Salvator. Александр Дюма
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»Achtung, treue Diener Seiner Majestät, auf, ergebene Unterthanen! der Altar und der Thron, der Priester und der König sind bedroht!
»Die bedauernswerthen Ereignisse von gestern haben zu Scenen der Gewalt Anlaß gegeben; Geschrei der Drohung, Geschrei des Aufruhrs, Todesgeschrei ist ausgestoßen worden.
»Glücklicher Weise hielt der Polizeipräfect schon seit vierundzwanzig Stunden in seinen Händen die Hauptfäden des Complottes. Dank sei es dem glühenden Eifer dieses geschickten Beamten, ist das Complott gescheitert, und er hofft den Sturm beschwichtigt zu haben, der noch einmal das Staatsschiff zu verschlingen drohte.
»Der Chef dieser weit umfassenden Verschwörung ist verhaftet worden. Er ist in den Händen der Gerichte, und die Freunde der Ordnung, die treuen Unterthanen des Königs werden erkennen, von welcher Wichtigkeit dieser Fang, wenn sie erfahren, daß der Chef dieses Complottes, dessen Zweck es war, den König vom Throne zu stürzen und den Herzog von Reichstadt darauf zu setzen, kein Anderer ist, als der berühmte Corse Sarranti, welcher kürzlich aus Indien angekommen, wo das Complott geboren wurde.
»Man schauert, denkt man an die Gefahr, mit der die Regierung Seiner Majestät bedroht war. Doch der Abscheu wird bald auf die Entrüstung folgen, und man wird nicht einmal mehr wissen, woran man sich in Betreff dieser Leute zu halten hat, welche, nachdem sie dem Usurpator gedient, seinem Sohne dienen, wenn man erfährt, daß eben dieser Sarranti, der sich seit einigen Tagen in der Hauptstadt verbarg, derselbe ist, der Paris vor sieben Jahren unter dem Gewichte einer Anklage wegen Diebstahls und Mords verlassen hat.
»Diejenigen, welche die Journale jener Zeit gelesen haben, erinnern sich vielleicht, daß das Dörfchen Viry-sur-Orge im Jahre 1829 der Schauplatz eines entsetzlichen Verbrechens war. Einer der angesehensten Männer des Cantons fand, als er eines Abends nach Hause kam, seine Kasse erbrochen, seine Frau ermordet, seine zwei jungen Neffen entführt und den Hofmeister verschwunden.
»Dieser Hofmeister war kein Anderer als Herr Sarranti.
»Eine gerichtliche Untersuchung hat schon begonnen.«
X
Seelengemeinschaft
Der ausdrucksvolle Blick, den Herr Sarranti dem Abbé Dominique zugeworfen, und die paar Worte, die er im Augenblicke seiner Verhaftung gesprochen, geboten dem armen Mönche eine völlige Zurückhaltung, eine äußerste Discretion.
Von seinem Vater getrennt, lief Dominique rasch in der aufsteigenden Richtung der Rue de Rivoli fort. Hier fand er wieder eine aufgeregte, stürmische Gruppe, und er begriff, daß diese Gruppe, welche auf die Tuilerien zueilte, Herrn Sarranti zum Mittelpunkte hatte. Er folgte daher, doch von fern, und wie er es kluger Weise wegen seiner so leicht erkennbaren Tracht thun mußte.
Dominique war wirklich damals vielleicht der einzige Dominicaner, der in Paris wohnte.
An der Ecke der Rue Saint-Nicaise hielt die Gruppe an, und von der Ecke der Place des Pyramides, wohin er gelangt war, sah Dominique denjenigen, welcher der Chef der Agenten zu sein schien, einen Fiacre rufen, und in diesen Fiacre, der auf seinen Ruf herbeikam, Herrn Sarranti einsteigen.
Er folgte dem Fiacre, schritt über den Carrouselplatz so rasch als es ihm seine Kleidung erlaubte, und erreichte den Einlaß des Quai des Tuileries in dem Momente, wo der Fiacre sich um den Pont-Neuf wandte.
Der Wagen fuhr offenbar nach der Polizeipräfectur.
Der Abbé Dominique, als er den Fiacre an der Ecke des Quai des Lunettes verschwinden sah, fühlte alles Blut seiner Adern nach seinem Herzen fließen und tausend traurige Gedanken ihm zu Gehirne steigen.
Er kehrte ganz vernichtet, den Leib gebrochen, die Seele voll tödtlicher Bangigkeit, nach Hause zurück.
