Festmahl der Drachen . Морган Райс
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Читать онлайн книгу Festmahl der Drachen - Морган Райс страница 5
Um ihn herum taten es ihm seine Brüder gleich, klammerten sich ums nackte Leben an alles, was sie fassen konnten, während das Wasser sie vom Schiff spülen wollte. Irgendwie schafften sie es, durchzuhalten.
Der Lärm war ohrenbetäubend und er hatte Schwierigkeiten, mehr als ein paar Fuß weit zu sehen. Trotz des Sommertages war der Regen kalt, und das Wasser schickte ein Frösteln durch seinen Körper, das er nicht abschütteln konnte. Kolk stand mit grimmiger Miene da, die Hände in die Hüften gestützt, als wäre er immun gegen die Regenwand, und bellte um sich.
„ZURÜCK AN EURE SITZE!“, schrie er. „RUDERT!“
Kolk selbst setzte sich hin und fing zu rudern an, und in wenigen Momenten rutschten und krochen die Jungen über das Deck auf die Bänke zu. Thors Herz pochte, als er selbst losließ und sich über das Deck mühte. In seinem Hemd winselte Krohn, als Thor ausrutschte und hart auf dem Deck aufschlug.
Er kroch den Rest des Weges und war schon bald wieder an seinem Sitz.
„BINDET EUCH FEST!“, schrie Kolk.
Thor blickte nach unten auf die geknoteten Seile unter seiner Bank, und endlich verstand er, wofür sie gut waren: er nahm eines auf und band es sich ums Handgelenk, somit fest mit der Bank und dem Ruder verbunden.
Es funktionierte. Er rutschte nicht mehr. Und schon bald konnte er zu rudern beginnen.
Um ihn herum fingen die Jungen wieder zu rudern an, Reece auf der Bank vor ihm, und Thor spürte, wie das Schiff sich in Bewegung setzte. Nach wenigen Minuten lichtete sich der Regenwall über ihnen.
Während er ruderte und ruderte, seine Haut von diesem seltsamen Regen brannte und jeder Muskel in seinem Körper schmerzte, ließ das Regengeräusch schließlich nach und Thor fühlte immer weniger Wasser auf seinen Kopf niederprasseln. Nach wenigen weiteren Augenblicken kamen sie unter sonnenklaren Himmel.
Thor blickte sich schockiert um: es war absolut trocken und hell. Etwas so Merkwürdiges hatte er noch nie erlebt: die Hälfte des Schiffs stand unter einer trockenen, leuchtenden Sonne, während die andere noch begossen wurde, während sie aus dem Rest des Regenwalls hervorkam.
Endlich lag das ganze Schiff unter dem klaren blauen und gelben Himmel, und die warme Sonne brannte auf sie herunter. Es war nun ruhig, der Regenwall verschwand rasch, und seine Waffenbrüder warfen einander verdutzte Blicke zu. Es war, als wären sie durch einen Vorhang in eine andere Welt gesegelt.
„HALT!“, schrie Kolk.
Um Thor herum ließen die Jungen mit einem gemeinsamen Aufseufzen ihre Ruder fallen und schnappten nach Luft. Thor tat es ihnen gleich; er fühlte jeden Muskel in seinem Körper zittern und war dankbar für die Pause. Er ließ sich nach vorne fallen, schnappte nach Luft und versuchte, seine schmerzenden Muskel zu entspannen, während das Schiff durch diese neuen Gewässer glitt.
Endlich hatte Thor sich erholt und stand auf, um sich umzublicken. Er blickte auf das Wasser hinunter und sah, dass es die Farbe geändert hatte: es war nun ein helles, leuchtendes Rot. Sie waren in einem anderen Ozean angelangt.
„Die Drachensee“, sagte Reece neben ihm, der ebenso gebannt hinunterstarrte. „Man sagt, es ist rot vom Blut seiner Opfer.“
Thor betrachtete das Wasser. Es blubberte an manchen Stellen, und in der Ferne tauchten seltsame Geschöpfe kurz aus den Fluten hoch, um wieder abzutauchen. Keine von ihnen blieb lange genug sichtbar, dass er einen guten Blick auf sie werfen konnte, doch er wollte sein Glück nicht herausfordern, indem er sich weiter vorlehnte.
