Überfahren . Блейк Пирс
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Obwohl sie nicht sehr weit entlang der Gleise sehen konnte, wusste sie genau was die Quelle der Vibration war, dieses Crescendos an Lärm.
Es war ein nahender Zug.
Ihr Puls hämmerte in ihren Schläfen und der Terror schüttelte ihren gesamten Körper. Ihr Winden und Zappeln wurde verzweifelt und wild, blieb jedoch absolut vergeblich.
Sie konnte ihre Arme und Beine nicht befreien und sie konnte ihren Hals nicht vom Gleis losreißen.
Das Rumpeln war nun zu einem ohrenbetäubenden Donnern geworden und plötzlich kam er in ihr Sichtfeld…
…der rötlich-orangene Vorderteil einer riesigen Diesellokomotive.
Sie stieß einen Schrei aus –– einen Schrei der, wie sie selbst kurz registrierte, sich unnatürlich laut anhörte.
Dann begriff sie, dass es gar nicht ihr eigener Schrei war, den sie gehört hatte.
Es war der kreischend schrille Laut der Zugpfeife.
Nun fühlte sie eine komische Wut in sich hochkochen.
Der Lokführer hatte die Pfeife betätigt…
Warum zum Teufel hält er nicht einfach an?
Aber natürlich war das unmöglich –– jedenfalls nicht schnell genug bei seiner gegenwärtigen Geschwindigkeit.
Sie konnte ein fürchterliches Quietschen vernehmen als er den Versuch unternahm den Berg von Metall unter seiner Kontrolle zum Stehen zu bringen.
Die Lokomotive füllte jetzt ihr gesamtes Sichtfeld –– durch die Windschutzscheibe starrte ein paar Augen…
…Augen, die mit demselben Ausdruck von Horror schauten, den sie in ihrem Inneren verspürte.
Es war wie in einen Spiegel zu schauen–– jedoch wollte sie nicht sehen, was sie dort sehen konnte.
Reese Fisher schloss ihre Augen und wusste, dass sie es zum letzten Mal in ihrem Leben tat.
KAPITEL EINS
Als Riley das Auto vor ihrem Haus anhalten hörte fragte sie sich…
Bin ich wirklich in der Lage das durchzuziehen?
Sie betrachtete ihr Gesicht im Badezimmerspiegel und hoffte, dass es nicht zu leicht erkennbar war, dass sie geweint hatte. Dann ging sie hinunter ins Wohnzimmer, wo sich ihre gesamte Familie schon versammelt hatte –– ihre Haushälterin, Gabriela; ihre fünfzehnjährige Tochter, April; Jilly, die Dreizehnjährige, die Riley gerade adoptierte.
Und von all ihnen umgeben, von zwei großen Koffern geflankt, stand der fünfzehnjährige Liam und lächelte Riley etwas traurig an.
Es geschieht nun wirklich, dachte sie. Genau jetzt.
Sie ermahnte sich, dass es alles für das Beste war.
Trotzdem konnte sie nichts gegen ihre Traurigkeit tun.
Dann klingelte es an der Tür und Jilly eilte zur Tür um diese zu öffnen.
Ein Mann und eine Frau in ihren späten Fünfzigern traten ein, strahlend über die ganzen Gesichter. Die Frau trat sofort zu Liam herüber, der Mann ging auf Riley zu.
„Sie müssen Ms. Paige sein”, sagte er.
„Nennen sie mich bitte Riley“, erwiderte sie mit leicht heiserer Stimme.
„Ich bin Scott Schweppe, Liams Onkel“, stellte sich der Mann vor. Er drehte sich zu seiner Frau die währenddessen Liam umarmte. „Und das ist meine Frau, Melinda.“
Mit einem leicht unbeholfenen Grinsen fuhr er fort: „Aber ich nehme an, das wissen Sie alles schon. Auf jeden Fall freue ich mich so sehr, Sie kennen zu lernen.“
Riley schüttelte seine entgegengestreckte Hand. Sie empfand seinen Händedruck als stark und voller Wärme.
Im Gegensatz zu Riley versuchte Melinda gar nicht erst ihre Tränen zurückzuhalten. Als sie zu ihrem Neffen hinaufschaute, sprach sie zu ihm: „Oh, Liam! So eine lange Zeit ist es gewesen! Du warst noch so klein, als wir Dich zum letzten Mal gesehen hatten. Jetzt bist Du so ein stattlicher junger Mann!“
Riley holte mehrere Mal tief und langsam Luft.
Das ist wirklich das Beste für alle, sagte sie sich.
Vor einigen Tagen wäre das, was gerade passierte, das letzte was sie erwartet hätte.
Es schien als wäre es gestern gewesen, dass Liam bei Riley und ihrer Familie eingezogen war. Er war ja auch tatsächlich erst seit zwei Monaten bei ihnen, hatte aber von Anfang an gut hineingepasst und alle im Haushalt waren ihm schon sehr zugetan.
Jetzt hatte es sich aber herausgestellt, dass der Junge Verwandte hatte, die wollten, dass er bei ihnen lebte.
„Bitte setzen sie sich. Machen sie es sich bequem“, bot Riley dem Paar an.
Melinda tupfte ihre Augen mit einem Taschentuch ab und setzte sich zusammen mit Scott auf die Couch.
Auch alle anderen fanden einen Sitzplatz außer Gabriela, die in die Küche eilte um Snacks und Getränke zu holen.
Riley fühlte sich ein wenig erleichtert, als April und Jilly anfingen Smalltalk mit Scott und Melinda zu führen –– sie fragten sie über ihre zweitägige Reise von Omaha aus, darüber, wo sie in der Nacht Rast gemacht hatten und wie das Wetter die Zeit über gewesen war. Jilly schien bei guter Laune zu sein, Riley meinte jedoch Betrübtheit in Aprils Verhalten zu bemerken. Immerhin stand sie Liam näher als alle anderen.
Riley beobachtete das Paar aufmerksam während sie ihnen zuhörte.
Scott und sein Neffe sahen sich sehr ähnlich –– der gleiche schlaksige Körperbau, dieselben auffällig roten Haare und ein sonnengesprosster Teint. Melinda hingegen war ein stämmiger Typ und sah aus wie eine überaus durchschnittliche, gutmütige Hausfrau.
Gabriela kam bald mit einem Tablett wieder, auf dem sich Kaffee, Zucker und Sahne, sowie köstliche selbstgebackene guatemalische Plätzchen –– Chumpurradas –– befanden. Sie servierte das alles während die anderen redeten.
Riley bemerkte, dass Liams Tante sie ansah.
Mit einem warmen Lächeln sagte Melinda: „Riley, Scott und ich können Ihnen nicht genug danken.“
„Oh –– es war mir eine Freude“, erwiderte Riley. „Es war wunderbar ihn bei uns zu haben.“
Scott schüttelte den Kopf und sagte: „Ich wusste nicht, wie schlimm es mit meinem Bruder, Clarence, geworden ist. Wir hatten uns seit langer Zeit voneinander entfremdet. Das letzte Mal hörte ich vor Jahren von ihm, als Liams Mutter ihn verlassen hatte. Wir hätten in engerem Kontakt bleiben sollen, auch wenn nur um Liams Willen.“
Riley