Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма

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Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма

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halten; er gab seinem Pferde die Sporen und jagte dahin, um das von ihm gerettete Kind etwas früher zu sehen.

      Seine Ankunft war eine große Freude für das arme Kind; man hatte es mit Gewalt von der Leiche der Mutter wegreißen müssen; es wollte nicht glauben, daß sie todt sey und rief immer:

      »Verscharrt sie nicht! Legt sie nicht in das Grab! Sie wacht gewiß wieder auf.«

      Als man den Sarg fortgetragen, hatte man das Kind in dem Hause einsperren müssen.

      Der Anblick seines Retters tröstete es ein wenig. Als Emanuel ihm sagte, seine Mutter habe es auch sehen wollen und sie werde sogleich kommen, rief es:

      »Ach, Du hast eine Mutter? Dann will ich den lieben Gott recht bitten, daß sie nicht auch einschläft wie die meine.«

      Für die Bauern war es etwas Unerhörtes, daß die Herzogin selbst in das Dorf und in das Haus kommen werde, in welchem das Kind Aufnahme gefunden; sie liefen ihr entgegen.

      Endlich kam der Zug an und an der Spitze desselben ritt Scianca-Ferro.

      Emanuel führte seinen Schützling der Mutter vor und die Herzogin fragte, was Emanuel vergessen hatte, nemlich wie es heiße und wer seine Mutter gewesen.

      Das Kind antwortete, es heiße Leone und seine Mutter Leona, Weiteres wollte es nicht sagen und auf alle Fragen, die man that, antwortete es: »Ich weiß nicht.«

      Man errieth indeß leicht, daß dies Nichtwissen nur erheuchelt war und ein Geheimniß dahinter lag.

      Ohne Zweifel hatte ihm die Mutter im Sterben befohlen weiter nichts zu antworten, als was es eben sagte, denn gewiß konnte nur die Empfehlung einer sterbenden Mutter einen solchen Eindruck auf ein vierjähriges Kind machen.

      Die Herzogin beobachtete das Kind mit echt weiblicher Neugierde; obwohl es schlecht gekleidet war, hatte es doch feine und weiße Hände, und man erkannte, daß sie von einer eleganten und vornehmen Mutter gepflegt worden waren. Auch seine Sprache deutete Aristokratie an, und es sprach im vierten Jahre richtig italienisch und französisch.

      Die Herzogin ließ sich die Kleider der Mutter des Kindes vorlegen; es waren die einer Bäuerin.

      Die Bauern aber, die sie ausgekleidet und begraben hatten, behaupteten, sie hätten nie eine weißere Haut, zartere Hände und zierlichere Füße gesehen.

      Ein Umstand verrieth die Classe der Gesellschaft, welcher die arme Frau angehört hatte; sie trug zu ihrem Bäuerinanzug, in den plumpen Schuhen, seidene Strümpfe.

      Ohne Zweifel war sie in einer Verkleidung geflohen und hatte von dem Anzuge, den sie der Flucht wegen abgelegt, die seidenen Strümpfe behalten, die sie nach dem Tode verriethen.

      Die Herzogin kehrte dann zu dem kleinen Leone zurück und fragte ihn über alles aus, aber er antwortete standhaft: »Ich weiß nicht.« Etwas Anderes brachte sie nicht aus ihm. Sie empfahl ihn von neuem den Leuten, die ihn aufgenommen hatten, gab denselben noch einmal so viel Geld, als sie bereits bekommen hatten, trug ihnen auf, Nachforschungen in der Umgegend über die Mutter und das Kind anzustellen und versprach ihnen eine gute Belohnung, wenn sie ihr eine Aufklärung gäben.

      Der kleine Leone wollte durchaus Emanuel folgen und dieser drang seinerseits in die Mutter ihn mitzunehmen, denn er hatte das innigste Mitleid mit dem Verwaisten. Da ihm indeß sein Wille nicht erfüllt wurde, so versprach er sobald als möglich wieder zu kommen und auch die Herzogin sagte einen zweiten Besuch zu.

      Leider traten um dieselbe Zeit Ereignisse ein, welche es der Herzogin unmöglich machten ihr gegebenes Wort zu halten.

      Franz I. erklärte zum dritten Male den Krieg an Carl V. und zwar wegen des Herzogthums Mailand, dessen Erbe er von Valentine Visconti, der Gemahlin Ludwigs von Orléans, Bruders Carls VII., zu seyn behauptete.

