Pieśń Lodu i Ognia.. George R.r. Martin

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Pieśń Lodu i Ognia. - George R.r. Martin

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Sie denn, ich werde sie bekommen?«

      Er antwortete nicht, wandte sich ab und schaute zur Bar.

      Esha fühlte sich erschöpft. Der Cocktail hatte sie müde gemacht. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück.

      »Sie sind so motiviert, Sie haben so viel zu geben … Haben Sie nie daran gedacht, in die Politik zu gehen?«

      »Doch, vielleicht … in meinem Land.«

      »Eine Frau wie Sie, mit Ihrem Werdegang, Ihrem Intellekt, Ihrer Energie … Haben Sie nie daran gedacht, sie für Ihre Ideen, Ihre politischen Ziele einzusetzen?«

      Obwohl er sich bemühte, konnte er seine Gelassenheit nicht aufrechterhalten, seine Ungeduld war deutlich spürbar.

      »Wenn ich politisch aktiv wäre, wenn ich mich engagieren würde, hätte ich es Ihnen gesagt.« Esha mochte die plötzliche Wendung nicht, die das Gespräch genommen hatte. Sie schämte sich ein wenig, ihre Stimme wurde leiser, sie hätte gerne über ihre politischen Überzeugungen gesprochen, wenigstens über die ihrer Freunde, die sie in ihrem Land, in Kalkutta zurückgelassen hatte, wo nach den Demonstrationen Sandalen, Erdnussschalen und Schilder auf dem großen Feld des Maidan in der brennenden Sonne lagen, wo mit roten Fahnen und Spruchbändern bedeckte Busse die Aktivisten zurück zum Ausgangspunkt brachten, der Universität, der Fabrik, den verschiedenen Vierteln der Stadt oder den Dörfern in der näheren und ferneren Umgebung, Esha und ihre Genossen blieben auf den Stufen der Busse sitzen, wenn sie Fahrt aufnahmen, der Wind brachte ihre Haare durcheinander, ihre Stimmen waren heiser, aber sie sangen weiter.

      All das hätte Esha Christophe Richard erzählen können, aber sie hatte den Eindruck, dass seine Fragen sich wie ein Fangseil um sie legten, dass es besser war, sich nicht zur Farbe ihrer politischen Überzeugungen zu bekennen, auch wenn sie über die Jahre immer mehr verblasst war. Esha fühlte sich plötzlich allein und traurig darüber. Ihr fehlten die Bindungen von früher, ihre Freunde und Genossen, ihr aktivistischer Clan, alles, was sie zurückgelassen hatte, was sie ausmachte und trug, damals konnte sie sich ohne Furcht ins Leere stürzen, weil sie wusste, dass sie vom Netz einer selbstverständlich und selbstbewusst gelebten Überzeugung aufgefangen werden würde.

      In den letzten Monaten hatte sie sich in den sozialen Netzwerken mit Marie angefreundet. Sie ähnelte ihr äußerlich, trug aber einen Namen von hier, sanfte Konsonanten und großzügige Vokale. Marie Montigny war gerade wieder nach Kalkutta gereist, um ihre biologischen Eltern zu suchen. Sie hatte Esha anvertraut, dass sie seit einigen Jahren regelmäßig zwischen Frankreich und Indien pendelte, dass sie sich dort heimischer fühlte, obwohl sie in Paris aufgewachsen war. Esha dachte, dass sie sicher verstanden hätte, wie sie sich in diesem Augenblick in dieser Luxusbar der Lichterstadt fühlte, sie hätte ihr Rat geben, sie unterstützen können, von ihr ging eine ruhige körperliche und geistige Kraft aus. Aber sie war nicht da, und sie waren nicht wirklich befreundet.

      Esha musterte den Mann, der Christophe Richard genannt werden wollte. Er errötete und schaute auf sein Glas, trank einen Schluck. Die Kühle des Cocktails gab ihm neuen Mut.

      »Und wie denken Sie über Terrorismus?«

      »Wie bitte?«

      Esha war sprachlos, sie fühlte sich mit einem Mal nervös. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte, wie konnte man darüber schon denken, konnte man darüber anders denken als die Mehrheit der Menschen auf dieser Erde! Sie brachte ein paar Worte hervor: »Es ist schrecklich! Absolut inakzeptabel … Menschen zu töten, Kinder und Alte und Frauen …«

      Sehr ruhig stellte Christophe Richard sein Glas ab, er wirkte wieder selbstbewusst, entschlossen.

      »Und was ist mit dem, der seinen Schuh nach dem amerikanischen Präsidenten geworfen hat?«, fragte er in einem scherzhaften Tonfall.

      Esha entspannte sich ein wenig, lachte, zuckte mit den Schultern und antwortete: »Na ja, das gehört sich vielleicht nicht, man kann ja anderer Meinung sein, aber handgreiflich sollte man dabei nicht werden …« Sie wollte weitersprechen, erleichtert, dass er ihr keine Falle gestellt hatte, dass es nur eine einfache Routinefrage gewesen war, aber er ließ sie verstummen. Er fixierte sie und fragte mit fester, fast lautloser Stimme: »Und können Sie sich vorstellen, mir beim Kampf gegen den Terrorismus zu helfen?«

      Esha hielt den Atem an. Handelte es sich um eine Falle, einen Tauschhandel? War das der Preis für ihr Leben hier, in diesem Land Europas? Sie versuchte, schnell zu denken, alle Möglichkeiten durchzuspielen, zu verstehen, ob sie aufgeregt sein sollte, angesichts neuer Abenteuer, oder geschmeichelt, weil man sie für ein solches Vorhaben ausgewählt hatte. Sie dachte auch an die französische Studentin, die vor einigen Jahren wegen Spionage im Mittleren Osten angeklagt worden war. Sie fand keine Worte und schaute Christophe Richard an. Aber er verzog keine Miene und fixierte sie weiter schweigend mit seinem einschüchternd intensiven und blonden Blick. Am ganzen Körper erstarrt, fühlte Esha, wie der Wodka ihren Magen überschwemmte und in Flammen setzte, wie er schmolz, sich verflüssigte wie eine überreife Frucht.

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