Три товарища / Drei Kameraden. Эрих Мария Ремарк

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ein mächtiges Stück von Kuchen auf. Ich wußte, was ich zu tun hatte.

      »Der ist aber bestimmt nicht im Laden gekauft…«

      »Selbstgebacken«, sagte Rosa glücklich.

      Sie war eine gute Köchin und hatte gern, wenn man es anerkannte.

      Die Unterhaltung hier konnte jedem Damenkränzchen Ehre machen.

      »Alles schon vorbereitet, Lilly?« fragte ich. Sie nickte.

      »Die Aussteuer hatte ich ja schon lange. Wunderbare Aussteuer«, sagte Rosa.

      Ich setzte mich ans Klavier. Rosa hatte schon darauf gewartet. Sie liebte Musik wie alle diese Mädchen. Ich spielte zum Abschied noch einmal alle ihre und Lillys Lieblingsschlager. Zu Anfang das »Gebet einer Jungfrau«. Dann folgte »Der Vöglein Abendlied«, das »Alpenglühen«, »Wenn die Liebe stirbt«, »Die Millionen des Harlekin« und zum Schluß »Nach der Heimat möcht‘ ich wieder«. Das liebte Rosa besonders. Huren sind ja das Härteste und Sentimentalste zugleich. Alle sangen es mit.

      Lilly mußte ihren Bräutigam abholen. Rosa küßte sie herzhaft ab.

      »Mach‘s gut, Lilly.«

      Beladen mit Geschenken ging sie davon.Sie hatte ein ganz anderes Gesicht als früher. Es hatte wieder etwas von einem jungen Mädchen. Wir standen vor der Tür und winkten Lilly nach. Die ganze Gesellschaft kehrte in das dunkle International zurück. Aber es kam keine rechte Stimmung mehr auf.

      »Spiel uns noch einen zum Schluß, Robby!« sagte Rosa. »Zum Aufmuntern.«

      »Schön«, erwiderte ich. »Wollen wir mal den ›Alten Kameradenmarsch‹‚ runterhauen.«

      Dann verabschiedete ich mich auch. Ich überlegte, was ich machen sollte. In die Bar wollte ich auf keinen Fall; in ein Kino auch nicht; in die Werkstatt? Unschlüssig sah ich nach der Uhr. Es war acht. Jetzt mußte Köster wieder zurück sein. Wenn er da war, konnte Lenz nicht wieder stundenlang über das Mädchen reden. Ich ging hin. In der Bude war Licht. Nicht nur in der Bude – auch der ganze Hof war überflutet. Köster war allein da.

      »Was ist denn hier los, Otto?« fragte ich. »Hast du vielleicht den Cadillac verkauft?«

      Köster lachte. »Nein. Gottfried hat nur ein bißchen illuminiert.«

      Es sah wunderbar aus.

      »Großartig«, sagte ich. »Wo ist er denn?«

      »Er holt was zu essen.«

      »Glänzende Idee. Fühle mich so ein bißchen hungrig.« Köster nickte »Essen ist immer gut. Hauptgesetz aller alten Krieger. Ich habe heute Karl zum Rennen gemeldet.«

      »Was?« sagte ich.

      »Etwa zum Sechsten?«

      Er nickte. »Verdammt noch mal, Otto, da starten doch allerlei Kanonen.« Er nickte wieder.

      »In der Sportwagenklasse Braumüller.«

      »Halt«, rief Gottfried, der gerade hereinkam, »erst futtern!«

      Er packte das Abendbrot aus – Käse, Brot, steinharte Räucherwurst und Sprotten. Dazu tranken wir gut gekühltes Bier. Zwei Stunden arbeiteten wir dann an Karl herum und kontrollierten und schmierten alle Lager. Hinterher aßen Lenz und ich zum zweitenmal Abendbrot. Gottfried beleuchtete jetzt auch den Ford. Durch Zufall war bei dem Zusammenstoß einer der Scheinwerfer heil geblieben.

      »So, Robby, nun hol mal die Flaschen. Wir wollen das ›Fest des blühenden Baumes‹ feiern.«

      Ich stellte den Kognak, den Gin und zwei Gläser auf den Tisch.

      »Und du?« fragte Gottfried.

      »Ich trinke nichts.«

      »Was? Warum nicht?«

      »Weil ich keine Lust dazu mehr habe.«

      Lenz betrachtete mich eine Weile.

      »Unser Kind ist übergeschnappt, Otto«, sagte er dann zu Köster.

      »Laß ihn doch, wenn er nicht will.« Lenz schenkte sich sein Glas voll.

      »Der Junge ist schon seit einiger Zeit etwas verrückt.«

      »Ist noch nicht das Schlechteste«, erklärte ich.

      Der Mond kam groß und rot hinter dem Dach der Fabrik gegenüber hervor. Wir saßen eine Weile und schwiegen.

      »Sag mal, Gottfried«, begann ich dann, »du bist doch ein Fachmann in der Liebe, nicht?«

      »Fachmann? Ich bin der Altmeister der Liebe«, erwiderte Lenz bescheiden.

      »Schön. Ich möchte nämlich mal wissen, ob man sich eigentlich dabei immer blödsinnig benimmt.«

      »Wieso blödsinnig?«

      »Na so, als ob man halb trunken ist. Herumredet und Unsinn quatscht und schwindelt.«

      Lenz brach in ein Gelächter aus.

      »Aber Baby! Das Ganze ist doch eine Lüge. Eine wunderbarere Lüge von Mama Natur. Schau dir den Pflaumenbaum an! Er schwindelt auch gerade. Macht sich schöner, als er nachher ist. Es wäre ja scheußlich, wenn Liebe was mit Wahrheit zu tun hätte.«

      Ich richtete mich auf. »Du meinst, ohne etwas Schwindel geht‘s überhaupt nicht?«

      »Überhaupt nicht, Kindchen. Mach, was du willst – steh kopf, rede den dümmsten Quatsch, prahle wie ein Pfau, singe vor ihrem Fenster, nur eins tu nicht; sei nicht sachlich! Nicht vernünftig!«

      Ich wurde lebendig. »Was meinst du dazu, Otto?«

      Köster lachte. »Wird wohl stimmen.«

      Er stand auf und klappte Karls Motorhaube auf. Ich holte meine Rumflasche und ein Glas und stellte sie auf den Tisch. Otto ließ den Wagen an. Der Motor schlurfte ganz tief und verhalten. Lenz hatte die Füße auf der Fensterbank und starrte hinaus. Ich setzte mich neben ihn.

      »Warst du schon mal betrunken, wenn du mit einer Frau zusammen warst?«

      »Oft«.

      »Und?«

      Er sah mich aus schrägen Augen an. »Nie entschuldigen, Baby. Nie reden. Blumen schicken. Ohne Brief. Nur Blumen. Die decken alles zu.«

      Ich sah ihn an. »Könnte nun eigentlich ruhig etwas trinken«, sagte ich und machte die Flasche auf.

      Ich ging früh nach Hause. Als ich die Korridortür aufschloß, hörte ich Musik. Es war das Grammophon Erna Bönigs, der Sekretärin. Eine leise, klare Frauenstimme sang. »Wie hab‘ ich nur leben können ohne dich«, sang die Stimme, ein paar Schritte weiter hinter der Tür. Ich zuckte die Achseln und ging in mein Zimmer. Nebenan hörte ich erregtes Gezänk. Ein paar Minuten später klopfte es bei mir und Hasse kam herein.

      »Störe ich Sie?« fragte er müde.

      »Gar nicht«, sagte ich. »Wollen Sie was trinken?«

      »Lieber nicht. Nur etwas sitzen.«

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