Novellen. Николай Лесков

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Novellen - Николай Лесков

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… am besten wäre es ihm eine solche Lehre zu geben, daß er wieder rechtgläubig wird.“

      Und es war nahe daran, daß sie ihm die Rechtgläubigkeit handgreiflich beigebracht hätten, woran sich sehr gerne ein ganz fremder Mann beteiligt hätte, in welchem Kerasenko jenen Adeligen aus Rogačev zu erkennen meinte, welcher seiner Frau das Teufelsglas schenkte, und wegen dessen, noch vor der Hochzeit, ein zweiter Vertrag geschlossen worden war, dahin lautend, daß von dem Fremden nie irgend eine Erwähnung gemacht werde.

      Diesen Vertrag beschwor Kerasenko mit einem schrecklichen Eide dahin lautend, daß, wenn Kerasenko sich auch nur des Adeligen aus Rogačev erinnern sollte, er sofort dem Teufel verfallen wird, der ihn dann nicht mehr aus seinen Klauen frei läßt.

      Kerasenko fiel dieser Schwur beim Anblick des Fremden ein.

      Kerasenko ist aber bereits betrunken und er kann seinen Unmut darüber nicht unterdrücken, warum und weshalb gerade jetzt der Adelige aus Rogačev hier erscheine und was er überhaupt im Dorfe zu tun habe.

      Kerasenko beeilte sich nach Hause zu gehen; aber dort angekommen, fand er sein Weib nicht in der Stube, was ihm höchst unerklärlich und unfaßbar erschien.

      „Ich soll ihn vergessen, mich seiner nicht erinnern,“ dachte er, „das kommt mir gerade so vor, als wenn wir einen Vertrag geschlossen hätten zu vergessen, daß wir uns geheiratet haben … warum und weswegen ist der Mann gerade jetzt hier … was hat er hier im Dorfe zu tun … warum und weswegen ist meine Frau nicht zu Hause?“

      Und während dem Kerasenko solche und ähnliche Gedanken durch den Kopf flogen, schien es ihm, als wenn sich hinter der Tür zwei küssen würden.

      Es wurde geradezu vom Schüttelfrost gepackt; er fing an aufmerksamer und schärfer zu horchen … richtig … er hört es ganz deutlich … ein Kuß … noch einer … leises Wispern … wieder ein Kuß … und das alles gerade hinter der Tür, vor der er steht.

      „Eh! tausend Teufel,“ sagt sich Kerasenko selbst, „entweder habe ich bei der Pidnebesinaja zu viel Branntwein getrunken und träume nun alles mögliche … oder hat es mein Weib richtig herausbekommen, daß der Rogačever Adelige hier ist, und daß es ihm gelang mich zu verhexen … Die Leute haben mich darauf aufmerksam gemacht, daß meine Frau eine Hexe sei … doch ich glaubte dies nicht … jetzt aber … jetzt küssen sie sich wieder … oh! … oh! … und wieder … wieder … Wartet doch nur, ich will euch schon …“

      Der Kasak glitt leise von der Bank, kroch zur Tür und sein Ohr dicht an die Türspalte legend, strengte er sich an zu hören, was hinter der Tür vorgeht: … sie küssen sich … daran läßt sich nicht zweifeln … sie küssen sich … wie sie mit den Lippen schnalzen … ja sie reden … so, jetzt spricht mein Weib … und er hörte, wie sie laut sagte:

      „Was? mein Mann, dieser Heide: den werde ich einfach aus dem Hause jagen und Dich zu mir nehmen.“

      „Oho!“ dachte Kerasenko, „was bildet sich das Frauenzimmer ein, mich wegjagen und einen zweiten, fremden, ins Haus nehmen, an meine Stelle setzen … Nu! das wollen wir ’mal abwarten, so leicht wird es doch nicht gehen können …“

      Er richtete sich plötzlich auf, stemmte sich mit aller Gewalt gegen die Tür, um solche aufzubrechen, obwohl es sich erwies, daß dieselbe gar nicht versperrt war; an der Türschwelle stand Kerasivna, sein Weib, so schön … so ruhig wie stets vordem, nur mit ein klein wenig mehr geröteten Wangen – aber mit einemmale fing sie an zu schimpfen, wie es nur eine Kleinrussin zu Wege bringen kann.

