Von Bagdad nach Stambul. Karl May

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Von Bagdad nach Stambul - Karl May

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du zurückkehrst zu den Deinen und den Hengst wieder bringst; ich möchte dir helfen, aber ich vermag es nicht.«

      »Du vermagst es. Du brauchst ja nur den Hengst wieder anzunehmen.«

      »Ich würde es tun, dir zur Liebe und Ehre, aber es ist unmöglich geworden. Blicke zurück!«

      Er sah sich um, schüttelte aber den Kopf.

      »Ich sehe nichts. Was meinst du, Emir?«

      »Siehst du nicht, daß der Rappe bereits einen Besitzer hat?«

      »Jetzt verstehe ich dich, Effendi. Amad el Ghandur wird absteigen.«

      »Aber ich werde das Pferd nicht nehmen. Er hat seinen Sattel aufgelegt und das Tier bestiegen; dies ist ein Zeichen, daß ihr es von mir zurückgenommen habt. Brächtest du es mir so herbei, wie ich es dir zurückgelassen habe, ungesattelt und unberührt, so würde ich denken, daß wir Freunde waren, und ich könnte die Schmach von dir nehmen. Amad el Ghandur hat mir vorgeworfen, daß ich ein Christ bin und als solcher handle; nun wohl, er ist ein Moslem, ohne als solcher zu handeln; denn er besteigt ein Pferd, dessen Rücken einen Christen trug. Erzähle dies den Gläubigen, mit denen du zusammenkommst!«

      »Allah il Allah! Was haben wir für Fehler begangen!«

      Der alte Scheik dauerte mich, aber ich konnte ihm nicht helfen. Sollte ich eine Schande auf mich laden, um ihm die seine zu ersparen? Nein! Ich konnte gar nicht begreifen, was den beiden so verständigen Männern auf einmal in den Kopf gefahren war. Persönliche Rücksichten waren sicher nicht der Grund. Vielleicht war der Keim zu ihrem Verhalten schon lange Zeit in ihnen versteckt gewesen und von mir gepflegt worden durch die Nachsicht, mit der ich unsere Gegner behandelt wissen wollte. Die Schonung aber, die ich gegen die beiden Bebbeh gezeigt hatte, war dann der Tropfen gewesen, der das Gefäß überlaufen läßt. Aber trotzdem mir der Verlust des Hengstes zu Herzen ging, fiel es mir gar nicht ein, meine milden Anschauungen den rachsüchtigen Gewohnheiten dieser Nomaden zu opfern.

      Der Haddedihn ritt lange schweigend neben mir her. Endlich fragte er zagend:

      »Warum zürnest du so anhaltend?«

      »Ich zürne dir nicht, Mohammed Emin; aber es betrübt mich, daß dein Herz sich nach dem Blute derjenigen sehnt, denen dein Freund verziehen hatte.«

      »Wohlan, so werde ich diesen Fehler wieder gutmachen!«

      Er wandte sich um. Hinter mir ritt der Engländer mit Halef; dann kam Allo mit dem Gefangenen, zuletzt Amad el Ghandur. Ich wandte mich nicht zurück, weil ich glaubte, Mohammed Emin wolle mit seinem Sohne sprechen; auch Halef und Lindsay drehten sich aus demselben Grunde nicht um. Wir taten es erst, als wir die laute Stimme des Haddedihn vernahmen:

      »Reite zurück, und sei frei!«

      Der erste Blick überzeugte mich, daß er die Fessel des Gefangenen zerschnitten hatte, der seinem Pferd sofort in die Zügel griff, um im Galopp davon zu sprengen.

      »Scheik Mohammed, was hast du getan!« rief Halef.

      »Thunder storm, was fällt dem Menschen ein!« schrie der Engländer.

      »Habe ich recht gehandelt, Emir?« fragte Mohammed.

      »Wie ein Knabe hast du gehandelt!« zürnte ich.

      »Ich wollte deinen Willen tun,« entschuldigte er sich.