Zwei Tage und zwei Nächte in der Diligence zugebracht, die Gemüthsbewegungen aller Art des Tages, die Ungewißheit hinsichtlich der Ursachen, welche die Verhaftung seines Vaters motivierten, das war mehr als es brauchte, um den kräftigsten Körper zu beugen, um die muthigste Seele zu zähmen.
Als er in sein Zimmer kam, war es schon Nacht. Er warf sich auf sein Bett, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, und versuchte es, ein wenig zu ruhen. Aber es setzten sich tausend Gespenster zu Häupten seines Bettes, und nach einer Viertelstunde war er wieder auf und ging hastig in seinem Zimmer umher, als müßte er, um zu schlafen, den Rest von Kraft oder von Fieber, der in ihm brannte, brechen.
Die Unruhe trieb ihn hinaus. Da es Nacht geworden war, so bezeichnete ihn sein, in der Dunkelheit verlorenen Rock nicht mehr der allgemeinen Aufmerksamkeit. Er ging nach der Polizeipräfectur, in der sein Vater gewisser Maßen verschlungen worden war; – ein Schlund dem ähnlich, in welchen sich der Taucher von Schiller versenkt, und aus welchem man, wie der Taucher, erschrocken über die Ungeheuer aller Art, die man darin gesehen, hervorkommt.
Er wagte es indessen nicht, einzutreten. Wußte man, daß Sarranti sein Vater war, so war sein Name eine Denunciation.
War Herr Sarranti nicht unter dem Namen Dubreuil verhaftet worden? war es nicht besser, ihn unter der Wohlthat dieses falschen Namens einsperren zu lassen, der den gefährlichen, hartnäckigen Verschwörer nicht verrieth?
Dominique wußte noch nicht, aus welchem Grunde sein Vater nach Frankreich zurückkam, doch er errieth wohl, es geschehe wegen der Sache, der er sein ganzes Leben geweiht hatte: wegen der Sache des Kaisers, oder, vielmehr da der Kaiser todt war, wegen der des Herzogs von Reichstadt.
Zwei Stunden lang irrte der Sohn wie ein Schatten um das Grab seines Vaters, und er ging von der Rue Dauphine nach der Place du Harlay, vom Quai des Lunettes nach der Place du Palais-de-Justice, ohne Hoffnung, denjenigen wiederzusehen, welchen er suchte, denn es wäre ein Wunder gewesen, wäre er mit dem Wagen zusammengetroffen, der ihn vom Depot nach einem andern Gefängnisse führte; doch dieses Wunder, Gott konnte es machen, und, gut, einfach und groß, hoffte Dominique instinctartig auf Gott.
Diesmal sah er sich in seiner Hoffnung getäuscht.
Um Mitternacht ging er wieder nach Hause, legte sich zu Bette, schloß die Augen und entschlummerte endlich erschöpft vor Müdigkeit.
Doch kaum war er eingeschlafen, als die peinlichsten Träume ihn bestürmten. Der Alp schwebte, wie eine Riesenfledermaus, die ganze Nacht über seinem Kopfe, und als der Tag kann erwachte er; statt seine Kräfte wiederherzustellen, hatte der Schlaf seine Müdigkeit nur vermehrt.
Er stand auf und suchte wach die Eindrücke des Schlafes wiederzufinden; es schien ihm, als wäre mitten unter diesem stürmischen Chaos ein Engel leuchtend und rein vorübergezogen.
Ein junger Mann war zu ihm gekommen mit sanftem, ehrlichem Gesichte, hatte ihm die Hand gereicht und in einer unbekannten Sprache, die er jedoch verstanden, zu ihm gesagt: »Stütze Dich auf mich , und ich werde Dir beistehen.«
Dieses Gesicht war ihm bekannt. Nur fragte es sich, wo, um welche Zeit, unter welchen Umständen hatte er es gesehen? War diese Person reell, oder war es nur eine von den unbestimmten Erinnerungen, die man von einem früheren Leben zu bewahren scheint, welches sich dem unseren nur in dem Blitze eines Traumes offenbart? war er nicht die Inkarnation der Hoffnung, dieser Traum des wachen Menschen?
Dominique, indem er klar in der Finsternis seines Gehirnes zu sehen suchte, setzte sich ganz nachdenkend ans Fenster, auf denselben Stuhl, auf dem er am Abend vorher saß, um das Bild vom heiligen Hyacinth anzuschauen, das heute abwesend. Da kehrte das Andenken an Carmelite und Colombau in sein Herz zurück, und dieser zwei Freunde sich erinnernd,