Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
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»Verhängnis! Verhängnis!« murmelte der Abbé.
»Ja, doch hören Sie, das ist noch nicht Alles. Als der spanische Krieg beendigt war, fand sich die Laufbahn von Fernand durch den langen Frieden gefährdet, welcher voraussichtlich in Europa herrschen mußte. Griechenland allein hatte sich gegen die Türkei erhoben und seinen Unabhängigkeitskrieg begonnen; Aller Augen waren auf Athen gerichtet; die Mode heischte, die Griechen zu beklagen und zu unterstützen. Ohne sie offen in Schutz zu nehmen, duldete die französische Regierung, wie Sie wissen, teilweise Wanderungen zu ihnen. Fernand erbat sich und erhielt die Erlaubnis, in Griechenland zu dienen, während er nichtsdestoweniger in den Armeelisten fortgeführt wurde. Einige Zeit nachher erfuhr man, daß der Baron von Morcerf, dies war der Name, den er führte, in die Dienste von Ali Pascha mit dem Grade eines Generalinstructors eingetreten war. Ali Pascha wurde getötet, wie Sie wissen; aber ehe er starb, belohnte er die Dienste von Fernand, indem er ihm eine beträchtliche Summe zustellen liest, mit welcher Fernand nach Frankreich zurückkehrte, wo ihm sein Grad als Generallieutenant bestätigt wurde.«
»Heute also?« fragte der Abbé.«
»Heute,« fuhr Caderousse fort, »ist er Graf, Deputierter, und besitzt ein prachtvolles Hotel in Paris, Rue du Helder N. 27.«
Der Abbé,« öffnete den Mund, zögerte einen Augenblick, und sagte dann mit einer Anstrengung gegen sich selbst:
»Und Mercedes? man hat mich versichert, sie wäre verschwunden.«
»Verschwunden, wie die Sonne verschwindet, um am andern Tage glänzender aufzugeben.«
»Sie hat also ebenfalls Glück gemacht?« fragte der Abbé mit einem ironischen Lächeln.
»Mercedes ist in diesem Augenblick eine der vornehmsten Damen von Paris,« antwortete Caderousse.
»Fahren Sie fort.« sagte der Abbé; »es ist mir, als hörte ich die Erzählung eines Traumes. Aber ich habe selbst so außerordentliche Dinge erlebt, daß mich diejenigen, welche Sie mir mitteilen, weniger in Erstaunen setzen.«
»Mercedes war Anfangs in Verzweiflung über den Schlag, der ihr Edmond raubte. Ich sprach bereits von ihren Bitten bei Herrn von Villefort und von ihrer Ergebenheit für den Vater von Dantes. Mitten in ihrer Verzweiflung traf sie ein neuer Schmerz, der Abgang von Fernand, den sie mit seinem Verbrechen nicht bekannt, als ihren Bruder betrachtete. Fernand reiste ab, Mercedes blieb allein.
»Drei Monate verliefen für sie in Tränen; keine Kunde von Edmond, keine Nachricht von Fernand; nichts vor Augen, als einen Greis, der in seiner Verzweiflung hinstarb. Eines Abends, als sie ihrer Gewohnheit gemäß den ganzen Tag an der Ecke der zwei Wege, welche von Marseille zu den Cataloniern führen, sitzen geblieben war, kehrte sie niedergeschlagener als je in ihre Wohnung zurück: weder Geliebten noch Freund erschienen auf einem von den beiden Wegen, und sie hatte weder von dem Einem noch von dem Andern Kunde. Plötzlich kam es ihr vor, als hörte sie einen bekannten Tritt; sie wandte steh ängstlich um, die Thüre ging auf und Fernand erschien in seiner Unterlieutenants-Uniform..Es war nicht die Hälfte dessen, was sie beweinte, aber es war ein Teil ihres vergangenen Lebens, was zu ihr zurückkehrte. Mercedes faßte die Hände von Fernand mit einem Entzücken, das dieser für Liebe hielt, während es nur die Freude war, nicht mehr allein auf der Welt zu sein und endlich nach langen Stunden einsamer Trauer einen Freund wiederzusehen; und dann muß man sagen, Fernand war nie gehaßt gewesen, er war nur nie geliebte ein Anderer besaß das ganze Herz von Mercedes; dieser Andere war abwesend . . . verschwunden . . . vielleicht tot. Bei diesem letzten Gedanken brach Mercedes in ein Schluchzen aus und rang die Hände vor Schmerz; aber der Gedanke, den sie verwarf, wenn er ihr von einem Andern zugeflüstert wurde, kehrte jetzt ganz allein in ihrem Geiste ein; überdies sagte der alte Dantes unabläßig zu ihr: »»Unser Edmond ist tot, denn wenn er nicht tot wäre, käme er zu uns zurück.««
»Der Greis starb, wie ich Ihnen sagte, hätte er gelebt, so würde Mercedes vielleicht nie die Frau eines Andern geworden sein; denn er wäre da gewesen, um ihr ihre Untreue vorzuwerfen. Fernand begriff dies. Als er den Tod des Greises erfuhr, kehrte er zurück. Diesmal war er Lieutenant. Bei seiner ersten Reise hatte er Mercedes kein Wort von Liebe gesprochen, bei der zweiten erinnerte er sie daran, daß er sie liebte. Mercedes forderte noch sechs Monate von ihm, um Edmond zu erwarten und zu beweinen.«
»Das machte wirklich im Ganzen achtzehn Monate,« sagte der Abbé mit bitterem Lächeln. »Was kann der angebetetste Geliebte mehr fordern?«
Dann murmelte er die Worte des englischen Dichters:
»Frailty, thy name is woman!«6
»Sechs Monate nachher,« fuhr Caderousse fort, »fand die Hochzeit in der Kirche des Accoules statt.«
»Es war dieselbe Kirche, in der sie Edmond heiraten sollte,« murmelte der Abbé, »nur war der Bräutigam verändert.«
»Mercedes heiratete also,« sprach Caderousse, »doch obgleich sie in aller Augen ruhig erschien, wurde sie nichtsdestoweniger ohnmächtig, als sie vor der Reserve vorbeikam, wo achtzehn Monate vorher ihre Verlobung mit demjenigen gefeiert worden war, den sie noch liebte, wenn sie in den Grund ihres Herzens zu sehen gewagt hätte. Glücklicher, aber nicht ruhiger, denn ich sah ihn in jener Zeit, und er fürchtete beständig die Rückkehr von Edmond, war Fernand sogleich darauf bedacht, seine Frau aus der Gegend zu entfernen und sich selbst zu verbannen; er hatte zugleich zu viele Gefahren zu befürchten und zu viele Erinnerungen zu bekämpfen, wenn er bei den Cataloniern blieb. Acht Tage nach der Hochzeit reisten sie ab.«
»Sahen Sie Mercedes wieder?« fragte der Priester.
»Ja, zur Zeit des spanischen Krieges, in Perpignan, wo Fernand sie zurückgelassen hatte; sie beschäftigte sich damals mit der Erziehung ihres Sohnes.«
Der Abbé bebte.
»Ihres Sohnes?« sagte er
»Ja,« antwortete Caderousse, »des kleinen Albert.«
»Aber um diesen Sohn zu erziehen,« sprach der Abbé, »muß sie wohl selbst Erziehung erhalten haben? Es ist mir, als hätte ich von Edmond gehört, sie wäre die Tochter
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Schwachheit, dein Name ist Weib.