Armadale. Уилки Коллинз

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Armadale - Уилки Коллинз

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und ihm gestatten wollen, Allan Armadale’s Freund zu sein?«

      Mr. Brock beantwortete diese furchtlos an ihn gerichtete offene Frage mit derselben furchtlosen Offenheit.

      »Ich glaube, daß Sie Allan lieben«, erwiderte er; »ich glaube auch, daß Sie die Wahrheit gesprochen haben. Ein Mann, der einen solchen Eindruck auf mich gemacht hat, ist ein Mann, dem ich mein Vertrauen schuldig bin. Ich vertraue Ihnen.«

      Midwinter sprang auf und sein braunes Gesicht erglühte tief; seine Augen waren endlich klar und fest auf das Gesicht des Pfarrers geheftet.»Ein Licht!« rief er aus, indem er den Brief seines Vaters Blatt für Blatt von dem Faden riß, der das Manuskript zusammenhielt. »Lassen Sie uns das letzte Glied der Kette vernichten, die uns mit der fürchterlichen Vergangenheit verbindet! Lassen Sie uns, ehe wir von einander scheiden, aus diesem Bekenntnisse einen Aschenhaufen machen!«

      »Warten Sie!« sagte Mr. Brock »Es giebt Gründe, dasselbe noch einmal durchzusehen, ehe Sie es verbrennen.«

      Midwinter ließ die abgerissenen Blätter fallen. Mr. Brock nahm dieselben auf und ordnete sie sorgfältig bis zu der letzten Seite.

      »Ich theile Ihre Ansicht über den Aberglauben Ihres Vaters vollkommen«, sagte der Pfarrer. »Doch steht hier eine Warnung, die Sie um Allan’s und Ihrer selbst willen wohl beachten sollten. Das letzte Glied der Verbindungskette zwischen uns und der Vergangenheit ist noch nicht zerstört, wenn Sie diese Blätter verbrannt haben. Eine der Personen in dieser Geschichte von Falschheit und Mord ist noch nicht todt. Lesen Sie diese Worte!«

      Er schob das Blatt über den Tisch hin, während er mit dem Finger eine Stelle aus demselben bezeichnete. Midwinter’s Gemüthsbewegung ließ ihn ein Versehen machen und er las: »Meide die Wittwe des Mannes, den ich getödtet habe, falls die Wittwe noch am Leben ist.«

      »Nicht jene Stelle«, sagte der Pfarrer. »Die nächste!«

      Midwinter las dieselbe: »Meide das Mädchen, deren gottlose Hand den Pfad zu dieser Heirath ebnete, falls dieses Mädchen noch in ihrem Dienste ist.«

      »Das Mädchen und ihre Herrin«, sagte Mr. Brock, »schieden zur Zeit der Heirath von einander. Das Mädchen und ihre Herrin kamen voriges Jahr in Mrs. Armadale’s Wohnung in Sommersetshire wieder zusammen. Ich selbst begegnete dem Mädchen im Dorfe, und ich weiß, daß ihr Besuch Mrs. Armadale’s Tod beschleunigte. Warten Sie ein wenig und fassen Sie sich. Ich sehe, ich habe Sie überrascht.«

      Er wartete, wie ihm geheißen worden, während die frohe Gluth in seinem Gesichte sich in eine graue Blässe verwandelte und das Licht in seinen klaren braunen Augen langsam erlosch. Das, was der Pfarrer gesagt, hatte nicht blos einen flüchtigen Eindruck auf ihn gemacht; es lag etwas mehr als Zweifel, es lag Bestürzung in seinen Zügen, wie er in Gedanken versunken dasaß. Kehrte etwa der Kampf vom vergangenen Abend schon wieder zurück? Fühlte er sich wieder von dem Grausen seines ererbten Aberglaubens beschlichen?

      »Können Sie mir dazu behilflich sein, daß ich jenem Frauenzimmer gegenüber auf meiner Hut bin?« frug er nach einem langen Schweigen. »Können Sie mir den Namen dieser Person sagen?«

      »Ich kann Ihnen nur das sagen, was ich von Mrs. Armadale erfahren habe«, war die Antwort. »Die Person gestand, daß sie sich, seit sie und ihre Herrin einander zuletzt gesehen, verheirathet habe. Doch ließ sie sich weiter kein Wort über ihr vergangenes Leben entschlüpfen. Sie kam zu Mrs. Armadale, um sie unter dem Vorwand der Bedürftigkeit um Geld zu bitten. Sie erhielt das Geld und verließ das Haus, nachdem sie sich entschieden geweigert hatte, ihren jetzigen Namen anzugeben.«

