Märchen für Kinder. Ганс Христиан Андерсен
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„Wer waren die Beiden?“ fragte der Schneemann den Kettenhund. „Du bist älter auf dem Hofe als ich, kennst du sie?“
„Versteht sich!“ sagte der Kettenhund. „Sie hat mich ja gestreichelt und er mir öfter einen Knochen gegeben; die beiße ich nicht.“
„Aber was stellen sie hier vor?“ fragte der Schneemann.
„Brautleute!“ erwiderte der Kettenhund. „Sie gehören zur Herrschaft.“
„Man ist doch noch recht dumm, wenn man kaum erst gestern geboren ist, das merke ich an dir! Ich bin alt und besitze Kenntnisse, ich kenne Alle auf dem Hofe. Und ich habe eine Zeit gekannt, wo ich hier nicht in der Kälte und an der Kette stand. Weg, weg!“
„Die Kälte ist prächtig,“ sagte der Schneemann. „Erzähle, erzähle! Aber du mußt mit deiner Kette nicht so rasseln, denn dabei knackt es gleich in mir.“
„Weg, weg!“ bellte der Kettenhund. „Ich bin ein Hündchen gewesen, klein und niedlich, sagten sie. Damals lag ich drinnen im Schlosse auf einem Sammetstuhle, lag auf dem Schooße der Herrin. Ich hieß der „Hübscheste,“ der „Schönfuß.“ Dann wurde ich der Herrschaft zu groß und sie gaben mich deshalb der Haushälterin. Ich kam in die Kellerwohnung; von dort, wo du stehst, kannst du gerade in die Kammer hineinsehen, in der ich die Herrschaft gewesen bin, denn das war ich bei der Haushälterin. Es war wohl ein geringerer Platz als oben, aber hier war es behaglicher. Ich wurde nicht wie oben von den Kindern gedrückt und mit umhergeschleppt. Ich hatte eben so gutes Futter wie zuvor und weit mehr. Ich hatte mein eigenes Kissen, und ferner gab es dort einen Ofen, der doch, namentlich in jetziger Zeit, das Schönste in der Welt ist! Ich kroch völlig unter ihn, so daß ich ganz verschwand. O, von diesem Kachelofen träume ich noch jetzt! Weg, weg!“
„Sieht ein Kachelofen denn so schön aus?“ fragte der Schneemann. „Ähnelt er mir?“
„Er ist der gerade Gegensatz von dir! Kohlschwarz ist er und hat einen langen Hals mit einer Messingtrommel. Er frißt Brennholz, so daß ihm das Feuer aus dem Munde sprüht.“
Der Schneemann sah hin und bemerkte wirklich einen schwarzen, blankpolierten Gegenstand mit einer Messingtrommel. Das Feuer strahlte nach vorn auf den Fußboden hinaus. Dem Schneemann wurde ganz sonderbar zu Mute. Er hatte eine Empfindung, von der er sich selber keine Rechenschaft ablegen konnte. Es überschlich ihn etwas, was er nicht kannte, was aber alle Menschen kennen, wenn sie nicht Schneemänner sind.
„Und weshalb verließest du sie?“ fragte der Schneemann. „Wie konntest du überhaupt eine solche Stelle verlassen?“
„Ich war dazu gezwungen,“ sagte der Kettenhund. „Sie warfen mich hinaus und legten mich an die Kette. Ich hatte den kleinsten Junker in das Bein gebissen, weil er mir den Knochen, an welchem ich nagte, fortstieß. Bein für Bein, heißt es bei mir! Aber das nahmen mir des Knaben Eltern übel, und seit der Zeit habe ich hier an der Kette liegen müssen und meine helle Stimme verloren. Höre nur, wie heiser ich bin. Weg, weg! Das ist das Ende vom Liede gewesen!“
Der Schneemann hörte nicht mehr darauf; er blickte beständig nach der Kellerwohnung der Haushälterin, blickte in ihre Stube hinein, wo der Kachelofen auf seinen vier eisernen Füßen stand und sich in seiner ganzen Größe zeigte, die der des Schneemanns in nichts nachgab.
