel haben. Irgendein Zufall kann den Kaiser bestimmen, das Land schleunigst zu verlassen. Man kann ihm sagen, daß er keinen Rückhalt, keinen Beistand und keine Anhänger mehr habe. Da gilt es dann, ihn glauben zu machen, daß man noch in Massen zu ihm hält.« – »Das wird nicht leicht sein.« – »Leicht und schwer, wie man es nimmt. Ich habe die Veranstaltung getroffen, daß der Kaiser erfährt, seine Anhänger hätten sich im Rücken seines ärgsten Feindes, dieses Juarez erhoben, um die kaiserliche Fahne zum Sieg zu führen. Hört Max dies, so bleibt er sicher im Land und ist ebenso sicher verloren. Es werden morgen an einigen Orten Krawalle vorkommen, den Hauptkrawall aber soll es hier in Santa Jaga geben.« – »Hier?« fragte der Neffe überrascht. »Wieso? Hier gibt es ja nur Anhänger des Juarez.« – »Pah! Laß nur mich machen«, meinte der Dicke in überlegenem Ton. »Wir haben eine Schar von zweihundert tapferen Kerlen angeworben, die noch in dieser Nacht nach Santa Jaga kommen werden, um die kaiserliche Fahne zu entfalten.« – »Die Einwohnerschaft wird sie fortjagen.« – »Das wird nicht gelingen. Das Kloster ist zu einer Zeit gebaut worden, in der jedes Haus zugleich Festung sein mußte. Es hat starke, hohe Mauern und gleicht einem Fort. Unsere Leute werden sich im Kloster festsetzen. Was wollen da die Bürger tun?« – »Dann allerdings möchte es gehen«, meinte Manfredo nachdenklich. – »Gerade der Umstand, daß diese Schilderhebung hier stattfindet, wird deinem Oheim beim Kaiser die allerbeste Empfehlung sein.« – »Weiß mein Oheim davon?« – »Nein.« – »Warum?« – »Weil ich selbst noch nichts wußte, als ich zum letzten Male mit ihm sprach. Und heute ist er ja nicht da, so daß ich es ihm sagen könnte. Aber wenn er es in Querétaro hört, hat er bereits meine Instruktionen in den Händen und weiß, was er zu tun hat.« – »Sind es Soldaten, die kommen?« – »Hm! Man könnte sie so nennen. Es sind bewaffnete Leute, denen es ganz gleich ist, wem sie dienen.« – »Wann kommen sie?« – »Heute nacht punkt vier Uhr werden sie unten am Klosterweg eintreffen, und du wirst sie in das Kloster führen, aber so, daß unten im Ort kein Mensch etwas merkt. Wenn der Tag anbricht, weht die kaiserliche Fahne von den Mauern herab, und die Bürger dürfen nicht murren.« – »Wird der Anführer mir folgen?« – Ja. Du sagst ihm das Wort ›Miramara‹ dann weiß er, daß du der richtige bist.« – »Werdet Ihr nicht dabeisein?« – »Nein. Ich habe heute nacht noch einen weiten Ritt in einer ähnlichen Angelegenheit. Du hast doch alles ganz genau verstanden?« – »Ganz genau.« – »Gut. Sei so treu wie dein Oheim, dann wird die Belohnung nicht ausbleiben! Ich will gehen. Hier die Instruktion für den Anführer der Truppen. Du gibst sie ihm, sobald du ihn triffst. Gute Nacht.« – »Ich werde Euch hinunterbegleiten«, meinte der Neffe, indem er die empfangenen Papiere zu sich steckte. – »Warum?« – »Das Tor könnte unterdessen verschlossen worden sein.«

      Kaum hatten sie das Zimmer verlassen, so trat Kurt in dasselbe. Er eilte an das Fenster, öffnete es und fragte halblaut hinab:

      »Seid ihr hier?« – Ja«, antwortete Gerard. »Was gibt es?« – »Der Pater ist verreist. Alles geht gut. Haltet euch ruhig, bis ihr mich wiederseht! Aber tretet zurück! Es wird jemand kommen.«

      Er schloß

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