      »Wer hat dir gesagt, daß ich wünsche, ihn so schnell frei zu sehen? Die Geisel ist verloren, nun sind wir wieder in Gefahr!«

      »Allah istafer – Gott verzeihe ihm!« rief Halef. »Laßt uns dem Bebbeh nachjagen!«

      »Wir werden ihn nicht einholen,« wandte ich ein. »Unsere Pferde sind ihm nicht überlegen; nur der Rapphengst ist schneller.«

      »Amad, ihm nach!« gebot Mohammed Emin seinem Sohne. »Bringe ihn zurück oder töte ihn!«

      Der Angerufene wandte den Rappen und sprengte davon. Er hatte kaum fünfhundert Schritte zurückgelegt, so weigerte sich sein Pferd, ihn weiter zu tragen, doch war er nicht der Mann, sich so leicht abwerfen zu lassen; er zwang das Tier vorwärts. Natürlich ritten wir ihm nach. Er war hinter einer Krümmung verschwunden. Als auch wir dieselbe hinter uns hatten, sahen wir ihn in ziemlicher Ferne abermals mit dem edlen Tiere kämpfen. Er brachte alle seine Kraft und alle seine Geschicklichkeit zur Geltung, doch vergeblich; denn er flog endlich doch aus dem Sattel. Das Pferd aber wandte sich zurück, kam herbeigerannt und hielt an meiner Seite an, den schönen Kopf unter zärtlichem Schnauben an meinem Schenkel reibend.

      »Allah akbar – Gott ist groß!« meinte Halef; »er gibt einem Pferde ein besseres Herz, als viele Menschen es haben. Wie schade, Sihdi, daß deine Ehre nicht erlaubt, es wieder zurückzunehmen!«

      Der Haddedihn hatte einen nicht leichten Fall getan, er konnte sich nur schwer erheben; doch als ich ihn untersuchte, zeigte es sich, daß er ohne wirkliche Verletzung davongekommen war.

      »Dieser Hengst ist ein Teufel!« meinte er. »Er hat mich doch früher gern getragen!«

      »Du vergissest, daß er später mich getragen hat,« erklärte ich, »und ich habe es bisher immer verstanden, ein Pferd so zu gewöhnen, daß es nur denjenigen trägt, dem ich erlaube, es zu reiten.«

      »Ich besteige diesen Scheïtan niemals wieder!«

      »Du hättest klug getan, ihn bereits vorher nicht zu besteigen. Hätte ich in diesem Sattel gesessen, so würde uns Gasahl Gaboya nicht entkommen.«

      »Steige auf, Emir, und reite ihm nach!« bat Mohammed Emin.

      »Beleidige mich nicht!«

      »So soll der Bebbeh entkommen?«

      »Er wird es; doch nur durch deine Schuld!«

      »Schauderhaft!« klagte der Engländer. »Dumme Geschichte! Höchst unangenehm! Yes!«

      »Was ist zu tun, Sihdi?« fragte Halef.

      »Um den Bebbeh wieder zu erlangen? Nichts. Ich hätte ihm den Hund nachgeschickt, wenn dieser mir nicht so wertvoll wäre. Nun aber gilt es, einen Entschluß zu fassen.« Mich an die Haddedihn wendend, erkundigte ich mich: »Habt ihr heute früh, als ich fern war, um den Dachs zu schießen, in Gegenwart des Bebbeh von dem Weg gesprochen, den wir einschlagen wollen?«

      Sie zögerten mit der Antwort, Halef aber sagte:

      »Ja, Sihdi, sie sprachen davon.«

      »Aber nur Arabisch,« entschuldigte sich Mohammed.

      Wäre seine Erscheinung nicht so ehrwürdig gewesen, so wäre er einer geharnischten Zurechtweisung wohl nicht entronnen; so aber zwang ich mich zu einem ruhigen Tone:

      »Ihr habt nicht klug gehandelt. Was habt ihr gesagt?«

      »Daß wir nach Bistan gehen.«

      »Weiter nichts? Denke nach! Es kommt hier darauf an, jedes Wort zu wissen, das gesprochen worden ist. Eine Kleinigkeit, die ihr verschweigt, kann großen Schaden bringen.«

      »Ich sagte, daß wir von Bistan vielleicht nach Achmed Kulwan, jedenfalls aber nach Kizzeldschi reiten würden, um an den Kiupri-See zu kommen.«

      »Du warst ein Tor, Scheik Mohammed! Ich zweifle

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