Die Lüge eines Nachbarn . Блейк Пирс
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Lüge eines Nachbarn - Блейк Пирс страница 7
Sie war schon mehrmals in Bethesda, Maryland, gewesen und wusste deshalb, dass es sich lediglich um eine kurze Fahrt handelte – etwas weniger als eine halbe Stunde, vor allem, weil sie so früh losgefahren war und den elendigen morgendlichen Pendlerverkehr vermied. Sobald sie die Straßen von DC verlassen hatte, gab sie die Adresse in ihr GPS-Gerät ein und sah, dass sie tatsächlich nur zweiundzwanzig Minuten entfernt war.
Sie wollte Danielle anrufen. Sie hatte das Gefühl, auf einen der denkwürdigsten und bedeutungsvollsten Momente in ihrem Leben zuzusteuern und hatte das Bedürfnis, es mit jemandem zu teilen. Aber sie wusste, dass Danielle noch schlafen würde und dass sie ihre Aufregung wahrscheinlich auch nicht verstehen könnte. Und das war für Chloe in Ordnung. Sie hatten verschiedene Interessen und Leidenschaften und keine von ihnen war je besonders gut darin gewesen, ihren Enthusiasmus vorzutäuschen.
Sie erreichte die Adresse zwei Minuten vor dem Zeitpunkt, den ihr das GPS genannt hatte. Es war ein heruntergekommenes, einstöckiges Apartmentgebäude, die Art, wie sie jedes Wochenende mindestens ein Dutzend Mal von der Polizei wegen Gewalt, Drogen, sexuellen Übergriffen und allen anderen nur vorstellbaren Dingen besucht wurde.
Sie hatte erwartet, vor Rhodes da zu sein, aber war ein wenig niedergeschlagen zu sehen, dass die andere Agentin nicht nur bereits dort war, sondern auch schon die Verandatreppe hinauf zum Tatort ging.
Genervt parkte sie am Straßenrand und eilte den Bürgersteig entlang. Sie schaffte es auf die Veranda genau in dem Moment, als Rhodes die Tür öffnete, um hineinzugehen.
„Guten Morgen“, sagte Rhodes, aber es war klar, dass sie es nicht meinte.
„Guten Morgen. Was haben Sie gemacht … sind Sie hierher geflogen?“
Rhodes zuckte nur mit den Schultern. „Ich brauche nicht sehr lange, um mich morgens fertigzumachen. Es ist okay, Agentin Fine. Es ist kein Wettrennen.“
Als sie eintraten, sahen sie einen Mann in der Mitte eines kleinen, vollgestopften Wohnzimmers stehen. Er drehte sich zu ihnen um und seine Augen blieben für einen Moment an Agentin Rhodes hängen. Sie trug eine schlichte schwarze Hose und ein konservatives weißes Oberteil. Ihre Haare waren geglättet worden und obwohl sie behauptet hatte, sie brauche sehr wenig Zeit, um sich fertigzumachen, war es offensichtlich, dass sie an diesem Morgen Make-up aufgelegt hatte.
„Sind Sie vom FBI?“, fragte der Mann.
„Ja“, sagte Chloe schnell, als ob sie sicherstellen wollte, dass der Mann wusste, dass hier zwei Agentinnen anwesend waren, nicht nur eine große Blonde.
„Agentin Rhodes und Fine“, sagte Rhodes. „Und Sie sind?“
„Inspektor Ralph Palace, Mordabteilung Maryland. Ich mache nur ein paar letzte Notizen, denn soweit ich es verstehe, ist dies jetzt Ihr Fall.“
„Was können Sie uns bereits über den Fall sagen?“, fragte Chloe.
„Es ist ziemlich simpel. Ein Mord mit Bandenzusammenhang. MS-13 ist in dieser Gegend weit verbreitet, also denken wir, sie waren es. Die Leichen eines Mannes, seiner Frau und ihres 13-jährigen Sohnes wurden gestern Nachmittag von hier entfernt, ungefähr sieben Stunden nachdem wir den Anruf erhalten hatten. Es gab Berichte über Schüsse und dann sah dieser Ort so aus.“ Er wedelte mit den Armen und deutete auf das Durcheinander in der Wohnung. „Ein paar schlichte polizeiliche Nachforschungen ergaben, dass der Vater einst Verbindungen zu einer rivalisierenden Bande hatte, den Binzos.“
„Wenn die MS-13 involviert ist, warum ist dann die Einwanderungsbehörde nicht alarmiert worden?“, fragte Chloe.
