Wahre Geschichten eines Abends. Marina Linnik

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wahre Geschichten eines Abends - Marina Linnik страница 8

Wahre Geschichten eines Abends - Marina Linnik

Скачать книгу

baumstarke Hände meinen Hals packen. Ich konnte kaum den Atem holen. Alles drehte sich vor meinen Augen, und da fiel ich auf den Boden, auf die goldenen Tscherwonzen. Als ich zu sich kam, war es schon Tag geworden. Stjopka saß an meinem Bett und rieb die Nase mit dem Ärmel. Als ich aufstehen wollte, fuchtelte er mit den Händen: Der Arzt habe angeordnet, dass ich liegen sollte. Plötzlich hörten wir einen Lärm von draußen. Geleitet vom Rottmeister kamen die Soldaten, um dem Befehl unseres gnädigen Zaren nachzugehen und mich zu verhaften… Meine lieben Gäste hatten schon mich angezeigt und alles sowohl vom Mädel als auch von den goldenen Tscherwonzen mit der Abbildung unseres Imperators erzählt. Wehe ist dem, der unseren Zaren im Zorn sieht. Er ließ mich zuerst auspeitschen, und dann in die Verbannung schicken… Am Morgen soll ich mich also auf den Weg machen. Und was mich in der Fremde erwartet, weiß ich nicht… Damit schließe ich meine Beichte, meine lieben Kinder. Für die Sünden und den Hochmut muss ich in voller Höhe zahlen. Und nie wird meine Seele Ruhe finden, bis die Seele jenes Mädels in Ruhe kommt. Ich vermache euch, meine lieben Kinder, den Willen eures sündhaften Vorfahrens zu erfüllen und seine Seele durch Gebete zu retten…»

      Fürst Besborodski schwieg. Erdrückende Stille lag in der Luft. Und niemand von den Gästen wollte sie brechen. Alle waren durch die Erzählung des Fürsten zwar beeindruckt, aber sie rief widersprüchliche Gefühle hervor. Schließlich stand Graf Lunin vom Sessel auf und ging ans Fenster. In seine Gedanken vertieft stand er dort eine Weile, dann drehte er sich zum Fürsten um und fragte:

      – Haben Sie von diesem Dokument die Polizei benachrichtigt?

      – Ja, aber dort wies man auf den Verjährungsablauf hin und wollte mir nicht einmal zuhören.

      – Ist es Ihnen nicht egal, was da passiert ist, meine Herrschaften? – sagte Natalja Andrejewna und zuckte ihre Schultern.

      Die Erzählung von sich hinterließ in ihrer Seele einen unangenehmen Nachgeschmack und rief ein zwiespältiges Gefühl hervor. Einerseits tat ihr das Mädel leid, das dem eifersüchtigen Libidinisten zu Opfer gefallen war und einen Märtyrertod gefunden hatte, andererseits meinte sie, das Mädchen habe für ihre Sünde gebüßt, und zwar für den Ehebruch. Der unbekannte Kaufmann war für eine noch größere Sünde bestraft, er hatte Gottes fünftes Gebot gebrochen: Du sollst nicht töten. Das Leben ist ein wertvolles Gottesgeschenk und kein sterblicher Mensch ist berechtigt, darüber zu verfügen.

      – Kaum möglich, dass dieser Mann noch am Leben ist, – setzte die Gräfin das Gespräch fort, sich ein wenig zusammenkrümmend. – Das Streben nach der Wahrheit wird jetzt sowieso in nichts resultieren. Seine Seele wird kaum irgendwann ihre Ruhe finden.

      – Die menschliche Seele ist ein Finsternis, – zog Graf Lunin Bilanz – Die einen begehen edle Taten, die anderen bereuen sich, begehen neue Sünden und dann wieder bereuen sich. Egal ob du arm oder reich bist – solange es auf Erden Versuchungen gibt und sie so süß vorkommen, wird es immer Sünder geben, die sie kosten wollen. So ist leider das Leben!

      Geheimnis der Moskauer Katakomben

      – Na ja, – sagte Graf Lunin bedächtig, der am Fester stand und daraus den Schnee leise fallen beobachtete. – Wie viele Seelen es noch gibt, die durch die ganze weite Welt wandern… Ein seltsamer und geheimnisvoller Fall. Und haben Sie keine Versuche unternommen, seine Verwandten und jenes Haus zu finden?

      – Doch. Trotz aller Müdigkeit zog ich an demselben Tag in die Hauptstadt und ging dort direkt ins Polizeiamt. Nach einer Woche Verhandlung wurde mir dort keine vernünftige Antwort gegeben, außerdem wollte niemand sich dort mit diesem Fall auseinandersetzen. Und erst nachdem ich dort eine schwungvolle Rede gehalten hatte (denn offengestanden kannte meine Empörung keine Grenzen), empfahl mir die dortige Leitung, in Kirchenbüchern zu stöbern, um die Verwandten des Mannes zu finden. Ich tat das. Nach einigen Tagen erfuhr ich, dass der schon bejahrte Enkel vom Autor dieser Beichte in der ***er Gubernia wohnt und er die einzige Person ist, die von dieser einst reichen und bekannten kaufmännischen Familie verblieb. Da ich gespannt war zu erfahren, wie die Geschichte seines Großvaters endete, legte ich alle meine Geschäfte beiseite und ging, ohne eingeladen zu sein, in die ***er Gubernia.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

      Сноски

      1

      La honnêteté (fr.) – Ehrlichkeit

      2

      Ma chérie (fr.) – meine Liebe

      3

      Nous continuerons, mes amis (fr.) – Fahren wir fort, meine Freunde

      4

      Mon Dieu (fr.) – mein Gott

      5

      Justement (fr.) – genau

      6

      Nous vous demandons… s’il vous plaît. (fr.) – Wir bitten Sie

      7

      N’est-ce pas? (fr.) – Nicht wahr?

      8

      Comment est ce possible? (fr.) – Wie ist das möglich?

      9

      S’engourdissait du froid (fr.) – starrten alle Glieder vor Kälte

      10

      Maintenant, il est clair (fr.) – Nun ist alles klar.

      11

      Oui, très intéressant (fr.) – Ja, sehr interessant.

      12

      Naïvement (fr.) – naiv

      13

      C’est incroyable (fr.) – Das ist unglaublich.

      14

Скачать книгу