Pauline. Александр Дюма

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Pauline - Александр Дюма

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so fest, daß ich mich vergebens bemühte. Ich mußte es also an dem Haspen versuchen und bearbeitete nun den Stein. Pauline leuchtete mir und nach fünf Minuten waren die beiden Bänder des einen Türflügels losgerissen; ich zog daran und er wich. – Pauline fiel auf die Knie. – Nun erst glaubte sie, daß sie frei sei.

      Ich überließ sie einige Augenblicke ihrem Dankgebete und trat dann in das Gewölbe. Sogleich drehte sie sich lebhaft um, ergriff den offenen Brief und verbarg ihn in ihrem Busen. Diese Bewegung erinnerte mich an das leere Glas; ich ergriff es mit Bangigkeit und auf dem Boden desselben befand sich, ungefähr einen halben Finger hoch, eine weißliche Massen

      Was war in diesem Glase? frug ich erschrocken.

      Gift, erwiderte Pauline.

      Und Sie haben es getrunken? rief ich entsetzt.

      Wußte ich, daß Sie kommen würden? sagte Pauline, sich an das Gitter lehnend; denn jetzt erst erinnerte sie sich, daß sie dieses Glas ein oder zwei Stunden vor meiner Ankunft geleert hatte.

      Haben Sie Schmerzen? sprach ich.

      Noch nicht, war die Antwort.

      Ich faßte Hoffnung.

      Und war das Gift lange im Glase?

      Zwei Tage und zwei Nächte ungefähr, ich kann die Zeit nicht genau bestimmen.

      Ich betrachtete das Glas von Neuem. Der Niederschlag, welcher den Boden deckte, beruhigte mich einigermaßen. Während dieser zwei Tage und zwei Nächte hatte das Gift Zeit gehabt, sich zu setzen. Pauline hatte nichts getrunken als Wasser, zwar vergiftetes, aber vielleicht nicht in dem Grade, daß es tötete.

      Es ist kein Augenblick zu verlieren, sagte ich zu ihr, sie auf meinen Arm nehmend, wir müssen eiligst fliehen und Hilfe suchen.

      Ich kann gehen, erwiderte Pauline, und wand sich mit jener heiligen Scheu von mir los, welche schon früher ihr Gesicht rötete.

      Wir machten uns nun auf den Weg nach der ersten Türe, die wir hinter uns schlossen, erreichten die zweite, welche sich ohne Hindernis öffnete, und befanden uns unter dem Kreuzgange. Der Mond glänzte am Himmel. Pauline breitete ihre Arme aus und fiel nochmals auf die Knie.

      Eilen wir, eilen wir, sagte ich zu ihr, denn jede Minute Zögerung kann verderblich sein!

      Ich fühle Schmerzen, sagte sie sich erhebend.

      Ein kalter Schweiß trat mir auf die Stirne, ich nahm sie auf meinen Arm, wie ein Kind, durcheilte die Ruinen, trat aus dem Kloster und lief in vollem Lauf den Berg hinab. Auf der Ebene angekommen, sah ich in der Ferne das Feuer meiner beiden Begleiter.

      Zur See! Zur See! schrie ich in befehlendem Tone, welcher anzeigte, daß kein Augenblick zu verlieren sei,.

      Sie eilten nach der Barke und brachten dieselbe so nahe als möglich an's Ufer. Ich trat bis an die Knie in's Wasser, sie nahmen mir Paulinen aus den Armen und legten sie in die Barke. Ich stürzte neben ihr nieder.

      Ist der Schmerz stärker geworden?

      Ja, erwiderte Pauline.

      Ich empfand eine Art Verzweiflung. Keine Hilfe, kein Gegengift. – Plötzlich dachte ich an's Meerwasser, füllte eine auf dem Boden des Fahrzeuges liegende Muschel halb voll und reichte sie Paulinen dar.

      Trinken Sie, sprach ich zu ihr.

      Sie gehorchte unwillkürlich.

      Was machen Sie? rief einer der Fischer, Sie

      verursachen dieser armen Dame Erbrechen.

      Das wollte ich eben, nur ein Erbrechen konnte sie retten. Nach fünf Minuten fühlte sie ein Zusammenziehen des Magens, welches um so schmerzlicher war, da sie außer dem Gifte seit 3 Tagen nichts genossen hatte. Aber nach diesem Paroxysmus fühlte sie sich erleichtert; ich reichte ihr nun ein Glas frisches süßes Wasser, welches sie mit Begierde trank. Bald verminderten sich die schmerzen, es folgte ihnen eine außerordentliche Mattigkeit. Wir bereiteten nun auf dem Boden der Barke aus den Kleidern der Fischer und meinem Palletot ein Lager. Pauline legte sich, gehorsam wie ein Kind, auf dasselbe nieder und beinahe in demselben Augenblicke schlössen sich ihre Augen. Ich horchte auf ihren Atem; er war schnell, doch regelmäßig: sie war gerettet.