      Das erste Mal hatte er die Schlacht von Marignan gewonnen.

      Das zweite Mal hatte er die Schlacht von Pavia verloren.

      Nach dem Vertrage von Madrid, nach dem Gefängnisse von Toledo, nach seinem Schwure namentlich hätte man glauben sollen, Franz I. habe alle Ansprüche auf das unglückliche Herzogthum aufgegeben, welches ihn, den König von Frankreich, überdies zum Vasallen des römisch-deutschen Kaisers gemacht hätte. Im Gegentheil, er wartete nur auf eine Gelegenheit, um es nochmals zu beanspruchen, und er ergriff die erste, die sich darbot.

      Es war zufällig eine gute, er würde aber auch eine schlechte ergriffen haben. (Franz I. war bekanntlich nicht sehr bedenklich in Sachen, welche die Leute abhalten, die man ehrliche nennt.)

      Die Gelegenheit, welche sich darbot, war folgende:

      Maria Francesco Sforza, der zweite Sohn Ludwigs »il moro« regierte in Mailand, aber ganz und gar unter der Oberherrlichkeit und der Schutzherrschaft des Kaisers, dem er am 23. December 1529 sein Herzogthum für die Summe von viermal hunderttausend Ducaten, im ersten Jahre der Regierung zahlbar, und für die von fünfmal hunderttausend abgekauft hatte, die in den folgenden zehn Jahren bezahlt werden sollten.

      Der Sicherheit wegen blieben die Castelle von Mailand, Como und Pavia in den Händen der Kaiserlichen.

      Um das Jahr 1534 nun beglaubigte Franz I. bei dem Herzoge Sforza einen mailändischen Adeligen, dessen Glück er, Franz I. gemacht hatte.

      Der Mann hieß Francesco Maraviglia.

      Er war am französischen Hofe sehr reich geworden und kehrte mit Freude und Stolz mit allem Pomp eines Gesandten in seine Geburtsstadt zurück.

      Er hatte seine Frau und seine dreijährige Tochter mitgebracht, in Paris aber, unter den Pagen des Königs von Frankreich, seinen zwölfjährigen Sohn Odoardo zurückgelassen.

      Warum erregte dieser Gesandte den Argwohn Carls V.? Warum forderte dieser den Herzog auf, ihn bei der ersten Gelegenheit zu entfernen? Das weiß man nicht und man könnte es nur erfahren, wenn man seine geheime Correspondenz mit Cosmo von Medici fände; genug, als die Diener Maraviglias Streit mit Leuten im Lande angefangen und das Unglück gehabt hatten, dabei zwei Unterthanen des Herzogs Sforza zu tödten, ließ dieser Maraviglia verhaften und in das Castell zu Mailand bringen, das, wie man weiß, von Kaiserlichen besetzt war.

      Was da aus ihm geworden ist, hat man nie mit Bestimmtheit erfahren. Einige sagten, er sey vergiftet worden. Andere meinen, er sey ausgeglitten und durch eine Fallthür hinabgestürzt, von deren Daseyn man ihn zu unterrichten vergessen; das Wahrscheinlichste ist, daß er insgeheim in seinem Gefängnisse ermordet wurde. Gewiß ist, daß er nicht wieder zum Vorschein kam und daß gleichzeitig mit ihm seine Frau und seine Tochter verschwanden, ohne daß man jemals wieder von ihnen hörte.

      Diese Ereignisse waren ganz kürzlich, kaum einige Tage vor dem Zusammentreffen Emanuels mit dem Kinde und der todten Frau, vorgekommen und sie sollten einen schrecklichen Einfluß aus das Geschick des Herzogs Carl haben.

      Franz I. ergriff die Gelegenheit.

      Nicht die Klagen des Kindes, das bei ihm geblieben war und Rache für den Mord seines Vaters verlangte, nicht die in der Person des Gesandten beleidigte Majestät, auch nicht das durch einen Mord verletzte Völkerrecht neigten bei ihm die Wage zum Kriege, sondern der alte Sauerteig der Rachsucht, der noch im Herzen des Besiegten von Pavia und des Gefangenen von Toledo lag.

      Ein dritter Feldzug nach Italien wurde beschlossen.

      Der Augenblick war gut gewählt. Carl  V. kriegte in Africa gegen den berühmten Khaïr Eddin,

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