Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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die einzige, von der die Geschichte berichtet. Wie aber ein Maßstab der Menge, welcher selbst stets veränderlich ist, wie z. B. der natürliche Fuß, die Armlänge oder die Handvoll, niemals einen genauen Maßstab für die Menge anderer Dinge abgeben kann, so kann auch eine Ware, die in ihrem eigenen Werte fortwährend veränderlich ist, niemals ein genauer Maßstab des Wertes anderer Waren sein. Gleiche Mengen Arbeit sind, wie man zu sagen berechtigt ist, zu allen Zeiten und an allen Orten für den Arbeiter von gleichem Werte. Bei einem durchschnittlichen Stande seiner Gesundheit, Kraft und Stimmung, bei dem gewöhnlichen Grade seiner Geschicklichkeit und Fertigkeit muss er stets denselben Teil seiner Muße, seiner Freiheit und seines Glückes dafür einsetzen. Der Preis, den er zahlt, bleibt immer der nämliche, wie groß auch die Menge der Güter sei, welche er als Ersatz dafür erhält. Allerdings kann seine Arbeit bald eine größere, bald eine geringere Menge von Waren kaufen; aber es ist ihr Wert, der schwankt, nicht der der Arbeit, die sie kauft. Immer und überall ist dasjenige teuer, was schwer zu beschaffen ist, oder dessen Erwerbung viel Arbeit kostet, und dasjenige wohlfeil, was leicht oder mit sehr wenig Arbeit zu haben ist. Einzig und allein nur die Arbeit, die in ihrem Werte niemals schwankt, ist mithin der letzte und wahre Preismaßstab, nach welchem der Wert aller Waren immer und überall geschätzt und verglichen werden kann. Sie ist ihr wahrer Preis; Geld nur ihr nomineller.

      Obwohl aber gleiche Mengen Arbeit für den Arbeiter immer gleichen Wert haben, so scheinen sie doch für den, der den Arbeiter beschäftigt, bald mehr, bald weniger wert zu sein. Er erkauft sie bald mit einer größeren, bald mit einer kleineren Menge von Gütern, und ihm scheint der Preis der Arbeit ebenso wie der aller andern Dinge zu schwanken. In dem einen Falle erscheint sie ihm teuer, in dem anderen wohlfeil. In Wahrheit jedoch sind es die Güter, die in dem einen Falle wohlfeil, und im andern teuer sind.

      In diesem volkstümlichen Sinne kann man daher sagen, die Arbeit habe gleich den Waren einen wirklichen und einen nominellen Preis. Ihr wirklicher, kann man sagen, besteht in der Menge von Bedürfnissen und Annehmlichkeiten des Lebens, welche dafür gegeben wird; ihr nomineller Preis in der Menge Geld. Der Arbeiter ist reich oder arm, gut oder schlecht belohnt, je nach dem wirklichen, nicht dem nominellen Preise seiner Arbeit.

      Die Unterscheidung zwischen dem wirklichen oder Sachpreise und dem nominellen Preise der Waren und der Arbeit ist nicht etwa nur eine Sache der bloßen Theorie, sondern kann bisweilen in der Praxis von großem Nutzen sein. Der gleiche Sachpreis hat immer den gleichen Wert; der nominelle Preis dagegen ist wegen der Schwankungen im Werte des Goldes und Silbers zuweilen von sehr verschiedenem Werte. Wenn daher ein Landgut unter dem Vorbehalt einer immerwährenden Rente verkauft wird, und die Rente stets denselben Wert haben soll, so ist es für die Familie, zu deren Gunsten dies ausgemacht wird, von Wichtigkeit, dass sie nicht in einer bestimmten Summe Geldes bestehe. In diesem Falle würde ihr Wert Schwankungen doppelter Art ausgesetzt sein; erstens der, welche aus den verschiedenen Mengen Goldes und Silbers, die zu verschiedenen Zeiten in Münzen von demselben Nennwert enthalten sind, entspringt, und zweitens der, welcher durch den verschiedenen Wert gleicher Mengen Goldes und Silbers zu verschiedenen Zeiten veranlasst wird.

      Fürsten und Republiken haben es oft für einen zeitweiligen Vorteil gehalten, die in ihren Münzen enthaltene Menge reinen Metalls zu vermindern; aber selten fanden sie es vorteilhaft, sie zu vermehren. Demgemäß hat, glaube ich, die Menge des in den Münzen aller Nationen enthaltenen Metalls sich fast beständig vermindert und kaum jemals zugenommen. Solche Veränderungen haben daher fast überall den Erfolg, den Wert einer Geldrente zu verringern.

      Die Entdeckung der amerikanischen Mineralschätze verminderte den Wert des Goldes und Silbers in Europa. Diese Verringerung geht, wie man gewöhnlich, obgleich nach meinem Dafürhalten ohne sichern Beweis annimmt, noch immer stufenweise fort und wird wahrscheinlich noch lange Zeit fortdauern. Ist diese Annahme richtig, so werden solche Veränderungen den Wert einer Geldrente eher vermindern als vermehren, selbst wenn ihre Zahlung nicht in einer bestimmten Summe einer so oder so benannten Münzsorte (z. B. in so und so viel Pfund Sterling), sondern in so und so viel Pfund reinen Silbers oder Silbers von einem gewissen Feingehalt ausbedungen wäre.