„Weil es noch nicht bewiesen ist“, sagte Palace. „Bei Bandenverbrechen mit Migrationshintergrund müssen wir uns ziemlich sicher sein. Ansonsten können wir Klagen und Missstände wegen der ungerechten Behandlung ethnischer Gruppen erwarten.“ Er schüttelte seinen Kopf und seufzte. „Wenn Sie es also auf die eine oder andere Art beweisen könnten, wäre das großartig.“
Er ging zur Haustür und nahm dabei eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche. Es war keine Überraschung, dass er sie direkt an Rhodes reichte. „Rufen Sie mich an, wenn Sie noch irgendetwas brauchen.“
Rhodes machte sich nicht die Mühe zu antworten, als sie die Karte einsteckte. Chloe nahm an, dass sie die Art Mädchen an der High-School und an der Uni gewesen war, die sich daran gewöhnt hatte, dass sie die ganze Zeit von Jungs angegafft wurde. Diese Begegnung mit Inspektor Palace war zweifellos nur ein weiterer dieser langweiligen Momente gewesen.
Chloe nahm sich einen Moment Zeit, um sich umzusehen. Der Couchtisch vor dem Sofa war umgestürzt worden. Etwas – es sah aus wie eine dunkle Limonade – war während des Gerangels vom Tisch umgekippt. Die dunkle Flüssigkeit hatte sich mit etwas, das ganz deutlich getrocknetes Blut war, auf dem blassen zotteligen Teppich, der vom Wohnzimmer bis hin zur angrenzenden Küche reichte, vermischt. An den Wänden waren noch mehr Blutspritzer. Auch in der Küche war Blut auf dem Linoleumfußboden verschmiert.
„Wie wollen Sie es aufteilen?“, fragte Rhodes.
„Ich weiß es nicht. Wenn Schüsse abgefeuert wurden, besteht eine gute Chance, dass einer in eine Wand oder den Boden ging. Und der Unordnung nach zu urteilen, war es keine einfache Schießerei. Es gab einen Kampf. Und das sagt mir, dass es auch irgendwo Fingerabdrücke gibt.“
Rhodes nickte. „Wir müssen auch herausfinden, wie der Mörder hereingekommen ist. Haben Sie einen Blick auf die Haustür geworfen? Es gibt keine Anzeichen von gewaltsamem Eindringen. Das bedeutet also, eines der Familienmitglieder hat den Kerl hineingelassen – vielleicht jemand, den sie gut kannten und dem sie vertrauten.“
Chloe stimmte zu und war beeindruckt von Rhodes und der Art, wie sie die Tür bereits geprüft hatte, noch bevor sie hineingegangen waren.
„Warum sehen Sie sich nicht draußen um und suchen nach Anzeichen für gewaltsames Eindringen?“, schlug Rhodes vor. „Ich werde nachsehen, ob ich Anzeichen finden kann, welche Art Waffen hier benutzt wurden … sehen, ob es irgendwelche Kugelfragmente oder ähnliches gibt.“
Chloe nickte zustimmend, konnte aber bereits spüren, dass Rhodes versuchte, sich als Leiterin der Ermittlungen zu positionieren. Aber Chloe nahm es in Kauf. Auf der Grundlage dessen, was Palace ihnen erzählt hatte – und der Tatsache, dass dieser Fall zwei brandneuen Agenten unter Aufsicht eines Vorgesetzten zugewiesen worden war – wusste sie, dass dies nur eine kleine Aufgabe im großen Ganzen sein würde. Wenn Rhodes also bereits jetzt eine Art Machtspiel beginnen wollte, war dies nichts, weshalb sie sich irgendwie verbiegen würde. Zumindest noch nicht.
Chloe ging zurück nach draußen und ließ sich das Szenario durch den Kopf gehen. Wenn der Mörder jemand war, der die Familie kannte, warum gab es dann einen Kampf? Wenn der Mörder eine Waffe benutzt hatte, hätten drei Schüsse direkt hintereinander nicht viel Zeit für irgendeinen Kampf gelassen. Aber an der Tür gab es tatsächlich keine Anzeichen darauf, dass sie aufgedrückt wurde. Also war eine Art gewaltsames Eindringen wahrscheinlicher, als dass der Mörder einfach hereingelassen wurde. Aber wenn nicht an der Haustür,