      »Sie haben sie selbst im Dorfe gesehen. Können Sie mir ihr Gesicht beschreiben?«

      »Nein; denn sie war dicht verschleiert.«

      »Aber Sie können das beschreiben, was Sie an ihr sahen?«

      »Das versteht sich. Ich sah, als sie zu mir herankam, daß ihre Bewegungen auffallend anmuthig und ihre Gestalt schön und etwas über mittlerer Größe war. Als sie mich anredete und um den Weg nach Mrs. Armadales Hause fragte, bemerkte ich, daß ihre Manieren die einer gebildeten Dame waren und daß ihre Stimme etwas auffallend Sanftes und Einnehmendes hatte. Schließlich erinnerte ich mich später, daß sie einen dichten schwarzen Schleier, einen schwarzen Hut, ein schwarz seidenes Kleid und einen rothen gewirkten Shawl trug. Ich fühle vollkommen, wie wichtig es für Sie ist, bessere Auskunft zu erlangen, um sie identificiren zu können. Unglücklicherweise aber —«

      Er hielt inne. Midwinter beugte sich eifrig über den Tisch und legte plötzlich seine Hand auf den Arm des Pfarrers.

      »Ist es möglich, daß Sie die Frau kennen?« frug Mr. Brock, erstaunt über die plötzliche Veränderung in seinem Wesen.

      »Nein.«

      »Was habe ich gesagt, das Sie so bewegt hat!«

      »Erinnern Sie sich der Frau, die sich von dem Flußdampfboote ins Wasser stürzte?« fragte der Andere; »der Frau, welche die Ursache jener Reihe von Todesfällen war, infolge deren Allan Armadale die Güter von Thorpe-Ambrose zufielen?«

      »Ich erinnere mich der Beschreibung, welche die Polizeiberichte von ihr gaben«, antwortete der Pfarrer.

      »Jene Frau«, fuhr Midwinter fort, »bewegte sich anmuthig und besaß eine schöne Gestalt; jene Frau trug einen schwarzen Schleier, einen schwarzen Hut, ein schwarzes Kleid und einen rothen gewirkten Shawl —« Er schwieg, ließ Mr. Brocks Arm los und kehrte plötzlich zu seinem Sitze zurück. »Kann sie dieselbe sein?« sprach er flüsternd zu sich selber. »Giebt es wirklich ein Verhängnis das den Menschen im Dunkeln verfolgt? Und verfolgt dasselbe uns in den Schritten jenes Weibes?«

      War diese Muthmaßung eine richtige, so mußte das eine Ereigniß in der Vergangenheit, welches mit den anderen, ihm vorausgegangenen, anscheinend durchaus in gar keiner Verbindung gestanden, das einzige fehlende Glied sein, welches die Kette vollständig machte. Mr. Brocks gesunder, einfacher Sinn wies diese außerordentliche Folgerung instinctmäßig zurück. Er sah Midwinter mit einem mitleidsvollen Lächeln an.

      »Mein junger Freund«, sagte er mit gütiger Stimme; »haben Sie sich wohl so vollkommen allen Aberglaubens entchlagen, wie Sie glauben? Ist das, was Sie soeben gesagt haben, wohl jenes besseren Entschlusses würdig, den Sie gestern Abend gefaßt haben?«

      Midwinter ließ den Kopf auf die Brust sinken; es verbreitete sich eine schnelle Röthe über sein Gesicht und er seufzte bitterlich.

      »Sie fangen an meiner Aufrichtigkeit zu zweifeln an«, sagte er. »Ich kann Sie nicht dafür tadeln.«

      »Ich glaube noch so fest wie je an Ihre Aufrichtigkeit«, erwiderte Mr. Brock. »Nur bezweifle ich,ob Sie die schwachen Stellen in Ihrer Natur so stark befestigt haben, wie Sie selber es annehmen. Es hat schon Mancher in dem Kampfe mit sich selbst weit häufigere Niederlagen erlitten als Sie, und dennoch zuletzt den Sieg davongetragen. Ich tadele Sie nicht; ich mißtraue Ihnen nicht. Ich erwähne bloß dessen, was sich ereignet hat, um Sie vor sich selbst zu Warnen. Kommen Sie, kommen Sie! Nehmen Sie Ihren eigenen vortrefflichen Verstand zu Hilfe, und Sie werden bald mit mir übereinstimmen, daß wirklich kein Beweis vorliegt, der den Argwohn rechtfertigt, daß die Frau, die ich in Sommersetshire sah, und die Frau, welche in London einen Selbstmord versuchte, eine und dieselbe Person sind. Braucht ein alter Mann wie. ich einen jungen Mann daran zu erinnern, daß es in England Tausende von Frauen mit schönen Gestalten giebt – Tausende von Frauen, die einfach schwarze Seide und gewirkte Shawls tragen?«

      Midwinter fing die Idee begierig auf; zu begierig, wie ein schärferer Beurtheiler der Menschen, als Mr. Brock war, vielleicht gedacht haben würde.

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