In der Mondnacht. Hans Wachenhusen

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In der Mondnacht - Hans Wachenhusen

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genug gethan. Du sollst ausruhen und vor das Antlitz Dessen treten, den Du verkündet hast.

      Die Engel legten ihre Hand auf sein Auge und das Buch auf seine Brust. Sie ließen seinen Leib ruhen und führten seine Seele hinüber auf derselben Leiter, auf welcher sie ihm einst erschienen waren.

      Die Welt hieß ihn Carl Gützlaff, der Vater im Himmel aber nannte ihn seinen treuesten Sohn.

      Der blanke Dreier

      In Minchens Sparbüchse lagen viele Groschen, Zwei- und Vier-Groschenstücke, mehrere Thaler, ein Friedrichsdor, den sie vom Vater zum Geburtstag erhalten hatte, und endlich ein Dreier, der war so blank, als wäre er soeben aus der Münze gekommen, und bildete sich ein, er sei von Gold.

      – Um Verzeihung, was sind Sie für eine Geborne? fragte der Dreier die neben ihm liegende Goldmünze.

      – Ich bin von Gold und stamme noch aus der guten alten Zeit, wie Sie auch auf meiner Rückseite sehen können, antwortete der Friedrichsdor, der nicht wenig stolz darauf war, daß er noch einen Zopf trug. »Ich bin von sehr gediegenem alten Adel!« setzte er hinzu.

      – Sie von Gold? rief der Dreier lachend. Wie können Sie das mir nur in's Gesicht sagen, dem man es doch auf den ersten Blick ansieht, daß ich vom feinsten Ducatengolde bin. Sehen Sie nur, wie ich glänze!

      – Ja, aber es ist nicht alles Gold, was glänzt! antwortete der Friedrichsdor. Sie sind nur ganz ordinärer Herkunft; Sie sind ein Kupferdreier und an Ihrer Stelle würde ich mich doch geniren, in so anständiger Gesellschaft zu erscheinen.

      Damit drehte ihm der Friedrichsdor den Rücken zu.

      – Was sich dieses Pack wohl denkt! sagte der Dreier zu sich selbst. Aber so ergeht es Einem immer, wenn man herablassend ist; ich will mich auch in meinem Leben nicht wieder populär zu machen suchen, denn man hat doch nur Undank dafür.

      Mit diesen Worten drehte sich der Dreier auch herum und den ganzen Tag hindurch wurde in der Sparbüchse kein Wort mehr gesprochen.

      Am Abend kam Minchen mit ihrem Vater und holte die Sparbüchse aus dem Schrank. Minchen sollte nämlich eingesegnet werden und sich für ihre Sparbüchse das erste schwarze Atlaskleid kaufen.

      Sie zählte nun mit ihrem Vater die Groschen, die Zwei- und Vier-Groschenstücke, die Thaler und endlich auch den Friedrichsdor. Nur den blanken Dreier ließ sie ganz bei Seite liegen.

      – Aha, dachte der Dreier, das Gute läßt man immer bis zuletzt. Wenn sie dich erst mit hinzuzählen, dann wird die Summe noch einmal so groß werden!

      Aber der Dreier konnte lange warten, bis er mitgezählt wurde, und als endlich Minchens kleiner Bruder herein hüpfte, gab ihm der Vater den Dreier und erlaubte ihm, sich einen Kuchen dafür zu kaufen.

      Der Kleine sprang mit ihm zum Kuchenbäcker und plump! fiel der Dreier in die dunkle Kasse des Bäckers, in der schon viele schwarze Kupfermünzen lagen.

      – Es ist doch merkwürdig, wie sehr sich die Leute oft in der Taxirung Anderer täuschen! Das ist denn doch ein sehr grober Irrthum! sagte der Dreier. Na, mir kann es gleich sein, denn mein Schade ist es nicht!

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