Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма

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Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма

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für Heiden halten.«

      »Mein Gott, was Du da sagst!« entgegnete das Mädchen ganz erschrocken.

      »Es ist die reine Wahrheit, Jungfer Gertrude. Der Herr Caplan wollte ihnen Vorstellungen machen, aber sie antworteten, sie würden ihn an den Bäumen aufhängen, den Kopf nach unten und ihn hin und her zerren wie eine Glocke, die geläutet wird, und ihr Caplan scheint ein wahrer Heide zu sehn; auch trägt er einen gewaltigen Schnauzbart und flucht mit den Andern um die Wette.«

      »Aber dann sind es ja keine ordentlichen adeligen Herren,« sagte Gertrude.

      »Doch, doch, vom besten deutschen Adel. Sie schämten sich gar nicht ihre Namen zu sagen und das ist gewiß viel nach der Art, wie sie sich benehmen. Der Aelteste ist ein Mann von etwa fünfzig Jahren und er heißt Graf von Waldeck. Er befehligt vier tausend Reiter in dem Heere Sr. Majestät Carls V. Von den beiden Andern kann der Eine vier- bis fünfundzwanzig, der Zweite neunzehn bis zwanzig Jahre alt seyn und der Eine ist sein ehelicher, der andere ein unehelicher Sohn. Wie ich aber gesehen habe – man sagt, es wäre oft so – scheint er den ehelichen Sohn weniger zu lieben als den andern. Der erstere ist ein schöner Mann mit blassem Gesicht, großen braunen Augen und schwarzem Bart und Haar; auch glaube ich, daß sich mit dem ein verständiges Wort reden ließe. Anders ist es mit dem Bastard, der hat rothes Haar und wahre Eulenaugen Gertrude, der ist ein wahrer Teufel. Gott verhüte, daß Du dem in den Wurf kämest! Er sah die gnädige Frau an, so… mir lief’s kalt über den Rücken.«

      »Wirklich?« fragte Jungfer Gertrude, die neugierig zu seyn schien, wie wohl ein Blick wäre, bei dem es Einem kalt über den Rücken läuft.

      »Gewiß und wahrhaftig,« betheuerte Philipp, »da bin ich aber fortgegangen. Jetzt will ich mich wieder hinschleichen, um zu sehen was weiter geschieht; ich komme bald wieder und erzähle es Dir.«

      »Ja, ja,« sagte Gertrude, »komm aber bald wieder und sieh Dich vor, daß Du kein Unglück nimmst.«

      »Da kannst Du unbesorgt seyn, Gertrude,« antwortete Philipp, »ich zeige mich nicht anders als mit einer Flasche in jeder Hand und da ich weiß, wo im Keller die gute Sorte liegt, so meinen es die Spitzbuben sehr gut mit mir.«

      Philipp ging wieder fort und schloß Gertrude von neuem ein, die nun reiflich darüber nachdachte, wie wohl die Augen aussehen möchten, die so schreckliche Blicke geben könnten.

      Noch hatte sie sich die Sache nicht ganz erklären können, obgleich sie wohl eine Stunde darüber gesonnen, als ihr Bote und Freund von neuem erschien.

      Einen Oelzweig brachte er indeß nicht mit. Der Graf von Waldeck und seine Söhne hatten durch Drohungen und Mißhandlungen die gnädige Frau gezwungen ihnen ihren Schmuck, ihr Silbergeschirr und alles Gold im Schlosse zu geben. Damit waren sie aber nicht zufrieden gewesen und die arme Frau war in dem Augenblicke, als sie die adeligen Räuber los zu seyn glaubte, ergriffen, geknebelt, an ihr Bett gelegt und in ihrem Zimmer eingesperrt worden, mit dem Versprechen, binnen zwei Stunden werde man das Schloß in Brand stecken, wenn sie bis dahin nicht zweihundert Rosenthaler aufgetrieben hätte.

      Jungfer Gertrude beklagte gebührendermaßen das Schicksal ihrer Herrin, da sie aber die fraglichen zweihundert Rosenthaler nicht besaß, sie ihr also nicht leihen und damit sie nicht befreien konnte, so bemühte sie sich an etwas Anderes zu denken und fragte Philipp, was der schändliche Bastard Waldeck mit dem rothen Haar und den schrecklichen Augen mache.

      Philipp antwortete, der Bastard sey eben daran sich zu betrinken, wobei ihn sein Vater getreulich unterstütze. Nur der junge Graf von Waldeck behalte unter den Schändlichkeiten so viel als möglich Kaltblütigkeit.

      Jungfer Gertrude hatte sehr große Lust, mit eigenen Augen zu sehen, wie die Schändlichkeiten denn eigentlich beschaffen wären… Das Plündern kannte sie schon, denn sie hatte Thérouanne plündern sehen, aber die andern Schändlichkeiten!