      Eilen wir nun, sagte ich zu meinen Matrosen,, so schnell wie möglich nach Trouville. Nach unserer Ankunft erhaltet ihr von mir 25 Louisd'or.

      Sogleich ergriffen die braven Schiffer die Ruder, indem sie das Segel für unzulänglich hielten, und die Barke flog über das Meer dahin, wie ein Seevogel, der sich verspätet hat.

      V

      Pauline öffnete erst die Augen wieder, als wir in den Hafen einfuhren. Ihre erste Bewegung war die des Schreckens. Sie glaubte einen beruhigenden Traum gehabt zu haben und streckte die Arme aus, als wolle sie sich überzeugen, daß sie nicht mehr die Mauern des Gewölbes berühre; dann sah sie sich unruhig um.

      Wo führen Sie mich hin? frug sie.

      Beruhigen Sie sich, antwortete ich ihr, die Häuser, welche Sie da vor sich sehen, gehören zu einem armen Dorfe, und die Bewohner desselben sind zu beschäftigt, als daß sie neugierig sein könnten. Sie werden da unerkannt bleiben, so lange es Ihnen gefällt. Wollen Sie jedoch von hier abreisen, so sagen Sie mir: wohin und Morgen, diese Nacht noch, ja in diesem Augenblicke reise ich mit Ihnen weiter, begleite Sie, bin Ihr Führer.

      Auch außerhalb Frankreich?

      Ueberall, wohin es auch sein mag.

      Ich danke Ihnen, sagte Sie, lassen Sie mich nur eine Stunde darüber nachdenken. Ich will versuchen, meine Gedanken zu sammeln, denn in diesem Augenblicke ist mir der Kopf wüste und das Herz gebrochen; alle meine Kraft ist während der letzten zwei Tage und zwei Nächte geschwunden und ich fühle in meinem Geiste eine Verwirrung, welche an Wahnsinn grenzt.

      Ich stehe ganz zu Ihren Diensten; wenn Sie mich sprechen wollen, so lassen Sie mich rufen. Sie gab mir ein Zeichen des Dankes, und in dem selben Augenblicke erreichten wir das Wirtshaus.

      Sogleich ließ ich ihr ein Zimmer in Stand setzen, und zwar in einem Theile des Hauses, entfernt von dem, welchen ich bewohnte, um in keiner Weise Paulinens Zartgefühl zu verletzen. Dann empfahl ich meiner Wirtin, ihr vor der Hand keine andere Speise als schwache Bouillon zu reichen, da jede andere Nahrung bei dem Zustande der Schwäche und Erregung, in welchem sich der Magen der Kranken befand, jedenfalls nachtheilig sein mußte, und zog mich in mein Zimmer zurück.

      Hier konnte ich mich endlich dem Gefühle der Freude, welches mich erfüllte, aber in Paulinens Gegenwart nicht laut werden lassen durfte, ganz überlassen. Pauline, die ich noch liebte und deren Andenken, trotz, einer Trennung von zwei Jahren, stets lebhaft in meinem Herzen fortgelebt hatte, Paulinen hatte ich gerettet; sie verdankte mir ihr Leben. Ich bewunderte die verborgenen Wege und die verschiedenen Verknüpfungen des Zufalls oder der Vorsehung, durch welche ich zu diesem Ziele geführt worden war. Ein tödlicher Schauer rieselte plötzlich durch meine Glieder, wenn ich bedachte, daß, wenn nur einer dieser glücklichen Umstände nicht gewesen wäre, wenn nur eins dieser Ereignisse, welche den leitenden Faden durch dieses Labyrinth bildeten, sich nicht zugetragen hätte, in dieser Stunde Pauline vielleicht, eingesperrt in das Grabgewölbe, die Hände im Todeskampfe durch Gift oder Hunger rang, während ich in meiner Unwissenheit vielleicht mit etwas Unbedeutendem beschäftigt, vielleicht dem Vergnügen nachgehend, sie dahinsterben ließ, ohne daß eine Ahnung, ein Vorgefühl, eine innere Stimme mir gesagt hätte:

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