Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма
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»Es ist wahr, Madame,« erwiderte Andrée erröthend.
»Und dennoch scheint es, meine liebe Andrée, daß wir ein Unrecht gehabt haben.«
»Ein Unrecht, Madame? ohne Zweifel mehr als eines.«
»Wohl möglich; doch das erste besteht darin, daß wir Frau von La Mothe beklagten; der König kann sie nicht leiden; ich gestehe indessen, daß sie mir gefallen hat.«
»Oh! Eure Majestät ist eine zu gute Richterin, als daß man sich nicht vor Ihren Sprüchen beugen sollte.«
»Hier ist Leonard,« sagte Madame Misery, die nun wieder eintrat.
Die Königin setzte sich vor ihre Toilette von Vermeil, und der berühmte Friseur begann seinen Dienst.
Die Königin hatte die schönsten Haare der Welt, und ihre Eitelkeit bestand darin, daß sie diese Haare bewundern ließ.
Leonard wußte das, und statt rasch zu Werke zu gehen, wie er es bei jeder Frau gethan hätte, ließ er der Königin die Zeit und das Vergnügen, sich selbst zu bewundern.
An diesem Tag war Marie Antoinette zufrieden, freudig sogar; sie strahlte von Schönheit. Von ihrem Spiegel ging sie zu Andrée über, der sie die zärtlichsten Blicke zusandte.
»Sie sind nicht ausgezahlt worden,« sagte die Königin, »Sie, die Freie, Stolze, Sie, vor der sich alle Welt ein wenig fürchtet, weil Sie, wie die göttliche Minerva, zu weise sind.«
»Ich, Madame?« stammelte Andrée.
»Ja, ja, Sie, die unerbittliche Strenge gegen alle leichtfertigen Herrlein des Hofes. Oh! mein Gott! wie glücklich preise ich Sie, daß Sie noch ein Mädchen sind, und besonders, daß Sie sich glücklich fühlen, dieß zu sein.«
Andrée erröthete, suchte zu lächeln und erwiderte:
»Es ist ein Gelübde, das ich gethan habe.«
»Und das Sie halten werden, meine schöne Vestalin?« fragte die Königin.
»Ich hoffe es.«
»Ah!« rief die Königin, »was fällt mir ein…«
»Was, Eure Majestät?«
»Daß Sie, ohne verheirathet zu sein, doch seit gestern einen Herrn haben.«
»Einen Herrn, Madame?«
»Ja, Ihren theuren Bruder. Wie heißt er … Philipp, glaube ich.«
»Ja, Madame, Philipp.«
»Er ist angekommen?«
»Seit gestern, wie Eure Majestät mir zu sagen die Gnade hatte.«
»Und Sie haben ihn noch nicht gesehen? Wie selbstsüchtig bin ich doch! ich entzog Sie ihm gestern, um Sie nach Paris mitzunehmen. Das ist in der That unverzeihlich.«
»Oh! Madame,« erwiderte Andrée lächelnd, »ich verzeihe Ihnen von ganzem Herzen und Philipp auch.«
»Ist das sicher?« – »Ich stehe dafür.« – »Für Sie?« – »Für mich und für ihn.« – »Wie ist er?« – »Immer schön und gut, Madame.« – »Wie alt ist er nun?« – »Zweiunddreißig Jahre.«
»Armer Philipp! wissen Sie, daß ich ihn nun bald vierzehn Jahre kenne, und daß ich ihn von diesen vierzehn Jahren neun bis zehn nicht gesehen habe?«
»Will Eure Majestät die Gnade haben, ihn zu empfangen, so wird er glücklich sein, Eure Majestät zu versichern, daß die Abwesenheit den Gefühlen ehrfurchtsvoller Ergebenheit, die er für die Königin hegt, keinen Eintrag gethan hat.«
»Kann ich ihn sogleich sehen?«
»In einer Viertelstunde wird er zu den Füßen Eurer Majestät sein, wenn Eure Majestät es erlaubt.«
»Gut! gut! ich erlaube es, ich will es sogar.«
Die Königin vollendete kaum, als ein lebhaftes, rasches, geräuschvolles Wesen auf den Teppich des Ankleidezimmers sprang und ein lachendes, spöttisches Gesicht in demselben Spiegel zeigte, worin Marie Antoinette dem ihrigen zulächelte.
»Mein Bruder Artois,« sagte die Königin, »Sie haben mir in der That bange gemacht.«
»Einen guten Morgen Eurer Majestät,« erwiderte der junge Prinz, »wie hat Eure Majestät die Nacht zugebracht?«
»Sehr schlecht; ich danke, mein Bruder.«
»Und den Morgen?«
»Sehr gut.«
»Das ist die Hauptsache. Ich vermuthete soeben, die Prüfung sei glücklich überstanden worden, denn ich begegnete dem König, der mir köstlich zulächelte. Das ist das Vertrauen.«
Die Königin lachte; der Graf von Artois, der nicht mehr wußte, lachte auch, doch aus einem ganz andern Grund.
»Aber was fällt mir ein!« sagte er, »ich gedankenloser Mensch! Ich habe Fräulein von Taverney nicht einmal befragt, wie sie ihre Zeit angewendet.«
Die Königin schaute in ihren Spiegel, durch dessen Reflexe ihr nichts von dem, was im Zimmer geschah, entging.
Leonard hatte sein Werk beendigt, und von ihrem Frisirmantel von indischem Mousseline befreit, zog die Königin ihr Morgenkleid an.
Die Thüre öffnete sich.
»Ah!« sagte Marie Antoinette zum Grafen von Artois, »wenn Sie sich bei Andrée nach Etwas erkundigen wollen, hier ist sie.«
Andrée trat wirklich in demselben Augenblick ein; sie hielt an ihrer Hand einen schönen Cavalier, braun von Antlitz, mit schwarzen Augen, in denen ein tiefes Gepräge von Adel und Schwermuth unverkennbar, einen kräftigen Soldaten mit verständiger Stirne, einen Mann von ernster Haltung, einem von jenen schönen Portraits ähnlich, wie Coypel und Gainsborough sie gemalt haben.
Philipp von Taverney trug einen dunkelgrauen Rock, fein mit Silber gestickt, doch dieses Grau schien schwarz, dieses Silber schien Eisen zu sein; die weiße Halsbinde, der mattweiße Jabot stachen von der dunkelfarbigen Weste ab und der Puder der Frisur hob die männliche Energie der Gesichtshaut und der Züge hervor.
Philipp trat, eine Hand in der seiner Schwester, die andere um seinen Hut gerundet, vor.
»Eure Majestät,« sprach Andrée, indem sie sich ehrerbietig verneigte, »hier ist mein Bruder.«
Philipp verbeugte sich ernst und langsam.
Als er den Kopf wieder erhob, hatte die Königin noch nicht aufgehört, in ihren Spiegel zu schauen. Sie sah allerdings in ihrem Spiegel Alles eben so gut, als wenn sie Philipp in's Gesicht geschaut hätte.
»Guten Morgen, Herr von Taverney,« sagte die Königin.
Und sie wandte sich um.
Sie war schön in jenem königlichen Glanz, der um ihren Thron her die Freunde des Königthums und die Anbeter des Weibes blendete. Sie hatte die Macht der Schönheit, und, man verzeihe uns diese