Salvator. Александр Дюма

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Salvator - Александр Дюма

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Mann mit dem sanften, ehrlichen Gesichte, der während seines Schlafes zu seinen Häupten stehend von seinem Bette das Gespenst der Verzweiflung vertrieben hatte.

      Da zog die schmerzliche Scene, unter der Salvator ihm erschienen war, wieder ganz vor seinen Augen vorüber. Er sah sich noch, wie er im Pavillon von Colombau im Bas-Meudon saß und langsam die Todtengebete sprach, während Thränen seinen zum Himmel emporgehobenen Augen entfielen.

      Plötzlich waren zwei junge Leute mit entblößtem und geneigtem Haupte in’s Sterbezimmer eingetreten; diese zwei jungen Leute waren Jean Robert und Salvator.

      Salvator, als er ihn erblickte, hatte eine Art von Freudengeschrei von sich gegeben, dessen Sinn er nie hätte begreifen können, hätte Salvator, sich ihm nähernd, nicht mit einer zugleich festen und bewegten Stimme zu ihm gesagt: »Mein Vater, ohne es zu vermuthen, haben Sie das Leben dem Manne gerettet, der vor Ihnen steht ; und dieser Mann, der Sie seitdem nie gesehen hat, der Ihnen seitdem nie begegnet ist, hat Ihnen eine tiefe Dankbarkeit geweiht . . . Ich weiß nicht, ob Sie meiner eines Tags bedürfen werden; doch bei dem Heiligsten, was je existiert hat, bei dem Leibe des Ehrenmannes, der so eben verschieden ist, schwöre ich Ihnen, daß das Leben, welches ich Ihnen verdanke, Ihnen gehört.« Und er, Dominique, hatte geantwortet: »Mein Herr, ich nehme dies an, obschon ich nicht weiß, wann und wie ich Ihnen den Dienst habe leisten können, von dem Sie sprechen; doch die Menschen sind Brüder und in die Welt gestellt, um einander zu helfen. Bedarf ich also Ihrer, so werde ich zu Ihnen kommen. Ihr Name und Ihre Adresse?«

      Man erinnert sich, daß Salvator an den Schreibtisch von Colombau gegangen war, seinen Namen und seine Adresse auf ein Papier, das er sodann Sarranti übergab, geschrieben hatte, und daß der Mönch das Papier zusammengefaltet in sein Gebetbuch gelegt hatte.

      Dominique ging rasch in seine Bibliothek, nahm das Buch vom zweiten Fache, und fand das Papier bei dem Blatte, wo er es niedergelegt hatte.

      Sodann, als hätte sich die Sache an demselben Tage zugetragen, erinnerte er sich der Kleidung, der Stimme, der kleinsten Einzelheiten der Person von Salvator, und er erkannte in ihm den jungen Mann mit der sanften Stirne und dem sympathetischen Lächeln, den er in seinem Traume wiedergesehen hatte.

      »Auf!« sagte er, »es ist nicht zu zögern, und das ist eine Eingebung Gottes. Dieser junge Mann erschien wohl, ich weiß nicht unter welchem Titel, mit einem der höheren Agenten der Polizei, mit demselben, mit dem ich ihn gestern in der Himmelfahrts-Kirche sprechen sah; durch diesen Agenten kann er erfahren, aus welchem Grunde mein Vater verhaftet worden ist. Kein Augenblick ist zu verlieren, laufen wir zu Herrn Salvator.«

      Er vollendete in Eile seine mönchische Toilette.

      In dem Momente, wo er weggehen wollte, trat die Concierge, in einer Hand eine Tasse Milch, in der andern ein Journal haltend, ein; aber Dominique hatte weder Zeit, sein Journal zu lesen, noch zu frühstücken. Er hieß die Concierge Alles auf die Console legen; sagte ihr, er werde wohl in ein paar Stunden zurückkommen, einstweilen jedoch müsse er ausgehen.

      Er stieg rasch die Treppe hinab und kam nach zehn Minuten in die Rue Macon, vor das Haus, wo Salvator wohnte.

      Vergebens suchte er den Klopfer oder die Klingel.