      Philipp erklärte ihr so gut als möglich was er meinte, nemlich daß die wilden Männer dasäßen, unmäßig tränken, äßen, schlechte Reden führten und namentlich sich ganz besonders gegen die Mädchen und Frauen benähmen, die ihnen in die Hände fielen.

      Diese Schilderung erhöhte denn natürlich die Neugierde Gertrudens noch viel mehr. Sie bat deshalb Philipp, er möge sie herauslassen, nur auf zehn Minuten; dieser wiederholte aber so oft und so ernsthaft, daß sie ihr Leben aufs Spiel setze, wenn sie sich herauswage, daß sie sich endlich vornahm, doch lieber in ihrem Versteck zu bleiben und auf den dritten Besuch Philipps zu warten, um dann einen Entschluß zu fassen.

      Dieser Entschluß war vor der Rückkunft Philipps gefaßt, nemlich mit Gewalt, wenn, es nicht anders gehe, aus dem Versteck zu flüchten, sich in das Schloß zu begeben, auf den geheimen Gängen hinzuschleichen und mit eigenen Augen zu sehen, was vorgehe, da denn jede Beschreibung, wie beredt sie auch seyn möge, immer hinter dem Beschriebenen zurückbleibe.

      Sobald sie zum dritten Male den Schlüssel hörte, wollte sie hinauseilen, es mochte Philipps Meinung seyn oder nicht, aber als sie den jungen Mann sah, wich sie entsetzt zurück.

      Philipp sah todtenbleich aus; sein Mund stammelte unzusammenhängende Worte und seine Augen hatten den stieren Ausdruck behalten, den das Entsetzen dem Blicke des Menschen gibt, welcher etwas Schauerliches, Grauenhaftes gesehen hat.

      Gertrude wollte ihn fragen, aber sie fühlte sich von dem Entsetzen Philipps selbst eiskalt berührt; die Blässe Philipps ging auf ihr Gesicht über und sie wurde vor seinem Schweigen stumm.

      Ohne etwas zu sagen, aber mit der Kraft des Entsetzens, dem Mancher nicht zu widerstehen versucht, ergriff er sie am Handgelenk und zog sie an die kleine Gartenthür, welche auf das Feld führte, während er stammelte:

      »Todt… ermordet… erdolcht!«

      Gertrude ließ sich führen; Philipp ließ sie einen Augenblick los, um die Thür des Gartens hinter ihnen zuzumachen; aber es war dies eine nutzlose Vorsicht, denn Niemand dachte, daran sie zu verfolgen.

      Aber die Erschütterung, welche der arme Philipp erfahren hatte, war zu gewaltsam gewesen, als daß die Bewegung, in die sie ihn versetzt, hätte anhalten können. Nach fünf Minuten verließ ihn die Kraft, er sank athemlos nieder und murmelte rauh, wie ein Mann, den der Tod bereits erfaßt hat, die schrecklichen Worte, die einzigen, die er über die Zunge brachte:

      »Todt… ermordet… erdolcht!«

      Gertrude hatte sich da umgesehen, sie war nur etwa zweihundert Schritte von dem Waldsaume; sie kannte diesen Wald, sie kannte die Höhle darin, es war also ein doppelter Zufluchtsort. Uebrigens traf sie am Ende gar in der Höhle Yvonnet.

      Zwar fühlte sie einigermaßen Gewissensbisse, daß sie den armen Philipp so am Rande eines Grabens in Ohnmacht liegen lasse, aber sie sah auch fünf bis sechs Reiter auf sich zukommen. Vielleicht gehörten diese zu den Leuten des Grafen Waldeck und sie hatte also gar keine Zeit zu verlieren, wenn sie ihnen entkommen wollte. Sie lief also nach dem Walde hin, ohne zurück zu sehen, sie lief wie gehetzt, bis sie das Gebüsch erreicht hatte; da erst blieb sie stehen, lehnte sich an einen Baum, um nicht zu fallen, und blickte ins Freie hinaus.

      Die fünf oder sechs Reiter waren an der Stelle angekommen, wo sie den ohnmächtigen Philipp verlassen hatte. Sie hatten ihn aufgehoben, da er aber keinen Schritt gehen konnte, legte ihn einer quer vor sich über den Sattel und so jagten sie fort.

      Uebrigens schienen die Leute nur gute Absichten zu haben und Gertrude fing an zu glauben, es hätte dem armen Philipp nichts Besseres geschehen können, als in solche Hände zu fallen, die so mitleidig zu seyn schienen.

      Als Gertrude sich so über das Schicksal ihres

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