„Es knackt so eigentümlich in mir!“ sagte er. „Soll ich dort nie hineinkommen? Es ist mein höchster Wunsch, mein einziger Wunsch, und es würde fast ungerecht sein, wenn er nicht befriedigt würde. Ich muß hinein, ich muß mich an ihn lehnen, und sollte ich auch das Fenster zerschlagen!“
„Dort kommst du nie hinein!“ sagte der Kettenhund, „und kämest du wirklich zum Kachelofen, dann wärest du weg, weg!“
„Ich bin jetzt schon so gut wie weg,“ sagte der Schneemann, „ich zerbreche, glaube ich.“
Den ganzen Tag stand der Schneemann da und sah zum Fenster hinein. In der Dämmerung wurde die Stube noch traulicher. Aus dem Kachelofen leuchtete es so mild, wie weder Mond noch Sonne leuchten kann, nein, wie nur der Kachelofen zu leuchten vermag, wenn etwas in ihm steckt. Ging die Thüre auf, so schlug die Flamme hinaus, es war so ihre Gewohnheit. Des Schneemannes weißes Antlitz wurde dann von einer flammenden Röte übergossen, und auch seine Brust leuchtete in rötlichem Glanze.
„Ich halte es nicht aus,“ sagte er. „Wie schön es ihn kleidet, die Zunge herauszustrecken.“
Die Nacht war sehr lang, aber dem Schneemann kam sie nicht so vor. Er stand in Gedanken versunken, und sie erfroren, daß sie knackten.
Früh morgens waren die Kellerfenster zugefroren; sie trugen die schönsten Eisblumen, die ein Schneemann nur verlangen kann, allein sie verbargen den Kachelofen. Die Scheiben wollten nicht auftauen, er konnte die Flamme nicht mehr sehen. Es knackte, es war eben im herrlichsten Frostwetter, über das sich ein jeder Schneemann freuen muß, aber er freute sich nicht darüber. Er hätte sich glücklich fühlen können und dürfen, aber er war nicht glücklich, er litt eben gar zu sehr am „Kachelofenweh“.
„Das ist eine schlimme Krankheit für einen Schneemann,“ sagte der Kettenhund; „ich habe auch einmal an derselben Krankheit gelitten, habe sie aber überstanden. Weg, weg! – Jetzt bekommen wir Witterungswechsel.“
Und Witterungswechsel trat ein, es schlug in Tauwetter um. Das Tauwetter nahm zu, der Schneemann nahm ab. Er sagte nichts, er klagte nicht, und das ist das echte Zeichen.
Eines Morgens stürzte er zusammen. Es ragte etwas einem Besenstiel Ähnliches dort in die Höhe, wo er gestanden hatte. Um diesen Gegenstand, der ihm Halt verleihen sollte, hatten ihn die Knaben aufgerichtet.
„Nun kann ich seine Sehnsucht verstehen!“ sagte der Kettenhund. „Der Schneemann hat eine Ofenkratze im Leibe gehabt. Sie war es, die sich in ihm bewegt hat. Nun hat er es überstanden. Weg, weg!“
Und bald war auch der lange, böse Winter überstanden.
„Weg, weg!“ bellte der Kettenhund; aber die kleinen Mädchen sangen auf dem Hofe:
„Schießt auf, ihr Blümlein, frisch und hold,
Zeig’, Weide, deine Woll’ wie Gold!
Ihr Vöglein kommt, singt hell und klar,
Schon ist der letzte Februar,
Ich singe mit, Kuckuck, Quivit!
Komm’ Sonne, komm’, wenn ich dich bitt!“
Und nun denkt niemand mehr weder an den Winter, noch an den Schneemann und sein „Kachelofenweh“, selbst nicht einmal der heisere Kettenhund.
Es ist ein Unterschied
Der Mai war gekommen. „Der Frühling ist da!“ predigten Büsche und Bäume, Felder und Wiesen. Es wimmelte von Blüten und vor allem oben an der Hecke. Da stand ein Apfelbäumchen, welches nur einen einzigen, von rosenroten Knospen überladenen Zweig getrieben hatte.
Das Bäumchen wußte wohl selbst, wie schön es war, denn das liegt im Blatte gerade so wie im Blute. Deshalb war es auch durchaus nicht überrascht, als plötzlich auf dem Wege dicht vor ihm ein herrschaftlicher Wagen anhielt und die junge Gräfin in demselben sagte, der Apfelbaum wäre das Lieblichste, was man sehen könnte, er wäre der Frühling selbst in seiner herrlichsten Offenbarung. Der Zweig wurde abgebrochen und sie hielt ihn in ihrer feinen Hand und beschattete ihn mit ihrem seidenen Sonnenschirme. Darauf fuhren sie nach dem Schlosse, wo sie hohe Säle und prächtige Zimmer aufnahmen. Klare, weiße Vorhänge