      Sie nannte ihren Mann einen Heiden, Säufer, Schwein, Hund und fügte noch andere derartige schöne Titulaturen bei; schließlich erinnerte sie ihn auf die von ihm geschworenen Eide und Verträge, nach denen er es sich gar nicht einfallen lassen darf, eifersüchtig zu sein, und um ihr den Beweis zu liefern, daß er seine Eide einzuhalten Willens sei, soll er ihr erlauben heute Abends die Spinnstube besuchen zu können, sollte er dies nicht tun, so wird sie etwas ausführen, woran er sein Leben lang denken wird.

      Doch Kerasenko war ein gewiegter Junge.

      Seine Frau in die Spinnstube zu schicken, jetzt, wo der Adelige aus Rogačev im Dorfe sich befindet – er hatte ihn doch mit eigenen Augen bei der Pidnebesinaja gesehen und vor wenigen Augenblicken mit eigenen Ohren gehört, wie seine Frau jemanden küßte und ihm versprach ihn in die Hütte zu nehmen … – das schien ihm gar zu dumm.

      „Nein, nein!“ sagte er, „da suche Dir nur einen anderen Dummkopf aus, nur nicht mich; es wird jedenfalls besser sein, ich sperre Dich ein und Du legst Dich schlafen … das wird Dir zuträglicher sein und ich werde unterdessen über Deine Hexerei ruhig nachdenken können.“

      Als Kerasivna diese Antwort vernahm, da wurde sie vor Zorn blaß, denn zum erstenmale nach ihrer Verheiratung sprach ihr Mann mit ihr in einem eigenartigen Tone und sofort wurde es ihr klar, daß in ihrem ehelichen Leben ein Wendepunkt eingetreten ist, welcher zu ihren Gunsten entscheiden müsse, wenn sie nicht alles, was sie bis jetzt mit viel Scharfsinn, Geschicklichkeit, Stetigkeit, Festigkeit und Erfindungsgabe gewonnen, für immer verlieren solle.

      Sie richtete sich in ihrer vollen Größe auf, gab dem Kasaken einen Schlag ins Gesicht und wollte auf die Gasse herausspringen, aber der Kasak erriet ihre Absicht, machte einen Sprung, schlug ihr die Tür vor der Nase zu, legte die Kette und das Vorhängeschloß an und sperrte dieses zu, den Schlüssel ließ er in seine unendlich tiefe Tasche verschwinden.

      Er meinte nun ruhig:

      „So, jetzt ist Dein Weg angewiesen, vom Ofen zur Tür und zurück …“

      Durch diesen unerwarteten und unerwünschten Vorfall überrascht, wurde die Kerasivna so wütend, daß selbst Kerasenko darüber erschrak.

      Christa stand ziemlich lange an einer und derselben Stelle, mitten in der Stube, sie zitterte wie im Fieber, wandte sich hin und her wie eine Schlange, ihre Hände schlossen sich krampfhaft, sie drohte mit ihnen dem Kasaken, in ihrem Gesichte zuckte es heftig, weiße und rote Flecken wurden abwechselnd sichtbar, ihre Augen erweiterten sich, glühten auf, wurden blutrot!

      Da fing der Kasak sich doch zu fürchten an und rief:

      „Daß Dich, Du verfluchte Hexe! …“

      Unerwartet blies sie die Kerze aus, stampfte heftig mit dem Fuß und zischte:

      „So! … jetzt sollst Du aber die Hexe kennen lernen!“

      Mit einem Sprung, wie eine Katze, war sie oben auf dem Ofen, öffnete die Kamintür und schrie in den Schornstein hinein mit einer ganz eigenartigen Stimme:

      „Uhu! – huhuhu! – Komm! erdrossele das Schwein!“

      Siebentes Kapitel

      Durch diesen Vorfall, sowie durch die Kühnheit, Unerschrockenheit, Mut, ja Hartnäckigkeit und Eigensinn seiner Frau wurde der Kasak so überrascht, daß er sein Weib, von der er jetzt überzeugt war, daß sie eine Hexe sei, ergriff, in die Höhe hob, ins Bett trug, sie dort niederlegte, selbst sich neben ihr niederlassend.

      Zum allergrößten Erstaunen des Mannes leistete Christy keinen Widerstand – im Gegenteil, sie blieb vollständig ruhig wie ein kleines Kind, ja, was noch merkwürdiger war, sie schimpfte gar nicht.

      Dieser Zustand seines Weibes war dem Kasaken sogar sehr genehm und erwünscht; mit der einen Hand, den Schlüssel in der Hosentasche festhaltend, hielt er mit der zweiten den Hemdärmel seiner Frau fest und – schlief ein.

      Lange dauerte

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