Die Zauberfabrik . Морган Райс

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Die Zauberfabrik  - Морган Райс Oliver Blue und die Schule für Seher

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ab, bis er etwas fühlte. War das ein Griff? Hoffnungsvoll drückte er darauf. Erstaunt sprang er zurück, als sich die Wand mit einem gewaltigen Knarren in Bewegung setzte.

      Der Boden bebte und Oliver begann zu wanken. Er konnte sich nur mit Mühe auf den Füßen halten. Drehte er sich? Nein, die ganze Wand drehte sich! Sie musste auf einer Drehscheibe gebaut sein! Schon ergoss sich goldenes Licht über den Jungen.

      In der gleißenden Helligkeit blinzelte er. Seine Beine zitterten, als die Scheibe so plötzlich zum Stehen kam, wie sie sich in Bewegung gesetzt hatte.

      Klickend rastete die Wand in ihrer neuen Position ein.

      Erstaunt sah Oliver sich um. Er befand sich jetzt in einem verborgenen Flügel der Fabrik. Überall standen fantastische, wirklich unglaubliche Geräte! Diese Erfindungen waren keine verstaubten und verrosteten Relikte, sondern glänzende, gigantische Neuschöpfungen.

      Staunend ging er auf die nächstbeste Maschine zu. Ein beweglicher Arm schwang direkt über seinen Kopf hinweg. Er duckte sich in letzter Sekunde und sah, wie die Hand am Ende des Arms ein gekochtes Ei in einen Korb legte. Direkt daneben stand ein Gerät, dessen Hände über die Tasten eines Klaviers flogen und eine zauberhafte Melodie spielten, während ein Metronom den Takt dazu schlug.

      Er war so bezaubert von diesen Erfindungen, dass Oliver das topfförmige Gebilde, das er am Vortag in der Dunkelheit gesehen hatte, gar nicht bemerkte. Ebenso wenig bemerkte er den alten Mann, der daran arbeitete. Erst als ein Kuckuck lärmend über seinen Kopf flog, erschrak er und stolperte rückwärts gegen ihn.

      Oliver wirbelte herum. Er erkannte das Gesicht sofort. Auch wenn er einige Jahre älter geworden war, hätte er den Mann aus seinem Buch immer und überall erkannt.

      Vor ihm stand Armando Illstrom.

      Oliver schnappte nach Luft. Er konnte es nicht fassen! Sein großes Vorbild stand lebendig und kerngesund vor ihm!

      „Aha“, sagte Armando lächelnd. „Ich habe mich schon gefragt, wann du mich finden würdest.“

      KAPITEL FÜNF

      Ungläubig rieb sich Oliver die Augen. Ganz anders als die düstere, verstaubte, verlassene Fabrik jenseits der Mauer, war diese Seite der Fabrik warm, hell und sauber. Das lebhafte Vibrieren von fleißig arbeitenden Maschinen lag in der Luft.

      „Du bist ja völlig durchnässt. Ist dir kalt?“, fragte Armando.

      Oliver sah ihn mit großen Augen an. Er konnte immer noch nicht fassen, dass er sein großes Vorbild wirklich gefunden hatte. Er brachte kein Wort heraus.

      Er wollte sagen, dass er wirklich durchgefroren war, aber aus seiner Kehle kam nur ein leises Kratzen.

      „Na komm, mein Junge, ich mache dir einen heißen Tee.“

      Obwohl sein Gesicht viele Jahre älter aussah, war Oliver sich ganz sicher, dass es der Mann aus seinem Buch war. Oliver rechnete nach. Er wusste, dass diese Fabrik bereits im Zweiten Weltkrieg betrieben worden war und dass Armando um die zwanzig Jahre gewesen sein musste, als sie ihre Blütezeit erlebt hatte. Das bedeutete, dass er jetzt über neunzig Jahre alt sein musste! Erst jetzt bemerkte er, dass Armando seinen gebrechlichen Körper auf einen Gehstock stützte.

      Langsam folgte er dem alten Mann durch die Fabrik. Die Beleuchtung in den Gängen war zu schwach um zu erkennen, was genau die großen Gebilde waren, an denen sie vorbei gingen. Oliver vermutete wunderbare Erfindungen dahinter, die im Gegensatz zu den verrosteten Maschinen auf der anderen Seite der Mauer einwandfrei funktionierten.