      Die Thüre öffnete sich, am Tage mittelst einer Art von Kette, welche eine Klinke zog; bei Nacht nahm man die Kette herein, und die Thüre war geschlossen.

      Mochte noch Niemand ausgegangen sein, war die Kette durch einen Zufall nach innen gefallen, es war nicht möglich, die Thüre zu öffnen.

      Ohne Zweifel würde er lange geklopft haben, hätte nicht die Stimme von Roland Salvator und Fragola verkündigt, es komme ein unerwarteter Besuch.

      »Das ist ein Freundesbesuch!« sagte Salvator.

      »Woran erkennst Du dies?«

      »Am munteren, einschmeichelnden Bellen des Hundes. Oeffne das Fenster-, Fragola, und sieh, wer dieser befreundete Besuch ist.«

      Fragola öffnete das Fenster und erkannte den Abbé Dominique, den sie am Tage des Todes von Colombau gesehen hatte.

      »Es ist der Mönch,« sagte sie.

      »Welcher Mönch? . . . der Abbé Dominique?«

      »Ja.«

      »Ah! ich sagte wohl, es sei ein Freund!« rief Salvator.

      Und er stieg rasch die Treppe hinab, Roland voran, der sich die Stufen hinabgestürzt hatte, sobald er die Thüre offen gesehen.

       XI

      Unnütze Erkundigungen

      Mit einer Geberde ehrfurchtsvoller Zärtlichkeit reichte Salvator dem Abbé Dominique beide Hände.

      »Sie, mein Vater ?« rief er.

      »Ja,« antwortete ernst der Mönch.

      »Ah! seien Sie willkommen!«

      »Sie erkennen mich also ?«

      »Sind Sie nicht mein Retter?«

      »Sie haben es mir wenigstens gesagt, und zwar bei einem so schmerzlichen Umstande, daß es nicht nöthig ist, Sie daran zu erinnern.«

      »Und ich wiederhole es Ihnen.«

      »Erinnern Sie sich dessen, was Sie beifügten?«

      »Bedürfen Sie je meiner, so gehöre Ihnen das Leben, das ich Ihnen verdanke.«

      »Ich habe Ihr Anerbieten nicht vergessen, wie Sie sehen, ich bedarf Ihrer, und hier bin ich.«

      Diese Worte austauschend, waren sie in das nach einer antiken Zeichnung von Pompeji decorirte kleine Speisezimmer gekommen.

      Der junge Mann bot dem Mönche einen Stuhl, und während er Roland winkte, der den Rock des Abbé Dominique beroch, als suchte er, bei welcher Gelegenheit er ihn gesehen habe, setzte er sich zu ihm. Vom Gespräche durch seinen Herrn entfernt, hockte sich Roland unter den Tisch.

      Der Mönch legte seine bleiche, schmale Hand auf die Hand von Salvator. Trotz ihrer Blässe war seine Hand fieberhaft.

      »Ein Mann,« sprach der Abbé Dominique, »für den ich eine tiefe Zuneigung hege, ist, vor ein paar Tagen erst in Paris angekommen, gestern an meiner Seite, in der Rue Saint-Honoré, bei der Himmelfahrts-Kirche verhaftet worden, ohne daß ich es wagte, ihm Hilfe zu leisten, – zurückgehalten durch den Rock, mit dem ich bekleidet bin.«

      Salvator verbeugte sich.

      »Ich habe es gesehen, mein Vater,« sagte er, »und ich muß zu seinem Lobe beifügen, daß er sich kräftig vertheidigt hat.«

      Der Abbé schauerte bei dieser Erinnerung.

      »Ja,« sagte er, »ich befürchte, diese Vertheidigung, so gerecht sie auch ist, wird ihm als ein Verbrechen angerechnet.«

      »Sie kennen also diesen Mann?« fragte Salvator, indem er den Mönch fest anschaute.

      »Oh! ich habe Ihnen gesagt, daß ich eine tiefe Zärtlichkeit für ihn hege.«

      »Welches Verbrechens ist er angeklagt?«

      »Das ist es, was ich durchaus nicht weiß, und was ich gern wissen möchte, und der Dienst,

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