Novellen. Николай Лесков

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Novellen - Николай Лесков

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seines Sohnes sprach, und Kerasivna die erste, die das Kind ansah, als es zur Welt kam, denn sie versah die Dienste einer Hebamme.

      Es schien zwar etwas gewagt, die Kerasivna als Patin zu besitzen, sie besaß nicht den besten Ruf, denn sie galt für eine bekannte, ausgesprochene – Hexe – und daß sie ja eine echte wahre Hexe sei, davon waren nicht nur die Bewohner des Dorfes, sondern auch deren eigener Mann fest überzeugt, denn er widersprach dem Gerüchte nicht, noch verteidigte er seine Frau gegenüber solchen Anklagen.

      Der Mann der Kerasivna, der Kasak Kerasenko, war ein energischer, sogar kühner Mann, der keine Furcht kannte, aber im höchsten Grade eifersüchtig war, und doch verschwand Energie, Kühnheit, Eifersucht unter dem Einflusse, welchen Kerasivna auf ihren Mann ausübte – er selbst wurde der ruhigste, stillste – Dummkopf, seiner Frau völlig untertan und nach ihrem Willen und Wunsche lebend, – wogegen sie sich der größten Freiheiten erfreute.

      Kerasivna handelte mit Branntwein, Leinwand, mit verschiedenen Nahrungsmitteln, ja verkaufte sogar Heilmittel und Kräuter, aber das größte Einkommen zog sie aus ihrer Eigenschaft als Hebamme.

      Sechstes Kapitel

      Wie ich schon sagte, im ganzen Dorfe und den Nachbargemeinden war Groß und Klein davon überzeugt, daß die Kerasivna eine Hexe sei, denn das wurde deutlich sichtbar aus einem eigentümlichen, ein wenig skandalösen Falle.

      Solange Kerasivna noch nicht verheiratet war, da kannte sie jedermann als ein eigenwilliges, starrköpfiges Mädchen; sie wohnte in der Stadt und in ihrem Besitze befand sich ein Glas, in welchem ein kleines Teufelchen mit roten Hörnern und Zunge eingeschmolzen war.

      Dieses Teufelchen erhielt die Kerasivna von einem adeligen Herrn aus Pokota, Rohačover Bezirkes, welcher solche in einer benachbarten Glashütte herstellte, zum Geschenke.

      Kerasivna benützte das Glas zum Trinken und befand sich dabei sehr wohl.

      Aber nicht genug daran, sie besaß den außergewöhnlich großen Mut den Kerasenko zu heiraten.

      Das zu tun, vermochte nur ein Frauenzimmer, das selbst den Teufel nicht fürchtet, da es ja allgemein bekannt war, daß Kerasenko nicht nur durch seine Eifersucht, sondern auch durch seine Rohheit bereits zwei Frauen ins Grab brachte.

      Als Kerasenko zum drittenmale heiraten wollte, da konnte er keine Frau finden, bis sich ihm diese verteufelte Kerasivna sogar selbst antrug, und ihn schließlich heiratete, jedoch nur unter der ausdrücklichen Bedingung, daß er ihr stets alles glauben müsse, was sie ihm sage.

      Darauf ging Kerasenko ein, aber in Gedanken meinte er, die Christa wäre ein viel zu dummes Frauenzimmer, wenn sie meint, daß er ihr alles glauben solle!

      „Warte nur, bis du nur meine Frau werdest, ich werde dir auch den Mann zeigen, nach dessen Pfeife du tanzen solltest!

      Keinen Schritt lasse ich dich allein machen.“

      Jede andere als Christa hätte schon im voraus gewußt, was nach der Hochzeit folgen werde, doch dieses flinke und auch sonst ganz gescheite Frauenzimmer verdummte gerade zu: sie äußerte gar keine Furcht vor diesem rohesten und eifersüchtigsten der Männer, sie heiratete ihn, aber sie wandelte in kurzer Zeit ihren Mann so, daß er aufhörte roh und eifersüchtig zu sein und die Christa nach ihrem Willen und Wollen leben ließ.

      Daß eine solche Charakterumwandlung nur mittels Hexerei vor sich gehen konnte, daß dabei sogar der leibhaftige Teufel selbst mithelfen mußte, davon war jedermann überzeugt, namentlich sah die Pidnebesnaja, eine Nachbarin der Kerasivna, den Teufel in menschlicher Gestalt selbst, wahr und wahrhaftig.