      Die in Getreide ausbedungenen Renten haben ihren Wert weit besser bewahrt, als die in Geld ausbedungenen, selbst wenn der Nennwert der Münze keine Änderung erlitten hatte. Durch eine Parlamentsakte aus dem achtzehnten Regierungsjahre Elisabeths wurde verordnet, dass der dritte Teil des Pachtzinses aller Universitätsgüter in Getreide ausbedungen werden solle, das entweder in natura oder nach dem Marktpreise zu entrichten sei. Das Geld, welches aus dieser Getreiderente einkommt, beträgt, obgleich ursprünglich nur ein Drittel des Ganzen, nach Dr. Blackstone gegenwärtig in der Regel beinahe das Doppelte der andern zwei Drittel. Die alten Geldrenten der Universitäten müssen hiernach beinahe auf den vierten Teil ihres früheren Wertes gesunken sein oder sie sind kaum mehr wert als den vierten Teil des Getreides, welches sie früher wert waren. Dennoch hat seit der Regierung Philipps und Marias der Nennwert der englischen Münze wenig oder keine Änderung erfahren, und dieselbe Zahl Pfunde, Schillinge und Pence hat immer fast dieselbe Menge reinen Silbers enthalten. Jene Entwertung der Geldrenten der Universitäten ist daher ausschließlich durch die Entwertung des Silbers entstanden.

      Wenn zur Entwertung des Silbers noch eine Verminderung seiner in den Münzen von gleicher Benennung enthaltenen Menge hinzutritt, so ist der Verlust oft noch größer. In Schottland, wo der Nennwert der Münze viel größere Veränderungen erlitten hat, als jemals in England, und in Frankreich, wo er noch größere erlitt, als jemals in Schottland, sind manche alte Renten, die ursprünglich einen ansehnlichen Wert hatten, auf diese Weise beinahe auf nichts herabgesunken.

      Gleiche Mengen Arbeit werden in entfernten Epochen mit annähernd gleichen Mengen Getreides, der Hauptnahrung der Arbeiter, weit weniger aber mit gleichen Mengen Goldes und Silbers, oder vielleicht auch aller anderen Waren erkauft. Gleiche Mengen Getreide werden also in verschiedenen Zeiten denselben Sachwert haben, oder den Besitzer befähigen, annähernd dieselbe Menge Arbeit anderer Leute damit zu erkaufen oder über sie zu verfügen. Sie werden dies, sage ich, eher tun, als gleiche Mengen fast aller anderen Waren; denn genau tun es selbst die gleichen Getreidemengen nicht. Die Unterhaltsmittel des Arbeiters oder der wirkliche Preis der Arbeit ist, wie ich später zeigen werde, unter verschiedenen Umständen sehr verschieden: reichlicher bemessen in einer zur Wohlhabenheit fortschreitenden, als in einer stillstehenden Gesellschaft, und reichlicher in einer stillstehenden, als in einer rückwärtsgehenden. Alle andern Waren jedoch werden zu einer gewissen Zeit eine größere oder kleinere Menge Arbeit erkaufen, je nach der Menge von Lebensmitteln, welche sie zu dieser Zeit kaufen können. Eine in Getreide ausbedungene Rente ist daher nur den Veränderungen in der Arbeitsmenge unterworfen, die eine bestimmte Getreidemenge kaufen kann. Eine in irgendeiner anderen Ware ausbedungene Rente ist dagegen nicht nur den Veränderungen der mit einer gewissen Getreidemenge erkaufbaren Arbeitsmenge, sondern auch den Veränderungen der mit einer bestimmten Menge jener Ware erkaufbaren Menge Getreide ausgesetzt.

      Man muss indes beachten, dass der Wert einer Getreiderente sich zwar von Jahrhundert zu Jahrhundert viel weniger verändert, als der einer Geldrente, dafür aber von Jahr zu Jahr desto mehr schwankt. Der Geldpreis der Arbeit schwankt nicht, wie ich später zu zeigen suchen werde, von Jahr zu Jahr mit dem Geldpreise des Getreides, sondern scheint sich überall nicht dem zeitweiligen oder gelegentlichen, sondern dem Durchschnitts- oder gewöhnlichen Preise dieses Lebensbedürfnisses anzupassen. Der Durchschnitts- oder gewöhnliche Preis des Getreides wird wiederum, wie ich gleichfalls später zeigen werde, durch den Wert des Silbers, durch die Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der den Markt mit diesem Metall versehenden Bergwerke oder durch die Arbeitsmenge, die aufgewendet und folglich des Getreides, das verzehrt werden muss, um eine bestimmte Menge Silbers aus den Bergwerken auf den Markt zu bringen, bestimmt. Der Wert des Silbers aber ändert sich zwar zuweilen beträchtlich von Jahrhundert zu Jahrhundert, doch selten bedeutend von Jahr zu Jahr; sondern er bleibt oft ein halbes oder ein ganzes Jahrhundert hindurch derselbe oder nahezu derselbe.

      Mithin kann auch der gewöhnliche oder durchschnittliche Geldpreis des Getreides während einer solchen Periode derselbe oder nahezu derselbe bleiben, und mit ihm auch der Geldpreis der Arbeit, vorausgesetzt

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