      Sie gingen einen Gang entlang und Oliver konnte immer noch nicht glauben, dass das, was er sah, echt war. Er erwartete, jeden Moment aufzuwachen und festzustellen, dass es wirklich nur ein Traum war.

      Es war schwer zu sagen, was fantastischer war: der großartige Erfinder oder die Fabrik an sich?

      Die Fabrik erinnerte ihn an einen Kaninchenbau, ein Labyrinth mit Türen und Gängen und Treppen, die von der Haupthalle wegführten. Als er am Tag zuvor durch die äußeren Gänge gegangen war, war er nicht einmal auf die Idee gekommen, dass es hier einen verborgenen Flügel geben könnte. Es gab keinerlei Hinweise auf weitere Treppenaufgänge oder Ähnliches. Ja, die Fabrik war groß, von außen sah sie aus wie ein riesiges, rechteckiges Prisma. Niemand konnte ahnen, wie verschlungen die innere Struktur war. Er wusste, dass Armando außergewöhnlich war, aber dieses Gebäude war geradewegs bizarr!

      Oliver sah sich aufmerksam um. Hinter einer Glastür sah er eine riesige Maschine, die Charles Babbages erstem Computer ähnlich sah. Durch eine andere Tür sah er einen Raum mit vielen Türen, wie eine Kirche. Und durch ein Fenster in einem Zwischengeschoss sah er eine ganze Reihe von großen Teleskopen aus Messing.

      Immer weiter ging der tattrige Erfinder, sein Atem rasselte leise. Er sah in einen weiteren Raum voller unheimlich menschlich aussehender Roboter. In wieder einem anderen entdeckte er einen Panzer, der mit den komischsten Waffen ausgestattet war, die Oliver je gesehen hatte.

      „Ich hoffe, du hast keine Angst vor Horatio“, sagte Armando plötzlich. Oliver zuckte zusammen. Er war ganz in Gedanken versunken.

      Er sah sich nach dem ominösen Horatio um und stellte sich alle möglichen Maschinen vor, die diesen Namen tragen könnten, bis er einen klapprig aussehenden Jagdhund in einer Ecke in seinem Korb schlafen sah.

      Armando redete weiter. „Seine Arthritis ist noch schlimmer als meine. Armes Ding. Die Schmerzen machen ihn ganz mürrisch.“

      Oliver sah den alten Hund an, der neugierig die Luft schnüffelte. Dann legte er seinen Kopf seufzend wieder auf die Pfoten und schlief weiter.

      Armando trottete in die Küche. Oliver folgte ihm. Es war eine kleine Küche, in der eine große Unordnung herrschte. Genau wie man es sich vorstellte bei einem Mann, der seit sechzig Jahren verrückte Erfindungen in einer verlassenen Fabrik erschuf.

      Oliver blinzelte im fluoreszierenden Licht.

      „Magst du Tomatensuppe?“, fragte Armando.

      „Mhm“, brummte Oliver, der immer noch keinen vollständigen Satz herausbrachte.

      „Das soll wohl ein Ja sein“, sagte Armando und lächelte freundlich.

      Oliver sah zu, wie er zwei Dosen Suppe aus einem Schrank holte, dessen Türen ganz schief hingen. Dann nahm er ein Gerät aus der Schublade, das zwar wie ein Dosenöffner aussah, aber viel größer war – so groß, dass er zwei Hände brauchte um es zu bedienen.

      „Es gibt einen Grund, warum man sagt, dass das Rad nicht neu erfunden werden muss“, sagte Armando kichernd, als er Olivers neugierigen Blick sah.

      Als er die Dosen geöffnet hatte, goss er deren Inhalt in einen Topf und stellte ihn auf eine kleine Gasflamme. Oliver stand regungslos daneben. Er konnte nur noch den alten Mann anstarren. Ein paarmal kniff er sich in den Arm, nur um sicher zu gehen, dass er nicht träumte.

      Es war wirklich wahr.

      Er war mit Armando Illstrom in seiner unglaublichen Fabrik.

      „Setz dich doch, mein Junge“, sagte Armando und stellte zwei dampfende Teller Suppe auf einen wackeligen Holztisch. „Iss.“

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