Thor versuchte verwirrt, alles zu erfassen. Alles hier auf dieser Seite des Regenwalls schien so fremd, so anders. Es lag sogar ein leichter roter Nebel in der Luft, der tief über dem Wasser schwebte. Er betrachtete den Horizont und sah dutzende kleiner Inseln, die wie Trittsteine über den Horizont verteilt waren.
Eine starke Brise kam auf und Kolk trat vor und bellte:
„SETZT DIE SEGEL!“
Thor sprang gemeinsam mit den anderen Jungen in Aktion, packte Taue und zog an ihnen, um die Brise einzufangen. Die Segel füllten sich und ein Windstoß trug sie vorwärts. Thor spürte, wie das Schiff sich unter ihnen schneller bewegte als je zuvor, und sie fuhren auf die Inseln zu. Das Schiff schwankte über riesige, sanfte Wellen, die aus dem Nichts aufkamen und sich sanft auf und ab bewegten.
Thor spazierte zum Bug, lehnte sich gegen die Reling und hielt Ausschau. Reece tauchte neben ihm auf, und O’Connor auf seiner anderen Seite. Nebeneinander standen sie da, und Thor sah zu, wie die Inselkette rasch näherkam. Sie standen lange Zeit schweigend da, und Thor genoss die feuchte Brise, während sein Körper sich entspannte.
Schließlich stellte Thor fest, dass sie auf eine bestimmte Insel zusteuerten. Sie wurde größer, und Thor fröstelte, als er erkannte, dass sie das Ziel ihrer Reise war.
„Die Insel der Nebel“, sagte Reece ehrfürchtig.
Thor betrachtete sie staunend. Langsam wurde ihre Gestalt erkennbar—sie war felsig und zerfurcht, karg, und erstreckte sich über mehrere Meilen in beide Richtungen, lang und schmal, geformt wie ein Hufeisen. Riesige Wellen krachten gegen ihre Küste, ihr Grollen sogar von hier zu hören, und warfen sich schäumend gegen enorme Felsbrocken. Ein winziger Streifen Festland war hinter den Felsen zu sehen, und dahinter eine Klippenwand, die sich senkrecht hoch in die Lüfte erhob. Thor konnte nichts sehen, wo ihr Schiff sicher anlegen konnte.
Ein roter Nebel, der wie Tau über der ganzen Insel hing und in der Sonne funkelte, trug zur Merkwürdigkeit dieses Ortes bei. Er verlieh ihm eine Atmosphäre, die nicht ganz geheuer war. Thor konnte etwas Unmenschliches, Unirdisches an diesem Ort verspüren.
„Man sagt, sie hat Millionen Jahre überstanden“, fügte O’Connor hinzu. „Sie ist älter als der Ring. Sogar älter als das Imperium.“
„Sie gehört den Drachen“, fügte Elden hinzu, der sich neben Reece gesellt hatte.
Thor sah zu, wie die zweite Sonne plötzlich am Himmel versank; in wenigen Momenten wandelte sich der Tag von sonnig und hell zu beinahe Sonnenuntergang, und der Himmel färbte sich rot und violett. Er konnte es nicht glauben: noch nie hatte er gesehen, dass die Sonne sich so schnell bewegte. Er fragte sich, was in diesem Teil der Welt sonst noch alles anders war.
„Wird diese Insel von einem Drachen bewohnt?“, fragte Thor.
Elden schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich habe gehört, dass er in der Nähe lebt. Man sagt, der rote Nebel entsteht aus dem Atem des Drachen. Er atmet bei Nacht auf einer benachbarten Insel, und der Wind trägt es herüber und bedeckt die Insel bei Tag.“
Thor hörte ein plötzliches Geräusch; zuerst klang es wie ein tiefes Grollen, wie Donner, lange und laut genug, um das Schiff zum Erbeben zu bringen. Krohn, der immer noch in seinem Hemd lag, duckte den Kopf und winselte.
Die anderen wirbelten alle herum, und auch Thor drehte sich herum und hielt Ausschau; irgendwo am Horizont glaubte er, den blassen Umriss von Flammen erkennen zu können, die in den Sonnenuntergang flackerten und dann in einer Wolke schwarzen Rauchs