Ingénue. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Ingénue - Александр Дюма страница 18
Nicht ohne Mühe kamen Marat und Danton zu dem Abhange, auf welchem man zum Circus hinabstieg; hier angelangt brauchte man sich nur noch gehen zu lassen, und war man Besitzer einer Karte, so hinderte nichts, daß man zur Zahl der Auserwählten zugelassen wurde.
Danton hatte zwei Karten; es wurde also bei der Thüre keine Schwierigkeit gemacht; Danton und Marat wurden im Gegentheile von den Commissären, Leuten von Lebensart, auf das Freundlichste begrüßt, und Beide traten in den Saal ein.
Der Anblick war in der That blendend. Wohl zweitausend Kerzen beleuchteten die aristokratische Versammlung. Die Fahnen von America, verschlungen mit denen von Frankreich, beschatteten mit ihren Falten Kartuschen, worauf die von beiden Heeren errungenen Siege geschrieben standen; drei mit Lorbeeren bekränzte Büsten zogen die Augen nach der Tiefe des Saales; diese Büsten waren in den beiden Ecken die von Lafayette und von Franklin, in der Mitte die von Washington.
Theodor Lameth, der Aeltere von den zwei Brüdern dieses Namens, hatte den Präsidentenstuhl inne; Laclos, der Verfasser der Liaisons dangereuses, versah den Dienst des Schriftführers.
Die Gallerien und die Tribunen waren voll von Frauen, Gönnerinnen der americanischen Unabhängigkeit. Man bemerkte darunter Frau von Genlis, bekleidet mit einer Polonaise von gestreiftem Tastet und frisirt à l'insurgente; die Marquise von Villette, die schöne und gute Protegee von Voltaire in einer Circassicnne mit Blonden und einem getigerten Bande garnirt, und eine mit einer Barriére verzierte Haube auf dem Kopfe; Theresa Cabarrus, welche später Madame Tallien wurde und damals nur die Marquise von Fontenay war: immer schön, doch an diesem Tage noch schöner unter einer Therese in schwarzem Gazeschleier, durch welche, wie zwei Sterne in der Nacht, ihre spanischen Augen funkelten; die Marquise von Beauharnais, Josephine Tascher de la Pagerie, eine anbetungswürdige Creolin, voll Indolenz, belebt in diesem Augenblicke durch eine Prophezeiung von Mademoiselle Lenormand, der Zauberin des Faubourg Saint-Germain, die ihr verkündigt hatte, sie werde eines Tags Königin oder Kaiserin von Frankreich werden: welche von Beiden? die Zauberin wußte es nicht; doch nach dem Orakel der Karten mußte sie unfehlbar die Eine oder die Andere werden; – die bekannte Olympia von Gouges, geboren in Montpellier von einer Mutter, welche Putztrödlerin war, aber von einem Vater, dessen Haupt, wie Leonard Bourdon sagt, eine königliche Binde umschloß, wie Olympia von Gouges sagt, ein einfacher Lorbeerzweig bekränzte: eine seltsame Schriftstellerin mit einem Vermögen, das ihr zweimal hunderttausend Livres Einkünfte gab, eine Frau, welche weder lesen, noch schreiben konnte und ihren Secretärcn Romane und Stücke dictirte, die sie nicht wiederzulesen vermochte. Ihr Eintritt, der mit dem von Marat und Danton zusammentraf, war mit einer dreifachen Salve von Beifallklatschen begrüßt worden; sie hatte gerade im Théatre-Francais, nach fünf Jahren der Erwartung, der Bemühungen und der Geschenke, ihr Stück: die Sklaverei der Schwarzen, aufführen lassen, das fast durchgefallen war; doch daß das Stück durchgefallen, verhinderte nicht, daß die Verfasserin beklatscht wurde, wenn nicht wegen des Talentes, doch wenigstens wegen der Absicht.
Man müßte Alles anführen, was sich in Paris an schönen Frauen, an reichen Frauen oder an berühmten Frauen fand, wollte man die Tribunen und die Gallerien des Socialclubbs, der, wie gesagt, für diesen Abend in den Americanischen Clubb verwandelt worden war, die Revue passiren lassen.