      Und dies war nicht lange nach der Hochzeit des Kerasenko mit der tapferen Christy.

      Seit dieser Zeit sind zehn Jahre verflossen, aber Kerasenko sind noch alle Einzelheiten des Vorfalles bis ins Kleinste bekannt und unvergessen, so genau, als wenn diese Teufelei sich erst gestern zugetragen hätte.

      Es war im Winter, vor Weihnachten, an einem Feiertage, an welchem selbst der eifersüchtigste aller Kasaken zu Hause nicht sitzen geblieben wäre.

      Kerasenko pflegte sonst nicht auszugehen, erlaubte auch nicht, daß seine junge Frau weibliche oder männliche Besuche empfange oder sonstige Bekanntschaften schließe, aus welchem Anlasse bereits ein heftiger Streit unter den Jungvermählten entstand, im Verlaufe dessen Christy ihrem Manne zurief:

      „Nachdem Du Dein gegebenes Wort im Frieden und Guten nicht halten willst, werde ich es Dir schon im Bösen heimzahlen.“

      „Und was wohl könntest Du mir übles antun?“ meinte lachend Kerasenko.

      „Dich tot machen und in Stücke hauen.“

      „Und wenn ich Dich stets bewachen werde?“

      „Dann werde ich Dich krank machen.“

      „Ei! ei! Du willst mich krank machen? – Du kannst wohl hexen?“

      „Das wirst Du schon erfahren, ob ich hexen kann oder nicht: – ich sage Dir einfach – ja, ich bin eine Hexe.“

      „Schön!“

      „Ich werde es Dir schon beweisen; den ganzen Tag kannst Du um mich sein, mich bewachen, nicht einen Augenblick allein lassen, ich werde Dich doch klein bekommen.“

      Ja, sie bestimmte sogar die Zeit, zu welcher dieses alles geschehen solle.

      „Keine drei Tage werden vorübergehen und alles, was ich Dir gesagt, wird sich ereignen.“

      Der Kasak sitzt einen Tag zu Hause ohne sich zu rühren, auch den zweiten, der dritte Tag geht zu Ende; es wird Abends, und der Kasak ist der festen Ansicht und Meinung, daß die Frist nun abgelaufen ist; – es ist – denkt er – doch gar zu langweilig zu Hause zu sitzen … die Schenke der Pidnebesnaja steht gerade vor meiner Nase und meine Augen können von dort aus ganz genau sehen, ob jemand in meine Hütte geht … Ich setze mich dort zum Fenster und kann in aller Ruhe zwei, auch drei Viertel Wodky trinken … und hören, was die anderen erzählen und was es neues in der Stadt gibt … ja sogar tanzen kann ich … lustig sein …

      Und er ging … ging, setzte sich am Fenster so zurecht, daß er ganz genau sehen konnte, was vor, ja sogar in seinem Hause geschieht; er sah das Feuer am Kamin hell brennen, sah, wie seine Frau hin und her gehe und sich in der Wirtschaft beschäftige.

      Wunderbar! – Kerasenko sitzt im Wirtshaus, trinkt und schaut unverwandt auf seine Hütte; Witwe Pidnebesnaja bemerkt seine Aufregung, ja sie fängt an ihn zu hänseln:

      „Eh! Du … so und so … dummer Kasak … was Du sehen willst, werdest Du in Deinem ganzen Leben nicht sehen!“

      „Schon gut … ich aber will weiter schauen!“

      „Hier gibts nichts zu schauen … denn je mehr man nach uns, Frauen, schaut, je mehr man uns hüten will, um so ärger wird es, und um so früher hilft uns der Teufel.“

      „Red’ Du nur für Dich selbst …“ gab der Kasak zur Antwort, „meine Frau will ich selbst so behüten, daß ihr auch kein Teufel wird helfen können.“

      Da fingen nun die anderen Kasaken an mit den Köpfen zu schütteln.

      „Kerasenko, Kerasenko! das ist nicht schön von Dir, daß Du so sprichst, nicht schön! … entweder bist Du nicht getauft oder selbst ein Teufel, weil Du nicht mehr an den Teufel glaubst.“

      Und

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