Mitten unter ihnen, angezogen von der Einen, zurückgerissen von der Andern, angefleht von einer Dritten, welche von fern ihre hübsche Hand gegen ihn ausstreckte, flatterte der Held des Tages, der Marquis von Lafayette. Das war damals ein schöner und eleganter junger Mann von einunddreißig Jahren. Edelmann von Geburt, Besitzer eines ungeheuren Vermögens, durch seine Frau, – die Tochter des Herzogs d'Ayen, die er schon vor fünfzehn Jahren geheirathet hatte, – mit den größten Häusern Frankreichs verwandt; mit zwanzig Jahren aus Frankreich getrieben durch jenen Freiheitshauch, der über die Welt hinging, ohne noch zu wissen, wo er sich festsetzen sollte, hatte er insgeheim zwei Schiffe ausgerüstet, sie mit Waffen und Munition beladen, und war in Boston angekommen, wie fünfzig Jahre später Byron in Missolunghi ankommen sollte; aber, glücklicher als der große Dichter, sollte er die Befreiung des Volkes sehen, dem er zu Hilfe geeilt, und wenn Washington sich den Titel Vater der americanischen Freiheit vorbehalten hatte, so hatte er wenigstens erlaubt, daß Lafayette den seines Pathen annahm. Die Begeisterung, welche Lafayette nach Frankreich zurückgekehrt eingeflößt hatte, war vielleicht größer, als die, welche er in America zurückgelassen; die Mode hatte ihn adoptirt, die Königin hatte ihm zugelächelt, Franklin hatte ihn zum Bürger gemacht, Ludwig XVI. machte ihn zum General.
Diese Popularität war süß, und die Generalsuniform stand einem einunddreißigjährigen jungen Manne sehr gut; seine Eitelkeit hatte es ihm gesagt, und annehmend, die Eitelkeit, welche einmal gesprochen, könne schweigen, wiederholten es ihm die Frauen so oft, daß er genöthigt war, sich dessen zu erinnern.
Derjenige, welcher mit Lafayette die Ehrenbezeigungen des Abends theilte, war der Graf d'Estaing. Besiegt in Indien, wo er zweimal zum Gefangenen gemacht worden war, hatte er seine Genugthuung in America genommen; hier, nachdem er Howe eine unentschiedene Schlacht geliefert, nachdem er bei einem Angriffe auf St. Lucie gescheitert war, hatte er den Commodore Byron völlig geschlagen. Ganz das Gegentheil von Lafayette, war der Graf Hector d'Estaing ein Greis; der Enthusiasmus theilte sich auch zwischen ihm und seinem jungen Rivalen, und wie die Frauen einstimmig Lafayette in Anspruch genommen hatten, so hatten die Männer d'Estaing empfangen.
Die anderen Anwesenden sollten, zu dieser Zeit vielleicht weniger bekannt, doch Jeder einen gewissen Grad von Berühmtheit erlangen. Es waren: der Abbé Gregoire, der damals die Philosophie lehrend reiste; er hatte noch nichts über die Sklaverei geschrieben, aber er beschäftigte sich schon mit dieser Frage, die ihn übrigens sein ganzes Leben hindurch beschäftigte; – der Abbé Raynal, der aus der Verbannung kam, wohin ihn seine Philosophische Geschichte der beiden Indien geschickt hatte; – Condorcet, der ein neues Leben anzufangen im Begriffe war, das dritte! der, nachdem er Mathematiker mit d'Alembert, Kritiker mit Voltaire gewesen, Politiker mit Vergniaud und Barbarour werden sollte. Condorcet, der ewige Denker, im Cabinet wie im Salon, in der Einsamkeit wie unter der Menge, specieller in allen Dingen, als die speciellsten Menschen, unzugänglich für die Zerstreuung, wo er sich auch befinden mochte; wenig sprechend, Alles hörend, Alles benützend, ohne je etwas von dem, was er gelernt oder gehört, zu vergessen! – Brissot, der von America ankam, ein Fanatiker für die Freiheit, ein Enthusiast für Lafayette; Brissot, der zukünftige Verfasser der Adresse an die fremden Mächte; Brissot, dessen die unselige Ehre, seinen Namen einer Partei zu geben, harrte; – Roucher, der sein Gedicht: Die Monate, veröffentlicht hatte und mit der Übersetzung des Werkes: Die Reichthümer der Nation, von Smith, beschäftigt war; Malouet endlich, der seine bekannte Denkschrift über die Sklaverei der Neger herausgegeben hatte; er bestieg im Augenblicke des Eintritts von Marat und Danton die Tribune und wartete, um seine Rede zu beginnen, bis sich die durch die Ankunft von Olympia von Gouges hervorgebrachte Wirkung besänftigt hatte.
Er folgte auf Clavieres, der über die Sklaverei, jedoch die Frage generalisirend, gesprochen und von der Tribune herabsteigend angekündigt hatte, sein Freund Malouet werde auch sprechen, aber, besser als er über diese Materie unterrichtet, Thatsachen anführen, welche die ganze Versammlung werden schauern machen.
Die Versammlung fühlte dieses Bedürfniß der Gemüthsbewegungen, das sich bei den Völkern in gewissen Epochen ihrer Existenz verbreitet, und verlangte folglich nichts Anderes, als zu schauern.
Ueberdies waren, wie gesagt, viele hübsche Frauen im Saale, und die Frauen machen eine so reizende Bewegung mit den Schultern, wenn sie schauern, daß es sehr ungeschickt von einer hübschen